Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee. Friedrich Gerstecker

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Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

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und habe nur das Moskitonetz noch, zum später Nachholen, zurückgelassen. Ein solches Netz mit ein paar Matten gewöhnlich und einem oder zwei mit Faserwolle gestopften Kopfkissen ist auch wirklich das Einzige was sie besitzen, und hie und da sieht man auch die in die Kanakasprache übersetzten kolossalen Bibeln oder ein paar kleinere Gebetbücher herumliegen. Nur unter dem Dach stecken wohl ein paar lange Fischspeere oder Harpunen, oder ein Netz hängt in der einen Ecke, damit sind sie dann „eingerichtet.“

      Die Hütten selber bestehen meist aus in die Erde gesteckten und mit Grasmatten dicht überflochtenen Stäben oder dann und wann auch aus Rohr und Bambus.

      Die Mittelklasse Honolulus bilden schon einige dort eingewanderte Handwerker mit den besseren Wirten. Einen Mietpferdhalter etc., Schmied und Wagenmacher, Tischler und Schlosser gibt es, und besonders Amerikaner haben sich hier, von der günstigen Lage der Inseln angeregt, niedergelassen. Aber auch das deutsche Element ist vertreten, und außer einem unserer Landsleute, der eine Art Matrosenkneipe hält, gibt es noch mehrere Tischler dort, die sich vortrefflich stehen sollen.

      Nach diesen kommen die Kaufleute, Spanier, Franzosen, Engländer, Amerikaner und Deutsche, ein paar Ärzte, Dr. Petri und Dr. Hofmann, Editoren etc., und von diesen schon nicht mehr getrennt, die haute volée der Inseln, einige reiche Grundbesitzer, die Minister des Reiches und – die Missionare.

      Der König, Se. Majestät, wie er in allen öffentlichen Dokumenten mit „seinen Ministern und Edlen“ genannt wird, verkehrt meist nur mit seinen Häuptlingen und den Missionaren, doch gibt er auch häufig Audienz, wenn nämlich in einem hinlänglichen Zustand sich sehen zu lassen, und verkehrt außerdem gern in der Stadt, besonders Sachen einzukaufen, wobei sein Kredit bei den Kaufleuten jedoch nicht unumschränkt sein soll.

      Nach und nach haben sich auch einige Söhne und Töchter des himmlischen Reiches hier herüber verloren, und Kaufläden und ein Esslokal gegründet, mir waren sie aber nichts Neues mehr, die langbezopften hemdlosen Gestalten in ihren weiten Überkleidern, mit den glatten verschmitzten Gesichtern, nichtsdestoweniger freute ich mich sie hier zu sehen, denn sie gaben dem ganzen Gemälde eine Originalität, die ich ungern daran vermisst hätte.

      Die christliche Religion ist jetzt, wenigstens auf Oahu, die allein vorherrschende, obgleich es auf den größeren Inseln noch sehr viele Heiden geben soll. Ganz kürzlich erst haben übrigens die Missionare die Inseln für bekehrt und das Missionswerk dort für beendet erklärt, wie ich erst hier aus den Zeitungen ersah, und nennen sich dort jetzt glaub' ich, nicht mehr Missionare, sondern sind in den Rang angestellter Prediger getreten. Die Sache hat auch einen leicht ersichtbaren Grund. Die Plätze auf den Inseln wurden zu einträglich, die Insulaner bekamen, durch das hohe Steigen der Produkte, zu viel Geld in die Hände und das Augenmerk verschiedener anderer Missionsgesellschaften fing sich an auf die Sandwichsinseln zu richten; neue Sekten wurden deshalb befürchtet, oder überhaupt eine Konkurrenz, und eine solche Erklärung gab anderen Missionen – katholischen ausgenommen, die den Protestantismus nicht als Christentum anerkannten – einen Vorwand mehr, neue Lehrer hier herüber zu senden.

      Die Missionare, was von ihnen also nicht in den Staatsdienst übergetreten ist (und es sind sogar einige davon Minister geworden, obgleich sie sich früher nie mit Politik befasst hatten) haben also von nun an ihre festen Gehalte.

       Außer diesem besteht aber auch noch eine Seamen's Chapel oder Seemannskapelle, ausschließlich für die dort anlaufenden Schiffe berechnet, deren Prediger ein Mr. Damon, eine zwar im Ganzen religiöse, aber nichtsdestoweniger höchst interessante Zeitung, den „Friend“ redigiert, in dem er nicht allein alles das bespricht, was Religion oder Mäßigkeitsgesellschaften betrifft, sondern auch, durch den Verkehr mit den Seeleuten den Absatz für sein Blatt meist auf den Schiffen findend, ganz interessante Artikel über Reisen und fremde meist mit dem Walfischfang in Beziehung stehende Länder bringt. Die Seemannskapelle hat dabei ein selbstständiges kleines Lokal teils zur Kirche, teils zum Lesezimmer eingerichtet. Das Letztere besuchte ich und fand es mit vier schauerlichen Bildern, riesengroßen kolorierten Abbildungen der Leber des Menschen mit den vernichtenden Wirkungen des Alkohols darauf. Es mag das eine recht hübsche Unterhaltung sein die Tafeln anzublicken, besonders für Leute, die sich ihr Leben lang schon dem Trunk ergeben haben, und nun ziemlich genau beobachten können, wie sie inwendig aussehen, und ich will auch nicht leugnen, dass es viel Gutes haben mag, ihnen die entsetzlichen Folgen unmäßigen Trinkens vor Augen zu halten, da gerade diese auch noch dazu die nichtswürdigsten, mit allen schädlichen Stoffen versetzten Getränke bekommen; wer aber gerade nicht nötig hat, ein abschreckendes Beispiel fortwährend vor Augen zu haben, auf den macht es jedenfalls gerade einen solchen Eindruck wie jener auf einen Pfahl gespießte Kopf in den Pampas.

       Gerade in dieser Zeit beschäftigte sich Mr. Damon, der seine Besuche auch versichert, dass er nicht zu den Missionaren gehört, sehr eifrig mit einer japanischen Angelegenheit. Von Kalifornien herüber waren nämlich mehrere geborene Japaner, die früher einmal von einem amerikanischen Schiffe in See aufgefischt waren, angekommen, und beabsichtigten in ihr Vaterland zurückzukehren. Die Amerikaner interessierten sich aber schon damals viel zu sehr für Japan, eine solche Gelegenheit unbenutzt vorübergehen zu lassen und Mr. Damon sammelte gerade, um für sie ein Walfischboot, „KOMPASS“, ein Gewehr, einige Kleider, Schuhe etc. zusammenzubringen. Kapitän Whitmore von dem amerikanischen Schiff „SARAH BOYD“ hatte sich nämlich erboten, sie in Sicht von den Lu-Chu-Inseln abzusetzen, von wo sie dann versuchen mussten die Küste zu erreichen, da sie, sobald die japanischen Autoritäten nur ahnen würden sie wären von einem fremden Fahrzeug dorthin gebracht, nicht allein ihre Freiheit, sondern auch ihre Leben in dringender Gefahr brächten. Wie ich höre ist die Summe in sehr kurzer Zeit zusammengekommen.

      Für die Literatur der Sandwichsinseln ist ebenfalls schon manches geschehen, und verschiedene durch Amerikaner angelegte Druckerpressen sind teils beschäftigt Zeitungen, teils religiöse Traktate und Schriften zu drucken.

       In Hawaiischer Sprache ist schon die ganze vollständige Bibel erschienen, dann das Neue Testament allein, ferner mehrere Gebetbücher, kleine Fibeln für Kinder sowohl, wie für die erwachsenen Eingeborenen, sie mit europäischen Gegenständen auch in der Abbildung bekannt zu machen und sie die Anfangsgründe ihrer eigenen Sprache in der Schrift zu lehren.

      Außer dem „Friend“ dann, der, ein Mittelding zwischen religiösem und Unterhaltungsblatt, mehr für seemännische Leser berechnet ist, erscheint auch noch, in großem Format, der „Polynesian,“ das offizielle Journal der hawaiischen Regierung, das ebenfalls wöchentlich herauskommt, und früher auch noch ein kleines Blatt durchaus den Zwecken der Mäßigkeitsvereine bestimmt, was aber jetzt eingegangen ist und seine Tendenz zum Teil mit auf den Friend übertragen hat.

      Früher erschien ebenfalls noch ein Monatsheft, der Hawaiiean Spectator, conducted by an association of Gentlemen, und ebenfalls in Honolulu gedruckt, der aber größtenteils dem Missionswesen gewidmet war und sich nur einige Jahre gehalten hat.

      Außerdem sind übrigens schon förmliche Werke auf Honolulu erschienen, wie z. B. Jarves History of the Hawaiiean Isles mit, natürlich dazu in den Staaten angefertigten Holzschnitten, wie mehrere andere Bücher, und die Amerikaner haben hier wie überall bewiesen, dass sie, was sie anfassen, auch vollkommen gut durchzuführen wissen.

       Um übrigens auch vom inneren Lande selber etwas zu sehen, machte ich mich eines schönen Morgens mit einem Dr. Petri aus Eisenach, den ich hier das Vergnügen hatte kennen zu lernen, auf den sogenannten Pali oder Pari, einen Felsenabhang, der die südliche Hälfte der Insel von der nördlichen trennt, zu besuchen.

      Auf ziemlich guten und lebhaften Pferden ritten wir, der Hauptstraße folgend, gegen die Berge hinauf, und ich kann wohl sagen dass ich seit langer Zeit keinen froheren Nachmittag gehabt habe als damals, wo wir im flüchtigen Galopp durch die wirklich reizende Gegend dieser Insel sprengten, und mit vollen Zügen die balsamische Luft einsogen, die von den grünen Hügeln zu uns herüber wehte.

      Als

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