Teufel Alkohol. Carl Betze

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des erneuten Trinkens bewusst sind (27).

      Auf physischer Ebene manifestiert sich infolge des Vieltrinkens über einen längeren Zeitraum das Problem des Alkoholentzugs, sofern der Alkoholkonsum unterbrochen wird: Es kommt zu Brechreiz, Kreislauf- und Schlafstörungen, Zittern, bisweilen sogar zu regelrechter Angst sowie zu Depressionen (28).

      Führt man sich die negativen gesundheitlichen Effekte des Trinkens von Alkohol vor Augen, so wundert es nicht, dass jeder 20. Todesfall auf Alkohol zurückgeht. Laut einem Bericht der Welt-gesundheits-Organisation (WHO) sterben jedes Jahr rund drei Millionen Menschen weltweit durch Alkoholkonsum – das sind mehr als durch Aids, Gewalt und Verkehrsunfälle zusammen. Am stärksten betroffen sind Männer – sie machen drei Viertel der alkoholbedingten Todesfälle aus.

      Die drei Millionen durch Alkohol verursachten Todesfälle, die 2016 registriert wurden, entsprechen 5,3 Prozent aller Todesfälle des Jahres. Im selben Zeitraum wurden 2,5 Prozent der weltweiten Todesfälle durch Verkehrsunfälle verursacht, 1,8 Prozent durch Aids und 0,8 Prozent durch Gewalt (29).

      Nach einer Auswertung der Studie "Global Burden of Disease" (GBD) zu den Trinkgewohnheiten in 195 Ländern und den alkoholbedingten Schäden steht der Alkoholkonsum an siebter Stelle sowohl der häufigsten Todesursachen als auch der Faktoren, die zu gesundheitlichen Einschränkungen führen. Hauptursachen sind vermehrte Tuberkuloseinfekte, Tumorerkrankungen, Verkehrsunfälle sowie Suizide unter Alkoholeinfluss (30).

      Alkohol ist ein kolossales globales Gesundheitsproblem. Ein geringer Nutzen von moderatem Alkoholkonsum kann die alkoholbezogenen körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheitsrisiken bei weitem nicht ausgleichen.

      Leider wird die Bevölkerung nicht klar und verlässlich über die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Risiken aufgeklärt. Das ist wenig verwunderlich. Die Alkoholindustrie ist sehr mächtig und hat Unsummen an Geld zur Verfügung. Und was ist deren Daseinszweck? Richtig, der Verkauf von Alkohol. So werden Forschungsergebnisse, die die Risiken des Alkoholkonsums zu Tage fördern in den sozialen Medien unmittelbar durch widersprechende neue Erkenntnisse, die

      aus von der Alkoholindustrie gesponserten Studien stammen, gekontert.

      Es handelt sich um eine gewaltigen Tatsachen-Verdrehung, verursacht durch kollektive Verdrängung. Die Medien wollen diese Dinge nicht publik machen, die Leser wollen sie nicht wissen (31).

      Um all' das wissend stellt sich die Frage: Warum trinken wir denn überhaupt so viel Alkohol?

      04 – warum trinken wir Alkohol?

      „Edles Bier, du tust mir gut.Gibst mir Zuversicht und Mut“

      Der Konsum alkoholischer Getränke initiiert also einen biochemischen Prozess, im Rahmen dessen durch den ausgeschütteten Botenstoff Dopamin beim Trinkenden Wohlbefinden und Glücksgefühle entstehen.

      Unser Gehirn speichert, dass Alkohol glücklich macht. Und will mehr davon...

      Die Reduktion negativer Gefühle, verursacht durch die Stimulation inhibitiver Neurotransmitterrezeptoren, ist eine der verführerischsten Konsequenzen des Trinkens.

      Indes auch eine der gefährlichsten.

      Alkohol ist einer der besten Wirkstoffe gegen Ängste, Sorgen, Probleme, trübe Gedanken und erlittene Verletzungen.

      Er unterstützt uns dabei, den Film im Kopf so zurechtzuschneiden, dass er für das Ego wieder erträglich wird. Alkohol ist einer der besten Tranquilizer auf dem Markt. Es gibt kein effektiveres Mittel gegen Stress. Keinen kürzeren Weg zu einem angenehmen Befinden. Was man auch macht, wo man sich auch aufhält – mit einem Drink in der Hand wird das Leben für viele Menschen gleich ein wenig rosaroter und erträglicher.

      Alkohol wird missbraucht, um eigene Gefühle regulieren zu können. Dies ist notwendig, wenn wir nicht gelernt haben, unsere Gefühle als normale psychische und körperliche Reaktionen wahrzunehmen und zu akzeptie­ren (32).

      Die Kehrseite der Medaille sind die vielschichtigen physischen wie psychischen Auswirkungen, die regelmäßiges Trinken auf den menschlichen Organismus hat.

      Trotzdem trinken wir Alkohol. Ist es also letztendlich die Sehnsucht nach Glück, das Streben nach dem Gefühl des Seelig-seins, was uns in die Sucht treibt?

      Bestimmt auch, aber übermäßiger Alkoholkonsum kommt oft nicht von ungefähr.

      Meist gibt es einen subjektiven, oft höchst individuellen Grund, warum der Betroffene immer häufiger zum Glas, beziehungsweise zur Flasche, greift.

      Und doch gibt es Gemeinsamkeiten, sind es immer wieder bestimmte, ganz konkrete Lebenssituationen, in denen sich der Alkohol ganz hervorragend eignet, um der eigenen Gemütsverfassung ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

      Am Tag der Deutschen Einheit anno 2018 stehe ich frühmorgens in der Küche und bin dabei, das Frühstück für meine Frau Ewa und mich zuzubereiten, als das Telefon klingelt. Wer kann das sein, so früh am Morgen? Bestimmt jemand aus Ewas großer Familie oder eine ihrer besten Freundinnen – meine Frau telefoniert gerne, viel und zu allen Tageszeiten. Ewa hebt den Hörer ab, legt kurze Zeit später wieder auf, gesprochen hat sie mit dem Anrufer offenbar nicht. Sie kommt zu mir in die Küche, Tränen laufen ihr über die Wangen.

      „Dein Papa ist gestorben“. Der Anruf kam aus dem Pflegeheim, in dem meine Eltern seit knapp anderthalb Jahren leben.

      Mein Vater ist in den Morgenstunden, zwar im stolzen Alter von fast 97 Jahren, trotzdem aber plötzlich und völlig unerwartet, verstorben.

      Unmittelbar lege ich das Brotmesser zur Seite, öffne den Kühlschrank, greife mir wortlos eine Flasche Bier und gehe die Kellertreppe hinab, dann in den Garten. Dort stehe ich, vor Schock am ganzen Leib zitternd und keines klaren Gedankens fähig, und trinke mein Bier – um 08:00 morgens.

      Auf dem Weg zurück in den Wohnbereich unseres Hauses nehme ich mir aus dem Zweitkühlschrank, der im Keller steht, eine zweite Flasche mit nach oben.

      „Wir müssen ins Heim, auch wegen Deiner Mutter“, sagt Ewa.

      „Ich kann nicht“ antworte ich. Die zweite Flasche Bier ist beinahe schon geleert.

      „Aber wir müssen dahin. Sie weiß noch nichts, ich denke, DU solltest es ihr sagen“.

      Ewa hat Recht. Die Autofahrt zum Pflegeheim dauert keine fünf Minuten, das muss reichen für die dritte Flasche Bier. Im Heim angekommen, zeigt der Alkohol erste Wirkung: Ich bin in der Lage meiner Mutter die Todesnachricht zu überbringen. Ewa wartet vor ihrer Zimmertür.

      „Gehen wir zu ihm rein?“ fragt sie.

      „Das kann ich nicht“ entgegne ich auch jetzt.

      Ewa geht allein ins Sterbezimmer meines Vaters. Auch er hat dem Alkohol zeitlebens regelmäßig zugesprochen und so befindet sich in seinem Zimmer ein kleiner Kühlschrank, der lediglich dazu dient, Bier zu kühlen. Dessen bewusst, betrete ich das Zimmer, gehe schnurstracks zum Kühlschrank, entnehme diesem eine Flasche Bier, nehme einen kräftigen Schluck und wende mich meinem toten Vater zu.

      „Ein letztes Prost, Papa“.

      Anderer Anlass – gleiche Reaktion.

      In meiner Zeit als Geschäftsführer eines mittelständischen

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