Unfassbar traurig. Ute Dombrowski

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Unfassbar traurig - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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      „Ja, ein rotes.“

      „Aber du bist nicht mit einem roten Auto bei uns. Hast du das verloren?“

      „Nein, das da draußen ist Ellas Auto. Ich bin mit ihr gefahren.“

      Jetzt strahlte die Kleine.

      „Das ist aber lieb, wenn die Ella dich mit ihrem Auto spielen lässt.“

      Ferdinand strich ihr über das Haar und seine sanften Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er hätte in diesem Moment alles gegeben für diese Unbeschwertheit und Naivität. Aber das Leben war nicht unbeschwert. Das sah er jetzt auch an Dina, die in Tränen ausgebrochen war. Das kleine Mädchen ging zu ihr, kroch auf ihren Schoß und nahm das Gesicht ihrer Mutter in die kleinen Hände.

      „Mama, du bist ja traurig. Warum weinst du denn?“

      „Ich habe heute früh ein anderes Mädchen gesehen, dem hat jemand wehgetan.“

      „Wer denn?“

      „Das wissen wir noch nicht“, sagte Ella und erhob sich. „Wir finden den aber und dann kommt er ins Gefängnis.“

      Lisa nickte und Dina nahm sie auf den Arm, um die Kommissare zur Tür zu begleiten. Im Auto fasste Ella kurz zusammen, was die Frau berichtet hatte.

      „Aber sie hat niemanden dort gesehen. Es gab keine Arbeiter und keine Spaziergänger, wie auch um diese Uhrzeit. Sie hat außerdem gesagt, dass im Ort irgendwo ein Fest war. Früher war sie auch immer dort.“

      „Was für ein Fest?“

      „Kerb? Kirmes? Weinfest? Keine Ahnung, ihr findet ja immer einen Grund für so einen Kram.“

      Schweigend fuhren sie ins Präsidium, wo der Staatsanwalt schon ungeduldig wartete.

      „Wer ist der Täter?“, fragte Dr. Hans-Martin Rosenschuh.

      „Wir wissen ja noch nicht einmal, wer das Opfer ist. Wie sollten wir denn schon den Täter kennen?“

      Der Staatsanwalt ging nicht auf den frechen Ton von Ella ein und sah einfach an ihr vorbei. Ferdinand zuckte nur mit den Schultern.

      „Wie meine Kollegin sagt.“

      „Dann tratschen Sie hier nicht herum und gehen schnellstens an die Arbeit!“

      Als sie die Tür des Büros hinter sich zugemacht hatten, ließ sich Ella in ihren Sessel fallen.

      „Mann, so ein Stinkstiefel.“

      Ferdinand kochte Kaffee und winkte ab.

      „Ignorier ihn! Wir müssen herausfinden, wer das Mädchen ist.“

      3

      Bianca war an der Ostsee angekommen und hatte ein winziges Zimmer in einer kleinen Pension gefunden. Ein junges Pärchen hatte abgesagt. Die Kommissarin stellte die Reisetasche auf ihr Bett und sah aus dem Fenster. Vor ihr lagen der Strand und die von Wellenbergen durchzogene Ostsee. Rasch zog sie sich eine Jacke an und machte sich auf den Weg ans Wasser.

      „Das muss Schicksal sein“, flüsterte sie. „Das Wasser direkt vor der Nase, der Wind, die Sonne … Michael, ich wünschte, du wärst hier.“

      Langsam ging sie am Rande der Wellen, die auf den Strand rollten, entlang. Sie bückte sich nach dem einen oder anderen Stein und steckte ihn in die Jackentasche. Sie würde sich im Archiv eine Schale mit Erinnerungsstücken vom Urlaub hinstellen, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Sie wollte hier leben, an der Ostsee, wo die Trauer und der Schmerz weit weg waren.

      Wenn sie geahnt hätte, dass in der Heimat ein Mord geschehen war, der die Polizei noch für eine lange Zeit in Atem halten würde, wäre sie vielleicht sofort zurückgefahren. Aber sie wollte nicht mehr auf Menschen treffen, die böse sind, die andere Menschen verletzen oder gar töten, nein, sie suchte nach dem inneren Frieden und wollte das Leid vergessen.

      Am Abend ging sie in ein Restaurant, in dem frischer Fisch angepriesen wurde. Es schmeckte herrlich, aber die totale Entspannung wollte sich nicht einstellen. Nach dem Essen schlenderte Bianca durch den Ort, der auch um diese Uhrzeit von Touristen überfüllt war. Hier, inmitten der fröhlichen Urlauber, schlich sich plötzlich ein Gedanke in ihren Kopf: Ich gehöre hier nicht her!

      Unzufrieden schloss sie die Tür des kleinen Zimmers hinter sich und setzte sich auf den Sessel, der neben einem Bett, einem quadratischen, Tisch, einem Nachtschrank und einem Sideboard das Zimmer völlig ausfüllte. Die Enge kam ihr jetzt bedrückend vor. Bianca begann zu bezweifeln, ob der Urlaub wirklich eine so gute Idee gewesen war.

      „Egal“, sagte sie zu sich selbst, „ich musste nur mal raus. Und wenn es mir wenigstens hilft, dass ich jetzt weiß, dass ich aus meiner Heimat nicht weg kann, dann hat es doch auch etwas Gutes.“

      Sie führte diese Selbstgespräche oft, denn außer Riva im Archiv gab es kaum jemanden, mit dem sie sprechen konnte und wollte.

      Riva Minettoz war eine aufregend schöne Frau, die sie ein wenig an Fabienne erinnerte, trotz ihrer vierunddreißig Jahren sah sie jedoch aus wie ein junges Mädchen. Sie besaß Feuer und Charisma und hätte jeden Tag einen neuen Liebhaber haben können. Aber es gab seit der Schulzeit nur einen Mann, den sie abgöttisch liebte. Er war ihr Lehrer gewesen, als sie am Gymnasium war. Schon vom ersten Tag an gefiel ihr der kluge, gutaussehende Mann und als sie ihr Abitur in der Tasche hatte, gestand sie ihm ihre Liebe.

      Ein paar verrückte und aufregende Monate später waren sie ein Paar. Er hatte sich von seiner Frau getrennt, denn auch er spürte diese eigentümliche Anziehungskraft. Riva hatte Verehrer wie ein Fisch Schuppen, aber für sie gab es seitdem nur diesen einen Mann.

      „Du musst mal wieder unter Leute, Bianca“, sagte sie beinahe jeden Tag.

      Ebenso oft antwortete Bianca: „Nein, ich bin zufrieden, wie es ist. Ich mag keine Menschen in meiner Nähe.“

      Kurz entschlossen wählte sie Rivas Nummer. Die Kollegin meldete sich verschlafen.

      „Sag mal, weißt du nicht, wie spät es ist? Was ist passiert?“

      „Ich bin an der Ostsee und mache Urlaub.“

      „Davon habe ich schon gehört und ich freue mich! Endlich kommst du mal raus aus deinem Schneckenhaus.“

      „Es ist furchtbar hier.“

      „Oh.“

      Riva setzte sich im Bett auf und machte sich auf ein längeres Telefonat gefasst.

      „Erzähl!“, forderte sie Bianca auf.

      „Ich dachte, es ist eine gute Idee und ich wollte sehen, ob ich vielleicht hier auch leben kann. Aber …“

      Bianca zögerte.

      „Aber?“

      „Ich fühle mich hier wie ein Fremdkörper. All diese gut gelaunten Touristen und die lauten Kinder, das geht mir jetzt schon auf die Nerven.“

      „Dann

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