EINE EVOLUTION, ABER UNTERSCHIEDLICHE GESCHICHTEN?. Albert Helber

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EINE EVOLUTION, ABER UNTERSCHIEDLICHE GESCHICHTEN? - Albert Helber Mentale Evolution und menschliche Geschichte

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aus Mutualismus wird Vertrauen, aus Kooperation wird Erfolg“ schreibe ich. Aus ablehnenden Phänomenen werden in der biologischen Evolution Zelltod oder Vernichtung, Parasitismus und Konkurrenz. „Vernichtung“ haben wir in Kriegen viel erfahren müssen. Parasitismus wird beim Menschen Misstrauen oder Unbehaglichkeit auslösen. Konkurrenz kann gelegentlich hilfreich sein, doch führt sie in der Regel zur Niederlage eines Konkurrenten.

      Wie sehr ein unterschiedliches Menschenbild das wirtschaftliche Handeln beeinflusst zeigen zwei Väter einer klassischen Ökonomie17: Für den Begründer moderner Nationalökonomie Adam Smith (1723 - 1790) ist „eigennütziges“ Handeln Garant für eine gesellschaftliche Ordnung: Die Eigenliebe eines Handwerkers produziert ein Möbelstück und will auch Gewinne machen. Er versorgt aber auch Andere, die daraufhin ihr handwerkliches Produkt erstellen und verkaufen. Ein „mutualistisch“ ausgerichtetes gegenseitiges Handeln oder eine „win-win-Situation“ wird so zur „sozialen Marktwirtschaft“ eines Adam Smith. 5o Jahre vor Adam Smith hat Bernard Mandevilles (1670-1733) die Ichsucht oder den Egoismus des Menschen zum Stimulus für wirtschaftliches Handeln erklärt. Der intelligenteste „Konkurrent“ gewinnt im wirtschaftlichen Handeln. Bestimmen bei Adam Smith Mutualismus oder Kooperation das wirtschaftliche Handeln in einer „sozialen Marktwirtschaft“, so erklärt Mandevilles den Egoismus oder die Konkurrenz zum entscheidenden wirtschaftlichen Stimulus. Er wird von Hobbes Ideologie des „homo homini lupus est“ unterstützt und wird schließlich die Ideologie einer „kapitalistischen Weltwirtschaft“ bestimmen.

      5. Strategien sensorischer Intelligenz.

      Eine erste Strategie sensorischer Intelligenz ist Entwicklung von Diversität und Komplexität, aber auch Reduktion von Komplexität durch eine Antwort. Der evolutionäre Trend hin zu Differenzierung und Komplexität zeigt sich bereits in der Entwicklung von Instinkten. Instinkte sind genetisch festgelegte- und direkte Reiz-Antwort Reaktionen. Gleichzeitig sind sie hoch komplexe endokrin- oder neuronal bearbeitete Verhaltensmuster, mit denen Tier und Mensch ihre Ernährung sichern, ihr Überleben ermöglichen und ihre Fortpflanzung organisieren. Die Komplexität eines Schlüsselreizes wird von der Intelligenz des Gehirns, - für Instinkte ist dies der Hirnstamm -, mit einem unterschiedlichen-, mit einem topischen oder phobischen Verhalten beantwortet. Im Instinkt werden aus direkten Reiz- Reaktionen hochkomplexe Abfolgen von Assoziationen, welche z.B. zu einem Nestbau, zu Ritualen der Partnersuche oder der Brutpflege führen. Sie folgen einem gelenkten Zusammenspiel , für das wir in unseren Tagen das Wort „Algorithmus“ benutzen. Algorithmen sind Handlungs-anweisungen zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. Sie bestehen aus vielen wohldefinierten- und festgelegten Einzelschritten und werden als Handlungsanweisungen oder Programme zusammen gefasst. Algorithmen sind eindeutig, sind festgelegt und haben eine Lösung als Ziel. All diese Eigenschaften zeigen Instinkte auch. Ihre Einzelschritte sind Assoziationen und deren Zusammenfassung in einen Algorithmus ist neuronal oder hormonal entworfen und genetisch verankert. Ziel ist ein Verhalten, das ein Überleben ermöglicht.

      Evolutionäre Intelligenz macht aus einem Schlüsselreiz eine unterschiedliche Antwort in Form von topisch- oder phobisch reagierenden Instinkten und schafft eine tierische Vielfalt oder Diversität. Nicht weniger häufig wählt evolutionäre Intelligenz den entgegengesetzten Weg und entwirft aus einer großen Zahl sensorischer Informationen e i n e Antwort. Aus einer Vielzahl sensorischer Wahrnehmungen macht die biologische Evolution einen Algorithmus, eine Handlungsanweisung als Instinkt. In der menschlichen Sprache als einem Schlüsselelement menschlicher Kultur beobachten wir gleichartige Verfahrensweisen: Mit einem Wort werden nicht selten ganz unterschiedliche Bedeutungen ausgedrückt und andererseits werden viele Worte und deren Bedeutung zu einer Kategorie zusammengefasst und damit Vielfalt und Komplexität reduziert. Menschliche Kultur folgt nicht selten den von der biologischen Evolution benutzten Mustern: Die Entwicklung von Diversität ist ein biologisches Phänomen und die Reduktion oder der Umgang mit Komplexität genauso. Menschliche Intelligenz übernimmt von evolutionärer Intelligenz die Entwicklung von Diversität und kann deren Komplexität in e i n e n Handlungsaspekt des menschlichen Bewusstseins zurückführen. Heute sind Algorithmen die Basis für künstliche Intelligenz. Das Auftauchen von Phänomenen der evolutionären Intelligenz in der menschlichen Intelligenz sollte uns demütig machen und uns davon abhalten, die schöpferische- oder kulturelle Intelligenz des Menschen zu überschätzen.

      Das eigene Überleben zu sichern, dafür benötigt eine biologische Kreatur wiederum Strategien einer Verarbeitung sinnlicher Wahrnehmungen: Um zu überleben braucht es zunächst einen gesunden Körper. Regelmäßige-, aus dem eigenen Körper stammende Rückmeldungen müssen sein Wohlbefinden registrieren oder Krankheiten und Defizite melden, die behoben werden können. Ein gesunder Körper und eine sich wohlfühlende Seele sind notwendig, um in einem gegebenen Umfeld bestehen zu können. Neben der Wahrnehmung des eigenen Körpers muss ein biologischer Akteur auch wissen, was das Umfeld mit ihm vorhat. Eine Strategie ist eine Intensivierung sinnlicher Wahrnehmung durch eine Optimierung der dafür entwickelten Sinnesorgane und deren Anpassung an ein gegebenes Umfeld. Eine weitere Strategie der Evolution ist eine intelligente neuronale Verarbeitung oder Interpretation sensorischer Wahrnehmungen und deren Zusammenführung zu einem umgreifenden Gesamtbild. Die erste Strategie schuf eine Vielfalt von Tieren oder Individuen, die auf Grund unterschiedlicher sinnlicher Wahrnehmung ein jeweils eigenes Bild von ihrem Umfeld entwerfen. Die zweite sensorische Strategie verarbeitet ihre begrenzten sinnlichen Wahrnehmungen hormonal oder neuronal . Beide Strategien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis in Bezug zur äußeren Welt: Die wahrgenommene Welt ist in beiden Strategien eine bearbeitete- oder interpretierte Welt, die sich von der realen Welt unterscheidet. Tiere und Menschen leben alle in einer individuellen- oder „subjektiven Sicht“ auf die Welt. Alle leben wir in unserer eigenen Welt und geben auch individuelle- oder subjektive Antworten.

      Mit der ersten Strategie, einer sensorischen Intelligenz durch eine Vielfalt sensorischer Organe und deren funktioneller Intensivierung, einer „sensorischen Intelligenz der Wahrnehmung“, ist eine Buntheit tierischer Individuen entstanden, die jeden Menschen in Erstaunen versetzen oder demütig machen muss, der sich in diese Welt der Tiere vertieft. Jede einzelne Art oder jedes Individuum entwickelt mit der Hilfe einer dem Umfeld angepassten sensorischen Funktion jene Intelligenz, die das Überleben sichert. Um zu überleben benutzen Tiere und Menschen einmalige- oder arteigene sensorische Fertigkeiten, mit deren Hilfe sie überleben. Von Sinnesorganen ausgehende sensorische Intelligenz und deren Intensivierung (Strategie 1) ist eine allein von der biologischen Evolution entworfene Intelligenz und bringt jeden Biologen oder Freund der Tiere zum Staunen. Noch immer ist die biologische Wissenschaft damit beschäftigt in der Welt der Tiere nach bisher unbekannten Methoden der Wahrnehmung oder der Orientierung zu suchen. Als Nichtbiologe bin ich auf Wikipedia angewiesen, wenn ich einige Wahrnehmungen von Tieren ansprechen möchte, die jedes menschliche Wahrnehmen übertreffen: Katzen, so lese ich, können in der Nacht fünf mal besser sehen als Menschen. Ihre Augen sind „Restlichtverstärker“ und Tasthaare ergänzen ihr Sehvermögen. Der Wolf benutzt das Zusammenspiel eines intensiven Gehörs und eines noch intensiveren Geruchssinnes zur Orientierung. Der Steinadler kann eine Maus aus 1000 m Entfernung erkennen, indem er seine flexible Linse der Lichtsituation anpasst. Vögel orientieren sich auf ihren langen Flügen von Nord nach Süd und wieder zurück am Magnetfeld der Erde und eine ähnliche Orientierung benutzen auch die Aale im Wasser. Fledermäuse sind Künstler der nächtlichen Jagd, indem sie mit Ultraschallwellen oder einem Echolot die Umgebung abtasten und ausloten. Ultraschall benutzen auch Wale und Delphine: Sie verständigen sich mit Ultraschalllauten und erkennen am Spektrum des Schallreflexes die Zusammensetzung der beschallten Objekte. Einige Fische benutzen elektrische Felder für ihre Orientierung. Käfer können im Infrarot-Spektrum wahrnehmen. Bienen und Schmetterlinge benutzen ihren intensiven Geruchssinn zur Ortung von Pflanzen, indem sie deren Pheromone riechen. Ihre Information geben Bienen durch einen Bienentanz an ihre Genossinnen weiter. Diese kurze Zusammenstellung sensorischer Fähigkeiten von unterschiedlichen Tieren möge genügen. Sie demonstriert: Die Benutzung unterschiedlicher physikalischer Phänomene bei sensorischen Wahrnehmungen, die Spezialisierung von Sinnesorganen, die zeitgleiche

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