Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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aufeinander auf.« Er zwinkerte Vynsu zu und drehte sich dann um, verschwand zwischen den im Wind flackerten Planen der Zelte.

      Vynsu blickte ihm nachdenklich hinterher. Er ist jetzt einer von uns, wir passen aufeinander auf. So etwas Ähnliches hatte Derrick zu ihm damals über Desith gesagt, dass er jetzt, mit dem Schwur an Melecay, zu ihnen gehöre, auch ein Barbar war, und dass er ihn als Bruder ansehen sollte. Vynsu versuchte es, aber Desith machte es ihm nicht leicht, indem er sich vor ihm verschloss. Er schnaubte und schüttelte die Gedanken ab. Er ist jetzt einer von uns.

      Dann drehte auch er sich um und suchte seinen Rotfuchs aus der Reihe der Pferde heraus. Der Hengst schnaubte und scharrte mit den Hufen, als Vynsu ihn aufzäumte und sattelte.

      »Ist ja gut, mein Junge, gleich kannst du rennen.«

      Hekkli – der eigentlich den stolzen Namen Hekkilston trug – tänzelte bereits ungeduldig auf der Stelle, als Vynsu vor den Palisaden aufsaß. Er brauchte seinem Hengst nicht in die Flanke zu tippen, er sprintete los, sobald Vynsu die Zügel etwas lockerte.

      Die Reisfelder waren feucht, mehr Sumpf als Land, Wasser peitschte auf, als er über sie galoppierte, die Gräser raschelten und allerlei Vögel stoben auf und flogen klagend davon.

      Der Himmel war klar, die Luft feucht und heiß, Vynsu genoss den Wind auf dem Gesicht, während er Hekkli über die Felder in Richtung der Silhouette der Stadt im Westen trieb. Weder geriet er in Reichweite der Sichtbarkeit der Türme, noch ließ er sein Reittier wie eine leckere Versuchung für die Jaguare an den riesigen Baumreihen des Regenwaldes entlang traben, er hielt sich auf und zwischen dem Reis auf, zügelte sein Pferd, als er an kleinen Gehöften vorbeikam, nickte freundlich den spitzohrigen Bauern zu und versuchte, die Ruhe und die Zweisamkeit mit seinem Pferd zu genießen.

      Allmählich war ihm in Desiths Zelt die Decke auf den Kopf gefallen, und wenn es ihm bereits so erging, wollte er sich nicht ausmalen, wie schrecklich langweilig Desith sein musste.

      Seit er vor drei Tagen das erste Mal richtig erwacht war und sie sich hatten unterhalten können, gesundete er regelrecht von Atemzug zu Atemzug, Vynsu konnte quasi dabei zusehen, wie die Wunden verheilten. Die Brandnarben würde er allerdings behalten und er glaubte zu spüren, dass Desith damit nicht gut zurechtkam. Ob es daran lag, dass seine halbe Brust und sein Arm samt Schulter entstellt waren und er sich nicht mehr schön vorkam, oder schlicht an der Erinnerung, dass er diese Verletzung Derrick zu verdanken hatte, wusste Vynsu nicht und er war nicht vertraut genug mit Desith, um ihn so etwas Tiefreichendes zu fragen.

      Jedenfalls hatten sie nicht mehr über Derrick gesprochen, Desith weigerte sich. Er wollte nur heim, wollte aufstehen, kämpfte gegen seine Schwäche und gesundete scheinbar durch reinen Trotz.

      Er fragte nach seiner Schwester, aber Vynsu konnte es ihm nicht sagen, nicht jetzt, da er gerade erst auf dem Weg der Besserung war. Er … er wollte noch nicht Desiths Vertrauen verlieren, denn noch war er dessen Bewacher.

      Aber dies würde sich bald ändern. Vynsu zügelte Hekkli auf einem sanften Hügel, der Hengst schnaubte angestrengt, seine Muskeln zuckten und das Fell unter dem Sattel war verschwitzt, trotzdem ließ sein Bewegungsdrang ihn noch immer ungeduldig tänzeln.

      »Bald geht es nach Hause«, versicherte er dem Rotfuchs und beugte sich über den kräftigen Hals, um mit der Pranke lobend darüber zu fahren. »Dann wird alles wieder wie früher.«

      Nun ja, fast alles.

      Seufzend blickte er gen Zadest, die Dschungelwand wirkte dunkel und bedrohlich, wie sie sich im Osten auftat und eine Mauer vor Elkanasai zog. Am Abend zuvor war ein Bote ins Lager gestürmt und hatte Vynsu und seiner Mutter mitgeteilt, dass Melecay auf dem Weg hier her war. Und er brachte Derrick mit.

      *~*~*

      Wenn er nicht bald dieses verdammte Zelt verlassen durfte, würde er aus Frustration anfangen, für jeden weiteren sinnlos vergeudeten Tag eine Wunde in seinen Arm zu ritzen. Da fiel ihm jedoch heiß ein, dass er keine Waffen mehr besaß und verdächtiger Weise auch keine spitzen oder scharfen Gegenstände im Zelt herumlagen.

      Desith saß auf der Kante seiner Liege, nachdem er sich wie auch schon in den vielen Tagen zuvor, die Beine ein wenig vertreten hatte, indem er vor seinem Lager auf und ab gewandert war. Seit etwas mehr als einer Woche konnte er aufstehen, anfangs nur für kurze Zeit, aber nachdem er wieder feste Nahrung zu sich nehmen konnte, war er von Tag zu Tag kräftiger geworden.

      Eigentlich stand seiner Heimreise nichts mehr im Wege, er wollte zu seiner Familie, wollte sich allem entziehen, was ihn an Derrick erinnerte.

      Zwei Jahre… So lange hatte Vynsu gesagt, hätten sie nach ihnen gesucht. Zwei Jahre, die sie vom Turm entfernt durch den Dschungel gestreift waren. Zwei Jahre, die er Rick verfolgt hatte. So lange war dieser bereits ein Drache.

      Er würde nicht zurückkommen, er würde sich nicht zurückverwandeln. Er wollte nicht.

      Desith blickte hinab auf seine Hände, er hatte sie nervös aneinander gerieben, sein Bein wippte. Er hatte den Drang, zu laufen, wenn nötig sogar zu Fuß bis in die Hauptstadt des Kaiserreichs, wenn Vynsu sein Versprechen nicht endlich einhielt.

      Er wusste nicht, wie es nun weiter gehen sollte. Seit er als Kind Rick begegnet war und sie sich verliebt hatten, hatte es für Desith nur eine Zukunft in Carapuhr gegeben. Er hatte sich schon unter den Barbaren gesehen, er hatte schon den kalten Wind geschmeckt. Doch was sollte er noch dort ohne Rick. Einsam und allein durch den Schnee stapfen?

      Er hatte zwei Jahre allein im Dschungel verbracht, und so sehr er auch die hohen Mauern und überfüllten Städte des Kaiserreichs verabscheut hatte, gerade vermisste er ihre Vertrautheit.

      Zwei Jahre…

      Desith drehte die Handflächen nach oben und strich abwechselnd mit dem Daumen über die Narben, die über seinen blau schimmernden Adern entlangführten.

      Er hatte damals seinen Vater bestrafen wollen, hatte sich dem Käfig entziehen wollen, den dieser um ihn herum gebaut hatte, um ihn von Rick fern zu halten. Es kam ihm heute wie die dumme Tat eines trotzigen Kindes vor, aber er schämte sich nicht. Doch vielleicht waren diese Narben der Grund, weshalb Vynsu ihm keine noch so kleine Waffe in die Hand geben wollte.

      Oder vermutlich war dies der Tatsache geschuldet, dass er ein Gefangener war.

      Desith war nicht dumm, er spürte, dass er bewacht wurde, dass er nicht einfach gehen durfte, wohin er wollte. Und natürlich dachte er über eine Flucht nach, aber er kannte das Lager nicht, er kannte nicht die Wachzuteilung, er kannte nicht die Anordnung der Zeltreihen, kannte weder den Standort noch in welcher Richtung sich Westen befand. Sollte er flüchten wollen, musste er wenigstens das Lager kennen, dafür müsste er aus diesem Zelt raus. Aber noch ließen sie ihn hier drinnen schmoren, vermutlich mit Absicht.

      Andererseits war eine Flucht vielleicht gar nicht nötig, zumindest nicht allein. Vynsu hatte ihm ein Versprechen gegeben, und Desith würde ihn daran erinnern, es einzuhalten. Vielleicht konnte ihm auch seine Schwester helfen, das wiederrum würde allerdings voraussetzen, dass sie im Lager wäre, was sie laut Vynsu nicht war.

      Wie gesagt, ihm wurde langweilig, und seine Überlegungen überschlugen sich. Was sollte er sonst tun, außer zu grübeln? Die Hexe Karrah hatte ihm Bücher gebracht, doch Desith war kein Leser. Er konnte zwar lesen, aber er tat es nicht gern. Schon immer hatte er Büchern ein Schwert vorgezogen, mit dem er üben und sich bewegen konnte. Dies war einer der Gründe, weshalb sein Vater und er sich gegenseitig nur Unverständnis entgegenbrachten.

      Die

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