Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller

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Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller

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wählt er die reinsten für sich.

      Für den Herrscher legt man zurück das Beste,

      Was gewonnen ward mit gemeinsamer Arbeit,

      Wenn sich die Diener durchs Los vergleichen,

      Ihm ist das Schönste gewiß.

      Aber eines doch ist sein köstlichstes Kleinod,

      Jeder andre Vorzug sei ihm gegönnt,

      Dieses beneid ich ihm unter allem,

      Daß er heimführt die Blume der Frauen,

      Die das Entzücken ist aller Augen,

      Daß er sie eigen besitzt.

      Mit dem Schwerte springt der Korsar an die Küste,

      In dem nächtlich ergreifenden Überfall,

      Männer führt er davon und Frauen,

      Und ersättigt die wilde Begierde,

      Nur die schönste Gestalt darf er nicht berühren,

      Die ist des Königes Gut.

      Aber jetzt folgt mir, zu bewachen den Eingang

      Und die Schwelle des heiligen Raums,

      Daß kein Ungeweihter in dieses Geheimnis

      Dringe und der Herrscher uns lobe,

      Der das Köstlichste, was er besitzet,

      Unsrer Bewahrung vertraut.

      Der Chor entfernt sich nach dem Hintergrunde.

      Die Szene verwandelt sich in ein Zimmer im Innern des Palastes Donna Isabella steht zwischen Don Manuel und Don Cesar.

      ISABELLA.

      Nun endlich ist mir der erwünschte Tag,

      Der lang ersehnte, festliche erschienen –

      Vereint seh ich die Herzen meiner Kinder,

      Wie ich die Hände leicht zusammenfüge,

      Und im vertrauten Kreis zum erstenmal

      Kann sich das Herz der Mutter freudig öffnen.

      Fern ist der fremden Zeugen rohe Schar,

      Die zwischen uns sich kampfgerüstet stellte –

      Der Waffen Klang erschreckt mein Ohr nicht mehr,

      Und wie der Eulen nachtgewohnte Brut

      Von der zerstörten Brandstatt, wo sie lang

      Mit altverjährtem Eigentum genistet,

      Auffliegt in düsterm Schwarm, den Tag verdunkelnd,

      Wenn sich die lang vertriebenen Bewohner

      Heimkehrend nahen mit der Freude Schall,

      Den neuen Bau lebendig zu beginnen,

      So flieht der alte Haß mit seinem nächtlichen

      Gefolge, dem hohläugigten Verdacht,

      Der scheelen Mißgunst und dem bleichen Neide,

      Aus diesen Toren murrend zu der Hölle,

      Und mit dem Frieden zieht geselliges

      Vertraun und holde Eintracht lächelnd ein.

      Sie hält inne.

      – Doch nicht genug, daß dieser heutge Tag

      Jedem von beiden einen Bruder schenkt,

      Auch eine Schwester hat er euch geboren.

      – Ihr staunt? Ihr seht mich mit Verwundrung an?

      Ja, meine Söhne! Es ist Zeit, daß ich

      Mein Schweigen breche, und das Siegel löse

      Von einem lang verschlossenen Geheimnis.

      – Auch eine Tochter hab ich eurem Vater

      Geboren – eine jüngre Schwester lebt

      Euch noch – Ihr sollt noch heute sie umarmen.

      DON CESAR.

      Was sagst du, Mutter? Eine Schwester lebt uns,

      Und nie vernahmen wir von dieser Schwester!

      DON MANUEL.

      Wohl hörten wir in früher Kinderzeit,

      Daß eine Schwester uns geboren worden,

      Doch in der Wiege schon, so ging die Sage,

      Nahm sie der Tod hinweg.

      ISABELLA.

      Die Sage lügt!

      Sie lebt!

      DON CESAR.

      Sie lebt und du verschwiegest uns?

      ISABELLA.

      Von meinem Schweigen geb ich Rechenschaft.

      Hört, was gesäet ward in frührer Zeit,

      Und jetzt zur frohen Ernte reifen soll.

      – Ihr wart noch zarte Knaben, aber schon

      Entzweite euch der jammervolle Zwist,

      Der ewig nie mehr wiederkehren möge,

      Und häufte Gram auf eurer Eltern Herz.

      Da wurde eurem Vater eines Tages

      Ein seltsam wunderbarer Traum. Ihm deuchte,

      Er säh aus seinem hochzeitlichen Bette

      Zwei Lorbeerbäume wachsen, ihr Gezweig

      Dicht ineinander flechtend – zwischen beiden

      Wuchs eine Lilie empor – Sie ward

      Zur Flamme, die der Bäume dicht Gezweig

      Und das Gebälk ergreifend prasselnd aufschlug,

      Und um sich wütend, schnell, das ganze Haus

      In ungeheurer Feuerflut verschlang.

      Erschreckt

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