Raban und Röiven Eine magische Freundschaft. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Raban und Röiven Eine magische Freundschaft - Norbert Wibben страница 8
»Gut, das verstehe ich. Wir sollten dringend überlegen, wie wir zur Rettung der Kolkraben und Elfen vorgehen wollen.«
»Ja, wo fangen wir an?«, knarzt es zurück.
»Wo gibt es die größte Kolonie von Kolkraben?«
»Die was?«
»Kolonie. Äh, oder Schwarm? Ich meine, wo halten sich die meisten deiner Art gleichzeitig auf?«
»Das ist gar nicht so einfach, da wir Fithich, das ist unsere eigene Bezeichnung, eigentlich nicht sehr gesellig sind. Nur in der Jugend schließen wir uns, nach dem Verlassen des elterlichen Reviers, zu Trupps zusammen. Mit einem Partner bleiben wir als Paar ein Leben lang zusammen. Im Frühjahr werden wir als Eltern mit der Aufzucht von zwei bis sieben, überwiegend drei bis sechs, Jungen beschäftigt sein. Jetzt im Sommer haben die Jungen bereits Trupps gebildet. Im folgenden, spätestens dann im darauf folgenden Sommer, lösen sich diese Verbände aber auf.«
»Wir können wählen, kümmern wir uns um die jungen Fithich, retten wir in kurzer Zeit mehr von euch, als wenn wir einzelne oder Paare suchen.«
»Du hast Recht. Wir sollten zuerst die Halbwüchsigen retten, da sie auf alle Fälle argloser als Paare sind, die auf Erfahrungen von drei bis zu zehn plus zehn plus fünf Sommer zurückgreifen können. In seltenen Fällen können es fast doppelt so viele Sommer sein. Sie werden sicher nicht so leicht in Fallen der Menschen gehen.«
»Wo finden wir aber solche Trupps, eher im Süden als im Norden, in der Nähe von Städten oder dort, wo weniger Menschen sind?«
»Minerva hatte Recht. Es ist gut, mit einem Menschen zusammenzuarbeiten. Ich wäre vermutlich mehr oder weniger planlos mal hierhin, mal dorthin geflogen. Wir sollten von der Mitte des Landes aus in Richtung Norden suchen und immer außerhalb der Orte beginnen.«
»Jetzt muss ich noch eine Erklärung für meine Eltern finden, was ich in den Tagen mache, wenn wir auf der Suche sind. Die Rettungsaktion sollte ich nicht erwähnen. Hm …«
Röiven legt seinen Kopf etwas schräg, klappert mit seinen Augendeckeln, wie Minerva letzte Nacht und äußert einen Vorschlag:
»Hast du keine Tante oder Großmutter, die du in ihrem Nest besuchen kannst?«
Raban lacht kurz auf, dann nickt er zur Bekräftigung:
»Die Idee ist gut, wenn ich sie etwas anpasse. Ich werde eine Wanderung zu meinem Großvater Finnegan im Norden machen. Das dauert mindestens vier Wochen. Ich werde mit meinen Eltern in Abständen telefonieren, damit sie sich nicht um mich sorgen. Werden sie mir das erlauben? … Doch, ich habe bereits kürzere Wanderungen von etwa zwei Wochen alleine gemacht. Ich probiere es!«
Raban erhebt sich und stürmt zurück ins Haus.
Die Diskussion mit der Mutter wird erfolglos abgebrochen. Sie verweist auf den Abend, um das gemeinsam mit seinem Vater Brendan zu besprechen.
Der Junge kehrt in den Garten zurück. Den Rest des Tages ist er zappelig und kann kaum stillsitzen. Dem Kolkraben ergeht es ähnlich. Er fürchtet um die Mitglieder seiner Familie.
Als es endlich nach dem Abendessen soweit ist, dauert die Diskussion nicht lange. Raban wird von seinem Vater unterstützt.
»Der Junge ist doch schon 14 Jahre alt und kann gut auf sich aufpassen.«
»Ich habe ja auch noch Röiven!« Raban hätte sich beinahe verplappert. Er kann doch nicht erwähnen, dass sie sich unterhalten und der Vogel zaubern kann. In diesem Fall hätte er die Erlaubnis sicher nicht bekommen.
»Wen? Ach so. Wenn du den Raben mitnehmen möchtest, ist das in Ordnung. Sobald er wieder gesund ist, kannst du ihn in die Freiheit entlassen. Er wird sie sicher schon vermissen. Obwohl er einen zufriedenen Eindruck macht, wenn ich das so sagen darf.« Erstaunt betrachtet Brendan den schwarzen Vogel, der ruhig auf dem Arm seines Sohns hockt und mit dem Kopf nickt.
»Ich mache aber folgende Bedingung: Du rufst wenigstens alle zwei Tage an. Es gibt fast in allen Orten Postämter oder Telefonzellen. Das notwendige Geld werde ich dir mitgeben.« Lächelnd zwinkert er seinem Sohn zu. Raban bekommt also auch ein ausreichendes Taschengeld.
»Danke! Euch beiden!« Er umarmt Mutter und Vater und will bereits die Treppe hinauf, um seinen Rucksack zu packen.
»Es ist etwas Merkwürdiges passiert«, wird er von Brendan zurückgehalten, der seine Zeitung wieder aufgenommen hat.
»Was denn?«, fragen Ciana und Raban aus einem Mund.
»Im Park des Internats Coimhead wurden gestern 25 tote Kolkraben gefunden. Die Kadaver wurden in die Tiermedizin der Universität unserer Hauptstadt gebracht, um die Ursache zu finden. Die Untersuchungen laufen. Vielleicht sind die Vogelgrippe oder ein anderer Virus die Ursache? Pass also unterwegs gut auf. Falls du irgendwelche Krankheitssymptome an dem Vogel oder dir bemerkst, kehrst du bitte SOFORT mit der Bahn hierher zurück. Falls das nicht gehen sollte, gehe in das nächste Krankenhaus und schicke uns eine Nachricht. Versprochen?«
Obwohl Raban starr steht, befindet er sich in regem Gedankenaustausch mit Röiven. Aber das weiß Brendan nicht. Darum schüttelt dieser den Knaben.
»Hast du verstanden?«
»Entschuldige! Ja. Das verspreche ich. Ich mag mir nur nicht vorstellen, dass so etwas passieren kann.«
»Wir wissen, warum das passiert ist!«, knarzt es in seinem Kopf. Er dreht sich zum Kolkraben und sieht ein unheilvolles Glimmen in dessen Augen. Wenn Baran jetzt in der Nähe wäre, würde er sicher nicht mehr lange Unheil verbreiten können.
Raban schaut zu seinen Eltern.
»Ich gehe jetzt nach oben und bereite meine Reise vor. Das Ein-Mann-Zelt werde ich mitnehmen, falls es doch mal regnet und ich keine Scheune zum Übernachten finde.«
Entschlossen eilt er die Treppe hinauf.
Ein Missgeschick
Der Rucksack ist schnell gepackt und die Wanderschuhe stehen bereit. Raban freut sich auf die bevorstehende Reise. Er hat nur ein etwas mulmiges Gefühl im Bauch, wenn er an eine mögliche Auseinandersetzung mit Baran denkt. Aber er vertraut Minerva. Sie hat Röivens Zauberkräfte größer als die des bösen Zauberers bewertet. Was soll da schon passieren? Er muss nur immer in der Nähe des Kolkraben bleiben. Das sollte sicher nicht schwer sein. Andere mögliche Gefahren kann er nicht sehen, also verursachen sie ihm noch keine Unruhe. In der Nacht schläft Raban tief und fest.
Er hat sich einen Wecker gestellt. Als der Morgen dämmert, schrillt es laut in seinem Zimmer.
»Wer greift an. Zauberei? Wo sind …«, erschrocken flattert der Rabe mit seinem linken Flügel. Das Gleichgewicht kann er so nicht mehr halten und schon ist er auf seine rechte Seite gekippt. »Au, das tut doch weh!«, krächzt er vorwurfsvoll.
»Was?« Der Junge stellt mit einer geübten Handbewegung den Wecker ab und reibt sich die Augen. »Oh, entschuldige.