Vermisst in Nastätten. Ute Dombrowski
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Читать онлайн книгу Vermisst in Nastätten - Ute Dombrowski страница 6
„Was macht dein Kommissar? Fängt er noch Verbrecher? Ich habe lange nichts mehr gehört.“
„Er fängt noch Verbrecher, doch nur kleine. Im Moment ist es ruhig, aber das sollte auch zu Weihnachten so sein.“
„Pah! Weihnachten! Lass mich mit dem Gedusel in Ruhe. Es ist ein Tag wie jeder andere, nur dass mehr gefressen wird.“
„Ach komm, ein bisschen Besinnlichkeit würde dir auch mal guttun. Dann findest du vielleicht mal eine Frau.“
Günther lachte und winkte ab.
„Wer braucht schon Weiber? Die machen ja sowieso nur, was sie wollen. Keine will mehr auf einen Mann hören und es muss alles nur gut und teuer sein. Nein, nein, Weiber kommen mir nicht ins Haus.“
„Das ist schade, denn du verpasst etwas.“
„Was denn? Sowas wie dich oder diese Anna?“
Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, da stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht.
„Rede mir nicht von der! Die denkt, sie hat das Sagen, seit sie im Gemeinderat mitmischt. Aber Politik ist Männersache, basta!“
Undine hatte keine Lust mehr, Günthers Sprüchen zuzuhören, also nickte sie und verließ das Grundstück. In diesem Moment kam Anna aus dem Kindergarten.
„Nanu? Habe ich etwas verpasst?“, fragte Undine lachend.
„Nein, absolut nichts. Ich habe meine Nichte weggebracht, weil meine Schwägerin einen frühen Termin hat. Wie geht es dir? Was machst du hier?“
„Ich habe deinen Lieblingsmenschen besucht und ein Geschenk für Reiners Mutter abgeholt.“
Undine zeigte Anna das Brett.
„Naja, das kann er wirklich gut, aber ansonsten ist der Mann eine Plage. Ich bin immer froh, wenn ich ihn nicht sehen muss. Letztens auf der Gemeindesitzung hat er sich wieder wichtig gemacht und in einem Anlauf alle Fettnäpfchen genommen. Die anderen, die zum öffentlichen Teil gekommen waren, haben nur den Kopf geschüttelt. Aber vergessen wir mal Günther. Ich freue mich so auf Donnerstag!“
Jetzt strahlte Anna, als würde sie in zwei Tagen in die Südsee fliegen. Undine konnte sie gut verstehen. Waren doch die Mädelstreffen voller Wärme und Fröhlichkeit, dazu kam das gute Essen.
„Ich zehre auch immer tagelang von der entspannten Stimmung. Hoffentlich kommen dieses Mal alle.“
„Es wäre schade, schließlich ist das unser Abschluss für dieses Jahr. Denkst du dabei an Sabine?“
Undine nickte.
„Ich finde es schon immer merkwürdig, dass ihr Robert sie so früh abholt. Als könne sie nicht selbst heimgehen.“
„Ja!“, rief Anna. „Ich mag den Kerl nicht, auch wenn er gut aussieht, höflich und charmant ist. Ich finde, er strahlt … ähm, … so eine eigenartige Kälte aus.“
„Genau, ich mag den auch nicht. Je länger ich ihn kenne, desto unangenehmer ist er mir.“
„Denkst du, er ist gut zu Sabine und Michelle?“
Undine zuckte mit den Schultern. Darüber hatte sie sich schon so viele Gedanken gemacht, und seit Jasmin von Michelles Verletzungen berichtet hatte, spukten ihr böse Bilder im Kopf herum. Sollte sie Anna davon erzählen? In Gedanken sah sie Lene und Jasmin vor sich, die empört den Kopf schüttelten und entschied sich dagegen. Sie würde Sabine am Donnerstag ein bisschen auf den Zahn fühlen.
„Ich hoffe es. Wir können ja Sabine fragen, wie er ist.“
Jetzt schaute Anna auf die Uhr.
„Oh, ich muss los, die Schule fängt sonst ohne mich an.“
Sie lachten.
„Dann beeil dich! Die Kinder müssen etwas lernen.“
„Bis übermorgen!“
Undine sah ihr nach, bis sie in ihr Auto geschlüpft war. Dann fuhr sie zurück nach Nastätten. Im Buchladen hielt sie ein Schwätzchen mit Anja Liefelt-Brünn und machte sich danach auf den Weg zum Bäcker.
Kornelia Krinkmann begrüßte sie freundlich.
„Hallo Undine, wie geht es dir? Was machen die Verbrecher?“
„Guten Morgen, meine Liebe. Die Verbrecher haben auch Advent, da müssen sie sich zusammenreißen. Machst du mir einen Kaffee?“
Undine lag gut in der Zeit, also konnte sie sich auch ein Schwätzchen mit Kornelia gönnen. Vielleicht wusste die etwas Spannendes über Robert und Sabine.
Aber leider hatte Kornelia keine Zeit zum Reden, denn ständig kamen Kunden. Missmutig machte sich Undine auf den Heimweg.
5
„Wage es nicht, irgendjemandem davon zu erzählen! Ich weiß, dass ihr Undine einen Brief schreiben wolltet.“
„Was … woher?“
„Denkst du, ich bin blöd? Ich habe ihren Briefkasten kontrolliert und werde das jeden Tag tun. Was, glaubst du, passiert, wenn ich auch nur einen winzigen Zettel von dir dort finde? Weihnachten ohne Michelle, weil sie im Krankenhaus liegt? Wie wäre das?“
Robert stand mit zornigem Blick vor Sabine. Sie schüttelte den Kopf und zitterte. Er hatte das Gespräch zwischen ihr und Michelle belauscht, in dem das Mädchen geplant hatte, Undine über Robert zu informieren. Sabine hatte sie ängstlich gebeten, vorsichtig zu sein. Robert zerrte an ihrem Oberarm und es tat höllisch weh. Es war nicht das erste Mal, dass er ihr wehtat, aber als er Michelle vor ihren Augen geschlagen hatte, nur um Sabine zu zeigen, welche Macht er über sie hatte, war sie in eine Art Starre verfallen, hoffnungslos und voller Angst. Sabine fühlte sich in der Falle: Verhielt sich Michelle nicht so, wie Robert es wollte, tat er Sabine weh. Verhielt sich Sabine nicht so, wie er es erwartete, tat er Michelle weh.
„Ich schwöre, ich sage nichts!“
Seit er den beiden vor einer Weile eine Ansage gemacht hatte, wie es in Zukunft hier laufen würde, war das Mädchen aufsässig gewesen. Da musste er sie in die Schranken weisen.
„Ich muss zur Arbeit. Wenn ich zurückkomme, seid ihr besser zuhause!“
Statt sich wie sonst mit einem Kuss zu verabschieden, nahm Robert Sabines Kinn in die Hand und drückte zu.
„Ich kann noch ganz anders, meine Schöne. Wenn du nicht machst, was ich will, dann hat Michelle nächstes Mal vielleicht nicht so viel Glück.“
Sabine schluckte und atmete erst auf, als Robert aus dem Haus war. Sie schleppte sich die Treppe hinauf, klopfte an Michelles Tür und trat ein.
„Liebes, wie geht es dir?“
„Kannst