Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Noch fort uns sinnverwirrend zu betören?
Wer fing den Zank an? Redet! – Edler Lord!
Zu Talbot.
Seid Ihrs, der seines Vorteils so vergaß,
Den werten Bundsgenossen zu verletzen?
Was wollt Ihr schaffen ohne diesen Arm?
Er baute Eurem König seinen Thron,
Er hält ihn noch und stürzt ihn, wenn er will,
Sein Heer verstärkt Euch und noch mehr sein Name.
Ganz England, strömt' es alle seine Bürger
Auf unsre Küsten aus, vermöchte nicht
Dies Reich zu zwingen, wenn es einig ist,
Nur Frankreich konnte Frankreich überwinden.
TALBOT.
Wir wissen den getreuen Freund zu ehren.
Dem falschen wehren ist der Klugheit Pflicht.
BURGUND.
Wer treulos sich des Dankes will entschlagen,
Dem fehlt des Lügners freche Stirne nicht.
ISABEAU.
Wie, edler Herzog? Könntet Ihr so sehr
Der Scham absagen und der Fürstenehre,
In jene Hand, die Euren Vater mordete,
Die Eurige zu legen? Wärt Ihr rasend
Genug, an eine redliche Versöhnung
Zu glauben mit dem Dauphin, den Ihr selbst
An des Verderbens Rand geschleudert habt?
So nah dem Falle wolltet Ihr ihn halten,
Und Euer Werk wahnsinnig selbst zerstören?
Hier stehen Eure Freunde. Euer Heil
Ruht in dem festen Bunde nur mit England.
BURGUND.
Fern ist mein Sinn vom Frieden mit dem Dauphin,
Doch die Verachtung und den Übermut
Des stolzen Englands kann ich nicht ertragen.
ISABEAU.
Kommt! Haltet ihm ein rasches Wort zugut.
Schwer ist der Kummer, der den Feldherrn drückt,
Und ungerecht, Ihr wißt es, macht das Unglück.
Kommt! Kommt! Umarmt euch, laßt mich diesen Riß
Schnell heilend schließen, eh er ewig wird.
TALBOT.
Was dünket Euch, Burgund? Ein edles Herz
Bekennt sich gern von der Vernunft besiegt.
Die Königin hat ein kluges Wort geredet,
Laßt diesen Händedruck die Wunde heilen,
Die meine Zunge übereilend schlug.
BURGUND.
Madame sprach ein verständig Wort, und mein
Gerechter Zorn weicht der Notwendigkeit.
ISABEAU.
Wohl! So besiegelt den erneuten Bund
Mit einem brüderlichen Kuß und mögen
Die Winde das Gesprochene verwehen.
Burgund und Talbot umarmen sich.
LIONEL betrachtet die Gruppe, für sich.
Glück zu dem Frieden, den die Furie stiftet!
ISABEAU.
Wir haben eine Schlacht verloren, Feldherrn,
Das Glück war uns zuwider, darum aber
Entsink euch nicht der edle Mut. Der Dauphin
Verzweifelt an des Himmels Schutz und ruft
Des Satans Kunst zu Hülfe, doch er habe
Umsonst sich der Verdammnis übergeben,
Und seine Hölle selbst errett ihn nicht.
Ein sieghaft Mädchen führt des Feindes Heer,
Ich will das eure führen, ich will euch
Statt einer Jungfrau und Prophetin sein.
LIONEL.
Madame, geht nach Paris zurück. Wir wollen
Mit guten Waffen, nicht mit Weibern siegen.
TALBOT.
Geht! Geht! Seit Ihr im Lager seid, geht alles
Zurück, kein Segen ist mehr in unsern Waffen.
BURGUND.
Geht! Eure Gegenwart schafft hier nichts Gutes,
Der Krieger nimmt ein Ärgernis an Euch.
ISABEAU sieht einen um den andern erstaunt an.
Ihr auch, Burgund? Ihr nehmet wider mich
Partei mit diesen undankbaren Lords?
BURGUND.
Geht! Der Soldat verliert den guten Mut,
Wenn er für Eure Sache glaubt zu fechten.
ISABEAU.
Ich hab kaum Frieden zwischen euch gestiftet,
So macht ihr schon ein Bündnis wider mich?
TALBOT.
Geht, geht mit Gott, Madame. Wir fürchten uns
Vor keinem Teufel mehr, sobald Ihr wegseid.
ISABEAU.