Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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Desith hatte sich wie ein Adler in seine Beute festgekrallt. »Dämonen«, wiederholte er und seine frostblauen Augen wurden erschreckend klar, er blinzelte. »Im Dschungel, Vynsu! Da waren Dämonen. Dämonen!«

      Die Falten auf Vynsus Stirn wurden tiefer. »Du träumst.« Unmöglich, es gab keine Dämonen mehr, die unter den Sterblichen wandelten. Sie waren vor fast drei Jahrzenten vernichtet und verbannt worden, ebenso wie die Götter.

      »Nein!«, spuckte Desith ihm entgegen, zog sich an Vynsu hoch, bis sich fast ihre Nasen berührten. In seinem Blick konnte Vynsu Furcht, aber keinen Wahnsinn entdecken. »Sie waren da, bevor du kamst. Sie … sie waren wirklich da. Gestalten in Umhängen, unter denen keine Gesichter lagen. Und sie wollten in meinem Kopf lesen. Sie … sie…« Ein Gedanke blitzte regelrecht in seinen Augen auf, als erinnerte er sich plötzlich an etwas, dass ihn noch mehr in Furcht versetzte. »Sie … verdammt, ich … Ich weiß nicht, was sie wollten. Aber ich schwöre dir bei der Liebe meiner Mutter, ich konnte spüren, dass die Finsternis an ihnen klebte, wie der Geruch von Scheiße! Und sie hatten Bänder an den Armen.« Er ließ Vynsu mit einer Hand los, um aufgeregt auf die entsprechende Stelle seines Oberarms zu deuten, auffordernd sah er Vynsu ins Gesicht. »Purpurne Bänder, als wären sie … eine Art … Kult oder so. Sie waren echt, Vynsu! Du musst mir glauben, sie haben mich aus dem Wasser gezogen! Ich weiß, dass sie echt waren, ich… ich … ihr müsst sie suchen, sie wollten etwas von mir, ihr müsst sie finden. Schwarze Umhänge, Vynsu, und Bänder an den…«

      »In Ordnung«, Vynsu versuchte, ruhig auf ihn einzureden. »Aber sie sind jetzt nicht mehr hier und sie werden dich hier auch nicht finden, Desith. Das verspreche ich dir. Wir halten Ausschau, aber wir sind nicht mehr in Zadest.« Er legte seine großen Hände vorsichtig um Desiths Schultern und versuchte, ihn in die Felle zu drücken. »Sie sind weit weg. Jetzt schlaf noch etwas.«

      Desith sah ihn nicht überzeugt an, seine Lippen bebten. »Aber… aber ich habe … sie waren…«

      »Ja, aber jetzt nicht mehr«, sprach Vynsu weiter auf ihn ein, drückte ihn sanft nieder. »Jetzt bist du hier und ich bleibe bei dir sitzen, bis du dich wieder selbst wehren kannst.«

      Desiths Blick huschte zwischen Vynsus Augen hin und her, forschten fiebrig in ihm. »Ich … ich…«

      »Kein Dämon legt sich mit meiner Mutter an, in Ordnung?«

      Das schien ihn etwas zu beruhigen, er gab seine Gegenwehr zumindest auf und sank auf das Lager, doch noch immer betrachtete er Vynsu mit aufmerksamen Augen, unter denen tiefe Ringe lagen, die im Kerzenschein beinahe bläulich schimmerten. Sein Gesicht war bis auf eine erhitzte Wangenröte noch immer beunruhigend blass.

      »Du bist müde, du musst noch schlafen«, sagte Vynsu und zog die Felle über Desith schwitzenden, fiebrigen Leib. »Ruh dich aus, du bist nicht mehr im Dschungel. Keine Dämonen lauern hier, keine Drachen. Nur du und dein Fieber, das ist alles, wogegen du gerade kämpfen musst. In Ordnung?«

      Desith starrte ihn an. »Ich fürchte mich nicht…«

      »Nein, natürlich nicht. Warum auch.«

      Desith betrachtete ihn, als überlegte er, ob Vynsu sich über ihn lustig machte. »Ich … ich glaube, mein Degen zerbrach an … an Ricks Panzer.« Als Derricks Name fiel, senkte Desith den Blick und seine Stimme wurde zu einem Flüstern, als schämte er sich für etwas.

      Vielleicht dafür, dass er versucht hatte, Derrick zu verletzen. Dabei konnte Vynsu ihn verstehen, Liebe hin oder her, wenn ihn ein Drache angegriffen hätte, hätte er sich auch gewehrt.

      Wobei er immer noch nicht richtig verstanden hatte, wie aus Derrick ein Blutdrache hatte werden können, aber das war eine andere Geschichte, die jetzt nicht von Belang war.

      Vynsu nickte Desith zu und versprach: »Du bekommst eine neue Waffe. Solange bin ich dein Schwert.«

      Auch das schien Desith zu beruhigen, seine Lider flatterten schläfrig.

      »Schlaf jetzt weiter«, trug Vynsu ihm auf. »Wenn du wieder aufstehen kannst, gehen wir heim.«

      Ein letztes Mal zwang Desith die Augen auf und betrachtete Vynsu mit einer beinahe beängstigenden Eindringlichkeit. »Versprichst du es mir?«, verlangte er rau. »Du bringst mich nach Hause, ja? Du hast es am Fluss gesagt, Vynsu, als du mich fandest. Du bringst mich heim. Versprich es mir!«

      Vynsu zögerte, aber als Desith ihn weiter anstarrte, obwohl ihm die Müdigkeit sichtlich zusetzte, rang er sich ein Lächeln ab und legte ihm beruhigend eine Hand auf die nackte Brust, wo sich feuerroter Flaum ausgebreitet hatte. »Ja«, seufzte er schwer, »versprochen, Desith. Ich bringe dich heim.«

      Kapitel 6

      »Seine wundersam schnelle Heilung macht ihnen Angst und führt zu allerlei abergläubischen Gerüchten«, sagte Bragi und streckte seine langen Beine über den Tisch aus, während er sich gleichzeitig einen Streifen gebackenes Fleisch zwischen die Kiefer schob. »Deshalb meiden die Mägde und Knechte sein Zelt«, schmatzte er mit vollem Mund weiter.

      Vynsu lehnte auf der gefurchten Platte der langen Tafel und starrte grübelnd vor sich hin. Er hatte seine Freunde gefragt, was es damit auf sich hatte, dass Desith gemieden wurde wie ein Pestkranker.

      Jori setzte sich mit einem vollen Krug Met neben Bragi, und Vynsu gegenüber, die Bank knarzte unter seinem Gewicht, dabei war er nicht beleibt, die Möbel waren schlicht morsch.

      »Man munkelt allerlei über böse Geister im Dschungel, die von dem kleinen Kaisersöhnchen besitzergriffen hätten und ihn heilen. Dass er gar nicht mehr der Prinz Elkanasais ist, sondern ein schauriges Gruselmonster, das auf sie übergehen könnte, wenn sie ihm nur in die Augen sehen«, erklärte er Vynsu und griff ebenfalls zu dem Teller mit dem Fleisch, das ihnen zum Frühstück serviert worden war. Das Zelt war an jenem regnerischen Morgen wenig besucht, es war auch noch früh und bis auf die Knechte und Küchenmägde, die ihrem Tagwerk nachgehen mussten, war noch kaum jemand auf. Regenwaldtypisches Tröpfeln war auf dem Zeltdach zu vernehmen, in der Ferne grollte der Donner über die Reisfelder.

      Für Vynsu hieß es, dass er Essen und eine Stunde schlafen konnte, solange sich seine Mutter um Desiths Wehwehchen kümmerte.

      Nachdenklich griff auch er zum Fleisch, es war noch heiß und er hätte es beinahe fallen lassen. »Wir sollten etwas wegen dieser Gerüchte unternehmen.«

      »Aber seltsam ist es schon, oder?« Bragi nahm die Stiefel vom Tisch, als Jori ihm dagegen schlug, setzte sich auf und griff nach Joris Becher. Jori wollte protestieren, da sprach Bragi unbeirrt weiter. »Ich liege mit weniger Verletzungen ganze Mondzyklen lang ans Lager gebunden flach. Wir fanden ihn halb tot, vergiftet, verbrannt, aufgeschlitzt und mit zermalmten Knochen, die Wunde an seinem Kopf so groß, dass ihm fast die Masse rausgekommen wäre!«

      Er übertrieb wie immer, aber Vynsu musste zugestehen, dass Desiths Verletzungen beunruhigend schwerwiegend gewesen waren, aber wie durch ein Wunder so schnell heilten wie Mückenstiche. Vor nicht ganz einem Mondzyklus hatten sie ihn erst gefunden, mehr tot als lebendig.

      »Du bist ja auch zur Hälfte ein verdammtes Spitzohr!« Jori riss Bragi den Krug wieder aus der Hand, während dieser gerade zum Trinken ansetzen wollte. »Dir fehlt unsere dicke Haut.«

      Vynsus Augen zuckten zu Bragis angespitzten Ohren, die unter seinem bronzenen Haar herausstachen, doch er musste dem jungen Dieb Recht geben. »Trotzdem ist Desiths Heilung ein verdammtes Wunder,

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