Vermisst in Nastätten. Ute Dombrowski

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vermisst in Nastätten - Ute Dombrowski страница 11

Vermisst in Nastätten - Ute Dombrowski Blaues-Ländchen-Krimi

Скачать книгу

setzen wir den gesamten Polizeiapparat von Rheinland-Pfalz in Bewegung.“

      „Wie lustig er heute wieder ist. Arme Jennifer, wie halten Sie es nur mit diesem muffeligen Kerl aus? Und Undine erst!“

      „Ach Alina, er ist schon in Ordnung, man muss ihn nur lange genug kennen. Vor Weihnachten ist er immer ein bisschen unruhig, noch dazu, wo jetzt Schnee liegt.“

      „Ich gehe mal davon aus, dass er Schnee hasst und Weihnachten mag er auch nicht?“, fragte Alina mit einem süffisanten Lächeln.

      Jennifer grinste, während aus Reiners Augen Blitze schossen.

      „Gute Frau, kümmern Sie sich doch um Ihren eigenen Kram. Komm, Jennifer, es gibt Arbeit.“

      Er zog seine lachende Kollegin in Richtung Ausgang.

      „Und Spaß versteht er auch nicht!“, rief ihnen Alina hinterher.

      8

      Am Donnerstagmorgen war Sabine schon früh wach. Robert schnarchte und ein Arm hing aus dem Bett. Sabine fragte sich seit einiger Zeit, wie lange das noch gutgehen würde. Sie hatte versucht, eine Erklärung für sein verändertes Verhalten zu finden. Hatte er Ärger im Job? Dann könnte er doch darüber sprechen. Wenn er sie küsste, musste sie sich beherrschen, um nicht angewidert den Kopf wegzudrehen. Sie war nur froh, dass er sie sonst nicht mehr anrührte.

      Hatte er eine andere? Dann könnte er doch einfach gehen. Warum quälten sie sich denn so? Sie sah, dass er oft mit den Gedanken woanders war. Und war es nicht meistens eine Frau, an die ein Mann dachte? So, wie er sich ihr und Michelle gegenüber verhielt, hoffte sie sogar, dass er eine andere hatte. Sollte sie ihn danach fragen? Er würde sie nur wieder schlagen oder - was noch viel schlimmer war - seine Wut an Michelle auslassen.

      Sorgenvoll kam ein Seufzer aus ihrer Brust. Sie stand leise auf, um Robert nicht zu wecken. Er hatte sich den Wecker gestellt, um später zu seiner zweitägigen Dienstreise zu starten. Heute Abend war der Mädelsabend, es war der einzige Lichtblick, der sie im Moment glücklich machte. Sie stand vor dem Spiegel und schaute sich an. Sie sah ganz gut aus, aber die Ringe unter den Augen zeugten von den Sorgen, die sie belasteten. Am Anfang war es so schön gewesen, wieder einen Partner zu haben und Schmetterlinge im Bauch zu spüren. Die Schmetterlinge waren fort und Kälte und Angst hatten Einzug gehalten.

      Sabine bereitete das Frühstück vor und bald zog frischer Kaffeeduft durch das Haus. Der lockte Michelle im Schlafanzug in die Küche. Sie küsste ihre Mutter auf die Wange.

      „Guten Morgen, mein Kind. Was liegt heute an?“

      „Ich gehe in die Schule und am Abend zu Resi lernen. Bio kriegt sie nicht allein hin, aber mit meiner Hilfe wird das schon gut gehen.“

      „Sehr gut, dann setz dich, damit wir zusammen frühstücken können.“

      „Kommt Robert auch?“

      Sabine nickte.

      „Dann esse ich in meinem Zimmer.“

      „Aber Michelle …“

      „Nein Mama, ich setze mich mit dem Schläger nicht mehr an einen Tisch.“

      „Er hat sich doch entschuldigt und es wird nicht wieder vorkommen.“

      Sabine schämte sich abgrundtief.

      „ER hat sich entschuldigt?“, sagte Michelle aufbrausend. „DU hast das in seinem Namen getan, denn dieser Typ hätte es niemals gemacht. Wenn du es mit ihm aushältst, bitte, aber ich bin raus. Ich wurde geschlagen und du solltest ihn vor die Tür setzen.“

      „Wenn hier jemand vor die Tür gesetzt wird, dann wohl eher du!“, kam eine tiefe Stimme von hinten.

      Sabine und Michelle zuckten zusammen. Wie viel hatte er von ihrem Gespräch mitbekommen? Robert baute sich vor Michelle auf. Er zitterte vor Wut. Mit festem Griff packte er ihr ins Haar und stieß sie gegen die Wand. Das Mädchen schrie auf. Er ließ los und starrte sie an.

      „Fräulein, reiß dein dummes Maul nicht so weit auf. Mich schmeißt niemand aus dem Haus. Geh vor!“

      Er drängte sie aus der Küche und in Richtung Kellertreppe.

      „Runter!“

      Schritt für Schritt und mit der Angst im Nacken, der Freund ihrer Mutter würde sie stoßen, ging Michelle die Treppe hinunter. Robert schob sie zum Heizungskeller, öffnete die Tür und stieß sie hinein. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, der Schlüssel drehte sich und wurde abgezogen. Michelle rappelte sich auf und trommelte mit beiden Fäusten dagegen.

      „Mach auf, du Arsch, ich muss zur Schule!“

      Er schlug mit der Faust gegen die Tür und brüllte: „Du musst nirgendwo hin!“

      Oben in der Küche stand Sabine wie versteinert. Als Robert wieder vor ihr stand, war er immer noch wütend. Er packte Sabine am Arm.

      „Kannst du mir mal sagen, was hier los ist?“

      In einem Anflug von Leichtsinn sagte Sabine: „Das frage ich dich! Was haben wir dir denn getan, dass du so böse bist? Hast du Sorgen oder Ärger? Dann rede mit mir! Hast du eine andere?“

      Robert gab ihr eine schallende Ohrfeige und lachte laut.

      „Mann, ich habe keine andere und auch keine Sorgen. Ich bin halt manchmal sauer und ihr macht nur, was ihr wollt. Ihr seid total egoistisch!“

      „Nur weil ich einmal alle zwei Wochen die Mädels treffe, bin ich doch nicht egoistisch. Ich kümmere mich doch sonst immer um dich. Bitte lass uns reden.“

      „Ich mag aber nicht reden. Du hast ein gutes Zuhause und musst nirgends hin. Bleib einfach mit deinem Arsch hier und mach deine Arbeit.“

      „Ich werde heute Abend in die Gondola gehen.“

      „Du wirst was?“

      „Ich gehe in die …“

      Weiter kam Sabine nicht. Roberts Gesichtszüge veränderten sich zu einer zornigen Grimasse. Rasend vor Wut zerrte er sie zu Michelle in den Keller, steckte den Schlüssel ins Schloss des Heizungskellers und öffnete die Tür. Michelle dachte, Robert lässt sie wieder raus, aber stattdessen fiel ihr Sabine weinend vor ihre Füße. Das Mädchen konnte nicht mehr atmen, der Anblick ihrer Mutter auf dem Boden hatte ihr einen Schock versetzt.

      „So, jetzt zeige ich euch mal, wo ihr hingeht. Nämlich nirgends!“, brüllte Robert, um gleich darauf mit gefährlich leiser Stimme weitersprach. „Schreit ruhig, euch hört niemand. Ich bin Freitagabend wieder da. Und bis dahin verhaltet ihr euch ruhig, sonst passiert was.“

      Dabei trat er nach Sabine, die immer noch zusammengekauert auf dem Boden lag. Er verließ den Keller. Michelle half Sabine auf und nahm die zitternde Frau schützend in den Arm. Nach zehn Minuten hörten Sabine und Michelle Robert noch einmal zurückkommen. Die Tür wurde aufgerissen und ein Eimer flog hinein.

      „Das ist euer Klo! Hier ist Wasser und etwas zu essen.“

Скачать книгу