Anna Q und die Suche nach Saphira. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Anna Q und die Suche nach Saphira - Norbert Wibben страница 13
»Warum soll ich euch helfen können?«, platzt es plötzlich aus ihr heraus. »Meine körperlichen Fähigkeiten sind nicht überragend. Gibt es sonst keinen Menschen, der besser dazu geeignet ist?« Sie denkt kurz daran, wie sie oft im Sportunterricht von anderen überflügelt wird. Lediglich in Schach ist sie in ihrer Altersklasse unschlagbar, aber das wird ihr hier vermutlich kaum helfen.
»Ich dachte, das hätten wir bereits erläutert.« Katherin blickt erst sie, und dann Ainoa erstaunt an, die ihren Kopf schüttelt.
»Nein, das haben wir tatsächlich nicht«, bestätigt diese. »Das hängt damit zusammen, dass du ein mitfühlendes Wesen besitzt. Schließlich wolltest du mich befreien. Andere hätten mich einfach in der Falle stecken lassen. Außerdem ist Mut erforderlich. Dass du den besitzt, hast du dadurch bewiesen, trotz des gefährlich nahen Gewitters einen Vogel in der Nacht und alleine retten zu wollen. Auf den ersten Blick mag es dir sinnvoller erscheinen, einen Erwachsenen auszuwählen, doch das ist es nicht. Sobald Menschen keine Kinder oder Jugendlichen mehr sind, verlieren sie einen Großteil ihrer Fantasie. Sie werden Realisten und wägen Risiken anders gegen Möglichkeiten ab. Du besitzt eine unerschrockene Seele und auch genügend Einbildungskraft, um trotz der möglichen Gefahren, an den Sieg einer gerechten Sache zu glauben. Ein Erwachsener käme zu einem anderen Ergebnis. – Außerdem gibt es nicht viele von ihnen, denen wir uns offenbaren würden.«
»Gibt es im Internat also keinen Erwachsenen …? Oder doch? Hm, ich habe von einem Professor gehört, dass wir seinen Geheimnamen nicht nutzen sollten. Genauer gesagt war es ein Freund, der ihn aussprach. Kennt ihr M hoch Zwei?«
Die Elfen schauen sich an, doch nur die ältere nickt.
»Sie ist eine langjährige Freundin, die mir vor vielen Jahren in einer ähnlichen Situation half. Nun ja, damals ging es natürlich nicht um die Entführung Saphiras, sondern um Hilfe im Kampf gegen einen Feuerdrachen. M hoch Zwei war damals etwa drei Jahre älter als du.« Versonnen weilt Katherin in der Vergangenheit, während Ainoa sie ebenso erstaunt ansieht, wie Anna.
»Das muss ja Ewigkeiten her sein«, denkt das Mädchen.
»Das kannst du laut sagen!«, antwortet die junge Elfe. Sofort blicken sich beide ungläubig an. Die besondere Verbindung zwischen ihnen äußert sich als Folge der Energieübertragung also derart, dass sie sich über Gedanken verständigen können. Ein feines Kribbeln läuft Anna über den Nacken.
»Heißt das, du kannst jetzt alles hören, was ich denke?«
»Nein, nur wenn du das zulässt. Du kannst es auch gezielt blockieren. Ich übrigens auch.«
»Das ist gut. Ich weiß nicht, ob du in alle meine geheimen Gedanken eindringen sollst.«
»Tu ich nicht, versprochen!«
»Danke. Ich halte mich auch zurück!« Beide grinsen sich an, ohne dass Katherin den Grund versteht.
»Habe ich etwas verpasst?« Doch eine Antwort bleibt aus. Die Elfe und das Mädchen wollen ihr kleines Geheimnis vorläufig für sich behalten. Sie blicken scheinbar verständnislos zurück.
»Ich möchte …«, beginnt Anna. Sie hüstelt einmal und fragt dann gedanklich Ainoa. »Wie ist das eigentlich, wenn ich in meine Welt zurückkehre und dann wieder in die Anderswelt möchte. Kann ich dich dazu herbeirufen?«
»Über Gedankenverbindung ist das jederzeit möglich!«, sendet die junge Elfe. »Egal von wo du mich rufst, ich werde dich hören.« Das Mädchen nickt und spricht jetzt ihre Gedanken aus.
»Ich möchte gern zurück in meine Welt, verspreche aber, zu euch zurückzukommen. Ich werde alles versuchen, um Saphira zu retten. Vorher will ich mich aber in alten Büchern unserer Bibliothek informieren, wie ich mich bei euch gegen einen Angriff eines Eisdrachen oder anderer Kreaturen des Bösen schützen kann. Ich werde mich auch mit M hoch Zwei unterhalten. Ist es möglich, dass Ainoa mich jeweils gegen Mitternacht der folgenden Tage fragt, ob ich bereit bin?« Beide Elfen bestätigen das. Anna hofft, dass während ihrer Abwesenheit von der Anderswelt dort nicht zu viel Zeit verstreicht, doch darin versucht Ainoa sie gedanklich zu beruhigen.
»Ein Tag in deiner Welt führt zu keiner zeitlichen Beeinflussung bei uns. Die Zeit vergeht parallel, also genauso schnell oder langsam.« Obwohl Katherin zustimmt, dass sich Anna bestmöglich auf ihre Aufgabe vorbereitet, möchte sie ihre Tochter so schnell wie möglich aus der Gewalt der Entführer befreit wissen. Das Mädchen verspricht, sich zu beeilen und erkundigt sich danach, ob die Reise von einer Welt in die andere erneut zu körperlichen Schwierigkeiten führen wird. Auch da wird sie beruhigt. Nur der erste Übertritt ist manchmal gefährlich.
»Danach ist es wie das Überqueren eines Flusses durch Schwimmen«, sendet Ainoa.
M hoch Zwei
Plötzlich hockt Anna vor der Durchlauffalle unter dem Haselbusch und blickt in die dunklen Augen des Kolkraben. Er krächzt laut, aber das Mädchen versteht über die Gedankenverbindung sofort, was Ainoa ihr sagen will.
»Wir sehen uns morgen Nacht. Falls ich früher kommen soll, ruf mich einfach.«
»Mach ich«, ist die Antwort. Dann leuchtet es kurz bläulich unter dem Gebüsch auf und Anna ist allein. Das Gewitter verzieht sich so schnell, wie es gekommen ist, trotzdem reicht die kurze Zeit für den Weg zur Unterkunft, damit Anna bis auf die Haut nass wird. Im Zimmer überlegt sie kurz, ob sie das geträumt haben kann. Dass das nicht so ist, beweisen ihre nassen Haare und Kleidungsstücke.
Im Schlaf erlebt sie erneut die Begegnung mit Ainoa und Katherin in der Anderswelt. Das freundliche Gesicht der Elfenkönigin, das aber auch die Sorge um Saphira zeigt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Beim Aufwachen denkt sie sofort daran, den anstehenden Unterricht zu schwänzen, um schon jetzt mit der Suche nach Schutzmöglichkeiten gegen die bösartigen Kreaturen der Anderswelt zu beginnen. Sie macht sich wie sonst für die Schulstunden fertig, stürmt dann aber nicht in den Speisesaal, sondern zur Bibliothek. Erst als sie an der verschlossenen Türklinke rüttelt, fällt ihr ein, dass der Zutritt erst ab Mittag möglich ist. Niedergeschlagen will sie jetzt doch etwas frühstücken, als ihr Schüler im Flur entgegenkommen. Ohne sie genauer anzuschauen, drängelt sie sich durch den Strom.
»Hallo Anna«, vernimmt sie plötzlich und richtet den Kopf hoch. Die Stimme kommt von …
»Robin!«, ist alles, was sie antwortet, doch sofort überzieht ein Strahlen ihr Gesicht.
»Schaut nur, Robin hat eine Verehrerin!«
»Nein, die ist doch viel zu klein!«
»Trotzdem sieht es ganz danach aus!«
»Guckt mal, jetzt werden beide rot!«
»Dann beruht das offenbar auf Gegenseitigkeit!« Die spöttischen Bemerkungen verklingen langsam, während die Jungen und Mädchen tuschelnd weiterlaufen. Manch eine der Schülerinnen blickt neidisch zu Anna zurück. Was hat die Kleine, was sie nicht hat? Robin schnaubt wütend.
»Blöde