Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee. Friedrich Gerstecker

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Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

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Stadt kommen darf, wäre, wenn nicht eine reine Unmöglichkeit, doch mit unsagbarer Schwierigkeit verknüpft.

       Die Europäer deshalb, die dort angefangen haben Ackerbau zu treiben, sehen sich auch meist genötigt ihre Arbeit selber zu verrichten, wenigstens können sie nicht auf feste Hilfe von den Eingeborenen rechnen, und so fühlbar war dieser Mangel an Kräften, trotz der noch ziemlich zahlreichen Bevölkerung, gerade damals geworden, wo die Inseln gar nicht so viel Kartoffeln, Gemüse und Früchte produzieren konnten, als Kalifornien exportirren wollte, dass die „ackerbauende Gesellschaft“ dort, ein Verein der wohlhabendsten Pflanzer Oahus – sich genötigt gesehen hatte ein Schiff nach China zu senden, Arbeiter von dort her zu bekommen.

      Der Verkehr der Sandwichsinseln ist übrigens jetzt wohl der bedeutendste unter den sämtlichen Südseegruppen, und diese Inseln haben das nicht bloß ihrer Fruchtbarkeit, sondern mehr noch ihrer günstigen Lage zu danken. Nicht allein hat die Nähe Kaliforniens einen fast zauberhaften Einfluss auf den wachsenden Wohlstand und den Wert des Grundbesitzes ausgeübt, sondern die Inseln liegen auch all den Walfischfängern gerade im Kurs, welche Teils aus der Japansee – einem sehr guten Jagdgrunde – kommen, teils nach dem arktischen Ozean – dem erst seit zwei Jahren entdeckten vorzüglichsten Platz zum Fang der Polarwalfische – hinauf wollen, und hier anlaufen um Erfrischungen und sonstige Provisionen einzunehmen.

       Oahu, die Insel, auf welcher die Hauptstadt Honolulu liegt, bringt übrigens die wenigsten Produkte hervor, die meisten kommen von Hawaii und Maui, und die nach Kalifornien bestimmten Schiffe laufen deshalb auch gewöhnlich an diesen Inseln an, laden dort und gehen von da ab gleich nach Francisco hinüber. Die Hauptausfuhr besteht aus Kartoffeln und etwas Kokosnüssen, Bananen und Orangen.

      Eines nur ist, was manche Schiffe abhält an die Sandwichsinseln anzulaufen, wenn sie nicht notgedrungen müssen, nämlich das Desertieren der Matrosen, die nicht allein von hier aus suchen nach Kalifornien zu entkommen, sondern auch selbst auf den Inseln zu bleiben wünschen, wo guter Taglohn, besonders für Handwerker, ihrer wartet. Die Gesetze beschützen allerdings die Kapitäne darin ungemein, um das Weglaufen der Matrosen zu verhüten, können es aber doch nicht ganz verhindern. So müssen z. B. Leute, die weggelaufene Matrosen verstecken oder unterstützen, 500 Dollars Strafe bezahlen. Die Inseln liegen aber in der Tat viel zu verführerisch, Kalifornien ist zu nahe, und die Kapitäne können sehr häufig das Anlaufen derselben gar nicht vermeiden, wenn sie selbst wirklich wollten.

       Ich sollte übrigens, noch ehe ich die Sandwichsinseln wieder verließ, selber erfahren, wie sehr sich sogar die Regierung für das Wiedereinfangen der Matrosen interessierte, insofern erstlich eigenes Interesse und dann auch die Missionare selber dabei beteiligt waren, denn es gibt wohl kaum noch zwei verschiedene Menschenklassen auf der weiten Gotteswelt, die sich im Allgemeinen so feindlich einander gegenüberstehen, als gerade Missionare und Matrosen oder Seeleute überhaupt. – Ausnahmen, wie sich von selbst versteht, immer angenommen.

      Der Matrose ist, ich möchte fast sagen, ein geborener Feind des Missionars, und dieser weiß es – und Gnade Gott, wo zwei solche heterogene Elemente zu gleicher Zeit den armen Insulanern beschert wurden, wie dies gar häufig schon auf den verschiedenen Gruppen der Südsee stattgefunden. Augenblicklich bildeten sich dann zwei Parteien, und Mord und Blutvergießen war nur zu häufig die Folge davon. Die Missionare schilderten die Matrosen den Eingeborenen als lasterhafte, gottlose Menschen, als eine Pest der Gesellschaft und als solche von ihr ausgestoßen, und die Seeleute rechten sich dann gewöhnlich dadurch, die Priester bei den unwissenden Eingeborenen zu verdächtigen, dass sie heimliche und gefährliche Beschwörungen hätten sie krank zu machen, oder ihnen Land und Götter zu nehmen. Die Tongainseln liefern zu diesem ein treffendes Beispiel.

       Mit dem „DUFF“, einem englischen Fahrzeug, das eine Menge von Missionaren über die Inseln zerstreut hat, und zu diesem Zweck sogar ausgesandt scheint, landeten auch zehn derselben auf Tongatabu (1797), wo sie schon zwei Weiße, einen Engländer und einen Irländer fanden. Bei der Ankunft des Schiffes müssen sie sich mit diesen Männern freundlich gestellt haben, denn sie dienten ihnen nicht allein zum Dolmetscher, sondern der eine warnte auch das Schiff sogar, vor einem Überfall der Wilden auf der Hut zu sein, und gab ihnen, wie sich später herausstellte, vortreffliche Ratschläge zu ihrer Niederlassung. Später aber entstanden Streitigkeiten, zuerst – wie der ehrwürdige Reisebeschreiber sagt – wegen einem eisernen Topf, den einer der Europäer von ihnen zu borgen verlangte, nachher wegen einem Ferkel, das jener gestohlen haben sollte, und hierauf setzten die Missionare, die sich in der Sprache jetzt etwas vervollkommnet hatten, die Eingeborenen in Kenntnis, dass jene Weißen, denen sie Schutz verliehen, früher in ihrem eigenen Vaterland sehr schlechte Menschen gewesen seien (sie haben später behauptet, sie wären von Sidney dorthin entkommen) und sich nun vor der übrigen Weißen versteckt halten müssten. Die Europäer, die auch möglicherweise Deportierte sein mochten, obgleich das noch nicht so vollkommen die „schlechten Menschen“ in sich schloss – erzählten dagegen den Häuptlingen, die Missionare seien Männer vom König von England ausgesandt, die Pest auf die Insel zu bringen (es ist wahrscheinlicher, dass sie ihn gewarnt haben, sie wollten die Insel später in Besitz nehmen) und es sei deshalb, dass sie sich so oft miteinander einschlössen und ihre Beschwörungen sängen. – Ein Reisender erzählt nun, die Missionare wären alle von den Wilden erschlagen worden, es ist das aber nicht korrekt; drei wurden allerdings, nach zehn Jahren etwa, ermordet, die übrigen zogen aber auf eine andere Insel, und es scheint, dass sie die Insulaner überredeten, die beiden Weißen an das rückkehrende Schiff „DUFF“ abzuliefern. Den einen, Conelly, der vorher ihr Dolmetscher und Ratgeber gewesen, fingen sie auch, der andere flüchtete in das Innere und wurde später erschlagen.

       Doch das ist nur ein Beispiel von Tausenden und lässt sich auch ungemein leicht erklären. Die Missionare, sobald sie einmal anfangen die Eingeborenen zu bekehren, verlangen von ihnen, wie sich das von selbst versteht, unbedingte Unterwerfung unter ihre Gesetze, die ihrer Aussage nach alle, ohne Ausnahme, von dem höchsten Wesen selber direkt ausgehen; Moses tat ja dasselbe, schon einige tausend Jahre vor ihnen, und die einzelnen Seeleute, die sich dann auf der Insel finden, müssen ihnen etwas derartiges ungemein erschweren, da sie sich, was die Insulaner gewöhnlich zu allererst in Erstaunen setzte, gar nicht um den von ihnen sogenannten „Gott der Weißen“ bekümmern, keiner Betversammlung mit beiwohnen, oder auch wohl noch gar den Missionaren direkt entgegenwirken. Solche Menschen müssen dann unter jeder Bedingung entfernt oder unschädlich gemacht werden, und es sind da schon oft wunderliche Dinge vorgekommen.

      Es lässt sich deshalb denken, dass diese Leute alles aufbieten, was ihnen zu Gebote steht, Matrosen oder anders Gläubige von ihrem Aufenthaltsort entfernt zu halten, und ich kann ihnen das von ihrem Standpunkt aus auch eigentlich gar nicht verdenken; es ist nur ein Akt der Selbsterhaltung – und dient ja allein zum Seelenheil der Insulaner.

       Mögen aber nun die protestantischen Missionare, was sie allerdings stets leugnen wollen, die eigentlichen regierenden Herren dieser Inseln sein, oder vielmehr gewesen sein oder nicht, denn die Nähe Kaliforniens und Frankreichs Kriegsschiffe haben darin eine wesentliche Veränderung hervorgebracht, soviel ist gewiss, in der Stadt selber herrscht eine musterhafte Ordnung, und nicht wenig trägt dazu die hohe Einfuhr auf spirituöse Getränke (5 Dollars auf die Gallone) mit bei, wie die Schwierigkeit, die es hat, Erlaubnis zum einzelnen Ausschenken zu bekommen. Natürlich ist dabei auch das Genus „Polizeidiener“ sehr bedeutend vertreten, und ich habe an dem oberen Markt der Stadt einmal 23 – sage dreiundzwanzig – in einer Reihe und an einer Plankenwand lehnen sehen, während noch außerdem eine unbestimmte Anzahl ihrer Kollegen ab- und zu schwärmte. Ihre Tracht ist einfach und gleichförmig: kurze dunkle Jacke, lichte Beinkleider, Schuhe und Mütze, an welcher letzteren das Wort „Police“ mit schwarzen Buchstaben auf gelbem Grunde glänzt.

      Weniger organisiert scheint das „stehende Heer“ des jungen Staates, und die Regierung ist auch gerade nicht durch das Betragen der fremden Kriegsschiffe ermutigt worden, viel auf seinen Verteidigungszustand zu wenden. Einer gegen sie anrückenden Flotte zu widerstehen, dazu würden die Mittel des erst „neugeborenen Königreichs“ nicht ausreichen,

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