Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare
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Dies sterblich atmend Heil'genbild zu küssen.
Hyrkaniens Wüsten und die wilden Öden
Arabiens sind gebahnte Straßen nun
Für Prinzen, die zur schönen Porzia reisen.
Das Reich der Wasser, dessen stolzes Haupt
Speit in des Himmels Antlitz, ist kein Damm
Für diese fremden Geister; nein, sie kommen,
Wie über einen Bach, zu Porzias Anblick.
Eins von den drei'n enthält ihr himmlisch Bild.
Soll Bleies in sich fassen? Läst'rung wär's,
Zu denken solche Schmach: es wär' zu schlecht,
Im düstern Grab ihr Leichentuch zu panzern.
Und soll ich glauben, daß sie Silber einschließt,
Von zehnmal minderm Wert als reines Gold?
O sündlicher Gedanke! Solch ein Kleinod
Ward nie geringer als in Gold gefaßt.
In England gibt's 'ne Münze, die das Bild
Von einem Engel führt, in Gold geprägt.
Doch der ist drauf gedruckt: hier liegt ein Engel
Ganz drin im goldnen Bett. – Gebt mir den Schlüssel,
Hier wähl' ich, und geling' es, wie es kann!
PORZIA.
Da nehmt ihn, Prinz, und liegt mein Bildnis da,
So bin ich Euer.
Er schließt das goldne Kästchen auf.
MAROKKO.
O Hölle, was ist hier?
Ein Beingeripp, dem ein beschriebner Zettel
Im hohlen Auge liegt? Ich will ihn lesen.
»Alles ist nicht Gold, was gleißt,
Wie man oft Euch unterweist.
Manchen in Gefahr es reißt,
Was mein äußrer Schein verheißt:
Goldnes Grab hegt Würmer meist.
Wäret Ihr so weis' als dreist,
Jung an Gliedern, alt an Geist,
So würdet Ihr nicht abgespeist
Mit der Antwort: Geht und reist!«
Ja fürwahr, mit bittrer Kost.
Leb wohl denn, Glut! Willkommen, Frost!
Lebt, Porzia, wohl! Zu langem Abschied fühlt
Mein Herz zu tief: so scheidet, wer verspielt.
Ab.
PORZIA.
Erwünschtes Ende! Geht, den Vorhang zieht:
So wähle jeder, der ihm ähnlich sieht!
Alle ab.
Achte Szene
Venedig. Eine Straße.
Salarino und Solanio treten auf.
SALARINO.
Ja, Freund, ich sah Bassanio unter Segel;
Mit ihm ist Graziano abgereist,
Und auf dem Schiff ist sicher nicht Lorenzo.
SOLANIO.
Der Schelm von Juden schrie den Doge auf,
Der mit ihm ging, das Schiff zu untersuchen.
SALARINO.
Er kam zu spät, das Schiff war unter Segel;
Doch da empfing der Doge den Bericht,
In einer Gondel habe man Lorenzo
Mit seiner Liebsten Jessica gesehn.
Auch gab Antonio ihm die Versich'rung,
Sie sei'n nicht mit Bassanio auf dem Schiff.
SOLANIO.
Nie hört' ich so verwirrte Leidenschaft,
So seltsam, wild und durcheinander, als
Der Hund von Juden in den Straßen ausließ:
»Mein' Tochter – mein' Dukaten – o mein' Tochter!
Fort mit 'nem Christen – o mein' christliche Dukaten!
Recht und Gericht! mein' Tochter! mein' Dukaten!
Ein Sack, zwei Säcke, beide zugesiegelt,
Voll von Dukaten, doppelten Dukaten,
Gestohl'n von meiner Tochter; und Juwelen,
Zwei Stein' – zwei reich' und köstliche Gestein'
Gestohl'n von meiner Tochter! O Gerichte,
Find't mir das Mädchen! – Sie hat die Steine bei sich
Und die Dukaten.«
SALARINO.
Ja, alle Gassenbuben folgen ihm,
Und schrein: »Die Stein', die Tochter, die Dukaten!«
SOLANIO.
Daß nur Antonio nicht den Tag versäumt,
Sonst wird er hiefür zahlen.
SALARINO.
Gut bedacht!
Mir sagte gestern ein Franzose noch,
Mit dem ich schwatzte, in der engen See,
Die Frankreich trennt und England, sei ein Schiff
Von