Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee. Friedrich Gerstecker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker страница 14

Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

Скачать книгу

die zu gleicher Zeit, nach dem Weg zu, die Einfriedigung für die an die Straße stoßenden Taroteiche bildet, und zu diesem Zweck ganz dicht neben einander, förmlich heckenartig gepflanzt waren. Von Links herüber blitzten die kleinen Wasserspiegel der Teiche aus den breiten saftigen Blättern und den darum her gepflanzten Bananen heraus, und noch etwas weiter hin schaukelten über einzelnen Fischteichen und zwischen schlankem Zuckerrohr vor, hohe Kokospalmen ihre fächerartigen Riesenblätter.

       Daran vorüber flogen wir hinein in das offene Land; hie und da schaute ein im europäischen Geschmack gebautes Lusthaus aus dem dunklen Grün der es umgebenden Gebüsche heraus, und bunt zerstreut darum her, aber alle mit kleinen Gärten und wo es irgend anging mit Taroteichen versehen, die der in einem tiefen Graben herüber geleitete Bergstrom mit Wasser versah, standen die niederen Strohhütten der Eingeborenen.

      Je weiter wir uns von der Stadt entfernten, desto steiler zog sich der Weg bergan, und rechts ab hörten wir das Rauschen eines Wasserfalls. Der Doktor, obgleich noch nicht lange auf diesen Inseln, war hier doch schon ziemlich gut bekannt und ritt gegen eine Gartenpforte an. Ein kleiner Insulaner öffnete, und ein paar Mädchen mit einem alten Kanaka kamen aus der nächsten Hütte und hielten, als wir abgestiegen, unsere Pferde. Rechts, nur ein kleines Stück vom Haus ab, führte der Weg an den Abhang eines steilen Tales, über das hin wir die Aussicht nach dem gegenüber niedersprudelnden Wasserfall hatten.

       Es war gerade kein großartiger, aber ein höchst lieblicher Anblick, den hellen Bach aus den schattigen Büschen herausbrechen und wie im tollen Übermut über die scharfen Felsen in das zwischen 40 bis 50 Fuß tiefe Tal hinabspringen zu sehen, wo er sich in einem kleinen Becken erst wieder von seinem gefährlichen Satz sammelte und erholte, und dann – wie ein „zivilisierter“ Insulaner welcher Christ und guter Bürger geworden – sein freies schönes Leben aufgab und ernst und gesetzt in das kultivierte Tal hinunterfloss. Vorbei war es für ihn mit Wald und Waldeshang, vorbei mit den Freuden, der Lust seiner Jugend; das lag hinter ihm in unersteigbarer Kluft und halb freiwillig halb gezwungen hatte er sich selber aus seinem Paradiese gestürzt. Nicht mehr nach eigenem Gutdünken konnte er jetzt durch das schattige Grün des Waldes brechen und Gottes Güte in seinem eigenen Murmeln und Plätschern preisen – nicht mehr mit den sich zu ihm niedereneigenden Blumen kosen, und unter den alten, langdurchwühlten Baumwurzeln nach bunten Kieseln suchen, die er dann spielend und tändelnd, und seine sorglose Bahn sorglos verfolgend mit ins Tal nahm, sondern jetzt war ihm gezeigt was wirkliches Leben sei, und der Zweck war ihm, nach so viel tausend Jahren von Lust und Freiheit, zum ersten Mal bekannt gemacht worden, weshalb ihn Gott eigentlich erschaffen habe, und weshalb er auf der Welt sei.

       Vor allen Dingen musste er erst einmal denen, die ihm diese neue Weisheit verkündigt, die Taro-Teiche füllen, die Gärten wässern und Mühlen und Maschinen treiben, und außerdem noch sämtliche schwarze Wäsche für Stadt und Umgegend reinigen, und endlich, herüber- und hinübergehetzt und gejagt, fortgeleitet wo er im Wege war, hingezogen wo man ihn brauchte, lebensmüde und matt, seine kristallhelle Flut in eine Pfütze verwandelt, im weiten Meere des Unendlichen zu verschwinden. – Ich weiß nicht, was sie dem Bach dafür Alles, im Ozean einst, versprochen haben – aber er hat mir recht leidgetan.

       Wir hatten noch ein ziemliches Stück zu reiten und konnten uns deshalb nicht so lang an dem Wasserfall aufhalten. Bald saßen wir wieder im Sattel und galoppierten bergan. Während der Weg hier schlechter wurde und hie und da tiefe Sumpfstellen die Pferde bis an die Knie versinken ließen, hatten wir auch Gesellschaft bekommen. Ein kleiner brauner Junge und ein Mädchen, beide zwischen acht und neun Jahre alt, sprangen in tollen Sätzen neben und vor den Pferden her, Schlamm und Steine mit ihren bloßen Füßen nicht mehr achtend als ob es weiche Teppiche gewesen wären. Trotz ihrer dem Laufen nicht so günstigen Kleidung hielt das Mädchen vollkommen gut Schritt, ja war immer noch 15 bis 20 Schritt voraus, während der braune Bursche endlich, um sich die Sache etwas zu erleichtern, mein Pferd beim Schwanz erwischte und sich nun, es mochte laufen wie es wollte, unter jeder Bedingung mitnehmen ließ. Der Doktor erklärte mir: Die kleine Bande liefe mit, um oben auf dem Pali die Pferde zu halten und einen Real zu verdienen.

      Wir waren jetzt nicht weit mehr von dem oberen Ende der Schlucht entfernt, die fast aussieht als ob sie durch irgendeine furchtbare Erschütterung der Erde einmal auseinander gerissen wäre; der Nordost-Passat brauste hier durch das dichte Buschwerk, das mit wildem Pisang untermischt den Weg dicht einschloss, und weit von drüben herüber konnten wir das Rauschen der Brandung hören. Noch eine kurze Strecke, und rasch griff ich meinem Pferd in die Zügel, denn schroff und jäh fiel plötzlich der Boden vor mir ab, und viele hundert Fuß unter mir lag die nördliche Hälfte Woahu's.

       Rechts und links hoben sich aber noch hoch und schroff die Abhänge des scheidenden Gebirgsrückens empor, und durch die schmale Schlucht die hierdurch gebildet wurde pfiff der scharfe Nordost so derb, dass wir vor allen Dingen unsere Hüte wahren mussten. Ich steckte den meinigen in die Tasche, stieg vom Pferd, dessen Zügel mein kleiner Begleiter schon gefasst hatte, und gab mich jetzt, in das Gras hingestreckt, ganz dem Eindruck des tief unter mir ausgedehnten Panoramas hin.

      Wie ein halb abgerissener Kessel, dessen andere Hälfte das Meer verschlungen hatte und darüber hin brausend nun kochte und gährte und gegen die andere Hälfte anstürmte, stand das Tal, und von der See her stürmten die weißen Schaumwellen der Brandung über die aufragenden Korallenriffe an, und warfen sich in ohnmächtiger Wut bis weit über den Sand hinauf. Der untere fruchtbare Talboden war mit Grün bedeckt – was dort wuchs ließ sich der großen Entfernung wegen nicht bestimmen – und einzelne kleine gelbe Hüttendächer schauten nur still verdeckt daraus hervor. Weit hinten am Horizont glitt ein kleines weißes Segel, und tief im schattigsten Grund bewegten sich einzelne helle Punkte, die ich durch mein Taschenteleskop bald als weidende Kühe erkannte.

      Der Himmel hing blau und klar darüber, und der weiße schlanke „Bootsmann,“ der von der See herüberstrich, schien ordentlich auf seinen Fittichen auszuruhen, wie er mit kaum bemerkbaren Flügelschlägen gegen uns anschwebte, als ob er die Fremden aus seinem Heiligtum verscheuchen wollte.

       Lautes Sprechen und Lachen um mich her erinnerte mich daran dass ich hier oben nicht allein sei. Am Rande des Abgrunds war noch eine bunte Gruppe von Kanakas, Männern und Mädchen gelagert – alle hier um von heraufkommenden Fremden ein paar Real für Pferdehalten zu lösen. Ein paar Engländer, die aber nicht heraufgekommen schienen die Naturschönheiten des Pali zu bewundern, gesellten sich diesen zu, und einer von ihnen, etwas angetrunken, schien nicht übel Lust zu haben den steilen Weg in das vor uns liegende Tal hinab zu reiten. Er ließ sich zwar endlich von seinen nüchterneren Gefährten bewegen davon abzustehen. Um aber doch eine Entschädigung zu haben, zog er eine lederüberzogene Flasche aus seiner Tasche, bat den Doktor, den er in seinem Leben nicht gesehen hatte, um eine Zigarre, versicherte ihn dass er ihm dieselbe, wenn er einmal im „Old Miner“ vorspräche, von Herzen gern bezahlen wollte, und ließ sich dann neben einem wilden braunen Mädchen, das mit ihm gekommen war, ins Gras nieder, wo er seine Aufmerksamkeit, so lange ich ihn beobachtete, auf das gewissenhafteste zwischen diesem und der Flasche teilte.

       Dieser Abgrund hat historische Berühmtheit, denn hier hinab stürzten sich der Fürst und die Häuptlinge dieser Insel, als Kamehameha der Erste oder der „Eroberer“, wie er auch genannt wird (der Großvater des jetzigen Königs), von Hawaii oder Owaihy herüber kam und sich die ganze Inselgruppe mit Gewalt der Waffen unterwarf.

      Das Leben dieses alten kühnen Häuptlings hat im Ganzen ungemein viel Romantisch-Ritterliches, und in der alten Welt, wo ihm ein größerer Schauplatz seiner Taten geboten wäre, hätte er vielleicht Gewaltiges geleistet und die Welt von sich reden machen, während er die Regierungen seiner Nachbarstaaten über den Haufen warf, und seine siegreichen Fahnen über die Marken der Grenzer trug. Hier nun hat er das Höchste erreicht was in seinen Bereich gelegt worden – von Hawaii, der Hauptinsel segelte er mit einer kleinen Flotte schwanker Kanus, dem Element wie den Feinden trotzend, aus, unterwarf sich, mit der Kriegskeule in der Hand, sämtliche Inseln der ganzen Gruppe und hinterließ seinen Nachfolgern den glorreichen

Скачать книгу