Die Begabten. Juryk Barelhaven

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Die Begabten - Juryk Barelhaven

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und beizender Rauch füllte schnell den Raum. Vier Männer kletterten aus dem Fenster, ohne sich nochmal umzudrehen. Der Rest hechtete nach draußen.

      Es war ein herrliches Feuer.

      Prasselnd knisterte das faulige Strohdach, gierige Flammenzungen legten über Holzbohlen und verzehrten in ihrem unersättlichen Hunger alles, was in der Taverne war. Holzbänke, Stühle, Garderobenständer, Näpfe, Krüge, Löffel und all den Rest. Alles, was nicht aus Holz war, würde entweder eingeschmolzen, in Rauch aufgehen oder zu Schlacke verarbeitet. Trotz des leichten Regens brannte das Feuer lichterloh und konnte bestimmt bis Mooswald gesehen werden.

      Kamile landete auf einem Zaunpfahl und starrte zu den drei Männern und Sonia, die sich an der Seite des Kaufmann ausweinte. Der Schock über die Gräueltaten waren zu groß. Und damit war nicht das Massaker gemeint. Der Mann ließ sie gewähren und streichelte ihr Haar, während sie zu dritt langsam in die Nacht verschwanden. Von Llug und Olg fehlte jede Spur.

      So begann Sonias lange Reise, eine Reise, die noch merkwürdiger enden sollte, als sie begonnen hatte.

      Stunden später, als der Mond fast seinen höchsten Punkt erreicht hatte, rollte der Wagen mit zwei Pferden im Gespann auf einer alten Straße gen Westen. Es war erstaunlich, dass Sonia trotz der holprigen Fahrt schlafen konnte. Nach einer Weile kamen sie an einer Kreuzung an und der Wagen hielt. Der Kaufmann war nicht mit leeren Händen gegangen: er hatte einen Schlafsack ergattert, den er zusammengerollt mit einem Seil um seine Hüfte gegürtet hatte. Darin eingewickelt holte er eine Flasche Wein hervor, etwas Brot, Käse und eine leichte Decke, die er Sonia um die Schultern warf.

      „Bleibst du bei uns?“

      „Wir werden sehen“, murmelte er leise und ließ die Krähe bei ihr zurück, während er sich aufmachte, um Brennholz zu suchen. Kurze Zeit später war er wieder da und machte sich an die Arbeit.

      „Wir sollten kein Feuer machen“, meinte Kamile. „Wer weiß, was hier in den Schatten lauert.“

      Der Alte zuckte nur mit den Schultern und deutete in die Ferne. „Keine große Gefahr. Hier sind Feuer nichts Außergewöhnliches. Viele Leute schlagen für die Nacht ein Lager auf. Schaut, dort im Osten brennt eins. Und dort weiter nördlich ist ein besonders Großes. Eine Händlerkarawane, vermute ich. Die Ebene ist offen, die Nacht ist ruhig. Niemand kümmert sich um vier Menschen, glaube mir. Und sie braucht Ruhe und Wärme.“

      Nach einer Weile brannte ein großes Feuer, das Mahl wurde geteilt und zum ersten Mal stellte sich der Mann vor: „Mein Name ist John Fahrenztein. Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Kind.“ Er schaute ernst zu dem Krähen. „Ich habe schon sprechende Vögel im Süden gesehen, aber du bist wahrlich ein Wunder der Natur. Ich nehme an, du bist kein böser Geist.“

      „Nein, Herr. Kamile, so ist mein Name.“

      „Kamile, soso.“ Der alte Mann neigte den Kopf leicht, und sein Blick schweifte von Sonia zu Kamile und wieder zurück. „Heimatlos, wie?“

      „Ja.“

      „Wie ist dein Name, Kind?“

      „Ich bin Sonia, Tochter von Annegret und Raphael Stolzenheim.“

      Der alte Mann sah zu seinen Wachen, die immer noch starr wie Statuen die Gegend um sich herum zu beobachten schienen. Selbst nach dem siegreichen Kampf schien sich niemand der Sorglosigkeit hinzugeben. „Ich bin auf dem Weg nach Bückelstielz, meiner Heimat. Hier trennen sich unsere Wege. Esst in Ruhe auf, dann breche ich auf.“

      Sonia und Kamile blickten sich betreten an.

      „Du kannst nicht gehen. Sonia ist allein auf der Welt. Du solltest dich verantwortlich fühlen“, presste Kamile hervor und in ihrer Stimme schwang eine gewisse Dringlichkeit mit. „Ich habe vor, sie nach Quelsbach zu bringen. Einem ruhigen Städtchen mit einem Kloster. Dort wird sie es guthaben, aber das ist drei Tage entfernt!“

      „Ein Kloster? Wie nett.“

      „Hast du etwas Besseres im Sinn? Das Kloster ist berühmt. Die Stadt liegt am Fluss Freen, es gibt viele Gelehrte und jedes Jahr wird in der Stadt ein Frühlingsfest gefeiert. Mit den anderen Mädchen dort wäre sie unter ihresgleichen. Gebete und Meditation. Der Dienst im Tempel ist eine ehrenvolle Aufgabe.“ Sie nickte weise zu Bestätigung, als hätte sie sich das Ganze schon durchdacht.

      Einer der Wachen drehte sich um und grinste abfällig. „Verweichlichtes Gewäsch! Sie sollte für sich selbst sorgen können und nicht auf die Mildtätigkeit der Leute angewiesen sein! In meiner Familie ist es Brauch, die Kinder mit kaltem Wasser, langen Märschen und Zweigenruten zu disziplinieren. Sie braucht Training und eine Welt der Ordnung. Außerdem“, fügte er hinzu. „ist ihr Schwertarm bestimmt lausig. In ihrem Alter habe ich schon Jagd auf Wölfe gemacht.“

      „Die Welt braucht mehr Gewalt? Das wusste ich nicht“, stieß Kamile verächtlich hervor und flatterte aufgeregt mit ihren Flügeln. „Du willst ein Kind schutzlos in der Wildnis allein lassen und gibst mir noch Erziehungsratschläge!? Ein feiner Herr Soldat, sage ich.“

      „Pah!“ Der Mann schnaubte Kamile verächtlich an und wandte sich danach von ihr ab, als hätte er beschlossen, dass der Krähe seine Zeit nicht wert war. Stattdessen sagte er zu Sonia: „Ich wünsche euch viel Glück. Sonne auf die Klinge, Sonia. Du wirst es brauchen! Dort draußen leben Monster und Banditen, Skorpione und Trolle… Einige dieser Wesen waren schon alt, als die Welt noch jung war. Sie haben das Recht, sich in den Schatten zu verstecken und auf unvorsichtige Reisende wie Euch zu stürzen“, bei diesen Worten pikste er Sonia mit einem seiner starken Fingern gegen die Brust, „die nicht wachsam genug sind. Du solltest kämpfen lernen, sag ich. Eine feine Schildmaid würdest du abgeben. Wenn du den rechten Weg nimmst, kommst du in Quelsbach an, wo eine Brigade stationiert ist. Das ist ein guter Weg.“

      Sonia schüttelte den Kopf. „Nein. Ich möchte eine Hexe werden.“

      Der Soldat lachte schallend auf.

      Doch der alte Mann gebot ihm zu schweigen. Der Kaufmann sah aus, als wäre er sich nicht sicher, ob Sonias Antwort sarkastisch gemeint war oder nicht. Als er schließlich zu der Auffassung gelangte, dass Letzteres der Fall war, bedeutete er ihr, doch näher zu kommen. Sonia kam der Aufforderung nach.

      „Buchsenstübl“, knurrte der alte Mann.

      „Wie bitte?“

      „Ihr müsst nach Buchsenstübl gehen.“

      „Muss sie das?“ Kamile sah Sonia an, doch die zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe noch nie von diesem Ort gehört.“

      „Genau das will Buchsenstübl ja auch.“ John Fahrenztein deutete auf eine Bergkette in der Ferne. „Diese Berge dort hinten sind die äußerste Grenze unseres Reiches. Es ist ein kleiner verschlafener Ort, fern von Krieg und Monsterangriffen. Nur zwanzig Familien groß, aber friedlich und sicher. Bleibt einfach auf diesem Weg, passiert Quelsbach und folgt dem verschlungenen Pfad, bis ihr dort angekommen seid. Auf zwei Beinen seid ihr morgen Abend dort. In Buchsenstübl traf ich einst eine Frau. Wunderschön. Schwarzes Haar und zwei pralle…“ Er verstummte, hüstelte kurz. „Na, das ist eben Buchsenstübl.“

      „Und was ist in Buchsenstübl, dass diese ganze Mühe wert ist?“

      „Die Hexe.“

      „Welche Hexe?“

      „Nun,

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