Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 17
»Also wie ein böser Geist, der ihn als Wirt benutzt«, mutmaßte Vala, als sie ein strammes Bein über die Bank schwang und sich neben Vynsu setzte. Das Leder ihrer Hose knirschte protestierend.
»Mehr wie … fremde Magie«, betonte Vynsu. Sie schwiegen alle daraufhin, Jori und Vala starrten ihre Hände an, Bragi nahm noch einen Streifen Fleisch und schmatzte Jori ins Ohr, während er nachdenklich in das Zeltinnere starrte. Sie alle kannten die Geschichte, auch wenn sie nicht dort gewesen waren. Als vor Jahren ein fremdmagisches Portal im Dschungel geschlossen werden musste, waren Desith und Derrick Teil der Gruppe, die das Portal gebannt hatten. Vynsu wusste nicht, was dort unten in den Ruinen des Turms von Zadest geschehen war, aber vielleicht war es ja zum Teil Grund dafür, dass Desith … heilte.
Er seufzte, denn alle Überlegungen waren müßig, sie führten zu nichts, außer zu Kopfzerbrechen. »Nichtsdestotrotz sollte der Pöbel keine Gruselgeschichten über Kaiser Eagles Sohn verbreiten. Wenn es nach dem Großkönig geht, wird Derrick nämlich sein Erbe – und somit wird Desith unser zukünftiger Prinzgemahl.«
Bragi schnaubte. »Das letzte Mal, als wir den Namen Derrick auch nur erwähnten, ist der kleine Pisser mir fast an die Gurgel. Ich wage zu bezweifeln, dass er sich verheiraten lässt.«
»Hat er eine Wahl?«, gab Vala zu bedenken.
Darauf wusste wieder niemand eine Antwort und sie verfielen erneut in Schweigen.
Rurik, ein Berg von einem Mann, kam mit seiner stets grimmigen Miene herein und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Stroh hatte sich in seinem matschbraunen, verfilzten Haar verfangen, Krümel klebten in seinem Bart und er stank wie üblich nach Pferdefell. Vala, die große, schlanke Kriegerin kämmte ihr blondes, schulterlanges Haar aus der Stirn und beugte sich dann vor, um für Rurik einen Becher Met einzuschenken, den sie ihm über den Tisch zuschob. »Kaiser Eagle ist doch der Sohn von König Wexmell aus Nohva – einem Luzianer«, sagte sie nachdenklich und zuckte mit den Schultern, wobei ihr Kettenhemd rasselte. »Vielleicht hat das luzianische Erbe eine Generation übersprungen und schlägt bei Desith zu.«
Rurik zog den Teller mit dem duftenden Fleisch unter seine Nase, und alle begafften ihn neidisch, als er sich ihr Frühstück wie ein hungriger Bär einverleibte. »Weiß ja nicht, was ihr besprecht, aber soweit ich weiß, saufen Luzianer Blut, und wenn mir jetzt einer von euch erzählt, dass der beißwütigen Pestbeule über Nacht Fänge gewachsen sind, lass ich ihm einen Maulkorb schmieden.«
Vynsu drehte den Arm und blickte hinab auf die blasse Narbe an seinem Muskel, wo Desith ihn vor Jahren die Zähne hineingeschlagen hatte. Vynsu hatte Desith festgehalten, damit er nicht in einen Streit hineinrannte, der zwischen Derrick und einer wütenden Meute anderer Barbaren entflammt war, woraufhin Desith Vynsu gebissen hatte, damit er ihn losließ.
Keine Löcher, nur der Abdruck eines menschlichen Gebisses. Er schüttelte den Kopf. »Desith ist kein Luzianer, auch wenn ihr Blut durch seine Adern fließt.«
»Nur weil er keine Fänge hat, heißt das nicht, dass er nicht ihre Robustheit besitzt«, warf Jori ein und wollte blind nach seinem Becher greifen, der jedoch wieder in Bragis Obhut gelandet war. Er strafte den Dieb mit einem bösen Blick, der von Bragi gekonnt ignoriert wurde, während er Joris Met trank.
Vala lehnte sich auf den Tisch und nickte. »Genau. Und selbst wenn, wer weiß davon? Richtig, niemand! Die Leute wollen eine Erklärung dafür, dass er so schnell gesundet, also geben wir ihnen eine, die sie nicht in Furcht versetzt.« Ihre mondsilbrigen Augen sahen Vynsu ernst an. »Wenn er allerdingst nicht der ist, für den wir ihn halten…«
»Er ist immer noch Desith«, unterbrach Vynsu sie gleich und sah ihr ins Gesicht, hielt ihrem strengen, forschenden Blick so lange stand, bis sie seufzend nachgab.
»Wir kennen ihn nur vom Hörensagen, Vynsu, wir müssen auf dein Wort vertrauen.«
»Ich kenne ihn und wüsste es, wenn etwas mit ihm nicht stimmen würde. Außerdem hat meine Mutter ihn untersucht, sein Geist ist frei. Zwar kann sie fremde Magie in ihm spüren, aber diese ist nicht dunkel. Vermutlich nur ein Hauch der Macht, die er in Zadest bekämpft hat.«
Das machte seine Kameraden nicht glücklich, aber zumindest beruhigte er damit ihre Sorgen, dass Desith wirklich von irgendetwas Bösem besessen sein könnte.
Dass er von Dämonen sprach, behielt Vynsu bewusst für sich, er wollte seine Kameraden nicht verunsichern.
»Frisst das Tier jetzt wirklich den ganzen Teller allein auf?«, murmelte Bragi irgendwann und durchbrach die Stille am Tisch, die nur von gelegentlichem Schlürfen und Schmatzen aus Ruriks Mund durchbrochen worden war.
Jori verzog genervt den Mund und winkte einer Dienstmagd. Er bedeutete ihr stumm, die Teller aufzufüllen, und das Mädchen machte sich umgehend auf den Weg in das nebenanliegende Küchenzelt. Söldner waren in Carapuhr sehr geschätzt und wurden wie Adelige behandelt, bekamen überall Essen, Trinken und einen Schlafplatz umsonst.
Vynsus Augen folgten dem wiegenden Gang des Mädchens, sie hatte ein gebärfreudiges Becken, und trotz ausladendem, dreckigem Rock, um den eine Schürze gebunden war, konnte er ihren prallen Hintern ausmachen, der sich gegen den Stoff auflehnte. Sie schien zu zierlich für so einen breiten Arsch, aber seine Libido erwachte unversehens. Gleichdarauf spürte er die Schwere seines Eherings am Finger und wandte schleunigst den Blick ab. Nicht, dass er sich schuldig gefühlt hätte, es war vielmehr die Furcht davor, er könnte sein Versprechen vergessen. Er wollte nicht seine Pflicht vernachlässigen, und keine feurige, neue Liebschaft sollte ihn davon abhalten oder gar Grund dafür sein, dass er sie nicht mehr für wichtig erachtete.
Noch immer starrte Bragi sehnsüchtig auf den sich leerenden Teller.
»Was sabberst du mich so an?«, brummte Rurik, ohne aufzusehen, er griff zu seinem Becher und trank den Met so gierig, dass er ihm über den Bart rann und auf sein Lederharnisch tropfte.
»Ich sabbere das Fleisch auf deinem Teller an, sonst nichts … Außer vielleicht das Fleisch zwischen Joris Beinen…«
Ruckartig zog Jori den Schenkel weg, als Bragis Hand unter dem Tisch darüber streifte. Bragi lachte dreckig, und Jori versuchte, sich gelassen zu geben, obwohl seine Wangen rot schimmerten und er den Kopf einzog, als wünschte er sich, der Erdboden würde sich um ihn herum auftun und ihn unversehens verschlingen.
Rurik stellte lautstark den Becher ab und rülpste. »Schau wo anders hin, du Galgenstrick, sonst fresse ich als nächstes dich.«
Unsicher blickte Bragi in die Runde. »Wie meint er das?«
»Weißt du es nicht?« Vala grinste breit, als sie ihr jüngstes Söldnermitglied aufklärte. »Rurik stammt aus dem tiefen Norden, aus einem Volk hoch in den Bergen Carapuhrs. Und manchmal sind sie wegen des Eises und Schnees jahrelang von den Städten und Völkern im Tal abgeschnitten. Ist nicht ungewöhnlich, dass sie da oben auch mal Menschen essen. Ganz und gar nicht ungewöhnlich. Stimmt´s, Rurik?«
»Der Stärkste überlebt«, murmelte Rurik zufrieden und schob sich mehr Essen in den Mund.
Bragi starrte Vala an, wartete darauf, dass sie lachte, aber Vala zuckte nur mit den Achseln und verbarg ihr Grinsen in ihrem Becher, den sie eilig zum Mund führte. Fassungslos sah Bragi Jori an, auch dieser zog nur die Achseln hoch. Nach einem letzten Blick hinüber zu Rurik, der dem verdutzten Dieb zuzwinkerte und sich die vom Essen glänzenden Lippen leckte, verkroch sich Bragi hinter Jori, rutschte fast von der Bank, um sich