Die Schlacht von Terria. Sabine Gräfin von Rothenfels

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Die Schlacht von Terria - Sabine Gräfin von Rothenfels

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hat mir immer sehr leid getan, dass ich meine Schwester nie besuchen konnte. Aber nach dem Tod unseres Vaters musste ich die Staatsgeschäfte in Almach übernehmen. Ich hatte auch hierzulande manches Problem zu lösen.

      Doch dann und wann hat Philomena mir doch Nachricht geschickt und mir berichtet, wie es ihr ergangen ist.

      Doch sag mir”, der alte König unterbrach sich wieder. ”Wie geht es deinem Vater?”

      ”Er ist natürlich sehr besorgt wegen der Gefahr, die uns droht. Doch sonst geht es ihm gut. Er hat mir aufgetragen, Euch die besten Wünsche zu überbringen.”

      Marken lächelte glücklich: ”Nach all den Jahren. Ich wünschte wirklich, ich könnte mit dir kommen und auch meinen Neffen Argen, endlich in die Arme schließen. Erzähl ihm von mir, Hendrik, sag ihm, wie gern ich ihn kennen gelernt hätte.”

      ~~~~~~~~~~

      Zwei Tage später war das ganze Land in Aufruhr.

      Wig und Wamba hatten überall die Kunde vom bevorstehenden Kriegszug verbreitet. Alle kampffähigen Männer versammelten sich im Hof des Schlosses. Es war ein ziemliches Durcheinander. In aller Hast wurden Waffen und Vorräte in große Planwagen verladen. Ein Schmied war damit beschäftigt Wagenräder auszubessern und Pferde zu beschlagen. Die Knechte des Königs versuchten verzweifelt, die königlichen Rösser, von denen die meisten natürlich noch nie einen Wagen gezogen hatten, an ihre neuen Aufgaben zu gewöhnen.

      Elmar und Sonji waren einen halben Tag später als Hendrik in Andria angekommen und sofort ins Schloss beordert worden. Seitdem stellten sie ohne Pause ihre Regimenter zusammen und hielten Kampfübungen ab. Auch Wig hatte sofort befohlen die Schwerter, Speere, Schilde, Keulen, Pfeile und Bogen zu reinigen. Soweit nötig in Ordnung zu bringen und schadhafte Teile sofort auszuwechseln.

      Alles rannte und schrie wild durcheinander. Prinz Hendrik versuchte in all dem Durcheinander den Hauptleuten die örtlichen Gegebenheiten in Wendorra zu beschreiben und bemühte sich, zusammen mit ihnen, so etwas wie einen Schlachtplan aufzustellen.

      Am Abend vor der geplanten Abreise, trat auch König Marken noch einmal vor die Armee um zu den Männern zu sprechen. Alle standen plötzlich still und lauschten aufmerksam seinen Worten: ”Meine lieben Untertanen, ihr seid die Kämpfer Almachs. Ich bin stolz, euch heute so zu sehen und ich werde noch stolzer sein, wenn ihr zurückkehrt.

      Es fiel mir nicht leicht, euch in den Krieg zu schicken; doch diese Fehde ist auch unser Kampf. Es geht nicht nur darum, unseren Freunden in Wendorra beizustehen, es geht darum, alles zu verteidigen, was uns lieb und teuer ist. Darum gebt euer bestes und”, er machte eine kleine Pause: ”überlebt.

      Wir, die wir zurück bleiben müssen, werden beten, dass ihr gesund zurückkehrt.

      König Marken nickte bedeutungsschwer zu seinen Worten. Verneigte sich kurz vor den Männern und schlurfte, noch tiefer gebeugt als gewöhnlich, zurück ins Schloss.

      Die Männer schwiegen noch einen Moment. Jeder, der den Ernst der Lage noch nicht begriffen hatte, tat es wohl in diesem Augenblick. So mancher junge Bursche schaute sich unauffällig nach seiner Mutter um, und dem einen oder anderen Familienvater steckte nun ein Kloß im Hals. Dann setzte wieder Gemurmel ein und das Chaos griff erneut um sich. Die Familien der Kämpfer waren zum Großteil eingetroffen um sich von ihren Männern, Brüdern und Söhnen zu verabschieden. Ihnen noch ein paar gute Worte und Ratschläge mitzugeben. Oder ihnen, den einen oder anderen Leckerbissen, den sie auf der Reise genießen sollten, einzupacken.

      Auch Elmars Frau, Missa und die Töchter hatten sich bei Sonji und Elmar eingefunden. Marga und Jossi weinten und hingen an Sonjis Hals. Die kleine Lilly umklammerte die Hüfte ihres Vaters, und Missa redete unentwegt auf Elmar ein. ”Hast du den warmen Mantel eingepackt?”

      ”Missa, es ist Sommer.”

      Doch seine Frau ließ keine Einwände gelten: ”Nimm ihn trotzdem mit. Es kann kalt werden in den Bergen und wer weiß, wie es in Wendorra aussieht. Ich werde ihn dir morgen früh mitbringen und auch noch eine extra Ration von dem Kirschkuchen, den du so gerne magst.”

      Elmar rollte die Augen: ”Wir haben genug Verpflegung. Was sollen denn meine Männer denken, wenn du mich so verhätschelst.”

      Sie rümpfte die Nase mit den tausend Sommersprossen darauf: ”Dass ich gut für dich sorge, wenn du schon in diesen Krieg ziehen musst”, sie schniefte. ”Du wirst dich doch nicht umbringen lassen, nicht wahr? Versprich es mir!” Tränen rollten ihre dicken Backen herab.

      Elmar umarmte sie: ”Mach dir keine Sorgen, ich komme zurück. Ich verspreche es dir. Sorg du für die Mädchen.” Missa nickte und wischte sich umständlich die Tränen aus dem Gesicht. ”Ich seh dich dann morgen.”

      Sie umarmte auch Sonji: ”Pass, um Himmels Willen, auf ihn auf”, flüsterte sie ihm ins Ohr. Missa kannte keinen furchtloseren Kämpfer als Sonji. Sie würde ihm alles anvertrauen, auch das Leben ihres geliebten Mannes.

      ”Keine Sorge, das werde ich.” Sonji klopfte ihr begütigend auf den Rücken. Er wunderte sich etwas, dass Missa sich um ihn selbst so gar nicht zu sorgen schien. In Missas Leben schien es nur ihren Ehemann zu geben. Trotzdem würde er alles nur Mögliche tun, um Missa nicht zu enttäuschen.

      Elmar küsste seine Töchter noch einmal und schickte seine Familie nach Hause. Er sah ihnen nicht nach. Sah nicht, wie die vier bedrückt nach Hause schlichen, sondern wandte sich sofort wieder seinen Aufgaben zu.

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      In dieser Nacht hatte keiner viel geschlafen. Der bevorstehende Kriegszug lastete auch auf dem hartgesottensten Almachen. Das hier war ein Abenteuer, bei dem keiner wusste, ob er je wieder nach Almach zurückkehrte. Nach der Rede des Königs hatte das wohl inzwischen jeder begriffen. Entsprechend schlaflos, wälzten sich die Männer hin und her.

      Sobald der Morgen grau erwachte, bellte die Stimme von Sonji über den Schlosshof. Weckte auch den letzten noch Dösenden.

      Schließlich waren sie bereit.

      Die Kämpfer standen in Reih und Glied. Die Wagen waren fertig beladen und startbereit.

      Auch Olan hatte die Kunde vom Kriegszug in seiner kleinen Waldhütte erreicht. Kampf und Gewalt lag entgegen der Natur des Weisen. Nach langer Meditation und Zwiesprache mit den Göttern, war er jedoch zu dem Schluss gelangt, dass er gebraucht wurde. Auch für ihn würde es eine Aufgabe im Kampf gegen die Dunkelheit geben.

      Ganz Andria säumte die Straße, auf der sie ausziehen würden. Frauen, Kinder und alte Männer huschten noch schnell dazwischen, um ihren Lieben noch ein kleines Paket zuzustecken. Eine letzte Umarmung anzubringen. Doch schließlich waren auch die letzten zurückgetreten und winkten ihnen zu.

      Der kleine Treck setzte sich in Bewegung.

      An der Spitze, Prinz Hendrik auf seinem prachtvollen Schimmel. Gefolgt von Elmar, Sonji und Wig als Hauptleute der Armee. Danach die tapferen Streiter der Almachen und zum Schluss, die Knechte des Königs mit den Versorgungswagen.

      Der alte Monarch und die restlichen Almachen standen am Straßenrand, schwenkten Blumen und jubelten Ihnen zu. Manche Frauen weinten, trotzdem versuchte man, den Kämpfern Mut zu machen.

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