Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee. Friedrich Gerstecker

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Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

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würde aber der alte Kamehameha sagen, wenn er jetzt seinen Enkel, Kamehameha den III. in der Staatsuniform und von seinen ebenso aufgeputzten Ministern und Edlen umgeben, auf seinem alten Königssitze erblickte? – Ich glaube der alte Kamehameha hat sich in den letzten dreißig Jahren schon so oft im Grabe herumgedreht, dass er ganz schwindelig geworden sein muss.

       Wir bestiegen jetzt unsere Pferde wieder um in die Stadt zurück zu galoppieren, bekamen aber von hier oben aus noch mehr Begleitung als wir hinauf gehabt. Es ging gegen Abend, Reiter wurden nicht mehr oben erwartet, und ein ganzer Kinderschwarm sammelte sich als wir aufsaßen um uns her. Des Doktors Pferd wies gleich von Anfang an jede Vertraulichkeit zurück, meines aber war gutmütiger, obgleich lebendig genug, die kleine Bande mochte es auch vielleicht schon kennen, und ich hatte kaum den rechten Fuß im Steigbügel, so saß mit einem kecken Sprung ein junges Ding von Insulanerin hinter mir auf dem Pferd; drei andere, die beiden ersten von vorhin und noch ein kleinerer Junge, fassten am Schwanz an, der kleinste gab dabei dem Tier mit einer Gerte eins über die Lende, und hinunter den Berg ging's was das Pferd laufen konnte, und die kleine wilde Schaar wollte sich bei den halsbrechenden Sätzen, bei denen sie oft ordentlich in der Luft mit fortgerissen wurde, halb tot lachen, ließ aber trotzdem nicht los bis wir etwa halbwegs zur Stadt und wahrscheinlich in die Nähe ihrer Hütten kamen, wo sie alle vier ebenso schnell verschwanden als sie gekommen.

       Die Insulaner reiten selber vortrefflich und selbst die Frauen und Mädchen sitzen keck zu Pferd und jagen meist in vollem Rennen die Straßen entlang, ebenso im Sattel übrigens als die ersteren, und nur ein großes Stück Kattun, ganz in der Art wie die Südamerikaner die Cheripa tragen, hinten im Gürtel befestigt, zwischen den Knien durchgezogen und vorn wieder in den Gürtel geschlagen, dass die Enden an beiden Seiten oft weit hinausflattern.

       Das Klima der Sandwichsinseln ist vortrefflich, und der dort Wohnende kann sich, wie auf Madeira fast, jede Temperatur aussuchen. Obgleich innerhalb der Tropen, gehört die Vegetation weniger diesen als einer gemäßigt warmen Zone an. Allerdings wachsen hier Kokospalmen, und zwar zu ziemlich ansehlicher Höhe, aber keineswegs so üppig als es auf den südlicheren Inseln der Fall sein soll. Auch wird Zucker und Kaffee hier mit Nutzen gezogen, die Hauptprodukte der Inseln sind aber Kartoffeln, die in einem wirklich tropischen Lande nie so vortrefflich gedeihen als hier. Dies wäre aber auch dafür ein Himmelsstrich der unsern deutschen Landsleuten zusagen würde, und in der Tat befinden sich alle die Deutschen die ich hier getroffen habe, ungemein wohl. Die Sandwichsinseln liegen etwa auf dem 21. Grad nördlicher Breite, dennoch gibt es glaub' ich kaum in den kälteren Himmelsstrichen eine gesundere Temperatur, als sie der Fremde auf dieser kleinen Gruppe von Inseln (zwischen dem 155. und 160° westl. Länge nach Greenwich) findet.

      Die Namen der verschiedenen Eilande sind Owaihy oder Hawaii die größte derselben mit dem gewaltigsten Vulkan der Erde, und berühmt weil hier Kapitän Cook seinen Tod fand, dann Maui, Tahaurawe, Ranai, Morokai, Oahu (mit der Haupt- und Residenzstadt Honolulu) Atooi oder Tauari und Nihau.

      Schon von Spaniern vor langen Jahren entdeckt, wurden sie eigentlich von Kapitän Cook wieder aufgefunden, dann aber hauptsächlich von Walfischfängern aus den japanischen und nördlichen Meeren besucht die hier, zwischen den freundlichen Menschen, eine vortreffliche Station fanden, und sich selber von ihren Strapazen und der langen Fahrt erholen, wie auch ihre Schiffe wieder mit Früchten und anderen Lebensmitteln und Bedürfnissen versehen konnten.

       Zuerst die Missionen, dann die Entdeckung Kaliforniens brachte eine förmliche Revolution in den Verhältnissen der Inseln hervor. Kamehameha III. lernte unter dem Einfluss der Europäer, unter deren Händen er erzogen wurde, ein neues Leben, neue Bedürfnisse kennen, fand dass die Produkte seines Landes, die sonst teilweise dem ganzen Volk zu Gute gekommen teilweise unbenutzt gelegen hatten, vortrefflich für ihn selber zu verwenden seien, gefiel sich in dem neuen Pomp, mit Uniformen, Epauletten und Empfangsfeierlichkeiten, mit dem man ihn kluger Weise bekleidete, und – wurde ein König. Die Rinder, die Kapitän Cook auf Owaihy ausgesetzt und dadurch dem Lande großen Vorteil gebracht hatte, erklärte er als sein alleiniges Eigentum (er erlaubte nicht einmal Jagdkarten darauf zu lösen), schlug alles Sandelholz seiner Inseln zusammen und verkaufte es an die dort landenden Fahrzeuge, ja einmal sogar, weil er daraus größeren Nutzen zu ziehen hoffte, belud er selber ein Schiff damit und sandte es, ich glaube nach China, seine Ladung dort abzusetzen, machte aber, von allen natürlich dabei betrogen, ungemein schlechte Geschäfte und verlor viel Geld. Wie dem aber auch sei, in das Sandelholz wurde, teils für die neuen Bedürfnisse des Königs, teils für die alten der Missionare, die kostspielige gewaltige steinerne Kirche und bequeme Wohnhäuser für sich aufsetzten, so hinein gewütet, dass jetzt in letzterer Zeit nicht ein Stock davon übrig geblieben und eine Schonzeit aufgegeben ist, in der keiner der jungen Schösslinge wieder berührt werden darf.

       Kalifornien setzte dem allen die Krone auf, wie schon früher gesagt gewannen alle Produkte, vorzüglich aber die genießbaren, eine enorme Höhe, und Amerikaner selber kamen herüber, die mit mehr Fleiß und Ausdauer als die Eingeborenen den Ackerbau sowohl wie alle anderen Geschäfte tüchtig anzugreifen wussten, und dem Lande selber einen höheren Wert verliehen.

      Alle diese Preise sind jetzt zwar wieder gefallen, nur das Land scheint noch denselben Wert gehalten zu haben und wird ihn auch halten. Die Sandwichsinseln müssen nicht allein in jedem Jahre, nein in jedem Monat mehr an Bedeutung gewinnen, denn keine andere Inselgruppe liegt dort oben im weiten Meere, die den Hawaiischen Inseln den Rang eines Stationsplatzes nach dem ganzen ungeheuren indischen Reich mit Festland und Archipel, nach China und Australien, selbst nach Japan vielleicht später, streitig machen könnte.

      Neben dem bilden, gerade in jetziger Zeit, die Walfischfänger ebenfalls einen sehr bedeutenden Erwerbszweig für die Gruppe, da erst in den letzten Jahren die so einträgliche Jagd auf die PolarWalfische die sogenannten Bowheads entdeckt und benutzt wurde, und all jene Walfischfänger gezwungen sind gerade diese Gruppe anzulaufen, da sie es nicht in San Francisco, des Weglaufens der Matrosen wegen, riskieren dürfen.

      So viel also für die günstige Lage der Inseln.

       Die Hauptprodukte des Landes sind: die Tarowurzel, die Kartoffel, die süße Kartoffel, Yams, Zuckerrohr, Kaffee, Tabak, Kokosnüsse, Bananen, Orangen – und an Vieh Rinder, viel Schweine, wilde Ziegen, Truthühner und Hühner. Die Tarowurzel besonders ist so nahrhaft und ausgebend, dass ein einziger Acker damit bepflanzt, eine ganze Familie Jahr aus Jahr ein erhält, und die Eingeborenen selber auch wirklich wenig anderes mehr bedürfen. Die Wurzel verlangt, nach der ersten Anpflanzung, ein volles Jahr, bis sie zur vollständigen Reife und Benutzung gelangt, gibt dann aber auch nicht minder aus, und liefert ihre Ernte ununterbrochen.

      Unsere gewöhnliche deutsche Kartoffel gedeiht, wie schon gesagt, vortrefflich auf diesen Inseln, und die Farmer haben dabei die möglichst geringste Arbeit damit, ja nach dem ersten Stecken wirklich kaum etwas weiter zu tun, als in der bestimmten Zeit zu ernten. Bei der Ernte bleiben stets genug Kartoffeln zu Samen zurück, das Feld wieder von Neuem zu bepflanzen, während ein solches Verfahren nicht den mindesten Nachteil auf die Produktion selbst haben soll.

       Die süße Kartoffel, von den Deutschen gewöhnlich nicht sehr geliebt, da sie schon bei dem Namen (unter dem wir bei uns ja gefrorene Kartoffeln verstehen) einen Widerwillen überwinden müssen, wird von den Amerikanern der anderen fast vorgezogen und ist auch, meiner Meinung wenigstens nach, eine vortreffliche Frucht, die allerdings einer Kartoffel gleicht, aber mehr einen süßen, konfektartigen und sehr angenehmen Geschmack hat. Sie lieferte ebenfalls sehr reichliche Ernten, und wurde damals besonders viel nach Kalifornien verschifft, eignete sich aber sonst nicht so gut zu Schiffsproviant als die gewöhnliche, da sie sich kaum länger als sechs Wochen an Bord gut erhält.

      Zuckerrohr ist nach der Kartoffel wohl das wichtigste Produkt, und lässt sogar von den Feldern einen noch bedeutenderen Gewinn erzielen als die ersten (wenn die Preise des Zuckers nämlich nicht gar so gedrückt sind, als das in den letzten Jahren der Fall gewesen) nur dass die Zeit zwischen der ersten Anlage einer Zuckerpflanzung und

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