Anna Q und die Suche nach Saphira. Norbert Wibben

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Anna Q und die Suche nach Saphira - Norbert Wibben Anna Q

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zur Übungsstunde mit. »Stunde« ist dabei nicht wörtlich zu nehmen, da manche Spiele sicher länger dauern werden.« Die Professorin nickt Anna und Robin lächelnd zu. »Wenn die ersten Übungen zufriedenstellend verlaufen, melde ich euch und damit unsere Schule zur Teilnahme am Winterturnier an.« Mit einem freundlichen Lächeln entlässt sie alle. Die beiden begleiten sie anschließend in die Bibliothek, um die verabredete Partie auszutragen. Während des Spiels verspürt Anna erneut den brennenden Schmerz im Kopf. Sie kneift die Augen zusammen, sagt jedoch nichts. Sie grübelt:

      »Weshalb habe ich jetzt zum dritten Mal eine Migräneattacke? Eine könnte von den schnellen Folgen von Helligkeit und Dunkelheit beim Gewitter ausgelöst worden sein. Aber die Häufigkeit der Anfälle ist seltsam und ihr Verlauf ist auch anders als alle früheren.« Sie findet keine einleuchtende Erklärung. Die anschließenden Züge misslingen ihr derart, dass Robin sie besorgt anschaut.

      »Geht es dir nicht gut? Sollen wir Schluss machen? Wenn du möchtest, biete ich dir ein Remis an.«

      »Das ist nicht nötig. Ich gebe mich geschlagen.« Mit blassem Gesicht erhebt sie sich. Der Schmerz lässt bereits nach und sie verabschiedet sich von dem Jungen.

      »Wir sehen uns morgen. Bis dahin.« Doch Robin begleitet sie noch mit besorgter Miene durch den Flur, bis sie ihm zu verstehen gibt, im Park etwas Luft schnappen zu wollen. Zum Abendessen ist sie rechtzeitig wieder zurück und nickt lächelnd in Robins Richtung, der ein gutes Stück entfernt in der gleichen Reihe sitzt.

      Anna liegt im Bett, kann jedoch nicht schlafen. Ein lautes Kreischen lässt sie aufschrecken. Sollte die Durchlauffalle erneut ein Opfer gefangen haben? Jetzt fällt ihr siedend heiß ein, dass sie das Ding entschärfen wollte. Nach ihrer neuen Migräneattacke beim Schachspiel drängte es sie nach dem Essen nur noch in ihr Zimmer und so hatte sie es glatt vergessen. Dort angekommen, konnte sie aber nicht einschlafen und wälzte sich unruhig hin und her. Sie zog sich die Bettdecke sogar über den Kopf, um die geringe Helligkeit der Abenddämmerung auszusperren. Doch alles half scheinbar nicht.

      Erneut kreischt es laut. Sie steht auf und geht zum Fenster hinüber. Seltsam. Vorhin waren doch keine Gewitterwolken zu sehen und es war auch keineswegs schwül. Trotzdem wetterleuchtet es am Horizont und das Donnergrollen wird schnell lauter. Das Unwetter kommt offenbar näher. Anna springt in ihre Sachen, greift sich die Taschenlampe und eilt aus dem Zimmer.

      Im Haus ist es seltsam ruhig. Sollten bereits alle Schülerinnen in den Federn liegen? Das Mädchen zuckt die Schultern. Egal was der Grund dafür sein mag, das gefangene Tier muss dringend gerettet werden. Anna möchte das schaffen, bevor sie draußen vom Gewitter überrascht wird. Als sie im Freien steht, prasseln die ersten, dicken Regentropfen aus den drohenden Wolken. Ein greller Blitz lässt die Umgebung hell erscheinen und blendet sie. Anna verharrt erschrocken im Eingang. Automatisch zählt sie die Sekunden und multipliziert das Ergebnis mit 300.

      »Der Blitz war nur etwa 4200 Meter entfernt«, ergibt die aus dem Unterricht erlernte Formel. »Ich wage es trotzdem. Das Tier wird sicher halb verrückt vor Angst sein.« Noch bevor sie die Stufen zum Weg hinuntergeht, beginnt die Turmuhr die Zeit zu verkünden. Auf dem Weg zur Giebelseite zählt sie die dumpfen Glockenschläge. Als sie mit der Taschenlampe unter den Haselstrauch leuchtet, ist sie bei Zwölf angelangt. Mitternacht! »Das erklärt, warum es so still im Haus ist, bedeutet aber auch, dass ich eingeschlafen sein muss«, überlegt Anna. Der Lichtkegel durchdringt kaum die vielen, silberhellen Regentropfen. Das Mädchen blickt suchend umher, doch die Durchlauffalle steht nicht mehr am bisherigen Platz. Ein blendend heller Blitz macht die Nacht zum Tag, dann grollt der Donner ohrenbetäubend. Das Gewitter ist fast direkt über dem Mädchen, doch das beachtet es nicht. Die nächste Lichterscheinung zeigt ihr, wo die Falle steht: auf der anderen Seite des Busches. Und eine Bewegung ist darin zu erkennen, bevor die schwarze Nacht alles verschwinden lässt.

      Es dauert etwas, bis Annas Erstarrung verschwindet und sie wieder etwas im Lichtkegel der Taschenlampe zu erkennen vermag. Hastig umrundet sie den Busch und hockt sich nieder. Täuscht sie sich, oder ist es derselbe Vogel wie gestern? Er hält den Kopf schräg und klappt die Augendeckel mehrmals auf und zu. Sollte er ihr zublinzeln? Ein leises Kollern ist zu hören, das keinesfalls von seinem Schreck kündet. »So schnell kann er sich doch nicht an mich gewöhnt haben, oder?«, rätselt Anna. Sie entriegelt mit kalten Fingern den Schließmechanismus. »Komm raus, du dummer Vogel. Wie kann man nur zweimal in die gleiche Falle gehen?« Plötzlich zuckt erneut ein Blitz über den Himmel und Anna hält den Atem an. Der Kolkrabe beginnt immer stärker bläulich zu schimmern, dann steht er außerhalb der Falle und krächzt laut, sobald der Donner verklungen ist.

      »Das ist manchmal notwendig, besonders dann, wenn du sonst nicht auf Hinweise reagierst!« Diese Antwort des Kolkraben versteht Anna natürlich nicht. Erneut wird es strahlend hell um sie, doch diesmal ist es kein greller Blitz sondern ein gleißendes Blau.

      »Das glaub ich jetzt nicht«, denkt Anna. Es sticht kurz in ihrem Kopf, dann wird es schwarz um sie herum. Das Erste, was sie wieder wahrnimmt, sind aufgeregte Stimmen.

      »Konntest du das Kind nicht anders zu uns holen?«

      »Es wirkt viel jünger, als ich gehofft habe!«

      »Und du bist sicher, die Richtige ausgewählt zu haben?«

      »Bin ich«, knarzt eine raue Stimme. »Sonst reagierte kein Schüler auf mein ängstliches Kreischen, und sie kam sogar mitten in der Nacht während des grässlichen Unwetters zu mir!«

      »Hm. Das spricht wirklich für das Mädchen!«

      »Aber sie ist noch so klein. Wie soll sie dann gegen die gefährlichen Dämonen bestehen können?« Nach mehreren vergeblichen Versuchen bleiben Annas Augen geschlossen. Sie kommen ihr bleischwer vor. Sie überlegt angestrengt, ob ihr die Stimmen bekannt sind. Die knarzende könnte von dem schwarzen Vogel stammen, schlussfolgert sie aus dem Gehörten. Aber ist das denn möglich? Zu den anderen hat sie keine Idee. Erneut versucht sie, mit großer Anstrengung ihre Augenlider zu öffnen. Das gelingt wieder nicht. Anna möchte sich herumwälzen, denn seltsamerweise scheint sie zu liegen. Was ist denn nur los? Wurde sie vom Blitz getroffen und ist gestorben? Aber warum hört sie dann Stimmen? Sie könnte auch schwerverletzt auf dem Boden unter dem Haselbusch liegen. Vom elektrischen Strom gelähmt und zumindest teilweise scheußlich verbrannt. Aber Schmerzen spürt sie keine und frieren muss sie auch nicht. Obwohl es Sommer ist, müsste sie, durchnässt vom Gewitterregen, wenigstens frösteln. Was bedeutet das alles? Sie kann mehrere flüsternde Stimmen hören, die sich unterhalten und den Raum verlassen, in dem sie auf einem weichen Lager oder einem Bettgestell liegt. Schließlich sind nur noch zwei Personen anwesend, die leise miteinander reden.

      »Ainoa, du wartest an … wie heißt das Kind eigentlich? Halt, stopp, sag es lieber nicht!«

      »Das ist sicherer, meine Königin!«

      »Du bist wohl leichtsinnig geworden, du voreilige Elfe. Das darf noch niemand wissen, deshalb redest du mich besser nicht so an!«

      »Aber das Mädchen ist bewusstlos. Eine magische Reise in unsere Anderswelt ist für einen Menschen sehr anstrengend, besonders für ein Kind.«

      »Das war schon immer so, zumindest beim ersten Mal. – Was ich sagen wollte, du wartest an seiner Seite, bis es aufwacht. Dann wirst du ihm erklären, wo es ist und was wir wollen.«

      »Immer ich!«, mault die knarzige Stimme.

      »Keine Widerrede! Du weißt genau, dass ich diese Aufgabe den anderen nicht übertragen kann.

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