Unfassbar traurig. Ute Dombrowski

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Unfassbar traurig - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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hatte gebannt zugehört und in seinem Kopf ratterten die Gedanken hin und her. Er widmete sich wieder dem Computer und gab die Daten ein, die er kannte. Die Datei war noch nicht vollständig, es gab nur Vermisstenfälle, die fünfzehn Jahre zu­rückreichten. Alles, was vorher geschehen war, lag im Archiv in endlosen Regalen.

      „Wir müssen ins Archiv. Hier passt keine der Vermissten ins Bild.“

      „Dann geh mal schön alleine, ich habe jetzt einen Termin.“

      „Was denn für einen Termin?“

      „Meine Süße will mit mir essen gehen. Sie meinte heute früh, sie hätte mir etwas zu sagen.“

      „Ist das jetzt gut oder schlecht?“

      „Keine Ahnung“, knurrte Ella und fuhr ihren Computer herunter. „Vielleicht will sie ja jetzt doch heiraten.“

      „Dann viel Glück. Es ist noch früh, also mache ich mich sofort auf den Weg. Wir sehen uns morgen.“

      Ella hatte nichts mehr gesagt und war schon verschwunden. Ferdinand beschloss, vorher im Archiv anzurufen und zu fragen, ob er jetzt noch kommen dürfe.

      Er läutete dreimal, dann meldete sich eine erotische Stimme, die so gar nicht in die trockene Atmosphäre zwischen den staubigen Akten passte.

      „Minettoz. Was kann ich für Sie tun?“

      Er war versucht zu sagen, dass er gerne eine Massage hätte, aber dann fand er die Idee sehr unpassend.

      „Ferdinand Waldhöft, Polizeipräsidium Eltville. Wir haben eine unbekannte Tote. Ich brauche Ihre Hilfe, denn es macht den Eindruck, als würde es diese junge Frau gar nicht geben.“

      „Aha, das klingt ja merkwürdig. Aber eigentlich geht das gar nicht, denn wenn sie tot ist, muss sie ja auch gelebt haben.“

      „Darf ich jetzt noch kommen?“

      „Ich frage meine Kollegin, die ist bestimmt nicht sauer, wenn sie später Feierabend hat.“

      Es dauerte einen Moment, dann war Riva wieder am Telefon und sagte, dass der Kommissar willkommen wäre. Ferdinand wollte gerade gehen, da klingelte sein Telefon.

      „Waldhöft“, meldete er sich.

      Es war die Gerichtsmedizin. Man hatte jemanden gefunden, der zur DNA des Mannes passte, der seine Spuren am Opfer hinterlassen hatte. Der Kommissar rang mit sich, ob er zuerst in die Gerichtsmedizin fahren sollte, entschied sich aber dagegen. Er erklärte, warum er erst morgen kommen würde und gab eine Fahndung nach dem vermeintlichen Täter heraus.

      Endlich machte er sich auf den Weg nach Wiesbaden. Als er auf dem Parkplatz angekommen war, fiel ihm ein, dass hier auch die berühmte Bianca Verskoff arbeitete. Vielleicht würde er sie endlich einmal persönlich kennenlernen. Die Kollegen hatten gesagt, seit ihr Mann und sein Kollege tot waren, hatte sie sich vollkommen zurückgezogen und war unnahbar geworden. Mit Spannung betrat er das Gebäude, wo er sich am Empfang anmeldete.

      „Ich bin Ferdinand Waldhöft und habe einen Termin im Archiv.“

      „Fahren Sie mit dem Aufzug hinunter. Frau Verskoff erwartet Sie.“

      Oh, dachte er, ich werde sie tatsächlich treffen. Mit schnellen Schritten war er am Fahrstuhl angekommen und fuhr abwärts. Im Keller war es kühl. Ein Summen, das Ferdinand nicht zuordnen konnte, durchbrach die Stille. Es schien aus einem der hinteren Räume zu kommen.

      „Guten Tag, Herr Waldhöft“, sagte eine Stimme hinter ihm.

      Der Kommissar drehte sich um und sah eine schlanke Frau mit schulterlangen dunklen Haaren in der hinteren Tür stehen, aus der jetzt ein helles Licht floss. Die Traurigkeit ihres Herzens schwappte wie eine Welle über ihn, obwohl sie lächelte. Es waren ihre Augen, die wie hinter einem Schleier aus Schmerz zu liegen schienen.

      „Frau Verskoff?“

      Die Kommissarin nickte und ging Ferdinand entgegen.

      „Wir können uns ins Besprechungszimmer setzen, dort ist es freundlicher als hier unten.“

      „Das macht mir nichts aus, Frau Verskoff, wir können gerne hierbleiben. Nur kein Aufwand.“

      „Gut“, sagte Bianca und ging zurück in ihr Büro.

      Sie setzten sich an den Schreibtisch, nachdem Bianca den zweiten Stuhl an die gegenüberliegende Seite gerollt hatte. Im Vorbeigehen war Ferdinands Blick auf den Bildschirm gefallen. Das kleine Mädchen saß auf einer Wiese und ein Strohhut lag neben ihr. Die blauen Augen leuchteten fröhlich und die Sonne schien.

      „Nicola“, sagte Ferdinand und sah Biancas verblüfften Blick. „Wenn ich ihr Lachen sehe, muss ich immer an die Mutter denken, die ihr kleines Mädchen vermisst. Ob sie noch lebt?“

      Bianca hatte schnell den Bildschirm ausgeschaltet, denn irgendwie erschien es ihr sonderbar, dass ein Fremder Nicola kannte. Ferdinand ahnte, dass dieses Bild etwas Besonderes war, darum wechselte er rasch das Thema.

      „Wir haben eine Tote, die zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt ist. Meine Kollegin hat gesagt, es gibt sie nicht.“

      „Ich verstehe. Es könnte sein, dass sie länger als fünfzehn Jahre vermisst wird. Dann werde ich mal in den alten Akten danach suchen und melde mich. Haben Sie den Obduktionsbericht und einige Eckdaten für mich?“

      Ferdinand schob einen Ordner über den Tisch und Bianca schlug die erste Seite auf. Dort befand sich das Foto der Toten. Sie hatte blonde lange Haare, die anscheinend zu zwei Zöpfen geflochten waren, aber auf der einen Seite lagen die Haare locker neben ihrem Kopf. Ein Zopf war noch intakt und wurde von einem blauen Samtband zusammengehalten.

      „Gibt es das zweite Band?“, fragte Bianca.

      „Nein, das muss der Täter mitgenommen haben. Vielleicht wollte er eine Art Trophäe. Sie haben ihn aber schon identifiziert. Er ist der Polizei bekannt. Toby Däkelts, vorbestraft wegen sexueller Übergriffe, hat aber niemals gemordet. Er ist sechsundzwanzig.“

      „Warum sind solche Männer auf freiem Fuß?“

      „So blöd es auch klingt, er hat eine Therapie gemacht und galt als ungefährlich.“

      „Oh Mann, so etwas macht mich fertig. Das Mädchen könnte noch leben. Ich habe eine Frage: Wie kam sie denn dahin? Und woher kam sie? Das ist sehr merkwürdig. Es gab da mal …“

      Sie rannte plötzlich aus dem Büro und kam nach einigen Minuten zurück.

      „Es gab vor zwei Jahren mal eine junge Frau, achtzehn Jahre alt, die stand einfach eines Tages mitten in Eltville und war vollkommen verwirrt. Sie wusste nicht, wie sie an diesen Ort gekommen und wo sie vorher war. Sie heißt Karoline, aber auch das ist nicht zu hundert Prozent sicher … Moment.“

      Bianca löste den Knoten um die dicke Akte und schlug sie auf. Vom Foto schaute ihnen eine blonde junge Frau entgegen. Sie trug geflochtene Zöpfe, die mit blauen Samtbändern zusammengehalten wurden.

      Die beiden sahen sich an und schluckten, denn alles sah aus, als gäbe es hier einen Zusammenhang. In dem Moment kam Riva von oben und steckte den Kopf

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