Kleine Novellen. Уилки Коллинз

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Kleine Novellen - Уилки Коллинз

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Hause vorgesprochen und den Wunsch geäußert habe, mich in einer Privatangelegenheit zu sprechen. Ich war Fräulein Laroche zuerst bei der Ankunft mit ihrer Tante vorgestellt worden, als sie von ihrem Eigentum in Nettlegrove Hall Besitz ergreifen wollte. Die späteren Gelegenheiten, diese Bekanntschaft mit ihr zu erneuern und weiter zu pflegen, waren nicht so zahlreich gewesen, als ich dies gewünscht hätte, und ich bedauerte dies aufrichtig. Sie hatte einen sehr günstigen Eindruck auf mich gemacht. Außerordentlich unerfahren und leicht erregbar, mit einer seltsamen Mischung von Schüchternheit und Lebhaftigkeit in ihrem Benehmen und dann und wann plötzlichen Anwandlungen der Eitelkeit und des Mutwillens unterworfen, die sie zum Ergötzen anderer nicht verbergen konnte, waren doch unter diesen Äußerlichkeiten die Zeichen eines echten und edlen Gemütes, eines einfachen und lauteren Herzens wahrzunehmen. Ihre persönliche Erscheinung war, wie ich hinzufügen möchte, in hohem Grade anziehend. Es lag in jener etwas so Eigentümliches und zu gleicher Zeit etwas so Bezauberndes, dass ich meine Voreingenommenheit für sie nur zugestehen will. Um aber nicht missverstanden zu werden, will ich hinzufügen, dass ich alt genug bin, um ihr Großvater zu sein und dass ich überdies ein verheirateter Mann bin.

      Ich befahl dem Diener, Fräulein Laroche in mein Studierzimmer zu führen.

      Als sie eintrat, erschreckte mich ihr Aussehen; ihr Gesicht war wirklich von Schrecken erfüllt. Ich erbot mich, meine Frau kommen zu lassen, sie lehnte aber mein Anerbieten ab. Ich drang dann in sie, sich doch wenigstens so lange Zeit zu nehmen, bis sie sich beruhigt hätte. Es war ihrer erregten Natur nicht gegeben, dies zu tun. Sie sagte: »Geben Sie mir Ihre Hand und lassen Sie mich sprechen, so lange ich kann.« Ich reichte der Armen die Hand: ,,Sprechen Sie mit mir, meine Teure, als wenn ich Ihr Vater wäre.«

      Soweit ich die unzusammenhängende Darstellung, die mir gegeben wurde, verstehen konnte, war sie, während sie Maplesworth besuchte, gleichzeitig von zwei Herren umworben worden, welche beide sie zu heiraten wünschten. Da sie in ihrer Wahl schwankte und überdies in solchen Dingen ganz unerfahren war, so war sie unglücklicherweise die Ursache der Feindschaft zwischen den Nebenbuhlern geworden, und war auf den Rat ihrer Tante nach Nettlegrove zurückgekehrt, das beste Mittel, sich aus ihrer peinlichen Lage zu befreien. Aber auch dieses Mittel vermochte nicht, die schmerzlichen Erinnerungen an das Vorgefallene zu verwischen, und sie hatte daher mit ihrer Tante ein weiteres Mittel versucht, indem sie eine zweimonatliche Reise auf das Festland unternahmen. Von dieser Reise war sie in einer ruhigeren Gemütsverfassung zurückgekehrt. Zu ihrer größten Überraschung hatte sie aber von dem Tage an, wo sie Maplesworth verließ, bis zu dem Tage, an dem sie sich bei mir einfand, von keinem ihrer beiden Freier wieder etwas gehört.

      In der Frühe dieses Morgens spazierte sie nach dem Frühstück in dem Parke von Nettlegrove, als sie Tritte hinter sich hörte. Sie wandte sich um und sah sich einem ihrer Verehrer aus Maplesworth gegenüber. Man hat mir gesagt, dass kein Grund vorliege, dessen Namen jetzt noch zu verschweigen. Es war Hauptmann Stanwick.

      Er hatte sich so schrecklich verändert, dass sie ihn kaum wiedererkannte.

      Nachdem er einen Blick auf sie geworfen hatte, hielt er die Hand über seine blutunterlaufenen Augen, als wenn ihnen das Sonnenlicht wehe tue. Ohne sie vorher durch ein Wort auf die Mitteilung vorzubereiten, gestand er, Herrn Varleigh in einem Duelle getötet zu haben. Gewissensbisse hätten, so bekannte er, seinen Verstand verwirrt und erst vor einigen Tagen sei er aus dem Irrenhause entlassen worden. »Sie sind die Ursache davon,« rief er wild. »Aus Liebe zu Ihnen habe ich es getan. Ich habe nur noch eine Hoffnung im Leben — meine Hoffnung auf Sie. Wenn Sie mich von sich weisen, so ist mein Entschluss gefasst. Ich will mein Leben für das hingeben, das ich geraubt habe; ich will durch meine eigene Hand sterben. Sehen Sie mich an, und Sie werden finden, dass ich im Ernste rede. Mein ferneres Leben hängt von Ihrer Entscheidung ab. Überlegen Sie sich dies heute, und kommen Sie morgen wieder zu mir hierher. Aber nicht zu dieser Stunde, das schreckliche Tageslicht empfinde ich wie Feuer in meinen Augen, und wie Feuer durchdringt es mein Gehirn. Warten Sie bis zum Sonnenuntergange — Sie werden mich hier finden.«

      Er verließ sie ebenso plötzlich, wie er erschienen war. Als sie sich soweit wieder erholt hatte, dass sie eines Gedankens fähig war, entschloss sie sich, ihrer Tante nichts von dem zu sagen, was sich zugetragen hatte. Sie nahm vielmehr ihren Weg nach dem Pfarrhause, um bei mir Rat zu suchen.

      Es ist unnötig, meine Erzählung mit der Angabe von Fragen zu belasten, die ich unter diesen Umständen an sie zu richten für meine Pflicht hielt.

      Auf meine Fragen erfuhr ich, dass Hauptmann Stanwick zuerst einen günstigen Eindruck auf sie gemacht habe, dass sie aber später an den weniger glänzenden Eigenschaften Herrn Varleighs größeres Gefallen gefunden habe, zumal da ihr die heftige Sprache und das ungestüme Benehmen zuwider war, das Stanwick zeigte, als er vermuten konnte, dass ihm sein Mitbewerber vorgezogen werde.

      Als sie die schreckliche Nachricht von Varleighs Tod erfuhr, »erkannte sie« — ich wiederhole ihre eignen Worte — »ihr Herz« an dem Schlage, den sie fühlte. Hauptmann Stanwick gegenüber hatte sie dagegen unwillkürlich nur ein Gefühl des größten Abscheus. Mein Verhalten schien mir in dieser schwierigen und schmerzlichen Angelegenheit deutlich vorgezeichnet zu sein.

      »Ihre Pflicht als Christin ist es, diesen Unglücklichen nochmals aufzusuchen,« sagte ich, »und meine Pflicht als Ihr Freund und Seelsorger ist es, Ihnen in dieser Prüfungsstunde zur Seite zu stehen. Ich will morgen mit Ihnen an den Ort der Zusammenkunft gehen.«

      II.

      Am nächsten Abend trafen wir Hauptmann Stanwick im Parke auf uns warten.

      Er zog sich zurück, als er meiner ansichtig wurde. Ich erklärte ihm ruhig und bestimmt, welchen Standpunkt ich in der Sache einnehme. Mit finsteren Blicken ergab er sich darein, meine Anwesenheit zu dulden. Allmählich gewann ich sein Vertrauen. Der erste Eindruck, den ich von ihm erhielt, blieb unerschüttert — der Verstand des Mannes war verwirrt. Ich vermutete, dass seine Angabe von der Freilassung aus dem Irrenhause unwahr sei, und dass er in Wirklichkeit aus dem Asyl entwichen war. Es war unmöglich, aus ihm herauszubringen, in welcher Anstalt er gewesen war. Er war zu schlau, um dies zu sagen — zu schlau, um irgendetwas über seine Verwandten anzugeben, als ich zunächst versuchte, das Gespräch auf diese zu lenken. Auf der anderen Seite sprach er mit einer empörenden Leichtfertigkeit von dem Verbrechen, das er begangen hatte, und von seinem bestimmten Entschlusse, sich das Leben zu nehmen, wenn Fräulein Laroche es ablehne, seine Frau zu werden. »Ich habe sonst nichts, was mich an das Leben fesselt; ich stehe allein in der Welt,« sagte er. »Selbst mein Diener hat mich verlassen. Er weiß, wie ich Lionel Varleigh getötet habe.« Stanwick machte eine Pause und sprach dann die weiteren Worte flüsternd zu mir: »Ich tötete ihn durch einen Kniff – er war der bessere Fechter von uns beiden.«

      Dieses Geständnis war so entsetzlich, dass ich es nur der Täuschung eines Wahnsinnigen zuschreiben konnte. Als ich mit weiteren Fragen in ihn drang, fand ich, dass auf denselben Gedanken auch die Verwandten des Unglücklichen und die Ärzte gekommen sein mussten, die ein Gutachten ausgestellt hatten, dass er unter ärztliche Obhut zu nehmen sei. Wie ich nachher hörte, war diese Ansicht besonders auf die Tatsache gestützt worden, dass Varleighs Leichnam auf dem bezeichneten Schauplatze des Zweikampfes nicht gefunden worden war. Was den Diener anbetrifft, so hatte er seinen Herrn in London verlassen und war nicht wieder zurückgekehrt. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung war die vorliegende Frage nicht die, ob ein sich selbst anklagender Mörder dem Gericht überliefert werden sollte, da ja ein Leichnam zum Zeugnis gegen ihn nicht vorhanden war, sondern die, ob ein Wahnsinniger wieder in die Obhut derjenigen Leute zurückzubringen sei, die ihn in Verwahrung zu halten hatten.

      Ich versuchte, die Größe seines Wahnsinns in einem Augenblicke zu prüfen, da er es unterließ, Fräulein Laroche mit seinen Anträgen zu belästigen.

      »Wie können Sie wissen, dass

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