Raban und Röiven Eine magische Freundschaft. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Raban und Röiven Eine magische Freundschaft - Norbert Wibben страница 7
Plötzlich umgibt sie unheimliche Stille. Keiner wagt auszusprechen, was er gerade denkt. Der Junge äußert sich noch vor dem Raben:
»Was sagst du? Jemand könnte beabsichtigen, alle Kolkraben des Landes zu töten? Wer würde so eine ungeheure Tat nur zu denken wagen?« Empört steht er stocksteif da.
»Oh … glaube mir, vielen Menschen ist so etwas zuzutrauen«, beginnt der Kolkrabe, erst mit leiser, trauriger, aber dann mit fester, lauter Stimme. »Für die meisten von ihnen sind wir Unglücksboten, möglicherweise eine Gefahr für deren Tiere, auf jeden Fall aber ohne Nutzen für sie.«
»Darum ist Eile geboten«, ergänzt nun Minerva. Mit jedem Augenblick der vergeht, stirbt vielleicht irgendwo in unserem Land ein Rabe. Vielleicht erfolgte der Angriff auf dich«, hierbei blickt sie zu Röiven, »bereits als Folge von Barans Plan. Er wird sicher nicht alleine alle Kolkraben töten können. Aber er kann die Einstellung der Menschen zu diesen Vögeln beeinflussen, zumal er Zauberkräfte besitzt!«
»Ja …« Schweigen.
»Aber …« Erneutes Schweigen.
»Wo sollen wir denn dann anfangen?«, fragen der Junge und der Kolkrabe gleichzeitig.
»Beginnt da, wo es die meisten Kolkraben gibt und bringt sie in den geheimen Wald. Dort sollten sie vorläufig sicher sein.«
Die große Schleiereule klappert mit den Augendeckeln, nickt beiden kurz zu und breitet die Flügel aus. Ohne ein hörbares Geräusch oder eine spürbare Luftbewegung, schwebt sie über Raban hinweg. Sie will sich nach der langen Rede mit einer leckeren Maus stärken.
»Ich glaube, Minerva wird langsam gaga. Wie soll denn das zu schaffen sein?«, krächzt Röiven ungläubig.
»Das habe ich gehört!«, ist aus der Ferne noch zu hören.
»Ja, wie?«, überlegt der Junge. »Können wir vielleicht zuerst zurück in mein Zimmer? Ich glaube, ich könnte noch etwas Schlaf vertragen. Und du sicher auch, mit deiner Verletzung. Nach einem guten Frühstück schmieden wir dann einen Plan.«
»Wenn du meinst? Hunger hätte ich wohl …«, und schon krächzt der schwarze Vogel: »Portaro!«
Der Berghang und die Eiche beginnen sich zu verwischen. Es flimmert kurz.
Als das Gleißen aufhört, liegt Raban mit geschlossenen Augen in seinem weichen Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen.
Der Kolkrabe hockt wieder auf dem Tischchen neben dem Bett. Er hält seinen Kopf leicht schräg und sieht die Schuhe des Jungen unter der Decke hervorschauen.
»Da ist ja wieder etwas schiefgegangen«, denkt er und gibt einige, knarzende Laute von sich.
Danach sieht er zufrieden zum Bett hinüber, vor dem nun die Schuhe auf dem Boden stehen. Hose und Shirt liegen ordentlich gefaltet auf dem Stuhl.
»Was für eine Nacht«, denkt der Vogel noch, dann schließt auch er die Augen und schlummert ein.
Ein Plan entsteht
Erschrocken öffnet Raban die Augen. Hat er geträumt? Schnell richtet er sich auf und blickt zum Tischchen. Den schwarzen Vogel mit dem weißen Schulterverband gibt es also wirklich.
»Das war aber sicher geträumt. Gespräche mit Eulen und Raben gibt es ebenso wenig, wie Zauberer und Reisen mit Magie!«, grübelt er verwirrt.
»Das gibt es, so wahr ich hier hocke und auf dein Erwachen warte«, holt ihn die knarzige Stimme in die Wirklichkeit zurück.
»Aber … was bedeutet das? Warum kann ich dich verstehen? Offenbar habe ich auch die Eule verstanden. Wie ist das möglich?«
In diesem Moment hört Raban eine Stimme von unten. Seine Mutter Ciana ruft die Treppe hinauf:
»Hör auf, dich mit dem Vogel zu unterhalten. Der versteht dich nicht. Komm lieber herunter, wenn du etwas frühstücken möchtest. Das Essen wartet nicht länger. Ich räume gleich ab.«
Hastig springt Raban aus dem Bett, zieht sich an und sprintet kurz ins Badezimmer. Es dauert nicht lange, dann ist er wieder in seinem Zimmer, nimmt den Kolkraben auf seinen linken Arm und stürmt die Treppe abwärts. Er reißt die Tür zur Küche auf.
»Hallo Mom. Ich habe wohl verschlafen, entschuldige bitte.« Ein Blick zum Tisch genügt: »Danke, du hast ja auch etwas für Röiven bereitgestellt.«
»Für wen? Ach, du meinst den Vogel. Ich hoffe, er mag Cornflakes.«
»Mit Milch!«, fordert eine knarzige Stimme.
»Da steht sie ja«, ist Rabans Antwort.
»Was? Sie steht da?« Hellblaue Augen blicken fragend aus einem freundlichen Gesicht zum Jungen.
»Mutter kann das Tier wohl nicht hören«, erkennt der Junge.
»Sag nicht: »das Tier«, das ist herabwürdigend. Vogel ist ja noch soeben ok. Besser als Rabe, Kolkrabe, Corvus …«
»Das reicht, Ruhe!«, fordert Raban.
»Was ist los mit dir?«, will seine Mutter wissen, sich erschrocken umdrehend. »Du bist wohl noch im Traumland unterwegs?«
»Entschuldige, ich habe wirklich ein tolles Durcheinander geträumt.«
»Also, das war kein …«, knarzt der Rabe.
»RUHE!«, denkt der Junge zum Glück jetzt. »Wir sprechen uns nach dem Essen.«
An seine Mutter gewendet erläutert er: »Ich fühle mich, als wäre ich die halbe Nacht in den Bergen unterwegs gewesen. Ja, Cornflakes sind gut, wenn ich darüber noch Milch gebe, wird er sie vermutlich gerne nehmen.«
Der Junge führt bereits aus, was er gerade sagte. Der Kolkrabe hüpft von seinem Arm auf den Tisch und senkt seinen Schnabel in die Schale mit den Flocken.
Ciana schaut kurz zu und lächelt:
»Das ist aber ein schönes und kluges Tier!«
»Also, schon wieder Tier, aber diesmal lasse ich das durchgehen. Der Rest stimmt jedenfalls.«
»Jetzt möchte ich aber in Ruhe essen. Wir unterhalten uns gleich.« Nun nimmt Raban einen großen Schluck heißen Kakao und beißt dann genüsslich in das Toastbrot mit Schokoladencreme.
Nach einem recht schnellen Frühstück, es dauert vielleicht gerade 15 Minuten, hilft Raban beim Abräumen und geht dann, Röiven auf einem Arm, nach draußen. Hinter dem Haus setzt er sich in den warmen Sonnenschein auf eine bereits erwärmte Steinbank. Den Kolkraben setzt er auf einer gegenüberliegenden Bank ab.
»Jetzt möchte ich zuerst wissen, warum ich dich und ebenso Minerva verstehen kann.«
»Ich kann doch zaubern.