Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee. Friedrich Gerstecker

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Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee - Friedrich Gerstecker maritime gelbe Buchreihe

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tun, was in seinen Kräften stand, sie wieder zu bekommen. Überdies waren es der erste und zweite Zimmermann, Leute die an Bord eines Walfischfängers ebenso nötig gebraucht wurden wie Böttcher und Schmied, und ohne die er in der Tat fast gar nicht in See gehen konnte, und da es der Kapitän in Händen hatte, die Entflohenen ihr eigenes Fanggeld bezahlen zu lassen, das ihnen, wenn eingebracht, von dem späteren Anteil abgezogen wird, setzte er 150 Dollars Belohnung auf das Wiedereinbringen der Ausreißer. Das jedoch wurde nur mit dem Marschall des Forts in Ordnung gebracht, der uns den Rat gegeben hatte, ruhig in See und außer Sicht zu gehen, dass die Leute glaubten wir wären fort, und aus ihren Schlupfwinkeln vorkämen. Wir gingen deshalb Sonnabend den 14. Dezember mit vollen Segeln aus dem Hafen und in See, und erst, als wir das Land fast am Horizont hatten, refften wir die Segel dicht und kreuzten bis zum 17. draußen herum, wo wir uns Morgens wieder zwölf oder vierzehn englische Meilen von Honolulu entfernt fanden. Da schlief der Wind total ein, und weil wir die schöne Zeit doch hier nicht länger versäumen mochten, ließ sich der Kapitän, den ich begleiten durfte, in einem der Walfischboote an Land zurück rudern.

       Nach Mittag kamen wir dort an, die Matrosen waren nicht gefangen worden, jedoch gesehen, und die einmal auf die Spur gebrachten Kanakas, die um Geld, glaub ich, Gott weiß was verraten würden, erklärten fest, sie hofften die Leute bis spätestens Freitag zu haben. Noch an dem Abend waren einige ausgeschickt worden, und wir blieben deshalb die Nacht am Land. Am nächsten Morgen kehrten die letzteren zurück, und für den Tag war keine Hoffnung mehr.

      Unser Schiff kam indessen etwas näher zum Lande heran, der Kapitän gab aber die Jagd noch lange nicht auf, und mit dem Marschall eine neue Verabredung treffend, fuhren wir wieder an Bord, und diesmal, mit allen leichten Segeln gesetzt, gingen wir zum zweiten Mal in See und hielten in einer Südostrichtung dicht am Passat liegend, die südlichen Inseln zu erreichen von Oahu ab. Die Absicht dieses Manövers war, die Flüchtlinge diesmal ganz sicher zu machen. Der „ALEXANDER BARKLEY“ werde nicht wieder zurückkehren, denn es ließ sich wohl denken, dass sie aus ihrem Versteck heraus von den, gegen die See zu niederdachenden Hügeln jede Bewegung des Schiffes auf das genauste beobachten würden; erst in dem Fall war es denkbar, dass sie sich in das flache Land wieder hinunter wagten, obgleich ihnen Hunger und Durst droben ebenfalls zusetzen musste.

       Freitag den 20., während wir gegen den Passat aufwärts gekreuzt hatten, kamen wir mit günstiger Brise wieder dicht vor Honolulu, und die vom Fort wehende weiße Fahne – das verabredete Zeichen – sagte uns, dass diesmal unser Aufenthalt nicht vergebens gewesen sei; die Leute waren gefangen, und wir legten deshalb draußen bei, das Boot zu erwarten, dass der Marschall versprochen hatte mit den Eingefangenen herauszuschicken, wo das Geld dafür gleich an Bord in Empfang genommen werden könne.

      Wir brauchten auch nicht lange zu warten; von vier Kanakas gerudert, schoss bald darauf ein schlankes Boot über die jetzt spiegelglatte See. Zwei Beamte, mit den offiziellen weißen Streifen um die Mütze, saßen darin, und zwischen ihnen die armen Teufel von Matrosen, bleich und niedergeschlagen.

       Sie mussten an Bord steigen und wurden, ohne dass weiter ein Wort mit ihnen gewechselt ward, vorn an ihre Arbeit geschickt. Der erste Zimmermann, der früher mit zu den unteren Offizieren gehört, und besseren Tisch wie bessere Schlafstelle im Zwischendeck gehabt, wurde ebenfalls nach vorn, zum „Logis“ degradiert, und die beiden Beamten lud der Kapitän in die Kajüte, ihr Geld für den Marschall in Empfang zu nehmen und ein Glas Wein zu trinken. Zigarren wurden dabei herumgereicht, und da wir an der Einfahrt des Hafens dicht vorbeilaufen wollten, blieben die beiden Polizisten so lange an Bord. Der eine von ihnen schien sich auch ganz wohl zu befinden und rauchte, trank und erzählte, der andere aber war plötzlich leichenbleich geworden – die Zigarre ging ihm aus, und der Kapitän schob ihm das Licht wieder hin – er hielt sie hinein, aber er zog nicht – er hob das Glas an die Lippen, aber er trank nicht – er knüpfte sich den Rock auf und holte ein paar Mal tief Atem, und der kalte Schweiß stand ihm in dicken Tropfen auf der Stirne.

      Ich bemerkte seinen Zustand zuerst und fragte ihn ob er krank sei, aber er leugnete hartnäckig und behauptete er befinde sich ganz wohl, bis auch sein Kamerad aufmerksam auf ihn wurde, und in lautes Gelächter ausbrach. – Er war seekrank geworden, und obgleich die See wirklich einem Spiegel gleich da lag, hatte doch in der Nähe der Korallenriffe die starke Schwellung der Wogen einige Bewegung hervorgebracht, die der arme Teufel nicht vertragen zu können schien. Er stemmte sich noch eine Weile zwar gegen das volle Eingeständnis seiner Schwachheit, aber lange konnte er es doch nicht mehr aushalten. Ziemlich in der Nähe der Einfahrt kletterten die beiden jetzt auch wieder in ihr Boot hinunter, und als es abstieß vom Schiff und von den Insulanern rasch zwischen die ersten Bojen hineingerudert wurde, da lag der arme Polizeibeamte noch rettungslos über Bord gelehnt, und übergab Neptun alles, was er nicht selber mehr wahren konnte.

       Wir aber legten unser Schiff über den anderen Bug, die Segel wurden angebrasst, Bramsegel und Außenklüver gesetzt, und mit dem frischen Passat in der Leinwand hielten wir bald darauf wieder ziemlich dicht am Wind, in südöstlicher Richtung von dem Hafen ab, jetzt ernstlich gesonnen die sogenannten „Jagdgründe“ zu erreichen, und wo möglich ein paar Spermacetifische an Bord zu nehmen.

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