Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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Kopf.

      Bedauern lag in Vynsus Blick. »Siebenundzwanzig Tage«, betonte er.

      Das überraschte Desith nun doch, die Zeit bei Vynsu war ihm nicht länger als eine oder vielleicht auch zwei Wochen vorgekommen.

      »Die Leute haben Angst«, flüsterte Vynsu unheilvoll. Desith starrte ihn wieder an. »Vor dir«, bestätigte er und sah dabei aus, als wüsste er selbst nicht, ob er sich fürchten sollte. »Weil du… tot sein müsstest. Oder zumindest dich unter Qualen winden müsstest. Desith… du hast das Gift einfach so aufgenommen, als wäre es Wasser. Deine Brüche wuchsen quasi über Nacht zusammen, das Loch in deinem Kopf heilt viel schneller, als es möglich sein dürfte. Das ist alles … alles sehr seltsam. Und ich … ich will wissen …« Er hielt für die Dauer eines Seufzens inne, danach sprach er gefestigt weiter. »Desith, was ist da draußen passiert? Ich weiß, du bist immer noch du, ich sehe es vor mir, und doch ist es, als hätte sich dein Innerstes verändert.«

      Desith rieb sich unwillkürlich über die Brust, während sich seine Gedanken überschlugen. Die Erinnerungen waren so lebhaft, als wären sie erst gestern dort unten im Turm gewesen. Dieser Schmerz, als Sarsar die fremde Magie aus dem Riss auf sie alle übertrug, das Gefühl, innerlich zu verbrennen, Lava zu trinken und zu Lava zu werden. Als er sich daran erinnerte, konnte er das Siegel fühlen, das Sarsar in ihnen allen hinterlassen hatte. Das Siegel, das die fremde Magie in ihnen einschloss, wie in einer sterblichen Truhe.

      Desith war kein Magier, er trug keinen Funken Magie in sich, konnte sie nicht anwenden. Place hatte sie gewarnt, dass die fremde Macht sie verändern könnte, selbst wenn sie gebannt war.

      Für einen kurzen Schreckmoment hatte er befürchtet, die fremde Macht könnte irgendwie durch seine Verletzungen befreit worden sein. Aber das Siegel war unbeschädigt, die Magie in ihm verschlossen, das konnte er ganz deutlich spüren. Wäre sie es nicht, wären alle anderen, die mit ihm dort im Turm gewesen waren, gezwungen gewesen, ihn zu töten. Das hatten sie sich damals geschworen. Und sie hätten es gespürt, wären bereits auf dem Weg hier her. Sie konnten ihn spüren, über alle Gewässer hinweg, so wie er sie in seinem Geist spürte.

      Und so wie er spürte, wie die fremde Macht sich in ihm bewegte, wie eine weiße Katze, die es sich auf dem eigenen Kopfkissen bequem machte, nachdem man aufgestanden ist. Die Magie, die ihn heilte, weil er ihr Wirt war.

      Er spürte sie in sich, als wäre sie ein neudazugekommenes Organ, wie ein Stück warmer Kuchen, der im Bauch lag. Sie war so präsent, wie der Widerhall all ihrer Splitter, die auf seine Kameraden verteilt worden waren. Sie war einfach da, und er war ihr Hüter, ihr Haus. Sie musste ihn repariert haben.

      »Von diesem Moment an sind wir alle Brüder.« Das hatte Sarsar gesagt, bevor sie geflohen und er in den Trümmern zurückgeblieben war. Heute erst verstand Desith, was er gemeint hatte.

      Brüder. Eine Gemeinschaft, die etwas Gefährliches hütete.

      Desith sah Vynsu wieder an, der angespannt auf eine Erklärung wartete. Er atmete vernehmbar aus und legte sich zurück in die Kissen. »Ich weiß es nicht«, log er, »vielleicht ist es das luzianische Blut.«

      Vynsu glaubte ihm nicht, er verengte die Augen und starrte ihn an, als wollte er ihn aufspießen und in ihm bohren, bis er ihm die Wahrheit sagte. Doch er stand nicht von seinem Stuhl auf.

      »Ich bin keine Hexe, Vyn«, verteidigte er sich, »frag doch deine Mutter. Wenn sie es nicht weiß, warum sollte ich es dann wissen?«

      Noch immer lag Vynsus eindringlicher, wissender Blick auf ihm, aber er gab diesem nicht nach, starrte einfach ernst zurück. Er konnte vielleicht nicht aufstehen, aber er würde nicht nachgeben.

      Schluck es, dachte er bei sich, oder lass es bleiben, mehr wirst du nicht von mir bekommen.

      So vergingen einige Augenblicke, sie starrten sich einfach an, wohlwissend, dass Desith etwas verbarg. Sie wussten es beide.

      Schließlich gab Vynsu nach, er atmete aus und lehnte sich gegen die Stuhllehne, die unter seinem Gewicht einen knarzenden Protest von sich gab. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Es hilft dir nicht, Desith, Geheimnisse zu hüten.«

      »Manche Geheimnisse werden gehütet, weil sie gehütet werden müssen.« Er wusste nicht, wem er vertrauen konnte, er würde nicht jedem Mann, den er von früher kannte, anvertrauen, dass er eine Macht mit sich herumschleppte, mit jener jeder Bauer alle Völker und Länder dieser Welt versklaven könnte. Er war vielleicht nicht sonderlich klug, aber einfältig war er nicht.

      Vynsu zog eine Augenbraue hoch, er war alles andere als angetan von Poesie. Dann grunzte er und schüttelte pikiert den Kopf. »Es ist deine Angelegenheit, ich wollte dir nur helfen. Wundere dich nicht, wenn dich alle für einen bösen Geist halten.«

      »Weil ich noch lebe? Ist das nicht eher ein Zeichen göttlichen Segens?«, schmunzelte er Vynsu an.

      Vynsu drehte das Gesicht zur Seite und zog die Oberlippe hoch. »Carapuhrianer gehen immer zuerst vom Schlimmsten aus.«

      Das war bei solch einem launischen König vermutlich auch ratsam, aber Desith biss sich auf die Zunge, bevor er etwas laut sagte, das er bereuen würde.

      Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Zeltdecke an, sie war vergilbt, alt und verfärbt von vielen Kerzen, Fackeln und allerlei. »Wie lange?«, fragte er schließlich.

      Er spürte, wie Vynsus Augen über sein Profil glitten. »Was meinst du?«

      »Wie lange waren wir dort?«, fragte er befürchtend und wandte Vynsu wieder das Gesicht zu. »Im Dschungel.«

      Vynsu ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Ihr wart bereits fünf Jahre fort, als der Großkönig beschloss, dass wir euch zurückholen, doch an der Ruine wart ihr nicht mehr, da begann die große Suche im Dschungel.« Er machte eine kurze Pause und starrte dabei seine Stiefelspitzen an. »Seit zwei Jahren verfolgen wir euch.«

      Desith runzelte die Stirn.

      »Sieben Jahre«, schloss Vynsu ab. »Du warst sieben Jahre im Dschungel, Desith.«

      Kapitel 8

      »Wo willst du hin?«

      Jori kam ihm entgegen, als er die Zeltreihen verließ und auf den Unterstand der Pferde zusteuerte. Er ging langsamer, als er seinen Freund erkannte.

      »Ich habe Hekkli heute Morgen schon gestriegelt«, fuhr Jori fort. »Du musst dich wieder mehr um ihn kümmern, er braucht Bewegung.«

      »Das hatte ich gerade vor«, Vynsu ging weiter. »Kommst du mit?«

      Jori schüttelte den Kopf. »Vala und ich haben bereits einen Ausritt unternommen, die Raubtiere im Wald machen die Pferde nervös, pass auf dich auf. Ich muss jetzt Bragi suchen.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter und rollte mit den Augen. »Er macht sich beim Kartenspiel Schulden und hat sich hinreißen lassen, bei einem Kampf mitzumachen. Der Gewinner bekommt einen Sack voll Silber, ich fürchte nur, unser kleiner Dieb bekommt nicht mehr als ein blaues Auge.«

      Vynsu schüttelte den Kopf. »Das ist nicht dein Problem, Jori.« Du kannst nicht jeden Straßenköter retten, wollte er noch hinzufügen, verkniff es sich aber. Es war sinnlos, jemandem wie Jori zu sagen, er solle sich nicht um seine Männer kümmern.

      Jori

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