Raban und Röiven Eine magische Freundschaft. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Eine magische Freundschaft - Norbert Wibben Raban und Röiven

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Märchen und Geschichten, die gegenüber Menschen oft unnahbar und stolz sind. Sie besitzen manchmal Zauberkräfte und wohnen an geheimen Orten.«

      »Für einen Menschen ist dein Wissen gar nicht so schlecht, obwohl es lückenhaft und ein Teil deiner Antwort nicht richtig ist. Elfen gibt es wirklich, nicht nur in Märchen!«

      Raban atmet ungläubig ein, wird aber vom Vogel an einer Äußerung gehindert, indem er schnell fortfährt.

      »Ja, ja, es gibt sie. Früher lebten sie überall in unserem Land, doch heute halten sie sich meistens versteckt. Ihr größtes zusammenhängendes Gebiet befindet sich in einem geheimen Wald im Norden. Dort lebt ihre Anführerin Solveig mit vielen von ihnen in ihrer Festung Serengard.«

      »Aber kann das sein?«, unterbricht ihn der Junge. »Diese Elfe lebt in dem von dir genannten Schloss im geheimen Wald, aber nur in einer Geschichte. Ich habe das vor einiger Zeit in einem Buch gelesen. Wie hieß es doch gleich? Richtig: »Eila – Die Leuchtende«.«

      »Oh. Du kennst die Geschichte?«, will der Vogel erstaunt wissen. »Nicht viele haben das Buch bisher gelesen, wie ich gehört habe.«

      »Ich kenne es.«

      »Gut, dann brauche ich dir ja zu Elfen nichts mehr zu erläutern.«

      »Aber das ist doch nur eine Geschichte, ein erdachter Roman!«

      »Nein. Das ist eine wahre Geschichte, verpackt in einen Roman.«

      »Dann gibt es die darin beschriebenen Personen, also: Eila, Finley, Rose Hlin, Sorcha und Knuth wirklich?« Raban ist erstaunt stehengeblieben.

      »Bitte weiterlaufen, die Zeit drängt. Gut so. – Ja, diese Personen hat es tatsächlich gegeben, vor etwas mehr als 100 Jahren, auch die bösen und die guten Zauberer.«

      »Aber, wie kannst du das wissen? Kolkraben werden nicht so alt und die Bücher wirst du sicher nicht gelesen haben.«

      Raban will noch immer nicht glauben, was er gerade gehört hat.

      »Auch wenn wir relativ alt werden können, wenn man nicht gerade von schießwütigen Menschen angegriffen wird«, fügt der schwarze Vogel grollend hinzu, »hatte ich damals noch nicht mein Nest oder die schützende Eierschale verlassen. Meine Großmutter hat mir erzählt, was wirklich passierte. Sie lebt heute im geheimen Wald. Großmutter hat das von Solveig erfahren, als das Buch von einem Verwandten Eilas geschrieben wurde. Der Autor und Solveig haben damals in regem Austausch miteinander gestanden.« Röiven schweigt kurze Zeit, genauso wie Raban, der das Gehörte erst verarbeiten muss.

      Nach einem kurzen, rollenden Räuspern fährt der Kolkrabe fort:

      »Somit kennst du die wichtigsten Fakten aus den Büchern.«

      »Woher weiß ich aber, ob vielleicht etwas dazu gedichtet wurde und was wahr ist?«

      »Das ist eigentlich unerheblich für meinen Auftrag. Die Zauberkräfte aller Menschen wurden damals aufgehoben, das ist real. Die Elfen behielten aber ihre magischen Fähigkeiten, Solveig natürlich auch. Obwohl Elfen länger leben und langsamer altern als Menschen, ist sie mittlerweile auch für Elfen schon sehr alt. Ich bin mir nicht sicher, aber sie könnte die letzte Elfe sein, die zaubern kann.« Der Kolkrabe bekommt einen nachdenklichen Blick. Nach einer längeren Pause schreckt er auf. Raban wäre beinahe gestürzt und bewegt ruckartig seine Arme, um das Gleichgewicht zu halten.

      »Äh, wo war ich? Genau. Die dunklen Zauberer hatten es in der Vergangenheit darauf abgesehen, alle anderen Lebewesen zu unterwerfen. Gegen die Elfen hegten sie immer einen besonderen Groll oder sogar Widerwillen, wie du sicher aus den Büchern weißt.

      Zaubern konnten die Bösen seit damals nicht mehr, trotzdem arbeiteten ihre Nachkommen weiter daran, die Herrschaft in diesem Land zu übernehmen. In der Vergangenheit standen die Elfen immer auf Seiten der Guten und waren erbitterte Gegner der dunklen Zauberer. Den Hass auf die Elfen haben diese offenbar immer an ihre Kinder weitergegeben. Der Urenkel des damaligen Oberhauptes der bösen Zauberer, sein Name war Bearach, sinnt noch heute auf Möglichkeiten zur Rache.«

      Eine große Pause entsteht, bis Röiven fortfährt:

      »Jetzt kommen wir zu einer unrühmlichen Tat von einem meiner Vettern.« Die nächsten Laute bilden keine sinnvollen Worte in Rabans Kopf, obwohl er den Eindruck hat, Schimpfworte zu vernehmen.

      »Verflucht sei der Tag, an dem er aus dem Ei geschlüpft ist! Grimur, das ist sein Name, wollte schon immer etwas Besseres sein. Ich habe den Verdacht, er wollte unser König werden, aber lassen wir das. Er trieb sich viel mit Krähen und Elstern herum, bis er auf Baran traf.

      Wie ich dir bereits sagte, kann ich zaubern. Das ist für die Mitglieder meiner Familie nichts Ungewöhnliches, für die meisten Kolkraben aber schon. Meine Familiengeschichte reicht sehr weit zurück, bis zu den Anfängen der Zauberei in diesem Land.

      Also, Grimur hatte das Talent zum Zaubern geerbt und wurde ein hochbegabter Magier. In seinem Machtstreben waren diese Fähigkeiten solange nützlich, bis er Baran kennenlernte. Das ist ein böser Mensch und der bereits genannte Urenkel von Bearach, dem obersten der dunklen Zauberer.

      Obwohl es ein ungeschriebenes Gesetz gibt, niemals unsere Fähigkeit des Zauberns an Menschen weiterzugeben, konnte Grimur nicht widerstehen. Er erlag den Schmeicheleien Barans und unterrichtete diesen in Magie. Eines Tages wurde er von ihm in einen silbernen Käfig gelockt.

      Du musst wissen: Silber unterbindet unsere Fähigkeiten zu zaubern.

      Wider besseren Wissens glaubte Grimur den Versprechungen Barans, dass er freigelassen und belohnt werden würde, wenn er die letzten Zaubergeheimnisse auf ihn übertragen würde. Erst weigerte sich mein Vetter, doch nach Tagen des Nahrungsentzugs wurde er wieder einmal aus dem Käfig geholt und übertrug die geforderten Kräfte. Den versprochenen Lohn erhielt Grimur natürlich nicht. Er wurde statt dessen in eine Steinfigur verwandelt.«

      In der erneuten Pause stellt Raban fest:

      »Also gibt es jetzt wieder einen Menschen, der zaubern kann. Und das ist noch dazu ein böser Mensch?«

      »Genau. Weil mein so überheblicher und verblendeter …« Erneut formen sich die nächsten Laute zu keinen sinnvollen Worten in Rabans Kopf. Dann seufzt Röiven und fährt fort: »Ich wurde von der weisen Eule Minerva aufgefordert, eine Rettungsaktion für die Elfen zu starten, da ihnen jetzt großes Unheil von Baran droht. Ich sollte bis zum Ende der heutigen Nacht einen bestimmten Menschen zu ihr bringen, und das bist du. So, jetzt kennst du meinen Auftrag.«

      Der Kolkrabe dreht seinen Kopf und schaut dem Jungen in die Augen. Er erkennt darin sowohl Staunen als auch Unverständnis.

      »Soweit habe ich das verstanden, aber warum sollte ich helfen können? Ich bin doch nur ein kleiner Junge, der nicht einmal im Raufen geübt ist. Wie soll ich da etwas gegen einen bösen Zauberer ausrichten können?«

      »Warum ich dich hierher holen sollte, werden wir sicher gleich von der Eule erfahren. Jedenfalls wurde mir genau beschrieben, wo ich einen Menschen mit Namen Raban finden würde. Dieser Name ist eher selten unter euch Menschen, aber Minerva wusste, in eurem Ort gibt es ihn. Und jetzt ist die Nacht fast vorüber, also beeile dich!« Die letzten Worte klingen flehend.

      Raban hastet weiter abwärts. Beinahe strauchelt er über einen quer über dem Pfad liegenden, herabgefallenen

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