Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 25
Die Wärme in ihrer Stimme erinnerte ihn an seine eigene Mutter, auch sie war unerschütterlich – einst eine Kriegerin im Kampf gegen die Dämonen – und hatte ihm ihren Mut vermacht.
Sei stark.
Der Weg zum Zelteingang kam ihm unwirklich vor. Noch stand die Front offen, zwei Krieger warteten darauf, sie hinter ihm fallen zu lassen, die Seile waren bereits gelöst und sie mussten nur noch daran ziehen. Er atmete tief durch und ging auf das finstere Innere zu, die Fackeln brannten wie von Geisterhand auf, das musste das Werk der Hexe gewesen sein. Der Lichtschein schimmerte auf Derricks nassen, schwarzen Schuppen als wäre er mit Öl überzogen.
Dann war er drinnen und hinter ihm wurde mit einem lauten »Ratsch« die Plane heruntergerissen, das graue Licht des Tages blieb zurück, er stand mit nassem, durchsichtigen Leinenhemd und triefendem Haar direkt vor der Schnauze des Drachen.
Von diesem Blickwinkel wirkte er noch gewaltiger, die Nüstern wie zwei tiefe Schlünde, die Augen im Hintergrund gefährliche, böse Schlitze.
Rick atmete tief ein und aus, seine Atemzüge erzeugten einen leichten Windzug im Zeltinneren und ließen die Fackeln gefährlich tanzen. Desith befürchtete bereits, sie könnten erlöschen, und es war schon bei Licht schwer genug, nicht wegzurennen.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er blieb nur deshalb dort, weil er die Eisenringe anstarrte und sich immer wieder vergewisserte, dass der Drache sich nicht bewegen konnte.
Nach einem Moment atmete er vernehmbar aus, Derricks Nüstern bewegten sich, saugten seinen Duft ein, und grollend hoben sich die Lippen über die weißen Zähne.
»Ja, hier bin ich wieder«, sagte Desith leise, »aber nicht auf Wunsch, glaub mir. Und nein, ich bin nicht dein Abendessen, du dämonisches, garstiges Biest!«
Wenn Rick noch irgendwo dort drinnen gewesen wäre, hätte Desith ihn doch in den Augen des Drachen wiedererkennen können. Eine kleine Veränderung des Bedauerns nur, aber da war nichts als bloße Gier.
»Das bist nicht du«, flüsterte Desith zu sich selbst, »du bist nicht mehr da drin, oder?« Er wusste es nicht, er wusste nur, dass sein Rick ein ruhiger, netter Kerl gewesen war, trotz dämonischer Seite stets besonnen, niemals aufbrausend, beschützend und aufopfernd, ein guter Krieger, der Befehle befolgte, nicht erteilte. Rick, der Vynsu die Krone überlassen hatte, weil er es diesem gegönnt und selbst nie nach Macht gestrebt hatte. Aber diese Bestie vor ihm war selbst für einen Drachen ungestüm, temperamentvoll und schlicht bösartig. Tötete nicht um zu Fressen, er hatte es sie aus Freude tun sehen, hatte am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, in ihr Blickfeld zu treten. Es war, als ob die Drachenform Ricks dämonische Seite hervorgebracht hätte.
Nach einer Weile, da er nur auf die entblößten, drohenden Zähne gestarrt hatte, aber nichts weiter passierte – Derrick konnte das Maul nicht zum Feuerspeien öffnen – , beruhigte sich Desiths Herz ein wenig.
Er wagte es, näher heran zu treten, der Kloß in seinem Hals war wieder da. »Wenn du doch noch da drin bist, Rick, wenn du mich hörst, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, dich zurück zu verwandeln.«
Der Drache grollte böse.
»Nur wandeln«, brachte Desith erstickt hervor, erst da wurde er sich bewusst, dass er flehte. »Ich verlange nichts, Rick, ich verspreche es, du hörst kein Wort von mir, du kannst hingehen, wohin du willst, ich halte dich nicht mehr auf. Aber wenn du mich hörst…«, seine Knie waren weich, aber er wagte dennoch einen weiteren Schritt, starrte in das linke, grasgrüne Auge. »Wenn du mich hörst, Rick, dann bitte verwandle dich zurück. Tu es für mich. Wenn ich dir noch irgendetwas bedeute, dann…« Er streckte eine zitternde Hand aus, wollte Derricks Nüstern berühren. »Bitte verwandle dich zurück. Erinnere dich, werde wieder zum Menschen! Rick… bitte, tu es für mich.« Er berührte fast die Schuppen. »Komm zu mir zurück, jetzt oder nie, vergiss Sarsar nur für einen winzigen Augen-«
Er unterbrach sich selbst mit einem leisen Aufschrei und zuckte zurück. Derrick hatte sich mit einem Ruck gegen seine Fesseln aufgelehnt, sie klirrten, die Plattform protestierte. Desith blieb das Herz stehen, er stellte sich vor, wie die Plattform brach.
Er hatte das Falsche gesagt, den falschen Namen erwähnt. Der Drache wurde wütend, wurde sich seiner Aufgabe und seiner Fesseln bewusst. Immer und immer wieder lehnte er sich auf, wurde wütender, knurrte und brüllte erstickt, wie ein Köter in der Bärenfalle. Das Holz unter ihm splitterte, er versuchte mit aller Kraft, aufzustehen und seine Ketten zu sprengen.
Desith stolperte mit geweiteten Augen rückwärts und fiel unbeholfen auf seinen Hintern. Aus einem unbestimmten Grund schmerzte plötzlich wieder sein verbrannter Arm, erinnerte ihn daran, was geschehen würde, sollte Derrick sich befreien.
»Nein«, hauchte er, die Angst war wie ein Seil, das sich um seinen Hals zugezogen hatte. Er warf sich herum und polterte aus dem Zelt, verfing sich fast in der Plane und schlug wild um sich.
Jemand hielt ihn fest, da brach sich seine Panik bahn, er brüllte und wandte sich unter Anwendung von Gewalt aus dem stahlharten Griff des anderen.
»Nein!«, schrie er. »Lasst mich los! Lasst mich sofort gehen! Rick ist weg!« Er schubste den, der ihn festgehalten hatte, und erkannte, dass es Vynsu war, der ihn erschrocken anstarrte.
Krieger eilten heran, Armbrüste bereit, der Großkönig und die Hexe Karrah verschwanden im Zelt, Magie knisterte in der Luft.
Desith atmete schwer, die Panik ließ ihn nicht los. »Er ist weg«, raunte er noch einmal, dann taumelte er davon.
Vynsu rief ihm etwas nach, aber er blieb nicht stehen, wurde immer schneller und schneller, bis er rannte und die Pfützen, die der Regen verursacht hatte, unter seinen Stiefel feucht patschten.
Er wusste nicht, wohin er eilte, er spürte nur die Gefahr im Nacken, bildete sich ein, das Holz und die Ketten brechen zu hören, wollte nur so weit wie möglich fort. Zeltwände reihten sich dicht aneinander, er stieß mehrfach mit mürrischen Knechten und erschrockenen Mägden zusammen.
Leider rannte er nicht so weit, wie erhofft, denn er war noch immer nicht bei vollen Leibeskräften, die Erschöpfung holte ihn ein, aber er fand Zuflucht in einem Vorratszelt zwischen gestapelten Kisten und Fässern. Es lag Stroh auf dem Boden, das feucht roch und klamm war, als er sich hineinfallen ließ und schwer atmete.
Seine Gliedmaßen zitterten, als er sich nach vorne lehnte und das Gesicht in den Händen vergrub, er wollte schreien – aus Frust, aus Angst, aus Trauer – doch ihm entkam nur ein scheußliches Schluchzen.
Er wusste nicht, wie lange er so dort saß, vermutlich nicht sehr lange, als plötzlich ein Schaben laut wurde und ein Schatten über ihn fiel.
Desith schniefte und lehnte sich gegen ein Fass. Er sah zu Vynsu auf, konnte dessen undurchdringlicher Miene aber nicht standhalten und blickte zur Seite.
»Sag es«, flüsterte er matt, »ich bin erbärmlich… Ein Schwächling.« Eine seltsame, mutlose Leere erfüllte ihn, als ihm das gewahr wurde.
Er war ein Nichts.
Die Erkenntnis glich einem Hammerschlag, der alles in ihm zertrümmerte. Alles, was er je geliebt hatte, jede Freude, jede Schönheit, jede Wonne zerbrach wie eine Glasscheibe. Er war ein Nichts, hatte nie etwas erreicht außer der Liebe zu Derrick. Und die war ebenso zerbrochen.
Er zog