Die Begabten. Juryk Barelhaven

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Die Begabten - Juryk Barelhaven

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style="font-size:15px;">      Der Krähe starrte sie prüfend an.

      „Lukas, der Riese“, meinte die Krähe lakonisch und krächzte heiser. „Mein Name ist Kamile, früher hieß ich Prinzessin Lfayette aus dem Hause Aldigisl. Ich kenne jeden einzelnen Winkel in dieser Welt, kenne jeden Vertrag, der zwischen Göttern und Menschen geschlossen wurde und bin bewandert in allen Geheimnissen der Alchemie, Astrologie und der Magie. Ich blicke auf vierhundert Jahre Forschung und Wissenschaft zurück und gelte als das klügste Geschöpf in dieser Welt. Ich kenne die Antwort auf all deine Fragen.“

      Ein weiblicher Krähe, dachte Sonia. Eine Prinzessin..?

      Sonia behielt sie im Auge und mampfte weiter. „Warum bist du…so?“

      Die Krähe breitete ihre Flügel aus. „Früher war ich eine Gelehrte, die im Auftrag der Götter Botschaften überbrachte. Die uralten Erinnerungen werden mit jedem Augenblick, der verstreicht, klarer. Wir folgen demselben Pfad, den die legendären Helden beschritten haben. Ich diente Anequinnius, dem Sendboten. Danach Salan-Hirin, der Weise der Sonne und Khassandra, die Liebende. Wir hatten uns lieb, es war eine Eintracht zwischen uns die du dir nicht vorstellen kannst. Diese Göttin war so bezaubernd schön und so rein, dass mir noch immer die Tränen kommen. Sie verbündete sich mit der Ewigkeit und nahm ihren Platz im Götterhimmel ein. Man brauchte keinen Menschen mehr. Also… habe ich mich in eine Krähe verwandelt.“

      „Warum?“

      „Nun“, die Krähe krächzte leise und scharrte mit dem Schnabel am Gatter. „ich war verliebt in Khassandra und dank meines Intellekts und meines Wissen erforschte ich die Geheimnisse der Alchemie so weit, dass ich einen Trank braute, um mich zu verwandeln und ihr nachzufliegen. Ich wollte ins Tal der Götter reisen und sie ein letztes Mal sehen. Oh, schaumgeborene Tochter des Schicksals, du süße… naja, hat geklappt. Wie du siehst.“

      „Und dann?“

      „Bin ich zurückgeflogen.“

      „Und dann?“

      Die Krähe antwortete nicht sofort. Sie druckste herum, bis sie es nicht mehr aushielt: „Gut, na schön, ich habe einen Fehler gemacht, ja?“ Aufgeregt wedelte die Krähe mit ihren Flügeln herum, dass der ganze Käfig wackelte. „Ich hatte das Gegenmittel als Lösung zubereitet. Aber die Sonne schien darauf und die Flasche war nicht zugestöpselt… kann doch passieren… du lachst… warum lachst du!?“

      Sonia kicherte vergnügt und wischte sich Krümel aus dem Mund. „Du bist lustig!“

      Die Krähe sah sie prüfend an. „Heute Abend haben die Götter einen Wirbel des Zufalls erzeugt. Du bist nicht ohne Grund hier, wie ich feststelle. Wie ist dein Name, Kind?“

      „Sonia, Tochter von Annegret und Raphael Stolzenheim.“

      „Sag, Sonia, warten nicht deine Eltern auf dich zuhause?“ Die Krähe beugte sich vor und maß sie mit einem fragenden Blick. „Sie werden sich wundern, wo du bist. Buchenwald ist nicht so sicher, wie es scheint.“

      Sie straffte sich und beugte den Kopf. „Sie… starben vor einem Winter bei einem Brand. Seitdem bin ich bei meinem Onkel und meiner Tante. Ich soll für sie Rotfarnkraut suchen.“ Sie erzählte den Rest der ganzen Geschichte und beantwortete alle Fragen des Krähen.

      „Das tut mir leid, Sonia. Wenn es dich erheitert, erzähle ich dir eine Geschichte. Magst du Geschichten?“

      „Ja, sehr.“

      „Ich erzähle sie dir, wenn du mich rauslässt. Das ist versprochen. Willst du mir helfen?“ Sie beugte sich vor und schwarze Knopfaugen starrten sie erwartungsvoll aus den Gittergefängnis an.

      Sonia sah keinen Grund, ihr zu misstrauen. Schnell war der Käfig geöffnet und der Vogel flog eine kleine Runde und setzte sich dann auf eine Kiste nahe des Feuers. „Ich kann dich gut leiden, Sonia. Bereit für deine Geschichte?“

      Das Feuer prasselte laut, als sie noch einen Scheit nachlegte. Ab und zu knurrte und stöhnte Jakob, der Riese im Hintergrund, aber niemand achtete auf ihn.

      Und die Krähe erzählte…

      Die Legenden berichten, dass das Land Haven frei und jedermann zugänglich war. Man erzählt sich, dass früher alle freien Menschen in großer Eintracht unter dem guten König und seiner Königin lebten und dass es überall auf den Straßen im Land nichts zu befürchten gab. Sicher, von Zeit zu Zeit schwärmten ein paar hungrige Trolle durch die Gegenden und man war gut daran getan, wenn man ein scharfes Schwert bei sich trug, doch solche Zwischenfälle waren eher sehr selten. In jenen Tagen boten viele Kaufleute ihre Waren vom Pferderücken aus an und die Reichsstraße führte durch alle Länder dieser Welt, so dass die Menschen ihre Kulturen und ihr Wissen miteinander austauschen konnten. Wanderschauspieler, Spielleute und Akrobaten zogen zu den zahlreichen Märkten und Volksfesten, Abenteurer traten auf dieser Straße ihre Reise in fremde Länder an und in jenen Tagen war die Erde wild und gut. Damals waren die Tiere und Pflanzen auf eine Art miteinander verbunden, wie sie kein Sterblicher je begreifen kann. Die Elfen –jenes fast vergessene Volk, das dieses Land einst besiedelte – lebten in Eintracht mit den Orks und den Menschen. Über Generationen hinweg hatten die Könige der Menschen den Frieden gesichert, und dieser König und seine Königin bildeten keine Ausnahme. Nicht durch Erlasse, sondern durch weises Lenken der Menschen, so dass Streitigkeiten schnell geschlichtet wurden. Alle, die im Reich ankamen, wurden bestärkt, ihre Gewohnheiten und Bräuche beizubehalten. So wurde Haven ein wundersamer Schmelztiegel der Unterschiede. Moormenschen vermischten sich mit Hochländern, Seefahrer mit den wilden Lycanthen, Waldbewohner mit Bergbewohner. Kinder, die damals in jener Zeit aufwuchsen, waren umgeben von einem bunten Farbengemisch. Die unendlich vielen verschiedenen Speisen, Gewürze, Fertigkeiten in Handwerk und Kunst kannst du dir gar nicht vorstellen! Das alles wuchs zur Stärke des Reiches bei! Der junge König war schön und gut und ein würdiger Gefährte. Er war der Prinz aus dem nördlichen Kaiserreich und der zweite in der Thronfolge. Er vereinigte in sich alle Tugenden des königlichen Hauses – Mut, Güte, Großzügigkeit, Geduld. Er sah gut aus mit seiner königlichen Haltung und dem breiten offenen Gesicht. Die Königin war groß und stolz, besaß eine ungewöhnliche Ausstrahlung und Schönheit, so rein wie ein stiller Teich. Ihre Tugenden standen den seinen in nichts nach, sie glich ihm an Erhabenheit und sie war die einzige Tochter des einzigen Königs der Menschen. Stell sie dir vor, wie sie beide bei Festlichkeiten auf ihren weißen Rössern durch die Menge ritten, absaßen, um zu Fuß weiter zu schlendern und mit den Leuten zu feiern, ihre Speisen zu segnen und bei Spielen und Wettkämpfen mit ihnen zu lachen! Es war eine perfekte Verbindung und schnell wurde jedem klar, dass aus ihrer Liaison eine fruchtbare Herrschaft hervorgehen würde – eine weise und gute Regentschaft. Als ihre Verlobung bekanntgegeben wurde, welche Feste wurden überall gefeiert. Das nördliche Königreich der Orks freute sich ebenso wie das östliche Königreich der Elfen, denn alle Herrscher waren zu der Zeit gleichgestellt und sie alle zeichneten sich dadurch aus, dass sie die Ruhe in ihren Landen durch weises Lenken sicherten. Natürlich starben damals schon Menschen, aber zu jener Zeit war uns klarer, dass alles wiedergeboren wurde. Ihr Schloss wurde über und über mit Fahnen und Blumen geschmückt. Die breite Straße war mit Blüten übersäht. Aus allen Teilen der Reiche kamen Menschen herbeigeströmt, um Segenswünsche und Geschenke darzubringen. Die Ehe war glücklich, ihre Tochter war liebreizend, bei bester Gesundheit und bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr eine Freude für alle…

      Aber es sollte nicht sollen sein.

      Alle Zauberer der Menschen, alle Elfen und sogar die Orks spürten eine Veränderung aufziehen. Die Reiche veränderten sich nicht; sicher, es gab mal Krieg mit den Trollen im nördlichen Kaiserreich und auch im Osten

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