Ben Hur. Lewis Wallace
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Der Glanz des Lichtes blendete sie so, daß sie ihre Augen verdeckten. Von Furcht und Schrecken erfaßt, warfen sie sich halb ohnmächtig mit dem Angesichte zur Erde nieder, wie um zu sterben. Eine Stimme aber sprach zu ihnen:
»Fürchtet euch nicht!«
Sie horchten auf.
»Fürchtet euch nicht! denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volke zuteil werden soll!«
Die Stimme klang so sanft und weich, daß sie keines Menschen Stimme sein konnte, und zugleich so hell, daß sie ihr ganzes Wesen durchdrang und sie mit Zuversicht erfüllte. Sie erhoben sich auf die Knie, und wie sie voll Ehrfurcht aufblickten, sahen sie in der Mitte des Lichtscheines die Erscheinung eines Mannes in glänzend weißem Gewande. Über seinen Schultern leuchteten die Spitzen zusammengefalteter Flügel hervor, über dem Haupte strahlte ein Stern in ruhigem Glanze wie der Abendstern. Und die Hirten erkannten, daß ein Engel Gottes zu ihnen herabgestiegen war.
Der Engel aber fuhr fort:
»Denn heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren worden, welcher ist Christus, der Herr!«
Abermals schwieg er, während seine Worte sich tief in ihre Herzen senkten.
»Und dies soll euch zum Zeichen sein,« sagte der Himmelsbote weiter: »Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln eingewickelt und in einer Krippe liegend.«
Der Engel sprach nicht mehr; seine frohe Botschaft war verkündet; dennoch blieb er eine Zeitlang.
Plötzlich begann das Licht, dessen Mittelpunkt er zu sein schien, sich rosig zu färben und zu zittern; in hoher Ferne erschienen glänzende Flügel, und eine Menge strahlender Gestalten und viele Stimmen erschallten und sangen zu gleicher Zeit:
»Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind!«
Als die Hirten wieder zu sich gekommen waren, blickten sie einander wie traumverloren an, bis einer von ihnen sagte:
»Es war Gabriel, der Bote des Herrn an die Menschen.«
Keiner antwortete.
»Christus der Herr ist geboren; sagte er nicht so?«
Nun erlangte ein anderer die Sprache wieder und antwortete:
»Ja, das sagte er.«
»Und sagte er nicht auch: in der Stadt Davids? Das ist ja unser Bethlehem dort! Und wir würden ihn als Kind finden, in Windeln eingewickelt?« »Und in einer Krippe liegend.«
Der, welcher zuerst gesprochen hatte, starrte nachdenklich ins Feuer; wie wenn er zu einem plötzlichen Entschlusse gekommen wäre, sagte er endlich:
»Es gibt nur einen Ort in Bethlehem, wo Krippen sind; nur einen, und zwar in der Höhle dort bei der alten Herberge. Brüder, laßt uns hingehen und sehen, was sich zugetragen hat. Die Priester und Schriftgelehrten erwarten schon lange den Messias. Jetzt ist er geboren, und der Herr hat uns ein Zeichen gegeben, an dem wir ihn erkennen können. Laßt uns hingehn und ihn anbeten.«
»Aber die Herden!«
»Der Herr wird sie in seine Obhut nehmen. Beeilen wir uns!«
Sie standen alle auf und verließen die Hürde. Sie gingen um den Berg herum und sodann durch die Stadt der Herberge zu. Am Tor angelangt, wurden sie vom Wächter angehalten.
»Was wünschet ihr?« fragte er.
»Wir haben heute nacht wunderbare Dinge gesehen und gehört,« antworteten sie.
»Nun, auch wir haben etwas Merkwürdiges gesehen, gehört aber nichts. Was habt ihr gehört?«
»Gehn wir zuerst zur Höhle in der Einfriedigung, um Gewißheit zu erlangen. Der Messias ist geboren!«
»Der Messias! Woher wißt ihr das?«
»Er wurde heute nacht geboren und liegt nun in einer Krippe; so wurde uns verkündet. Es gibt in Bethlehem nur einen Ort mit Krippen.«
»Die Höhle?«
»Ja! Komm mit!«
Sie durchschritten den Hof, ohne beachtet zu werden, obgleich dort noch einige wach waren und über das wunderbare Licht sprachen.
Die Tür der Höhle war offen, eine Laterne brannte im Innern. Sie traten ohne weiteres ein. »Friede sei mit dir!« grüßte der Torwächter Josef. »Es sind Leute hier, die ein Kind suchen, das diese Nacht geboren worden sei. Sie wollen es daran erkennen, daß es in Windeln eingewickelt ist und in einer Krippe liegt.«
Josef war gerührt; er wandte sich um und sprach: »Das Kind ist hier.«
Sie wurden zu einer der Krippen geführt, dort lag das Kind. Das Licht wurde herbeigebracht, sodann betrachteten die Hirten in stummer Andacht das Kind.
»Es ist der Messias!« sagte endlich einer von ihnen.
»Der Messias!« wiederholten alle und fielen anbetend auf die Knie.
Die schlichten Männer küßten den Saum des Kleides der Mutter und entfernten sich dann mit freudestrahlendem Gesicht. In der Herberge weckten sie die Leute und erzählten ihnen, was sie gesehen und gehört hatten. Auf dem ganzen Wege durch die Stadt und bis zur Hürde zurück sangen sie das Loblied der Engel: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind!«
Die Erzählung der Hirten verbreitete sich rasch und wurde durch das Licht, das weit und breit gesehen wurde, bestätigt. An den folgenden Tagen wurde die Höhle von einer Menge Neugieriger besucht, von denen manche glaubten, aber mehr noch lachten und spotteten.
Viertes Kapitel
Am elften Tage nach der Geburt des Kindes, um die Mitte des Nachmittags, näherten sich die drei Weisen von Sichem her der Stadt Jerusalem. Als sie den Bach Kidron überschritten hatten, wurde die Straße belebter. Alle, denen sie begegneten, blieben stehn und blickten ihnen neugierig nach. Obgleich große Verkehrsstraßen durch Jerusalem führten und viele Fremden hier waren, erregten die drei Weisen doch die Aufmerksamkeit aller durch die Größe und Schönheit ihrer weißen Kamele und durch die Pracht ihrer Ausstattung. Vor einer Menschengruppe, die an der Straße gegenüber den Königsgräbern saß, hielten die vornehmen Fremden.
»Gute Leute,« sagte Balthasar und beugte sich dabei von seinem Sitz herab, »liegt nicht Jerusalem in der Nähe?«
»Ja,« antwortete eine Frau, »wenn die Bäume dort auf dem Hügel etwas niedriger wären, könntet ihr die Türme auf dem Marktplatze sehen.«
Balthasar warf dem Griechen und dem Inder einen Blick zu und fragte dann:
»Wo ist der neugeborene König der Juden?«
Die Gefragten blickten einander verständnislos an, ohne zu antworten.
»Habt ihr nicht von ihm gehört?«
»Nein.«