Gulligold - Serienmorde in Münster. Michael Wächter

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dort, bis die Sonne unterging. Dann fuhr er heim, packte in der inzwischen leergeräumten Wohnung (auch sein Ex-Vermieter glaubte, er ziehe ins Sauerland) seine letzten Sachen ein und nahm am Folgetag einen Zug Richtung Nordsee, mit Anschluss an die Fähre Bensersiel – Langeoog.

      Nach der Überfahrt saß er erst noch kurz am Strand, einige hundert Meter von der Anlegestelle entfernt. Er blickte auf das Meer hinaus. Es war Ebbe und das Watt war zu sehen – und das Festland bei Bensersiel im Süden. Er hatte sich aus Münster abgesetzt. Nichts gab es mehr, was ihn dort hielt. Der Job bei Klebholz war gekündigt, und die Mühlmann, dieses Miststück, war beseitigt. Sie hatte ihn so sehr verarscht. Er hatte sich an sie rangemacht, sich um sie bemüht, den Arsch aufgerissen. Und sie? Was hat sie gemacht? Schluss hatte sie mirt ihm gemacht, einfach so, und ihre ABD-Beteiligung an dem Fonds gekündigt, die er ihr günstig besorgt hatte, zum Jubiläum ihrer beider Beziehung.

      Zwei Mal hatte sie sein Leben zerstört – einmal privat, indem sie beendet hatte, was er mit ihr angebahnt hatte, um ihr die ABD-Anlagebeteiligung anzudrehen, und finanziell, indem sie diese Beteiligung wieder gekündigt und sich dann auch noch rausgeklagt hatte. Provision und Reputation hatte es ihn gekostet – das musste ja dann einen Wink von ganz oben geben, sie zu eliminieren. Genau zweieinhalb Monate waren sie ein Paar gewesen, zehn Wochen, ind dann hatte sie einfach so Schluss gemacht und die ABD-Anlagebeteiligung gleich mitgekünsigt. Das hatte ihn nicht nur seine Provision gekostet. Es hatte ihn auch seinen Ruf als guter Verkäufer ruiniert und Petermann, sein Chef, war sauer geworden. „Sowas ist kein Verkaufserfolg, du Niete,“, hatte er getobt, „nur eine Seifenblase!“ Sogar gegen die Ablehnung Ihres Widerrufs hatte sie dann noch geklagt – gegen den ABD. Welch‘ eine Rufschädigung, welch eine Blamage! Gequirlte Hundekacke, dachte er, und ich musste Arsch vom Dienst das Problem wieder lösen und die Mühlmann zum Schweigen bringen!

      Aber er wusste: Er hatte ganze Arbeit geleistet: Das Miststück vergiftet, ihre Wohnung gereinigt und Spuren beseitigt, die falsche Spur in Marlies‘ Wohnung gelegt, die Leiche nachts im Sack in den Wald geschafft, zerstückelt und portionsweise im Schmelzofen der Firma verheizt, wo er Praktikum und Minijob gemacht und gleich wieder gekündigt hatte. Alles in Butter! Petermann konnte zufrieden mit ihm sein. Sein Ruf war rehabilitiert, und der des ABD auch. Er war sicher auf Langeoog. Und über die Sache wuchs das Gras.

      

      Sonntagmorgen. Kommissar Martin Heveling hatte frei. Er freute sich auf die Hochzeit, als er aufgestanden war. Er ging die Treppe ins Bad hinunter, öffnete die Tür zum Gäste-WC, zog seine Schlafanzughose hinunter und setzte sich. Aber so ganz sicher war er sich seiner Freude nicht, bemerkte er beim Blick in den Spiegel über dem Waschbecken gegenüber des WC-Sitzes.

      Danach zog er sich an, machte der Familie das Frühstück, weckte die Kinder, zog sie an und setzte sie an den Frühstückstisch, während seine Frau sich wusch und anzog. Sie machte sich schick heute, besonders schick, denn ihr Jugendfreund Walter heiratete beim Schloss der westfälischen Wilhelmsuniversität Münster (Es soll umbenannt werden, da, so die Begründung, Kaiser Wilhelm ein imperialistischer Rassist war), am ehemaligen Hindenburgplatz (der schon in Schlossplatz umbenannt worden ist). Hevelings ganze Familie war danach ins Schlossgartencafé eingeladen.

      „Das Rote oder das Blaue?“, fragte ihn Ina, das rote Kleid angezogen und das Blaue am Bügel in der Hand (Frauen fragen so etwas ihre Männer immer, wenn etwas Besonderes ansteht, zu dem sie sich fertigmachen möchten).

      „Du, Schatzi, Du siehst in Beidem gut aus!“, entgegnete Hans, als er den Kindern nach dem Frühstück die Jacken überzog und sie ins Auto setzte.

      „Nimm das Rote!“, fügte er schnell noch hinzu. Denn er hatte gesehen, dass sie es schon anhatte.

      „Aber vielleicht wirkt das Blaue festlicher?“, erwiderte Ina. „Ich ziehe es noch mal über und wir vergleichen!“

      „Okay“, stöhnte Martin, „ich muss eh noch mal kurz für Männer!“

      Martin ging noch mal auf das WC, setzte sich und drückte. Ina zog sich noch mal um, oben im Schlafzimmer. Die Kinder warteten schon angeschnallt im Auto. Martin hatte seit einiger Zeit das Problem, dass er wie bei einer Verstopfung lange drücken musste – doch es kam nichts. Seit einigen Tagen kamen sogar einige Tröpfchen Blut. Doch Martin überging es. Und er drückte weiter.

      „Martin, bist du soweit?“ Ina kam im Blauen die Treppe hinab, streifte ihre Jacke über und wollte zu den Kindern ins Auto.

      „Ja, ich komme gleich!“, rief Martin – und drückte noch fester.

      Ina ging hinaus, die Treppe durch den Vorgarten hinab und ins Auto. Sie warteten.

      „Kommst Du?“, rief Ina durch die wieder geöffnete Wagentür hoch.

      „Ja!“, rief Martin zurück, doch er hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Er erhob sich, drehte sich so, dass er sich hinten sehen konnte im sich spiegelnden Deckel des WC-Rollen-Halters, und er erschrak. Er sah etwas Hautfarbenes, so groß wie eine Apfelsine, und es saß an seinem Darmausgang. Martin bekam Panik und war völlig verwirrt: Es sah fast aus wie bei seiner Ina, als sie damals ihr Kind gebar und das Köpfchen sich durch den Ausgang schob.

      „Das gibt es doch nicht!“, dachte Martin verwirrt. „Was mach’ ich denn jetzt bloß?“.

      Drücken half nicht, und Zeit war auch nicht mehr. Er schob es zurück, so gut es ging, nahm ein weiches Kissen mit, damit er breitbeinig und weich sitzen konnte (denn er musste ja Auto fahren!), und er ging ins Auto, ließ den Motor an und fuhr die Weseler Straße hinunter. Er kam nur bis zum Aasee, zum Parkplatz des Segelclubs an der Himmelreichallee.

      „Ich hab ein Problem“, sagte er Ina und erzählte es ihr. „Kannst Du denn fahren?“, fragte sie besorgt. „Jaja“, sagte er, „ich krieg das schon hin!“ – denn Beifahrer sein wollte er nicht. Dort konnte er nicht breitbeinig sitzen. Kaum angekommen, hasteten sie durch den botanischen Garten. Es ging jedoch nicht sofort zur Orangerie, in der die Trauung stattfand (standesamtlich – denn Walters Braut war früher schon einmal verheiratet gewesen, und da sagt die katholische Kirche in solchen Fällen Nein zu einem Ja der Brautleute). Es ging erneut zu einer Toilette.

      „Nichts geht!“, stellte Martin hilflos fest, zog sich wieder an und ging mit den Kindern vor die Tür.

      Es war eine routinierte Trauzeremonie, die der Standesbeamte da abhielt. Hans stand mit den Jungen vor der Tür. Drinnen hatte die Zeremonie schon begonnen und es gab keine Sitzplätze mehr. Auch Ina stand nun in der Tür.

      Sektempfang, Gang zum Schlossgartencafé, Hochzeitssuppe und westfälisches Festessen. Wieder ging Martin zur Toilette. Wieder erfolglos Als dann nach der Hochzeitssuppe der Hauptgang serviert wurde, konnte er nicht einmal mehr auf dem Polsterstuhl sitzen. Er sagte es Ina.

      Ina handelte. Sie rief per Handy einen Darmarzt an. Sie machte einen Notfalltermin. Sie leitete den vorzeitigen Abschied von der Festtafel ein, packte die Kinder ins Auto und Martin fuhr auf einem weichen Kissen breitbeinig zur nächstgelegenen Arztpraxis. Ein Blick, ein Telefonat – und der Arzt teilte ihm mit, dass operiert werden müsse, sofort. Martinspürte das schon. Er war erleichtert. Im Clemenshospital, gleich am Kappenberger Damm gelegen, kam er in die Notaufnahme. Er konnte sich gerade noch ein Hemd anziehen. Für die OP.

      „Ich kläre sie jetzt über die Risiken der OP auf. Sie müssten mir das bitte hier unterschreiben!“, sagte der Arzt.

      „Ja, Herr Doktor“, stöhnte Martin brav. „Danke, dass sie mich jetzt davon befreien!“

      Nach der Schnell-Belehrung

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