Der verkannte Papst Alexander VI.. Walter Brendel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der verkannte Papst Alexander VI. - Walter Brendel страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Der verkannte Papst Alexander VI. - Walter Brendel

Скачать книгу

in Italien zwischen Frankreich und Spanien zu erhalten versucht, urteilen etwa August Franzen und Remigius Bäumer in ihrer Papstgeschichte. Für die Kirche allerdings, so ihre Bilanz, war sein Pontifikat dennoch „ein Unglück“.

      Noch sein Tod löste wilde Gerüchte aus: War er womöglich selbst Opfer einer Vergiftung geworden? Hatten er und sein Sohn versehentlich aus Pokalen getrunken, die eigentlich für ihre Feinde bestimmt waren? Die Forschung hält längst auch eine profanere Ursache für möglich: Malaria.

      Der Rest ist Legende.

      Die Kritik an dem landläufigen Geschichtsbild von den verbrecherischen und sittenlosen Borgia, das etwa Alexander VI., um nochmals Stendhal zu zitieren, als die gelungenste Inkarnation des Teufels auf Erden erscheinen lässt, beschränkt sich nicht etwa auf den Versuch, lediglich einen Teil der gegen die Borgia erhobenen Vorwürfe zu entkräften oder zu mildern.

      Sie versucht vielmehr nachzuweisen, dass dieses Geschichtsbild in seiner Gesamtheit mit den historischen Tatsachen nicht vereinbar ist und die Borgia das Opfer einer Legendenbildung geworden sind. So vertritt etwa Susanne Schüller-Piroli in einem 1963 erschienenen Werk mit dem Titel „Borgia. Die Zerstörung einer Legende“ die Auffassung, dass das Bild der Borgia im Laufe der Zeit eine regelrechte Dämonisierung erfahren hat.

      Dies ist freilich nur eine von vielen Kritiken an dem herkömmlichen Borgia-Bild. Schon der den Päpsten sicher keine übermäßige Sympathie entgegenbringende Voltaire hat sich über die Verteufelung der Borgia lustig gemacht. Der große katholische Historiker der Päpste, Ludwig von Pastor, distanzierte sich von dem ausschließlich negativen Borgia-Bild ebenso wie der liberale Ferdinand Gregorovius, der nach einem eingehenden Quellenstudium in seiner Biografie über Lucrezia Borgia nachwies, dass diese sicher nicht das giftmörderische Ungeheuer war, als das sie vielfach dargestellt worden ist. Allerdings sieht auch das Bild, welches Pastor und Gregorovius von den Borgia zeichnen, immer noch wenig vorteilhaft aus. Die wohlwollendsten Beurteilungen der Borgia findet man häufig bei protestantischen, angelsächsischen Historikern. Es seien hier nur die Namen von Roscoe, Creighton, einem anglikanischen Bischof, und Garnett genannt. Nicht zu Unrecht meint daher Will Durant in seiner „Kulturgeschichte der Menschheit“ etwas skeptisch, dass sich das Urteil dieser Autoren über die Borgia durch große Milde auszeichne. Sein eigenes Urteil über die Borgia unterscheidet sich dann allerdings von dem der eben genannten Autoren wenig. Die wohl leidenschaftlichste Verteidigung der Borgia findet sich in dem fünfbändigen Werk des Paters Peter de Roo „Material for a History of Pope Alexander VI“.

      Insgesamt kann man sich jedoch — trotz de Roo — nicht des Eindrucks erwehren, dass die Borgia in der Regel umso milder beurteilt werden, je weniger nah der Beurteilende der katholischen Kirche steht. Bei der Frage, ob dies ein Zufall ist oder tiefere Gründe hat, sollte man vielleicht eine Tatsache nicht außer Acht lassen:

      Aus heutiger Sicht scheinen die Borgia römischen Cäsarengestalten wie Caligula und Nero näher zu stehen als unserer Gegenwart. Gleichwohl waren die Borgia-Päpste Calixt III. und Alexander VI. — von einer Ausnahme abgesehen — die letzten nichtitalienischen Päpste der Kirchengeschichte bis zu dem am 16. 1o. 1978 zum Papst gewählten Polen Karol Wojtyla. Zugleich waren sie nach dem „Exil“ der Päpste von Avignon, an dessen Beendigung Calixt maßgeblichen Anteil hatte, das einzige nichtitalienische Geschlecht, das wie die großen italienischen Häuser der Colonna, Orsini, Conti, Gaetani, Medici, della Rovere als Familie, oder besser als Dynastie, die Macht im Vatikan ausgeübt hat.

      Nach dem von den Italienern als Maranen — eine Bezeichnung für getaufte, aber ihrem Glauben treugebliebene Juden — bezeichneten Borgia hat es bis zur Wahl von Johannes Paul II. nur einen nichtitalienischen Papst gegeben. Dies war der ehemalige Erzieher Kaiser Karls V., der Holländer Hadrian VI. Er wurde am 9. I. 1522 zum Papst gewählt, trat sein Amt am 31.8. 1522 an und verstarb schon ein Jahr später am I 5. 9. 1523. Es wurde von Gift gesprochen.

      Im Gegensatz zu den Borgia-Päpsten war Hadrian, der als einziger der Renaissancepäpste ernsthaft den Versuch unternommen hat, die Kirche zu reformieren, über jeden moralischen Zweifel erhaben. Gleichwohl oder gerade deshalb zog sich Hadrian den unversöhnlichen Hass der Römer zu. Über seinen Tod berichtet Gregorovius: „Nicht der Tod Alexanders VI. war in Rom mit solcher Freude begrüßt worden. Die ausgelassene Jugend bekränzte die Haustüre des päpstlichen Arztes und heftete darauf die Inschrift: >Dem Retter des Vaterlandes. Der Senat und das Volk von Rom.< Als den vielleicht Einsamsten der Päpste hat ihn der Historiker Heinz Kühner wohl zu Recht bezeichnet.“ Der Hass, der diesem völlig integren Papst entgegengeschlagen ist, spricht sicher nicht gegen die Meinung derer, die, wie etwa Susanne Schüller-Piroli, die Auffassung vertreten, der Hass gegen die Borgia sei weniger eine Folge ihrer Sittenlosigkeit als ihrer Herkunft und der Tatsache gewesen, dass sie es unternommen haben, die Macht des römischen Adels im Kirchenstaat zu brechen.

      Die Borgia (italienisch) oder Borja (spanisch und valencianisch) waren eine aus Spanien (genauer: der heutigen Autonomen Region Valencia) stammende Adelsfamilie. Die Borgia stammen aus dem Königreich von Valencia, im Süden der Konföderation der Krone Aragón, vor allem aus València und Xàtiva. Die Familie kam zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Italien zu Macht und Reichtum. Die Borgiafamilie stammte aus dem Dorf Borja in Aragón. Sie pflegten ihre Wurzeln und sprachen auch in Rom innerhalb der Familie die katalanische Sprache. Roderic Llançol i de Borja wurde als Sohn des aus Valencia stammenden Jofré de Borja y Escrivà (1390–1436), Sohn von Rodrigo Gil de Borja i de Fennolet und Sibilia d’Escrivà i de Pròixita, und der aus Aragonien stammenden Isabel de Borja y Llançol (1390–1468), Tochter von Juan Domingo de Borja und Francina Llançol, geboren.

      Andere Quellen sprechen aber dafür, dass er als unehelicher Sohn seines „Onkels“, des späteren Papstes Calixt III., geboren wurde; seine Mutter war eine Schwester Calixts.

      Der Familienname wird Llançol in Valencia geschrieben. Die allgemeine spanische Schreibweise ist Lanzol. Rodrigo nahm den Familiennamen Borgia an, als sein Onkel mütterlicherseits, Alonso de Borja, zum Papst gewählt wurde. Dieser regierte als Papst Kalixt III. von 1455 bis 1458 und ermöglichte Rodrigo de Borja den Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie.

      Wappen der Borgia

      Rodrigo Borgia studierte zunächst – ab etwa 1453 – in Bologna kanonisches Recht, nachdem er von seinem Onkel bereits mit zahlreichen lukrativen Pfründen ausgestattet worden war, unter anderem als Kanonikus in Xàtiva. Er war zwar kein Priester – das wurde er, wie damals nicht unüblich, erst Jahre später – dennoch ernannte ihn sein päpstlicher Onkel am 20. Februar 1456 zum Kardinaldiakon von San Nicola in Carcere und bereits im darauffolgenden Jahr zum „Vizekanzler der Heiligen Römischen Kirche“. Dieses auf Lebenszeit verliehene Amt und seine zahlreichen Pfründen – Rodrigo stand etwa 30 Bistümern als Titularbischof vor – machten ihn zu einem der reichsten Männer Europas. Ab 1458 war er in commendam Kardinaldiakon von Santa Maria in Via Lata. 1471 wurde er Kardinalbischof von Albano und 1476 von Porto.

      Schauen wir uns zunächst den ersten Papst aus dem Geschlecht der Borgia etwas genauer an.1

      Er wurde als Sohn von Juan Domingo de Borja und Francina Llançol in Xàtiva, einem Ort in València, geboren. Alonso stammte aus dem spanischen Geschlecht der Borja, das dem niederen Landadel angehörte und im Laufe der Zeit verschiedene Führungspositionen in Valencia eingenommen hatte. Seine Schwester war Isabella de Borja y Llançol, die mit Jofré de Borja y Escrivà (Jofré de Borja) verheiratet wurde und Mutter des späteren Papsts Alexander VI. war. Er studierte zunächst kanonisches Recht in Lleida und begann 1408 seine kirchliche Laufbahn. 1411 wurde er zum Kanoniker an der Kathedrale von Lleida ernannt, ein Amt, für das der Familie Borja offensichtlich ein Vorschlagsrecht zustand. Um diese Zeit prophezeite der dominikanische Bußprediger Vicente Ferrer dem jungen Kleriker,

Скачать книгу