Der verkannte Papst Alexander VI.. Walter Brendel
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der verkannte Papst Alexander VI. - Walter Brendel страница 7
Wie zu dieser Zeit üblich, verlangten die Kardinäle von ihm eine Wahlkapitulation, doch Papst Paul II. widerrief seine Wahlkapitulation, die ihn zur Berufung eines allgemeinen Konzils und zum Türkenkrieg verpflichtete, sofort nach seiner Krönung. Papst Paul II. wandte sich offen gegen die römische Akademie und hob schließlich auch das Abbreviatorenkollegium6 auf.
Aus heutiger Sicht wird Papst Paul II. als ein Antihumanist bezeichnet: Er war des Lateinischen nicht mächtig und auch kein Freund der Bildung. Er führte das Birett7 der Kardinäle ein und legte 1470 das Jubeljahr auf alle 25 Jahre fest.
Sixtus IV.
Der auf den Namen Francesco Getaufte entstammte einer angesehenen, jedoch armen Familie aus Ligurien. Den Namen della Rovere übernahm er später von einer Turiner Familie, mit der er nicht verwandt war. Rovere ist die Traubeneiche, und das Wappen des Papstes und auch seines Neffen Julius II. zeigt eine solche Eiche mit 12 goldenen Eicheln. Er wurde von seiner Mutter bereits im Alter von 7 Jahren in geistliche Obhut gegeben, und als er das notwendige Alter erreicht hatte, trat er dem Franziskanerorden bei. In der Folgezeit studierte er Philosophie und Theologie in Bologna, Chieri, Padua und Savona.
Am 14. April 1444 erreichte er den Doktorgrad in Theologie an der Universität Padua. Nun engagierte sich Francesco della Rovere in der Lehre, er hielt Vorlesungen in Bologna, Florenz, Padua, Pavia, Perugia und Siena. Hierdurch weckte er unter anderem die Aufmerksamkeit von Kardinal Basilius Bessarion. Bei seinen Zeitgenossen war Francesco della Rovere wegen seiner Lehrtätigkeit und als hervorragender Prediger geschätzt.
Francesco della Rovere wurde am 19. Mai 1464 auf Grund seiner Leistungen zum Generalminister des Franziskanerordens gewählt. Am 18. September 1467 erhob ihn Papst Paul II. in den Kardinalsrang (Titelkirche: San Pietro in Vincoli) und berief ihn an die Kurie nach Rom. Es wird von vielen Historikern vermutet, dass es Kardinal Bessarion war, der den Papst zu dieser Kardinalserhebung veranlasst hat.
Am 19. Mai 1469 trat er von seinen Leitungsfunktionen innerhalb des Franziskanerordens zurück, um sich seinen Tätigkeiten innerhalb der Kurie voll zuzuwenden. In dieser Zeit verfasste er viele theologische Abhandlungen, so auch die beiden Traktate De potentia Dei und De sanguine Christi.
Am 9. August 1471 wurde er nach dreitägigem Konklave überraschend zum neuen Papst gewählt. Das Kardinalskollegium hatte ihm vor seiner Ernennung jedoch verschiedene Wahlkapitulationen abgefordert. Die Namenswahl bezieht sich auf den altrömischen Märtyrer Sixtus II., an dessen Festtag das Konklave begann. Hatte man von dem Ordensgeneral zunächst eine Neubesinnung auf pastorale Leitwerte erwartet, so zeigte sich während seines Pontifikats sehr bald, dass Papst Sixtus IV. ein ausschweifender Nepotist war.
Bereits am 16. Dezember 1471 ernannte Papst Sixtus IV., entgegen den Vereinbarungen der Wahlkapitulationen, zwei seiner Neffen, Pietro Riario und Giuliano della Rovere, zu Kardinälen. Im Jahr 1474 folgte noch sein Neffe Girolamo Riario und im Dezember 1477 der Sohn einer Schwester Girolamos, Raffaele Sansoni-Riario. Außerdem besetzte Papst Sixtus IV. viele weitere geistliche und weltliche Positionen innerhalb der Kurie und des Kirchenstaats mit Angehörigen seiner Familie. In seinem dreizehnjährigen Pontifikat ernannte er 34 Kardinäle, 6 davon waren Mitglieder seiner Familie. Die übrigen Kardinalsernennungen betrafen Repräsentanten der Höfe von Frankreich, Kastilien, Portugal, Neapel und Mailand, ebenso wie Vertreter des römischen, genuesischen und venezianischen Adels. Das Heilige Kollegium hatte zum Zeitpunkt seiner Papstwahl insgesamt 25 Kardinäle umfasst.
1473 wollte der Papst aus Anlass der Vermählung Girolamo Riarios mit Caterina Sforza das kirchliche Lehen Imola einziehen und an Riario weitergeben; als Vorwand dienten ihm der Lehenszins, den Taddeo Manfredi angeblich schuldig geblieben war. Manfredi hatte die Stadt jedoch bereits 1471 heimlich an die in Mailand regierenden Sforza abgetreten. Der als Kardinallegat 1474 zu den Sforza gesandte Pietro Riario konnte jedoch erreichen, dass die Mailänder ihre Ansprüche gegen die Zahlung von 40.000 Dukaten an Girolamo zu verkaufen bereit waren; das Geld hierfür sollten die Pazzi und die Medici vorstrecken. Da Florenz ebenfalls Anspruch auf Imola erhoben hatte, verweigerte Lorenzo de’ Medici seine Beteiligung am Kredit und forderte die Pazzi auf, sich ebenfalls den päpstlichen Wünschen zu verweigern. Tatsächlich kam der Kredit mit anderen Geldgebern, aber unter Beteiligung der Pazzi zustande.
Im Sommer 1474 geriet Sixtus von neuem in einen Konflikt mit den Florentinern, als er die Stadt Città di Castello beanspruchte, die den Florentinern von Papst Eugen IV. zur Begleichung seiner Schulden überlassen worden war. Der Nepot Giuliano della Rovere, der nach dem Tode Pietro Riarios Anfang des Jahres dessen Platz eingenommen hatte, wollte die Stadt für seinen Bruder Giovanni. Der Streit konnte erst durch das Eingreifen Federico da Montefeltros (Heerführer des Papstes und von diesem während der Auseinandersetzungen zum Herzog von Urbino erhoben) geschlichtet werden, der Niccolò Vitelli, der die Stadt bis dahin für Florenz gehalten hatte, zur Aufgabe überreden konnte.
Zu neuen Auseinandersetzungen mit Florenz führten die anstehenden Besetzungen der Bistümer Florenz und Pisa. Dem vom Papst zum Erzbischof von Pisa eingesetzten Francesco Salviati wurde – da die Florentiner das Vorschlagsrecht besaßen und den Kandidaten des Papstes ablehnten – der Zugang nach Pisa verwehrt.
Salviati, ein enger Vertrauter des Nepoten Girolamo Riario, setzte gemeinsam mit diesem und Francesco de’ Pazzi eine Verschwörung ins Werk, die einen Machtwechsel in Florenz herbeiführen sollte. Dieser Umsturzversuch, der als Pazzi-Verschwörung in die Geschichte eingegangen ist, fand die ausdrückliche Billigung des Papstes, wie der in Diensten des Papstes stehende Condottiere Giovan Battisto Montesecco später in seinem Geständnis angab. Dabei sollten Lorenzo de’ Medici und sein Bruder Giuliano „entfernt“ werden und Pazzi sowie Riario die Macht in Florenz übernehmen. Montesecco, der zur Mitwirkung am Umsturz vorgesehen war, weigerte sich zunächst und bestand darauf, vom Papst persönlich die Anordnung dazu zu erhalten. Daraufhin kam es zu einer Unterredung Monteseccos mit Sixtus, an der neben Salviati auch Riario teilnahm. Riario verlangte dabei sogar vom Papst vorsorglich die Absolution für die geplanten Morde. Dies lehnte der Papst – unter Hinweis auf sein Amt – ab, eher ließ er den Verschwörern schließlich freie Hand bei der Wahl ihrer Mittel.
Zunächst sollte Lorenzo nach Rom vorgeladen werden, wo man ihn festnehmen wollte, während gleichzeitig sein Bruder in Florenz ermordet werden sollte. Als dies nicht gelang, reisten die Verschwörer nach Florenz und verübten am 26. April 1478 im Dom zu Florenz das Attentat. Giuliano wurde getötet, Lorenzo konnte verletzt entkommen. Salviati, der versucht hatte, den Palast der Signoria zu besetzen, wurde festgesetzt und noch am selben Tag an einem der Fenster des Regierungspalastes gehängt.
In der Folge verlangte Sixtus die Auslieferung Lorenzos, um den Umsturz doch noch herbeizuführen, konnte sie aber trotz Bann und Interdikt gegen Florenz nicht erzwingen. Es waren letztlich der Fall Otrantos, das 1480 von den Türken erobert wurde, und die daraus folgende Einsicht, dass die Einheit Italiens im Kampf gegen die Türken erforderlich wäre, die eine Aussöhnung zwischen Florenz und dem Papst herbeiführten.
Sixtus setzte alles daran, seinem Nepoten Girolamo Riario, der mittlerweile die Herrschaften Imola und Forlí erhalten hatte, zu weiteren Herrschaftserwerbungen zu verhelfen. Seine Begehrlichkeiten richteten sich zunächst auf Faenza, Ravenna und Rimini. 1481 hatte der Papst außerdem ein Abkommen mit Venedig geschlossen, das sich gegen Ercole I. d’Este, Herzog von Ferrara, richtete. Die Venezianer wollten den Herzog vertreiben und sich seinen Besitz einverleiben, der Papst aber beabsichtigte lediglich, sich der Venezianer zur Vertreibung des d’Este zu bedienen, um Ferrara anschließend Girolamo zuschanzen zu können. Wie schon Kalixt III. streckte er seine Hände nach dem Königreich Neapel aus, um es für seine Familie zu gewinnen; auch hier sollte ihm Venedig hilfreich zur Hand gehen. Doch zum Ärger des Papstes fand Ercole im sich 1482 entspannenden Ferraresischen Krieg, der bald ganz Italien in ein Schlachtfeld verwandeln sollte,