Unfassbar traurig. Ute Dombrowski

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Unfassbar traurig - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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ja, es war richtig, im Rheingau war sie zuhause, dort hatte sie ihre Wurzeln und wer sagt denn, dass die Erinnerungen nicht irgendwann gut würden?

      „Danke, Riva. Entschuldige, dass ich dich gestört habe. Ich komme morgen wieder zurück und werde ein neues Leben beginnen.“

      Riva lächelte vor sich hin und streckte sich wieder aus, nachdem sie aufgelegt hatte. Ihre große Liebe Peter hatte von dem Telefonat nichts mitbekommen, denn in ihrer Nähe konnte er sich so gut entspannen, dass er schlief wie ein Stein. Sie rutschte zu ihm hinüber und kuschelte sich an seinen warmen Körper. Mit einem entspannten Seufzer kam der Schlaf zurück.

      Bianca fühlte sich nach dem Gespräch irgendwie erleichtert. Es war, als bräuchte sie gar keine Entschuldigung dafür, dass der Urlaub eine Schnapsidee war. Sie legte sich ins Bett und schlief augenblicklich ein.

      Am nächsten Morgen gab sie das Zimmer auf, bezahlte und machte sich auf den Weg in den Ort zu einem ausgiebigen Frühstück. Noch ein letztes Mal lief sie an den Strand. Heute war es sonnig und Unmengen von Leuten hatten sich hier für den Tag eingerichtet. Sie saßen in Strandkörben, lagen auf Decken oder räkelten sich in mitgebrachten Liegestühlen und ließen sich in der Sonne braten. Das Gebrodel der Stimmen, die sonnenölgetränkten Körper, der Müll, der zwischen den Menschen lag, all das trug dazu bei, dass sie wusste, wo sie hingehörte.

      Sie wendete dem Getümmel den Rücken zu und machte sich auf den Heimweg.

      „Michael, ich komme nach Hause. Verzeih mir, dass ich dachte, ich könnte ohne dich leben.“

      Am Abend rollte sie in die Einfahrt des Hauses und blieb noch einen Moment im Auto sitzen, bevor sie in ihre Wohnung ging. Sie legte den Kopf auf die Hände, die sie fest um das Lenkrad geschlossen hatte und weinte.

      Es war zwar eine wichtige Erkenntnis gewesen, dass sie nicht von hier weggehen konnte, aber sie wusste noch immer nicht, wie sie den Schmerz in den Griff bekommen sollte.

      „Wenn wir doch ein Kind gehabt hätten“, murmelte sie und stieg aus.

      Am kommenden Tag ging sie wieder zur Arbeit. Riva kam ihr im Keller entgegen und nahm sie wortlos in den Arm.

      „He, du bist ja noch weiß wie ein Käse. Ich denke, du warst an der Ostsee?“, scherzte sie später.

      Bianca kannte ihren Humor und lächelte.

      „Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es ist wieder zuhause zu sein. Können wir heute Abend essen gehen? Ich muss mal reden.“

      „Natürlich. Ich rufe Peter an und dann machen wir einen drauf. Wenn du magst, darfst du dich betrinken. Ich kann dich ja heimbringen.“

      „Mal sehen. Ich freue mich. Was gibt es Neues?“

      „Wenig, die alten Fälle sind immer noch genauso ungelöst wie vor deinem wahnsinnig langen Urlaub.“

      „Dann ist es ja gut. Sonst hätte ich jetzt nichts zu tun. Danke für alles.“

      Die Frauen drückten sich nochmal und rasch verschwand Bianca in ihrem kargen Büro. Sie fuhr den Computer hoch und wieder lächelte ihr das kleine blonde Mädchen entgegen.

      Nachdem sie auch heute wieder stundenlang die Fakten des Falles durchging und doch zu keinem Ergebnis kam, machte sie Feierabend und suchte nach Riva.

      Die Kollegin stand in der Toilette vor dem Spiegel und zog sich die vollen Lippen nach, dann schüttelte sie die schwarzen Locken und lächelte ihrem Spiegelbild zu.

      „Gehst du so mit mir?“, fragte sie Bianca, die sich neben der großen, schlanken Schönheit wie eine graue Maus vorkam.

      „Ich gehe auch im Jogginganzug mit dir. Wo wollen wir denn essen?“

      „Lass uns in deine Richtung fahren, ich habe Lust auf ein Glas Wein und eine riesige Portion Spundekäs.“

      Bianca spürte einen kalten Schauer, der ihr über den Rücken lief. Seit drei Jahren war sie nicht mehr im Rheingau eingekehrt und sie überlegte in diesem Augenblick schon, wie sie Riva davon überzeugen konnte, in Wiesbaden zu bleiben.

      Die las die Gedanken ihrer Kollegin und sagte streng: „Wir fahren in den Rheingau oder ich gehe heim.“

      Bianca knabberte an ihrer Unterlippe, aber sie nickte. Es fiel ihr schwer, die Vergangenheit auszublenden. Schweigend gingen sie zu den Autos und Riva fuhr voraus. Bianca hängte sich dran und bald sah sie, dass Riva zum Kloster Eberbach unterwegs war.

      Die beiden Frauen stiegen aus und liefen durch den schönen Garten. Blumen blühten, der Rasen war trotz der Hitze grün und die riesigen Bäume warfen lange Schatten. Das alte Kloster lag still in der Abendsonne. Es waren nur noch wenige Menschen unterwegs und Bianca atmete tief durch. Auf der anderen Seite angekommen stiegen sie die Stufen zur Klosterschänke hoch und fanden einen Platz an einem der Tische auf der Terrasse.

      Die Bedienung trug eine Tracht und fragte höflich nach ihren Wünschen. Bianca schloss sich Rivas Bestellung an und so warteten sie auf die doppelte Portion Spundekäs mit dem frischen Brot, das hier im Kloster gebacken wurde.

      „Warst du mal zum Konzert hier?“, fragte Riva.

      „Nein, wir wollten das immer mal machen, aber irgendwie hatten wir nie Zeit. Du?“

      „Ja, ich war zum Mozart-Requiem und es war der Hammer. Ich saß zwar weit hinten, aber direkt am Gang, da war die Akustik der Wahnsinn. Irgendwie hatten diese Musiker etwas Mystisches. Die haben ja nicht nur das Requiem gesungen, aber das war der Höhepunkt. Ich fand es nur bescheuert, dass manche Leute nicht mal abwarten konnten, bis wir zu Ende geklatscht haben und einfach schon rausgegangen sind.“

      „Was? Das darf nicht wahr sein. Sie sind einfach aufgestanden und rausgegangen?“

      „Ja, aber die Strafe haben sie direkt bekommen. Ich habe geklatscht wie verrückt und stand an meinem Platz und plötzlich wurde es ganz ruhig und sie haben eine Zugabe gebracht. Also hat sich mein gutes Benehmen ausgezahlt. Ich denke aber nicht, dass wir den Abend lang über mich reden wollen, oder?“

      Das Essen kam, dazu schenkte ihnen die Bedienung Wein aus dem Kloster ein und ging mit einem Lächeln fort. Bianca nippte am Wein und nickte.

      „Jede Ablenkung ist willkommen. Glaub mir, ich dachte wirklich, ich packe meine Sachen und ziehe an die Ostsee. Ich war mir so sicher, dass es eine richtige Entscheidung war und dann habe ich es nicht mal für einen Kurzurlaub dort ausgehalten.“

      „Ich bin darüber nicht sehr unzufrieden. Mensch, du kannst doch nicht einfach abhauen. Und ich denke, dem Kummer kannst du selbst an der Ostsee nicht entkommen.“

      „Das ist mir dann auch klar geworden. Ich möchte ja gerne wieder richtig leben, aber es ist, als wäre es gestern gewesen. Weißt du, dass ich seit drei Jahren nicht mehr am Rheinufer in Eltville war?“

      Riva sah Bianca erschrocken und ungläubig an.

      „Wie kann das denn sein? Du wohnst doch nur ein paar Schritte entfernt und du lebst da. Einkaufen musst du doch auch. Wo machst du das denn?“

      „Ich kaufe in Wiesbaden ein, fahre heim in meine Wohnung und schließe hinter mir die Tür. Am nächsten Morgen fahre ich wieder in die Stadt.“

      „Und

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