Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee. Friedrich Gerstecker

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Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

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als vier andere mit uns zu gleicher Zeit ausgelaufene Fahrzeuge.

      Doch ich will mein Tagebuch wieder aufnehmen, denn wir nähern uns den Inseln, und der Leser hat ja jetzt ungefähr eine Idee von der Schiffsmannschaft der „JANE REMORINO“, die übrigens dennoch zu wenig interessant ist, die Südseeinseln deshalb zu vernachlässigen.

       Die Nord-West- und Nord-Nord-West-Passate herrschen nicht die ganze Strecke bis zu den Inseln vor. Je weiter wir deshalb südwestlich steuerten, desto mehr ging der Wind über Norden herum nach Osten, und vom 4. Dezember an hatten wir Ost zu Süd und Ost-Süd-Ost-Wind.

      Sonntag den 8. Dezember. Wind vortrefflich – ging heute wieder nach Ost zu Nord herum, und wir halten jetzt Süd-West, gerade auf die größte der Sandwichsinseln zu; die wir heute hoffentlich nach einer Fahrt von 16 Tagen in Sicht bekommen werden.

      Das Wetter ist herrlich, der Thermometer steht morgens halb 11 Uhr in der ziemlich kühlen Kajüte auf 22° Réaumur oder 79° Fahrenheit etwa. Die Reise selbst ist in dieser Jahreszeit etwas monoton, da man in und auf der See fast gar nichts von Fischen oder anderen Seetieren zu sehen bekommt. Fliegende Fische haben sich einige seit dem 25° nördlicher Breite gezeigt, aber auch nicht viele. Die Walfische (Wale sind keine Fische, sondern Säugetiere) haben sich in dieser Jahreszeit ebenfalls hier fortgezogen, also auch mit ihnen die Walfischfänger, und selten ist's dass einmal ein Segel am fernen Horizont sichtbar wird. Selbst der Kapitän hatte Langeweile, der doch gewiss daran gewöhnt ist sich mit nichts zu beschäftigen, und schikanierte seinen Hund; aber das Land konnte nicht weit sein, und dann kam wieder Leben in die schon fast erschlaffte Existenz.

       Unter den Südseeinseln hatte ich mir bis in letzter Zeit übrigens einen Ort gedacht, der alles in sich vereinigte was die tropische Vegetation nur Herrliches hervorbringen könne. Die Ufer mussten unter jeder Bedingung mit Palmen, Pisang und Bananen, Brotfrucht und Orangen dicht bedeckt sein, und das innere Land mit seinen vollbewaldeten Gebirgen üppig daraus hervorsteigen.

Grafik 42

      Mit diesen Erwartungen sah ich am 9. Dezember morgens das erste Land in blauer Ferne, und konnte den Augenblick nicht erwarten, wo wir dort Anker werfen würden. An jenem Tage kamen wir indessen noch nicht dazu; das erste Land das wir erblickten war die Insel Maui, und nördlich an dieser und der nächsten, Molokai hin, liefen wir gegen Oahu zu, um die Südostspitze dieser Insel herum, kreuzten als es Nacht wurde südlich daran, und liefen am nächsten Morgen mit Tagesanbruch nördlich gegen den Hafen von Honolulu hinauf, auf dessen äußerer Reede, oder eigentlich vor der Insel und dem Hafen draußen, wir etwa um 10 Uhr morgens Anker warfen.

       Aber, lieber Gott, wie wenig fand ich meine schönen Hoffnungen von Palmenwäldern bestätigt, als wir der Insel nahe genug kamen sie mit dem Fernrohr erkennen zu können! Kahle, vulkanische Berge streckten sich, von nebligen Wolken umlagert, schroff und trostlos aus dem Meer empor, und lange, lange Zeit war auch nicht ein Zeichen von Vegetation zu erkennen. Wir lagen freilich noch zu weit ab um das niedere Uferland überschauen zu können. Endlich wurden die weißen Gebäude von Honolulu sichtbar, mit ihnen die Masten der dort vor Anker liegenden Schiffe, und nach langem, langem Suchen konnte ich auch einzelne dicht am Strand stehende Kokospalmen erkennen. Aber wie einzeln standen sie! „Und das sind die Südseeinseln?“ rief ich fast unwillkürlich.

      „Das sind die am wenigsten schönen“, sagte zu meinem Trost ein neben mir stehender Matrose, „die Inseln südlich vom Äquator haben viel mehr Früchte und sehen viel schöner aus.“ Und von dem Augenblick an beschloss ich die südlich gelegenen Inseln, wenn sich mir irgend Gelegenheit dazu böte, ebenfalls zu besuchen.

       Je näher wir übrigens Oahu kamen, desto freundlicher gestaltete sich das ganze Äußere der kleinen Stadt und Umgegend, die Berge fingen an sich da und dort mit einem Anflug von Grün zu decken, das die beginnende Regenzeit hervorgerufen, der untere Teil derselben ließ dichtere Gebüsche kenntlich werden, und zwischen den Häusern der Stadt gaben die allerdings nur einzeln aufsteigenden herrlichen Kokospalmen dem Ganzen den südlichen tropischen Charakter. Ja oberhalb der Stadt ließ sich sogar ein förmliches kleines Kokoswäldchen erkennen, das aber freilich abgeteilt war, und mehr das Ansehen einer Pflanzung als eines natürlichen Waldes hatte.

      Einen eigentümlichen Anblick bot die Küste selber, an der die Brandung, über die hochaufdrängenden Korallenriffe hin, in langen schneeigen Schaumwellen tanzte und brauste und dem Ufer zustrebte, während in und zwischen ihr die, mit ihr vertrauten Eingeborenen, teils in und zwischen den Wellen spielten und badeten, teils mit ihren wunderlichen kleinen Kanus, ungestört durch das Gelärm der Wogen hindurchglitten und fischten, oder auch, eine sehr häufige Beschäftigung dieser Stämme, eben nur in der Sonne lagen und ihren Gedanken nachhingen, während das schwanke kleine Fahrzeug zwischen den Korallenriffen, ebenso faul wie die Bemannung, herumtrieb.

       Diese Korallenriffe sah ich hier zum ersten Mal, und sie gaben der ganzen Insel etwas ungemein Charakteristisches, wie damit zugleich auch für mich etwas sehr Ansprechendes. Sonderbarer Weise sollen sie sich auch in fast all diesen Inselgruppen, nördlich und südlich von der Linie, gleich bleiben. Eine ungeheure Wand von Korallenbäumen, so ineinander verwachsen und ausgefüllt dass sie eine eigentliche Mauer bilden, die schroff, fast senkrecht aus der Tiefe des Meeres aufsteigt, und zwar so dass sie hier bis an die Oberfläche selber ragen, und die anstürmenden Wellen in weißem Wogenkamm über sie fortstürzen, während kaum hundert Schritt davon Schiffe schon keinen Ankergrund mehr finden, und mit günstiger Brise in dem dunkelblauen und kristallhellen Wasser, das die kleinste Untiefe deutlich verrät, dicht daran hinsegeln können.

      Doch ich komme auf diese Korallenriffe weiterhin schon noch ausführlicher zu sprechen – für jetzt will ich dem Leser ja doch nur den ersten Eindruck des Ganzen schildern, und der beschäftigte sich wahrhaftig nicht mit den einzelnen Bestandteilen, wo ihn die wildschöne bunte Welt in so heiterer, sonniger Pracht umgab. Ich brauchte nicht unter die Oberfläche des Wassers zu gehen, die Oberwelt bot Stoff genug, und vorn auf der Back unseres guten Schiffes stehend sog ich mit wirklichen trunkenen Blicken – nur in anderer Art wie B'mann Geogio – das ganze Wunderliche, Pittoreske und Fremde der Landschaft ein, die sich mit doppelter Schnelle voraus entrollte, als das Schiff sich erstlich rasch dem Lande näherte, und die Morgennebel ebenfalls, die bis dahin noch wie ein dünner, halbdurchsichtiger Schleier auf der Küste gelegen, teils in die Höhe stiegen von der Kraft der aufgehenden Sonne, teils in Duft und Atem, wie sie waren, zerstoben.

       Wirklich außerordentlich ist die Einfahrt des Hafens, der jetzt noch, außer den durch die Regierung gelegten Bojen (schwimmende, vor Anker liegende Fässer oder Balken), welche die Fahrstraße andeuten, durch die Wracks zweier an beiden Seiten gestrandeten Schiffe bezeichnet wird. Hohe Korallenriffe schließen nämlich die ganze Küste ein, und nur an der einen Stelle, wo dieser Einfahrt wegen Honolulu hin gebaut wurde, senken sie sich zu einer förmlichen schmalen Straße hinunter, welche, bei einiger Vorsicht, die größten Fahrzeuge in den sicheren Hafen einlässt. Die beiden Wracks sollen Walfischfänger sein, die heimlicher Weise von den eigenen Matrosen in Brand gesteckt wurden, damit die Leute nicht wieder mit ihnen in See zu gehen brauchten.

      Schon bei unserer Anfahrt zeigte sich übrigens Leben und Bewegung genug. Vor dem Hafen glitt eine Masse von Kanus mit ihrer eigentümlichen Form und den Augen eines Europäers allerdings sonderbar erscheinenden „Seitenkufen“ herüber und hinüber, und im Hafen selber lagen mehr Schiffe als ich hier vermutet hatte, obgleich mir später versichert wurde, dass jetzt gerade die Zeit wäre, wo sich die wenigsten Walfischfänger hier aufhielten, da sie fast alle schon nach den südlichen Inseln, Sperm-Fische zu fangen, ausgefahren seien.

       Mir blieb aber nicht lange Zeit die Schiffe zu beobachten, denn unser Anker rollte noch draußen, etwa anderthalb englische Meilen von der Küste entfernt, in die Tiefe, und bald darauf erschien auch der Hafenmeister, ein dicker behäbiger früherer Kapitän eines amerikanischen Schiffes, an Bord, und erkundigte sich nach unserem

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