Verlorene Fassung. Ute Dombrowski

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Verlorene Fassung - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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sah sie erstaunt an.

      „Schon, aber ich halte sie nicht für eine Mörderin.“

      „Ich sage ja nicht, dass sie ihn ermordet hat. Vielleicht ist sie ihm an dem Abend gefolgt, hat ihn zur Rede gestellt, gestoßen und hat dann Panik bekommen, als er sich nicht mehr bewegt hat. Es könnte ein Unfall gewesen sein. Oder eine Tat im Affekt. Oder Notwehr, wenn er sie vielleicht bedroht hat.“

      Das klang logisch und Robin konnte diese Möglichkeit nicht ausschließen.

      „Ich hätte mir das auch nicht gefallen lassen.“

      „Da hat dein Phillip ja Glück, dass er dich nicht betrogen hat.“

      Susanne runzelte die Stirn und kaute auf der Unterlippe.

      „Hat er?“

      „Was?“

      „Dich betrogen?“

      „Keine Ahnung, ich dachte immer, er ist mir treu, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Er hatte ja schon eine Neue am Start, da waren meine Rücklichter noch zu sehen.“

      „Ach was, du siehst bestimmt Gespenster.“

      „Er war mit der Tussi bei meiner Mutter.“

      „Was ziemlich blöde ist.“

      Sie grinsten sich an und Susanne winkte ab.

      „Ich habe keine Lust mehr, mir das Leben versauen zu lassen. Er kann sich gerne von meiner Mutter adoptieren lassen.“

      „Dann musst du dein Erbe teilen.“

      „Hör jetzt auf! Wir haben Wichtiges zu erledigen. Los!“

      Sie machten sich auf den Weg zum Auto und klapperten der Reihe nach die Patientinnen ab, die auf der ersten von vier Seiten standen. Alle Damen waren sehr zufrieden und betonten sehr deutlich, dass es nur ein Arzt-Patientinnen-Verhältnis war.

      Im Auto schnaufte Susanne. Sie klappte die Sonnenblende herunter, schaute in den Spiegel und tippte mit dem Zeigefinger unter ihren Augen herum. Robin brach in schallendes Gelächter aus.

      „Was machst du da? Willst du dich jetzt auch zerschnippeln lassen?“

      „Ich werde alt und das sieht man. Meinst du, ich sollte etwas machen lassen?“

      „So ein Unsinn.“

      Robin griff nach oben und klappte Susannes Sonnenblende wieder hoch. Dann drehte er ihr Gesicht zu sich und betrachtete es eingehend. Ab und an wackelte er mit dem Kopf, zischte kurz und grinste dann.

      „Das geht alles noch.“

      Susanne schüttelte sich und seine Hand ab.

      „Na danke schön, geht noch ist kein Kompliment.“

      Plötzlich klopfte es an die Scheibe auf der Beifahrerseite. Die Frau, die sie eben befragt hatten, sah sich hastig um und rutschte auf den Rücksitz.

      „Ich … ich schäme mich. Und mein Mann darf nichts wissen.“

      „Sie hatten eine Affäre? Eine Beziehung?“

      Sie duckte sich hinter die Sitze.

      „Es war nur Sex. Mein Mann ist nie zuhause und da habe ich mich einsam gefühlt. Fabian war so einfühlsam und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Aber ich wusste, dass ich ihn nicht haben kann. Das war auch nicht unsere Absicht. Wir haben uns ab und zu getroffen und … sie wissen schon.“

      „Wann zum letzten Mal?“

      „Letzte Woche Freitag in einem Hotel.“

      Sie schrieb Robin die Adresse auf.

      „Wissen Sie, mit wem Fabian Tschötz noch etwas am Laufen hatte?“

      „Nein, nur von der einen Krankenschwester hat er mir erzählt. Sie war eifersüchtig. Merle.“

      Robin und Susanne sahen sich erstaunt an.

      „Davon hat uns die nette Dame gar nichts gesagt.“

      „Bitte, Herr Hinschler, sagen Sie meinem Mann nichts. Er ist eigentlich einer von den Guten.“

      Robin nickte. Als die Frau ausgestiegen und im Haus verschwunden war, sah er Susannes Ärger.

      „Wenn er so ein Guter ist, sollte sie ihn nicht bescheißen!“, knurrte sie.

      „Das denke ich auch, aber wir sind nicht für die Moral der Menschen verantwortlich.“

      „Warum hast du eigentlich keine Freundin? Du bist doch auch einer von den Guten?“

      „Weil ich keine Zeit dafür habe. Und nun besuchen wir unsere liebe Krankenschwester noch einmal. Eifersucht ist ein sehr interessantes Motiv.“

      8

      Der Arzt klopfte kurz und betrat das Zimmer mit wehendem Kittel. Jewgeni saß auf dem Bett, seine nackten Füße baumelten ein Stück über dem Boden. Leo stand vor dem Spiegel im Bad und ging neugierig zurück ins Bett. Er hatte sich die Haare gekämmt, die dadurch aber keineswegs ordentlicher aussahen.

      „Hey, Doktor Benger, wollen Sie uns besuchen?“

      „Ich wollte Sie entlassen. Herr Sabritschek, Ihre Werte sind in Ordnung, wir schicken Sie zurück in Ihre Zelle und sind bei der Planung einiger Reha-Maßnahmen. Man kümmert sich dort um Sie.“

      „Ich bin gesund?“

      „Nein, gesund sind Sie erst, wenn Sie Ihren Lebensstil anpassen. Kein Stress, gute Ernährung und Sport, den natürlich in Maßen. Und Sie, Herr Krummhorst, dürfen mit. Der Gips bleibt noch ein bisschen dran, lassen Sie ihn sich nicht kaputtschlagen. Ich will Sie hier nicht mehr sehen. Die Rippe wird noch eine Weile wehtun, heilt aber von selbst.“

      „Cool, Doktor. Siehst du, Chef, jetzt bleiben wir zusammen.“

      Der Arzt sah missmutig zu Jewgeni.

      „Chef?“

      Jewgeni zuckte mit den Schultern.

      „Na dann. Auf Wiedersehen.“

      Als sie wieder allein waren, ergoss sich ein irrer Redefluss über Jewgeni, in dem Leo ihre gemeinsamen Aktivitäten in schillernden Farben beschrieb. Jewgeni hoffte, dass es sich lohnte, diesem Irren nicht sofort den Hals umzudrehen. Er legte sich auf sein Bett und starrte an die Decke, während Leo redete und redete. Bald fielen ihm die Augen zu und er dachte an alte Zeiten. Sie waren ein gutes Team gewesen, sie konnten sich aufeinander verlassen. Der einzige Störfaktor war Ludgers Anwalt gewesen.

      Der hatte immer auf Ludger eingeredet: „Tu dies nicht, tu das nicht, das ist zu gefährlich …“

      Jewgeni hatte immer gedacht:

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