Die Ehebrecherin. Geri Schnell
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Читать онлайн книгу Die Ehebrecherin - Geri Schnell страница 4
Den achten Hieb nimmt sie kaum noch wahr, da er im Dauerschmerz untergeht. Trotzdem findet sie die Kraft und verflucht alle Männer, zumindest die Islamischen Männer.
Nur noch zwei, dann hat sie es überstanden. Doch die Schmerzen sind jetzt so gross, dass sie beinahe ohnmächtig wird. Als die Peitsche auf ihrem Rücken niedergeht, ist sie wieder hellwach. Nun verflucht sie ihre Mutter, welche sie nicht vor den Männern beschützen konnte.
Nach dem zehnten Hieb ist es überstanden. Nun hängt sie ohnmächtig am Haken. Die letzte Sekunde vor der Ohnmacht verflucht sie noch Allah, dann wurde es dunkel und sie fühlte nichts mehr.
Masa erwacht erst wieder, als ihr Bruder ihr mit einem nassen Lappen das Gesicht wäscht. Der Rücken schmerzt sehr, doch noch mehr schmerzt ihre Seele. Sie hat den Glauben an die Menschen verloren. Ihr Herz ist voller Hass. Ein Gefühl, das sie bisher nicht kannte.
Als sie wieder bei Bewusstsein ist, verarztet ihr Bruder ihren blutenden Rücken mit einer Salbe, welche ihm der Wärter freundlicherweise gegeben hatte, die verhindert, dass starke Narben zurückbleiben. Auch betäubt sie den Schmerz ein wenig.
«Du kannst deine Schwester jetzt nach Hause nehmen. Wir erwarten sie in einem Monat.», erklärt ihm der Wärter zum Abschluss. Dann schliesst er das Gefängnistor.
«Kannst du dich an mir festhalten?», fragt Elin, «du musst auf dem Motorrad sitzen, sonst musst du zu Fuss gehen.»
«Wird schon gehen», entgegnet Masa, «aber fahre vorsichtig.»
Zuhause wird sie von ihrer Mutter in Empfang genommen. Sie geleitet sie in ein kleines Zimmer. Während sie im Gefängnis war, liess Vater eine Mauer hochziehen, so dass sie jetzt in einem abschliessbaren Zimmer untergebracht ist.
«Welche Schande für die Familie», brummelt Mutter, als sie sie aufs Bett legt, ihr eine Wasserflasche neben das Bett stellt und danach die Zimmertüre von aussen verriegelt. Nun ist Masa mit ihrem Zorn allein. Sie wagt nicht daran zu denken, was in einem Monat geschieht. Werden die Schmerzen nochmal so stark sein?
Die Flucht
Die nächsten Tage sind für Masa die Hölle. Sie kann nur auf dem Bauch liegend schlafen. Auch die Verachtung der Familie schmerzt sie sehr. Ihr neues Gefängnis wird gut bewacht. Sie darf das Zimmer nur zum gemeinsamen Essen mit der Familie verslassen. Zur Verrichtung ihrer Notdurft muss sie sich durch Klopfen an der Tür bemerkbar machen. Ist niemand zuhause, hat sie für den Notfall einen Eimer im Zimmer, in den sie die Notdurft verrichten kann. Nach dem ersten Mal richtet sie es immer so ein, dass das Geschäft nach dem Essen erledigt werden kann, was auch bei der Familie besser ankommt, denn der volle Eimer riecht nicht angenehm.
Am Tisch wird kaum gesprochen. Die Verachtung der Eltern ist allgegenwärtig. Sie hatten so grosse Hoffnungen in Masa gesteckt und gehofft, dass sie in eine angesehene Familie einheiraten könnte, doch das ist jetzt nicht mehr möglich. Es sieht ganz so aus, dass sie noch lange in ihrem Zimmer bleiben muss. Welcher Mann will schon eine Ehebrecherin heiraten?
Nach einer Woche lassen die Schmerzen am Rücken nach. Gleichzeitig steigt ihr Hass auf ihre Familie. Sie ist von ihr sehr enttäuscht. Kein Mitgefühl, einzig die Verachtung ist allgegenwärtig.
«Ich habe versucht», beginnt ihr Vater am Mittagessen an Masa gewandt, «dass die Strafe auf Bewährung ausgesetzt wird, bin aber nicht durchgekommen. Das Urteil bleibt bestehen. Der Prozess gegen Arif hat letzte Woche stattgefunden, das Urteil, eine Geldbusse und dazu noch die Kosten für den Anwalt. Ich habe Arif die Hälfte der Buse bezahlt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er verführt wurde und in milde bestraft. Zumindest zu meinem Bruder wird sich das Verhältnis normalisieren.»
Masa könnte schreien vor Wut. Am Beginn der Rede ihres Vaters war sie gerührt, dass er sich für sie einsetzte, soviel hatte sie nicht erwartet, doch dann, wie er über das Urteil gegen Arif informiert. Das war ein weiterer Peitschenhieb für Masa. Ihrem Vater ist ein gutes Verhältnis zu seinem Bruder wichtiger, als das Wohlergehen seiner Tochter. Die zählt schon lange nichts mehr.
Die nächsten Tage wurde bei Tisch nicht mehr gesprochen. Masa könnte ebenso gut tot sein, sie vermutet, dass die Familie sogar erleichtert wäre. Sie bleibt in ihrem Zimmer und der Hass, welcher sich ihn ihr aufstaut, wird immer grösser. Sie überlegt auch, ob sie sich das Leben nehmen soll. Weiss aber nicht wie.
Nach zwei Wochen klopft sie an die Türe, sie muss dringend. Diesmal ist nur ihr Bruder zuhause. Die Eltern sind beide bei der Arbeit.
«Wie geht es dir?», fragt Elin.
«Dumme Frage», entgegnet Masa, «wie soll es mir schon gehen, das siehst du ja selber.»
«Ja das sehe ich», meint Elin, «deshalb habe ich mir überlegt, ob ich dir zur Flucht verhelfen soll. Ich kann dich nicht so leiden sehen.»
«Natürlich würde ich flüchten», entgegnet Masa, «nur wie soll ich das anstellen, nachher wird alles noch viel schlimmer.»
«Ich könnte dich nachts mit dem Motorrad zum Strand fahren und dir ein Boot mit Essen bereitstellen, den Rest müsstest du selber durchstehen.»
«Das würdest du für mich machen?», Masa ist über seinen Vorschlag überrascht, damit hat sie nicht gerechnet.
«Ich denke, ich könnte es so planen», meint Elin, «dass es niemand bemerkt, dass ich dir geholfen habe und wenn, wäre es nicht schlimm, ich kann dich nicht länger leiden sehen.»
«Ich liebe dich!», Masa ist froh, dass sie ihren Bruder nicht verflucht hatte, «alles ist besser als so weiterzuleben!»
«Es ist gefährlich, wenn dich kein Schiff entdeckt und aufnimmt, wäre das dein Tod.»
«Damit ist mein nächstes Problem gelöst, ich überlege die ganze Zeit, wie ich mich umbringen könnte. So weiterleben bringt nichts, da bin ich lieber Tod.»
«Dann sind wir uns einig», meint Elin, «ich brauche einige Tage, um alles vorzubereiten. Benimm dich ganz normal, nicht dass die Eltern misstrauisch werden. Schlafe jetzt immer am Tag, damit du nachts hellwach bist.»
«Danke», Masa umarmt ihn, «ich hoffe, dass es gelingt und wenn nicht, ist eh alles aus.»
Vier Tage später öffnet Elin mit dem Nachschlüssel, welchen er sich beschafft hat, die Türe zum Zimmer von Masa. Die wartet bereits hinter der Türe und schlüpft durch. Elin schliesst die Türe sofort wieder und die beiden verlassen geräuschlos die elterliche Wohnung. Es ist eine dunkle Nacht. Der Mond ist noch nicht aufgegangen. Das einzige Problem könnte der Hund der Nachbarn sein. Elin erwartet, dass er kurz angibt, aber das kommt regelmässig vor. Wichtig ist, dass er sich schnell wieder beruhigt.
Das Motorrad hat Elin rund zwei Kilometer vom Haus entfernt abgestellt. Erreichen sie das Motorrad, ohne dass jemand Alarm auslöst, ist das Schlimmste überstanden.
Der Hund knurrt nur kurz. Elin kann ihn beruhigen, er kennt seine Stimme und beruhigt sich sofort wieder. Nun eilen die Zwei durch die Nacht. Noch immer vorsichtig jede Deckung ausnützend. Endlich zieht Elin das Motorrad aus seinem Versteck und startet es. Masa springt auf und klammert sich an Elin und schon geht es los.
Auf der Fahrt zu Hafen erwarten sie keine Probleme. Es gibt