Anna Q und die Suche nach Saphira. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Anna Q und die Suche nach Saphira - Norbert Wibben страница 10
»Na gut, Katherin! Was macht ihr in der Zwischenzeit?« Auch wenn Ainoa ihre Zustimmung gibt, klingt sie nicht begeistert.
»Was schon? Wir versuchen, einen möglichen Plan zur Rettung Saphiras aufzustellen. Da der von dir auserwählte Mensch noch so jung ist, müssen wir den bisherigen anpassen. Mit magischen Schwertern oder unseren Elfenbögen kann die Kleine sicher nicht umgehen. Sie ist ja fast noch ein Baby.«
»Ich bin kein Baby!«, versucht Anna, empört einzuwerfen. Doch genau wie die Augen, gehorchen die Stimmbänder ihr nicht. »Was mag das für eine Aufgabe sein und welche Person kann so schreckenerregend aussehen, dass ich offenbar auf ihren Anblick vorbereitet werden muss?« Katherin entfernt sich und ermahnt die Elfe noch einmal:
»Und bereite das Kind auf den Anblick von Dragon-tan vor!« Dann hat sie den Raum verlassen. Ainoa zieht sich einen Stuhl neben die Liege, was Anna aus dem dabei verursachten Geräusch folgert. Die junge Elfe murmelt etwas vor sich hin. Vermutlich redet sie sich den Frust über diese Aufgabe von der Seele.
Plötzlich durchströmt ein warmer Impuls das Mädchen. Es vermag die Augen zu öffnen und bemerkt einen goldenen Schimmer, der von über ihm gehaltenen Händen ausgeht. Das leuchtende Licht fließt auf Anna zu und scheint die Ursache für die sich ausbreitende Wärme zu sein. Sie seufzt erleichtert und kann sich wieder bewegen. Das wird offenbar bemerkt, denn sie vernimmt ein gemurmeltes:
»Inhibeo!« Die bisher ausgestreckten Hände sinken herab und geben den Blick auf ein strenges, aber freundliches Gesicht frei. Es gehört einer jungen Frau, die lange und glatte, schwarze Haare hat und sie mit tiefblauen Augen anschaut.
»Hallo Kleine.« Die Stimme klingt seltsam rau und ähnelt dem Knarzen des Kolkraben, den sie befreien wollte.
»Wo bin ich? Wurde ich von einem blauen Blitz getroffen und liege jetzt auf der Krankenstation?« Dass die junge Frau eine Elfe sein soll, erscheint ihr widersinnig, obwohl sie von der anderen Stimme so bezeichnet worden war. Sie sieht aus wie ein normaler Mensch, dabei sind Elfen doch eher mystische Wesen, die nur in Märchen und Geschichten existieren!
»Keine Angst! Das helle, bläuliche Licht kommt davon, dass ich dich mit in die Anderswelt genommen habe. Halt, warte einen Moment. Du solltest dich nicht so ruckartig erheben!« Anna meint, den Ohren nicht trauen zu können. Vermutlich läuft gerade irgend so ein alberner Streich ihrer Klassenkameradinnen ab. Sie müssen mitbekommen haben, dass sie sich manchmal in eine Traumwelt flüchtet, wenn sie für sich allein ist und auf einer Bank im Park vor sich hin träumt. Möglicherweise hat sie dabei gesprochen, was von anderen gehört wurde. Ja, das muss es sein! Sie sinkt auf das Bett zurück, da ihr unversehens schwarz vor Augen wird. Erst nach einiger Zeit vernimmt sie wieder die knarzige Stimme, die für eine junge Frau untypisch ist.
»... du dich vorsehen. Hörst du eigentlich, was ich sage?«
Anna öffnet ihre Augen erneut und schüttelt langsam den Kopf.
»Nein, ich habe nicht alles gehört, was du sagtest. Du behauptest, mich in eine Anderswelt geholt zu haben. Was soll das sein und wer bist du?« Das Mädchen spürt zwar das Verlangen, sich aufzurichten, unterlässt es aber vorläufig noch.
»Ich bin eine Elfe und werde Ainoa genannt. In eurer Welt erscheine ich meist als Kolkrabe, weshalb meine Stimme auch rauer, als die anderer Elfen klingt.« Sie grinst Anna verschwörerisch an. »Hast du noch nie etwas von der Anderswelt gehört? Sie ist durchaus nicht unbekannt in eurer Welt, aber nur wenige Menschen wissen von ihr oder waren hier. – Hm, wie soll ich dir das nur erklären? Ich versuche es mal, da Katherin das von mir fordert.«
»Ist sie wirklich eine Königin und warum darf das niemand wissen?«
»WAS SAGST DU? Woher weißt du das?« Ainoa ist aufgesprungen und starrt erstaunt auf Anna hinab. Ein heller, blauer Schimmer breitet sich im Raum aus. »Bist du womöglich bereits einmal hier gewesen und spielst mir das Unschuldslamm vor? Wenn das so ist, wäre es besser, ich bringe dich wieder zurück. Du könntest ein großes Unheil anrichten.« Anna versucht, den Redefluss mehrmals zu unterbrechen. Jetzt gelingt es endlich.
»Ich konnte meinen Körper zwar nicht bewegen, habe aber dein Gespräch mit Katherin gehört. Bitte glaub mir. Ich war bisher nie hier, wo auch immer das sein mag.« Ihr Blick schweift forschend durch den Raum. Sie hat das Gefühl, in vertrauter Umgebung zu sein, so gemütlich wirkt es hier. Ein gefülltes Bücherregal steht vor einer Wand, daneben flackert ein lustiges Feuer in einem Kamin. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Sprossenfenster, das den Blick in eine dunkle Nacht ermöglicht.
Saphira
Ainoa schaut Anna lange und nachdenklich an. Kann sie diesem jungen Mädchen trauen? Was das Kind sagte, klingt schlüssig, aber muss das deshalb auch wahr sein? Die Elfe schließt und öffnet ihre Augenlider und hält den Kopf etwas schräg. Das erinnert Anna an den Kolkraben.
»Du ähnelst tatsächlich dem schwarzen Vogel, der bereits zweimal in die Falle gegangen ist.«
»Glaubst du denn, ich hätte dich angelogen? Elfen sagen, nicht nur Menschen gegenüber, immer die Wahrheit!«
»Aber woher soll ich wissen, ob du eine bist und dass diese Eigenart zutrifft? Das ist wohl ähnlich so, wie mit meiner Aussage, weshalb ich weiß, dass Katherin …«
»Halt, sprich nicht weiter, das ist gefährlich. – Du hast recht. Verzeih bitte die Vorsicht. Du weißt ja nicht, mit welchen Mitteln Cythraul die Herrschaft in unserer Welt an sich reißen will. Wenn ihm und seinen Dämonen das gelingt, werden sie Mittel und Wege finden, in eure Welt vorzudringen. Und was in beiden Fällen passiert, möchte ich mir lieber nicht ausmalen!« Die Elfe schweigt mit zusammengezogenen Augenbrauen und aufeinandergepressten Lippen. Anna versteht nicht, was Ainoa ihr damit sagen will, also fragt sie nach.
»Bitte entschuldige meine Unkenntnis, aber ich benötige zum besseren Verständnis einige Erklärungen. Was ist die Anderswelt, wer oder was ist Cythraul und wie kannst du ein Vogel, aber auch eine Elfe sein?« Sie senkt ihre Stimme und flüstert: »Dann solltest du mir auch gleich erklären, warum es nicht bekannt werden darf, dass Katherin eine K. ist.«
»Sie ist nicht irgendeine … Na gut. Ich versuche, dir das zu erläutern. Ich hoffe, dass es für dich danach verständlich ist.« Ainoa macht eine kurze Pause und holt tief Luft. »Neben der dir bekannten Welt gibt es eine weitere, in der wir uns befinden. Die wird von euch Menschen »Anderswelt oder Anderland« genannt. Ich habe in deiner Welt gehört, dass unser Lebensbereich von vielen eurer Gelehrten im Bereich der Mythologie angeordnet und somit als nicht real angesehen wird. Einige sagen aber, die Anderswelt ist unmittelbar neben ihrer vertrauten Welt angesiedelt, sozusagen eine Parallelwelt. Auf jeden Fall weist unsere wie eure Welt Hügel, Wälder, Inseln, Seen und Meere auf. Wenn du, wie von uns gehofft, die Aufgabe übernimmst, wirst du die Ähnlichkeit zwischen beiden feststellen. Aber anders als bei euch gibt es bei uns keine Großstädte, Hochhäuser, Eisenbahnen, Flugzeuge und was weiß ich noch alles. Der Übergang zwischen unseren Welten gelingt durch Höhleneingänge oder im Bereich besonderer Bäume oder Büsche. Unter einem Haselstrauch ist die Verbindung von eurer zu unserer Seite sehr eng. Dort können Menschen durch Beschwörungen zwischen den Welten wechseln, oder von einem