Die Ehebrecherin. Geri Schnell

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Die Ehebrecherin - Geri Schnell

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das fällt niemandem auf.

      Elin lenkt das Motorrad am Hafen vorbei und fährt den schmalen Weg, welchen die Badegäste benutzen, der Küste entlang. Kurz bevor der Weg endet, hält er an. In der kleinen Bucht, ganz in der Nähe des verhängnisvollen Strands, erreichen sie das Meer.

      Versteckt hinter einem Felsen zieht Elin das kleine Boot aus dem Versteck. Es gehört einem Mann aus Riad, welcher ab und zu hierher zum Fischen kommt. Elin weiss, dass er diesen Monat nicht kommt und so ist niemandem aufgefallen, als er das Boot gestern Nacht aus dem Hafen gefahren und hinter dem Felsen versteckt hatte. Die Vorräte wurden schon während drei Tagen heimlich auf das Boot gebracht, es ist alles gut vorbereitet. Ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr.

      Elin hilft Masa auf das Boot und erklärt kurz, wie sie damit umgehen muss. Das Boot hat einen schwachen Motor. Elin hat keine Ahnung, wie lange das Benzin reicht.

      «Wenn du auf dem Meer draussen bist, schalte den Motor aus und zieh an diesem Seil das Segel hoch. Es sind keine starken Winde angesagt, du wirst es schnell lernen, wie du mit dem Segel umgehen musst.»

      «Danke für alles», Masa umarmt ihren Bruder und beeilt sich, den Motor zu starten. Sie dürfen keine Zeit verlieren. Elin muss rechtzeitig wieder zuhause sein.

      Der Motor startet und Elin hilft noch das Boot ins Meer zu schieben. Der Motor ist leise und es ist um diese Zeit niemand so nahe, dass er den Motor hören könnte. Noch einmal kurz winken, dann ist Masa auf sich allein gestellt.

      Als sie keine Lichter mehr sehen kann, stellt sie den Motor ab und lässt sich treiben. Nun ist sie allein, ein Zurück gibt es nicht mehr, denn dann würde sie beschuldigt, wegen der Strafe geflohen zu sein. Nicht auszudenken, wie der Kadi dieses Vergehen ahnden würde.

      Masa legt sich hin. Elin hat eine Art Bett vorbereitet. Doch zum Schlafen ist sie zu aufgeregt. Die letzten Tage vor ihrer Flucht hat sie sehr viel geschlafen, sie braucht jetzt keinen Schlaf.

      Wie geht ihr Leben jetzt weiter? Sie wagt nicht daran zu denken. Das Einzige was feststeht ist, dass es ihr bisheriges Leben nicht mehr gibt. Sie weint ihm keine Träne nach.

      Sie muss dann doch eingeschlafen sein. Beim Aufwachen liegt sie im schaukelnden Boot und schaut auf die Plane, welche über der Liege gegen die Sonne aufgespannt ist. Die Sonne steht schon hoch am Himmel. Vermutlich hat sie sehr lange geschlafen. Langsam wird ihr bewusst, auf welches Abenteuer sie sich da eingelassen hat. Soweit ihr Blick reicht, alles nur Wasser. Zum Glück ist das Meer ruhig. Sie trinkt etwas Wasser aus dem Kanister, dann geht sie nochmals die Ratschläge von Elin durch, die er ihr mit auf die Reise mitgegeben hatte. Das Segel ist unter der Bank deponiert, nun versucht sie es hochzuziehen. Nicht so einfach, doch beim dritten Versuch klappt es und das Segel bläht sich im Wind auf. Auf dem Segel ist mit roter Farbe «SOS» aufgemalt. Sie beobachtet die Sonne und lenkt das Boot so, dass es sich von der Küste Saudi-Arabiens entfernen sollte, denn das wäre das Schlimmste was ihr passieren könnte, wenn sie in Saudi-Arabien stranden würde, dann wäre alles aus!

      Nun sitzt sie im Boot und betrachtet das Segel, mehr kann sie nicht tun. Natürlich sucht sie regelmässig den Horizont ab, ob ein Schiff zu erkennen ist, doch da sind keine Schiffe. Elin hat ihr erklärt, dass es sicher einige Tage braucht, bis sie in den Bereich von Schifffahrtsrouten kommt. Im Moment ist es besser, wenn keine Schiffe auftauchen, es währen mit grosser Sicherheit, arabische Fischer und denen müsste sie ausweichen, was allerdings schwierig würde.

      Welches Schiff auf der internationalen Schiffsroute zum Suezkanal sie schlussendlich aufnimmt, spiel keine Rolle, da soll sie das erstbeste Schiff anhalten, wenn das überhaupt geht.

      Sie sitzt schon stundenlang im Boot. Ab und zu döst sie ein, die restliche Zeit hängt sie ihren Gedanken nach. Sie durchlebt nochmals ihre Erinnerungen. Als kleines Mädchen hatte sie es noch gut. Sie hatten nicht viel und mussten ihrer Mutter zur Hand gehen. Doch das empfand sie nicht als Arbeit. Dazwischen konnte sie mit anderen Mädchen im kleinen Dorf spielen. Natürlich merkte sie, dass ihr Bruder Elin vom Vater mehr beachtet wurde, aber sie kannte nichts anderes.

      Ab dem 12. Geburtstag war es vorbei. Die Eltern sperrten sie in ihr Zimmer ein. Als sie fragte warum, hiess es: «Das schreibt der Koran vor.»

      Inzwischen weiss sie, dass es mit ihrem Wandel vom Kind zur Frau zu tun hat. Für sie war es ein gravierender Einschnitt in ihr Leben. Sie langeweilte sich zu Tode. Nur wenn die Familie zuhause war, durfte sie in den Wohnraum und in die Küche, wo sie Mutter beim Kochen helfen musste.

      Nach zwei Monaten wagt sie den Computer von Elin einzuschalten. Zum Aufladen steckte der den Laptop in ihrem Zimmer ein. Keiner der Familie konnte sich vorstellen, dass Masa sich mit dem Ding beschäftigen könnte. Als sie bemerkte, dass der Laptop immer in ihrem Zimmer aufgeladen wird, achtet sie darauf, wie Elin es bediente. Es brauchte einige Zeit, doch dann konnte sie mit dem Gerät umgehen. Als Erstes lernte sie einige Worte englisch. Das Übersetzungsprogramm hatte sie schnell begriffen.

      Sie wagt es nur, die Seiten anzuklicken, welche Elin aufrief. Doch bereits da öffnet sich für Masa eine völlig neue Welt. Nun konnte sie die Stunden, welche sie allein in ihrem Zimmer verbringen musste, gut nützen. Der Hund des Nachbars warnte sie rechtzeitig, so dass sie sich ausloggen konnte. Sie sieht, wie andere junge Frauen leben. Die haben keine Einschränkungen. Warum können die jungen Frauen in Europa und Amerika, das Leben geniessen und Frauen unter der Knute des Islam, werden eingesperrt, das ist einfach ungerecht.

      Nachdem sie nach einem Nickerchen aufwacht, beschliesst sie, nur noch in englischer Sprache zu denken. Für sie kennt die Arabische Sprache, nebst dem alltäglichen Umgang, eh nur die endlosen Suren, welche sie immer wieder zitieren muss. Inzwischen weiss sie, dass das zur Kontrolle der Bevölkerung dient. Alle sollen gleichgeschaltet werden, so können sie leichter kontrolliert werden. Sie hasst alles was mit Saudi-Arabien zu tun hat.

      Leider kann sie ihren Wortschatz in englischer Sprache momentan nicht erweitern, aber die wenigen Worte die sie kennt, will Masa beherrschen. Sie hat keinen Vergleich, wie ihr Englisch tönt, aber das spielt momentan keine Rolle. Ob ihr je wieder jemand zuhören wird, steht noch nicht fest. Weit und breit keine Schiffe in Sicht. Vielleicht muss sie auf dem Boot sterben, das ist durchaus möglich, aber immer noch besser als die Peitschenhiebe. Was wird dann? Wird sie zu einer der tausend Jungfrauen, welche den Märtyrer zustehen, welche für ihren Glauben sterben? Mit dieser Vorstellung hat sie ein Problem, was sollen die mit ihr anfangen? Zumindest die, welche sich mit einer Bombe in die Luft jagten. Die dürften ein Problem haben, sie zu benutzen.

      Ihre Gedanken zum Tod sind überflüssig. Es kommt, wie es kommt. Sie kann es nicht mehr beeinflussen. Nach dem Koran gibt es im Jenseits so oder so nur ein Paradies für Männer. Frauen sind da ausgeschlossen, was mit ihnen geschieht, interessierte die Männer, welche den Koran schrieben, nicht. Die sind eine unbedeutende Nebenerscheinung.

      Inzwischen hat sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie weiss nicht mehr, wie lange sie im Boot auf dem Meer treibt. Langsam gehen ihr die Vorräte aus. Sie darf nur noch geringe Mengen essen und vor allem trinken, denn der Wasserkanister ist beinahe leer. Die Zeit, in welcher sie dösend, um nicht zu sagen bewusstlos im Boot liegt, wird immer länger. Noch beobachtet sie in den Wachphasen den Horizont und sucht ihn nach Schiffen ab, aber da ist nur Wasser. Dann schläft sie wieder ein, immer mit dem Bewusstsein, dass es das Letzte ist welches sie wahrnimmt, bevor sie für immer einschläft.

      Als sie wieder einmal aufwacht, erkennt sie ein Gesicht, welches sich über sie beugt. Beim zweiten Blick stellt sie fest, dass es ein Mann ist. Noch kann sie ihre Situation nicht einschätzen, wo ist sie? Auf jeden Fall ist sie noch am Leben, ihr Leben wird weiter gehen. Nur wie, das steht noch nicht fest.

      Der Mann wischt ihr das Gesicht mit einem nassen Lappen ab. Als er

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