Die Ehebrecherin. Geri Schnell

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Die Ehebrecherin - Geri Schnell

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Suppe. Ein Grossteil läuft ihr über das Kinn. Der Mann tupft die Tropfen mit einem Tuch weg. Er will sie ins Leben zurückholen. Es reicht nur zu wenigen Löffel Suppe, dann schläft Masa wieder ein.

      Noch einige Male erwacht Masa und bemerkt, dass sich jemand um sie kümmert. Ob es immer derselbe Mann ist, kann sie nicht feststellen, sie ist noch zu schwach. Doch langsam erholt sie sich soweit, dass sie wieder zu Denken beginnt. Sie ist gespannt auf ihr zweites Leben.

      Als sie wieder einmal aufwacht, bemerkt sie, dass sich niemand sonst im Zimmer aufhält. Verwundert stellt sie fest, dass sie nackt im Bett liegt. Es gibt keine Decke mit der sie sich bedecken könnte. Auf einem Tisch neben dem Bett steht eine Schale mit Reis. Sie löffelt die Schale leer und schläft wieder ein. Langsam kommt sie wieder zu Kräften. Da sie dem Mann nicht traut, spielt sie, wenn der Mann ins Zimmer tritt, weiter die Erschöpfte.

      Als der Mann ihr die nächste Schale mit Reis bringt, stellt sie sich weiterschlafend und horcht, was nun geschieht. Sie spürt, wie der Mann ihren Busen streichelt. Dass er dabei mit seinem Schwanz spielt, schliesst sie aus den Geräuschen und dem Wippen des Betts. Sie wagt es nicht, die Augen zu öffnen.

      Schon nach kurzer Zeit spürt sie, dass etwas Warmes auf ihren Bauch. Masa zwingt sich ruhig zu bleiben. Kurz darauf wischt der Mann sie mit einem nassen Lappen ab, dann verlässt er schnell den Raum.

      Muss sie so dafür bezahlen, dass sie zu essen bekommt? Wenigstens ist sie am Leben. Sie ist dem, oder den Männern ausgeliefert. Das ist die harte Wirklichkeit, denn wenn sie Masa über Bord werfen, würde das niemand bemerken. Sie ist nur froh, dass sie weiter die Schwache gespielt hat. Wer weiss, auf was für Ideen, der oder die Männer sonst noch gekommen wären. Sie muss also das Spiel weiterspielen, das ist ihre einzige Chance. Doch irgendwann, wird das Schiff einen Hafen anlaufen, dann muss sie bereit sein.

      Noch einige Male erhält sie das Essen auf gleiche Weise serviert. Da sie nicht hinschauen kann, weiss sie immer noch nicht, ob es immer der gleiche Mann ist. Da sie die Berührungen unterschiedlich wahrnimmt, geht sie davon aus, dass die Männer abwechseln.

      Inzwischen kann sie die Zeit, zwischen den Männerbesuchen abschätzen. Es hat sich ein Rhythmus eingespielt, der vermutlich vom Essen bestimmt wird. Masa riskiert jetzt, die unbeobachtete Zeit zu nutzen und durchsucht ihre Kabine. Diese hat nebst dem Bett, einen Schrank und ein Bullauge. Der Blick durchs Bullauge bringt nichts neues, nur Meer, soweit das Auge reicht. Interessanter ist der Schrank. In diesem findet sie ihre Kleidung, schön zusammengefaltet. Das reicht ihr, sie legt sich wieder aufs Bett.

      Bei der nächsten männerlosen Zeit, beschäftigt sie sich mit dem Bullauge. Es lässt sich öffnen und ist gross genug, dass sie durchschlüpfen kann. Nur ein Sprung ins Meer ist momentan nicht sinnvoll, aber wenn sie einen Hafen anlaufen, ergibt sich vielleicht eine Möglichkeit zu fliehen.

      Bereits zwei Tage später bemerkt sie, dass immer öfter andere Schiffe auftauchen. Noch wagt sie es nicht, durchs Bullauge zu flüchten. Doch sie bereitet sich vor. Sie schläft möglichst viel und isst so viel wie möglich. Dann verlangsamt das Schiff die Geschwindigkeit. Ihr Bullauge erlaubt ihr einen Blick über den Hafen. Die Anlegestelle ist auf der anderen Seite. Ihr Plus rast. Sie muss sich entscheiden, bleiben oder alles auf eine Karte setzen und fliehen.

      Die Entscheidung ist schnell gefallen, sie wartet noch die Abenddämmerung ab, dann geht sie zum Schrank und zieht sich an. Jetzt gibt es kein Zurück.

      Das Öffnen des Bullauges ist kein Problem. Die nächsten Schiffe sind weit weg, es wird niemandem auffallen. Über dem Bullauge ist eine Vorhangstange montiert, die nutz sie, um sich hochzuziehen. Mit den Beinen voran schiebt sie sich durchs Bullauge. Wenn sie jetzt stecken bleibt, ist alles umsonst. Sie dreht und wendet sich, dann ist sie durch und hängt, sich mit den Händen am Rand festhaltend, an der Schiffsseite. Wie weit es zum Wasser ist, kann sie in der Dämmerung nicht erkennen, noch ein kurzes Zögern, dann lässt sie sich fallen.

      Ihr Aufprall auf dem Wasser ist heftig, doch sie taucht wieder auf und schwimmt möglichst nahe an der Schiffswand und horcht, ob sich die Geräusche ändern. Es bleibt bei den üblichen Hafengeräuschen, ihr Sprung ins Wasser wurde nicht bemerkt. Sie schwimmt in Richtung Bug. Nun kann sie die Hafenmauer beobachten. Es herrscht noch viel Betrieb, es ist besser, wenn sie noch etwas wartet. Rittlings setzt sie sich auf die Nase am Bug und wartet ab. Dann realisiert sie, dass je länger sie in der Nähe des Schiffes bleibt, das Risiko steigt, dass man sie entdeckt. Sie muss es wagen. Zwanzig Meter entfernt, führt eine Treppe vom Wasser auf den Steg. Sie stösst sich ab und schwimmt auf die Treppe zu. Klatschnass steigt sie hoch und geht, ohne die Leute zu beachten in Richtung Stadt. Wo ist sie, was erwartet sie? Erleichtert stellt sie fest, die Leute tragen keine muslimische Kleidung. Sie ist weit genug von Saudi-Arabien entfernt.

      Vorsichtig folgt sie dem Menschenstrom, welcher sich mehrheitlich vom Hafen in Richtung Stadt bewegt. Alle scheinen ein Ziel zu haben, nur sie nicht. Sie lässt sich treiben. Niemand beachtet sie, sie verschwindet in der Masse. Die Luft ist schwül und ihr Rock ist schon bald wieder trocken. Ein Name auf einem Schild verrät, sie ist in Mumbai gestrandet.

      Mumbai

      Ihre muslimische Kleidung fällt nicht auf. Auch scheint sie niemand zu suchen. Das ist eine andere Welt. Keinen interessiert, was der andere macht. Ein krasser Unterschied zu ihrer Heimat. Da kontrolliert man jeden Schritt des Nachbarn. Kommt er verspätet zum Gebet? Ist die Kleidung korrekt? Erst in der eigenen Wohnung hat man gewisser Freiheiten, doch selbst da, wachen Vater und Mutter darauf, dass die Regeln eingehalten werden.

      Noch immer folgt sie dem Menschenstrom. Bei Kreuzungen wählt sie die Strasse, auf der am meisten Menschen sind. Ein ungewohntes Gefühl, sie wird nicht beachtet. Es ist ihr recht, das Wasser im Hafen war schmutzig und nun sind ihre Haare verklebt. Auch der Rock, der ist jetzt wieder trocken, aber total zerknittert. Noch immer geniesst sie ihre Freiheit. Ohne Kontrolle zu Leben ist etwas Neues für sie.

      Während sie durch die Strassen schlendert, beginnt sie nachzudenken. Mumbai? Die Stadt sagt ihr nichts, in Saudi-Arabien hört die Welt nach Riad und Mekka auf, danach gibt es nichts mehr. Einige Gebäude sind mit einer Flagge geschmückt. Nun erinnert sie sich, die Flagge könnte auf Indien hindeuten. Nur, das hilft ihr nicht weiter, über Indien weiss sie nichts, das wurde in der Schule nicht erwähnt und auch Elin hat sich nie mit Indien befasst. Eins ist ihr wichtig, Moslems sieht man hier keine, oder sie sind so gekleidet, dass man sie nicht erkennt. Von der Seite droht wenig Gefahr.

      Nun geht es darum, wie und wo sie die Nacht verbringen soll. Noch sind die Strassen voller Leute, die Stadt scheint nicht zu schlafen. Eigentlich braucht sie keinen Schlaf, die letzte Zeit hat sie sehr viel geschlafen. Auch der Hunger hält sich in Grenzen, trotzdem sucht sie nach einem ruhigeren Platz, die Gefahr entdeckt zu werden ist gering. Jetzt muss sie ihr Leben selber in die Hand nehmen.

      Nun ändert sie ihr Vorgehen. An Kreuzungen folgt sie der Strasse mit weniger Menschen. Schliesslich legt sie sich in einem verlassenen Park hinter einer Bank ins Gras und döst vor sich hin. Nun ist sie plötzlich allein. Passanten gehen vorbei, ohne sie zu beachten. Sie fühlt sich sicher, hier kann sie einige Stunden bleiben. Erfreut stellt sie fest, die Flucht aus Saudi-Arabien ist gelungen. Zu gerne hätte sie das Gesicht gesehen, welches der Kadi macht, wenn er erfährt, dass die Auspeitschung nicht stadtfinden kann, weil die Delinquentin verschwunden ist.

      Es ist noch dunkel, als sie aufwacht. Nun wird ihr bewusst, dass sie das Leben selber in die Hand nehmen muss. Bereits vor Sonnenaufgang erwacht die Stadt, auch in den Aussenbezirken langsam zum Leben. Der erste Tag als freie Frau beginnt. Was wird er ihr bringen? Doch frei sein, heisst auch, sich selber versorgen. Was kommt als nächstes?

      Sie steht auf und wagt sich wieder auf eine grössere

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