Wrong turn. Juryk Barelhaven
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Max blinzelte verstört und zählte innerlich bis drei, bevor er fortfuhr: „Bei dieser Michel-Brown-Sache schicke ich Sie ganz bestimmt nicht mit meinem Team da raus, denn meine Leute will ich nicht unnötig in Gefahr bringen. Die da draußen, und ich rede von neunundachtzigtausend Sträflingen, kann ich mittlerweile ganz gut einschätzen – aber nicht Sie, Spiro. Sie wirken auf mich wie ein knallhartes Gangmitglied. Also wenn wir beide da runter gehen, dann sind wir auf uns gestellt. Zumindest ist die Location ganz nach Ihrem Geschmack, möchte ich meinen.“
Hansen rollte mit den Augen. „Wie ist das zu verstehen?“
Wie aufs Stichwort klingelte es. Max gebot seinem Adjutanten einzutreten. „Das ist Smith. Smith, das ist Hansen.“
„Ich habe das Videomaterial analysiert“, sagte er voller Eifer und ging an Hansen vorbei, als wäre er Luft. „Dieser Brown steckt seit vier Monaten ganz tief bei den PureSky mit drin und mischt Drogen und so.“
Hansen stand auf. „Woher wissen Sie das?“
„Wir beobachten jeden. Sagte ich bereits“, gab Max knapp zurück und ließ sich die Daten zeigen. „Mmh, das ist nicht gut. Sehen Sie die EEG und die EKG-Spitzen? Stoßen fast bis in die Decke. Fühlt sich pudelwohl dort. Das heißt, wir müssen rein, ihn betäuben und ihn raustragen.“
„Wieso?“
Smith projizierte die Daten an die Wand und ließ ein Wärmebild dazu laufen. Zwei Punkte bewegten sich rhythmisch auf und ab und ihre Körperwärme nahm stetig zu. Selbst ein Kind hätte verstanden, was Brown dort durchleben musste. Durfte.
Beide Männer blickten Hansen fragend an. „Nur zu. Fragen Sie.“
„Er mischt Drogen und… wird mit Sex bezahlt?“
„PureSky sind bekannt dafür, dass sie Sklaven halten, die sie auf ihren Farmen für sich arbeiten lassen. Erinnern Sie sich an die Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg? Nun, das sind sie. Sechshundert Rednecks, die die gute alte Zeit aufleben lassen. Zumindest ist nicht alles schlecht, was die da treiben“, bemerkte Max trocken und bewegte sich langsam zur Tür.
„Was soll an weißen Rechtsradikalen gut sein?“
„Sie geben verdammt gute Partys. Und zu so einer nehme ich Sie mit.“
Durch eine Tür mit dem Schild Materialausgabe betraten sie einen Raum, der in der grauen Farbe eines Schlachtschiffes angestrichen war. Über seine ganze Breite verlief eine Art Theke, hinter der sich ein Drahtkäfig befand, der vom Boden bis zur Decke reichte. In diesem Käfig sah Hansen ordentlich übereinandergereihte Regale mit Ausrüstungsgegenständen, die sich weit nach hinten ins Dunkle zogen.
Max betätigte einen Schalter neben der Tür, worauf nacheinander eine Reihe von Neonröhren aufflackerten und den Lagerraum erhellten. Ein breitschultriger Wachmann tauchte die Hand in seine Tasche und brachte einen Schlüsselbund zum Vorschein. Dann ging er um die Theke herum und begann, einen Schlüssel nach dem anderen an dem Käfigschloss zu probieren. Er steckte einen hinein, rüttelte an dem Schloss, bis der ganze Käfig wackelte, fluchte leise und versuchte es dann mit dem nächsten.
„Ich habe schon eine ganze Weile nichts mehr zwischen die Zähne bekommen“, bemerkte Hansen.
„Seit wann?“ fragte Max und fuhr, zu dem Wachmann gewandt, fort: „Wie hat Real Madrid gespielt, Stefan?“
„Lagen in der ersten Halbzeit noch hinten und gewannen anschließend mit zwei Toren gegen FC Liverpool.“
„Mist, ich hätte wetten sollen“, grübelte Max und tippte ihn ungeduldig an. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Pronto.“
„Diese verfluchten Dinger sind nicht markiert“, verteidigte sich der Wachmann mit einer Stimme, in der eine Spur Resignation mitschwang.
„Immer mit der Ruhe.“
„Seit gestern“, meldete sich Hansen.
„Blöde Technik. Alles veraltet“, murmelte der Wachmann böse.
„Sie machen mir aber nicht den Eindruck, als würden Sie vom Fleisch fallen“, gab Max zurück.
„Das ist ihr Bier“, zuckte Hasen die Achseln. „Ich meine nur, wenn ich Sie wäre, würde ich jedenfalls kein Risiko eingehen. Bestimmt würde ein halb verhungerter Mann…“
„Okay, der Punkt geht an Sie“, unterbrach ihn Max und holte sein Tablet hervor. „Zwei belegte Brötchen und eine Pepsi.“
„Keinen Käse. Keine Pepsi.“
Max tat, als hätt er nichts gehört. Als der Wachmann endlich aufgeschlossen hatte, legte Max das Tablet auf den Tisch und begann sich langsam auszuziehen. Sprachlos sah ihn Hansen an. „Was wird das?“
Max hielt inne und stopfte seine Hose in einen Karton. Nur im Slipper stand er da und sah sich um, als wäre ihm gerade eingefallen, wo er war. „Bedenken Sie, dass die Kriminellen etwas verdutzt wären, wenn wir im Konfirmandenanzug und Zylinder erscheinen. Im Ernst, Spiro, die tragen seit Jahren die gleichen Klamotten. Die würden sich für ein sauberes Paar Socken gegenseitig die Augen auskratzen, und dann kommen Sie mit ihren manikürten Fingern, ihrem schicken Anzug und strahlen eine Sauberkeit zur Show, als würden Sie für Persil Werbung machen…“
„Schon gut.“
„Wir tragen Jeans und billige Hemden. Bloß kein Aftershave. Kein Deo. Das ist mein Ernst. Sie sehen einfach zu gut aus.“
Hansen stutzte und überlegte kurz, ob er sich weiter ausziehen wollte. „Keine Anmache.“
Max verdrehte die Augen. „Käme mir nie in den Sinn. Ach, und keinen Schmuck.“
„Jaja.“
„Das hätten wir“, ließ sich der Wachmann vernehmen, der gerade hinter dem Käfig stand und seine Waren präsentierte. „M1911A1, gebrauchte Militärwaffe. Kennen Sie sich damit aus?“
Hansen nahm eine probeweise in die Hand und strich fast wehmütig über die Maserung. „Das ist eine Kaliber .45 ACP mit acht Patronen. Sehr gewöhnlich, sogar. Haben Sie nichts Besseres?“
„Hätten wir schon“, seufzte Max leise „Aber was habe ich gesagt? Nicht auffallen.“
„Stimmt, da war ja was“, grummelte er leise und zog die Hose aus.
Und da sah Max es.
Kleine Narben am ganzen Körper, und zwar den rituellen Skarifizierungen der Ureinwohner Papua-Neuguineas nachempfunden, der sogenannten „Krokodil-Skarifizierung“, die zum Initiationsritus junger Männer gehört und ihnen Ähnlichkeit mit dem Krokodil – und somit symbolisch deren Kraft – verleihen soll. Er schluckte schwer, sagte aber nichts dazu. „Ziehen Sie den Ganzkörperanzug an. Besteht aus Kevlar. Atmungsaktiv. Wasserdicht.“ Er wies auf einen Kleiderständer in der Ecke. Dort hingen schwarze Kevlar Anzüge in drei verschiedenen Größen. Hansen verzog das Gesicht, sagte aber nichts und tat, wie ihm geheißen.
„Es heißt übrigens Sir“, verbesserte der Wachmann und sah Hansen nach. „Ist der neu?“
„So