Raumschiff Österreich. Fritz Rabensteiner

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Raumschiff Österreich - Fritz Rabensteiner

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„Miass ma uns glei entscheiden? Er is schon sehr speziell.“

      Wöginger: „Vorschlag: I unterstütz eure Klima-ziele, oba dafür moch ma an Deal. An dem Tag, an dem Österreich klimaneutral is, nehmts ihr den Hanger. Daun hamma beide wos davon. Ihr hobts a guate Luft und wir an Fresser weniger. Das Beste aus zwei Welten.“

      Maurer: „Einverstanden.“

      Hanger: „Sunst no was. Es kennts mi net afoch hin- und herschiaben, wias eich passt. Außerdem seids ihr total spaßbefreit. Oba jetzt amoi ernsthoft. Der Klimawandel hot a Vorteile.“

      Gewessler: „Welche?“

      Hanger: „Ma findet vü mehr Mammutbabys.“

      Der Tiger von Ybbsitz

      Ich bin jetzt ein Star. Diesen Satz memorierte Andreas Hanger, während er auf der A1 mit Vollgas Richtung Heimat unterwegs war. Er galt jetzt als heller Stern am türkisenen Nachthimmel. Der James Hunt der ÖVP. Der Stirling Moss der Kanzlerpartei. Der Niki Lauda des Mostviertels. Ob er auch ein Kapperl tragen sollte? Jedenfalls kein rotes. Und es würde seine Frisur zerstören. Also eher nein. Er wusste, dass er sich in seiner jetzigen Situation auch um Merchandising küm-mern musste. Kurz würde nicht ewig Kanzler bleiben und dann wäre er, bei geschickter Selbst-vermarktung als Nachfolger in der Poleposition. Hangman-Muscle Shirts würden sicher gut ankommen. Ein Renner auf jedem Kirtag. Taschenfeitel. Flaschenöffner. Igel als Schlüssel-anhänger. Nussknacker. Daraus folgend Hanger Nussöl. Ob der Name geschützt war? Falls ja, würde er bei Günther Platter intervenieren. Man würde sehen. Der Tacho zeigte 160 km/h. Nichts und niemand würde es wagen ihn zu blitzen. Und falls doch, dann wäre dieser Irrtum der Exekutive rasch aufgeklärt. Die Zivilstreife konnte Hanger allerdings nicht rechtzeitig erkennen, und als sie ihn auf Höhe Melk auf den nächsten Parkplatz rauszogen überlegte er fieberhaft, was Marko Arnautović einst einem Beamten entgegen-geschleudert hatte. Er glaubte sich zu erinnern, dass Arnie kürzlich beim Spiel gegen Nord-mazedonien seinen Gegenspieler mit folgenden Worten beleidigt hatte: „Ich kaufe dein Leben.“ Aber das passte hier und jetzt nicht Als der Beamte schließlich seine Papiere verlangte, fiel es Hanger glücklicherweise wieder ein. Mit dem Brustton der Überzeugung verweigerte er deren Herausgabe: „Ich f*cke deine albanische Mutter.“ Den Rest würde Nehammer für ihn klären. Oder ein Gericht, sofern ihn der Nationalrat, wider Erwarten, ausliefern sollte. Schon nächste Woche würde er im Parlament dafür sorgen, dass Zivilstreifen künftig deutlich als solche zu kennzeichnen seien. Und dass die Ankündigung oder der Vollzug eines Geschlechtsverkehrs mit albanischen Müttern keine Beamtenbeleidigung war, sondern lediglich ein Ausdruck der Freude und Wertschätzung. Insbesondere dann, wenn der Beamte kein gebürtiger Albaner war. Hanger verließ die Autobahn bei Amstetten-West und erreichte über Kematen, Sonntagberg, Böhler-werk und Waidhofen an der Ybbs seine Heimat-gemeinde Ybbsitz. Zu Hause angekommen entledigte er sich seiner Kleidung und ging ins Bad, um sich bettfertig zu machen. Er bürstete alle Haare zu einem rechteckigen Plateau nach oben und nahm mit der Nagelschere kleinere Korrek-turen vor. Wer im Rampenlicht steht, muss auf sein Äußeres achten. Haargel hatte er nicht nötig. Das war eher etwas für Weichlinge. Seine Haare waren wie Borsten. Er hatte schon überlegt, ob es sich dabei um einen genetischen Defekt handeln könnte, der über viele Generationen weiter-gegeben worden war. Früher waren die Winter hart und da konnte es schon vorkommen, dass in entlegenen Dörfern der Genpool ausgedünnt und jeder mit jedem verwandt war. Enger als erlaubt. Sollten ihn seine politischen Gegner doch ruhig einen Igel auf Drogen nennen. Einerlei. Seine Frisur war jetzt sein Markenzeichen. Und er war stolz darauf. Deroesterreichischefriseur.at und Top Hair International hatten bereits wegen Interviews angefragt. Das Baumpflegeportal Gol-dener Schnitt ebenso, aber das dürfte wohl ein Missverständnis gewesen sein. Er zog seinen Bademantel an. Chinesische Seide. Tigerprint-Optik. Maßanfertigung. Hanger trat ans Fenster. Sein Gemächt baumelte im Abendwind, vor ihm lag Ybbsitz. Es hatte, und da stimmte er mit seiner Frau überein, schon wesentlich bessere Zeiten erlebt. Ybbsitz hingegen ging es prächtig.

      Es ist Liebe

      Der Konflikt zwischen Doskozil und Rendi-Wagner ist so persönlich und scharf geworden, dass ihn wohl nur einer der beiden Beteiligten politisch überstehen kann. Und ich bin nicht sicher, dass ein Landeshauptmann mit absoluter Mehrheit zu „derheben“ ist. Also was genau war die Strategie hier?“ Niemand stellte diese Frage. Stattdessen lief das Spiel „Dosko sag was gegen Pam, damit Pam was gegen Dosko sagt, damit…“ Journalisten hatten längst einen Kreis um beide gebildet, feuerten sie an und kommentierten dann kopfschüttelnd, dass der SPÖ nicht mehr zu helfen sei. Aber war der Konflikt zwischen Partei-chefin und Landeshauptmann „persönlich“? War das offene Nein eines Viertels der Delegierten am Parteitag „persönlich“? War die Abwendung von großen Teilen von SPÖ und ÖGB von Rendi-Wagner „persönlich“? Es gibt eine ebenso große wie unpersönliche Frage, die die SPÖ spaltet: Welcher Weg führt die SPÖ zurück an die Macht? Um zwei Antworten haben sich zwei Flügel gebildet. Rendi-Wagner ist das Gesicht des einen Flügels. Ihre Politik zielt auf urbane Wähler. Mit Vorschlägen, die sich nur in Details von den Grünen unterscheiden, wendet sie sich an ein gebildetes Publikum. Sie will „Verantwortung übernehmen“ und in Regierungen zeigen, wie man es besser macht. Sie weiß, dass die Arbeiter schon wieder an der SPÖ vorbei zur FPÖ zurückwandern. Von Einwanderung bis Sicher-heit kennt sie die Fragen der Unzufriedenen und Enttäuschten. Aber sie weiß nicht, was sie ihnen sagen soll. Alle spüren die kulturelle Kluft, die die SPÖ-Chefin von der ehemaligen Basis der Partei trennt. Niemand wird Rendi-Wagner absprechen, dass sie sachlich um wichtige Anliegen kämpft. Als Gesundheitspolitikerin ist sie die Beste, die die SPÖ seit langer Zeit hatte. Wären andere Sach-bereiche ähnlich gut besetzt, hätte es die Partei oft leichter. Es zeugt auch von Charakterstärke und Überzeugung, wenn eine Frau jahrelang Quer-schüsse abprallen lässt und weiter versucht, ihre Partei zu führen. Aber irgendwann stellt sich die Frage, ob das noch einen Sinn hat. SPÖ-Sozial-sprecher Josef Muchitsch von der Gewerkschaft Bau/Holz hatte im Morgenjournal erklärt, wann Rendi-Wagner Spitzenkandidatin der SPÖ wer-den kann: „Wenn niemand anderer bereit ist, das zu machen“. Klarer kann man ein bevorstehendes Ende kaum beschreiben. Der burgenländische Landeshauptmann steht für den zweiten Weg. Er hört den Leuten zu und gibt ihnen einfache Antworten. Seine ersten Sozialreformen im Bur-genland zeigen, dass er um die Menschen kämpft. Im Umgang mit der FPÖ hat er Anleihen bei Kreisky genommen. Wie der alte Meister der SPÖ weiß auch er, dass der Hauptgegner die ÖVP ist. Aber im Gegensatz zu Kreisky bewegt er sich in dem offenen Gebiet, das seine Gegner als „rechten Rand“ denunzieren, nicht souverän. Ein Sozialreformer, der „Sicherheit“ zu seiner Marke macht, hat es nicht nötig, im Fall der Kinder von Moria Härte zu zeigen. Rendi-Wagners Strategie hat kaum Chancen, eine Mehrheit gegen die ÖVP anzuführen. Mit einem Beschluss im Präsidium und dann am Parteitag haben ihre Gegner den Weg zu Sebastian Kurz versperrt. Aber einen eigenen sozialdemokratischen Weg zurück an den Ballhausplatz hat sie niemandem gezeigt. Daher kann ihr auch niemand auf ihrem Weg folgen. Im Gegensatz zu Rendi-Wagner trifft Doskozil in SPÖ und ÖGB auf viele Gleichgesinnte. Sein Weg der Mehrheit der Sicherheit ist für die SPÖ gangbar. Aber Doskozil wartet nicht, bis die Debatte begonnen und den Weg geöffnet hat. Er will die politische Wende in der der SPÖ sofort, weil er befürchtet, dass die SPÖ nicht mehr viel Zeit hat. Wenn Kurz seine schwerste politische Krise übersteht, eine Wahl gewinnt und den nächsten Justizminister bestimmt, kann er der österreichische Orbán werden. Dann sind nicht nur für die SPÖ die Türen zur Macht zu. Im Unterschied zu Rendi-Wagner sind Politiker wie Doskozil für die ÖVP gefährlich. Sie werben um die Wähler, um die auch Kurz und Kickl kämpfen. Wer hier gewinnt, wird Kanzler. Daher richtet sich die türkise Propagandamaschine auf zwei Ziele: auf „Dosko“ und auf das „rote Wien“. Ohne die rechtzeitige Entscheidung über den Weg wird die SPÖ die letzte Chance verspielen. Das treibt Doskozil immer wieder aus der Deckung. Aber statt für den neuen Weg Verbün-dete

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