Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 33
Desith sah ihn an. »Aber du glaubst noch daran?« Warum klang seine Stimme so leise? Wozu flüsterte er? Er wusste es nicht, seine Stimme wollte nicht lauter sprechen. »Oder besser gesagt, wieder daran? Der letzte Barbar, der die alten Mythen im Herzen trägt?«
Er hatte spöttisch klingen wollen, aber sein heiseres Flüstern ließ das nicht zu.
Desith hatte Vynsu nicht fromm in Erinnerung, aber er hatte ihn ja auch sieben Jahre lang nicht gesehen, da durfte ein Mann sich wohl in die eine oder andere Richtung verändern. Sieben Jahre, das war für einen Menschen eine verdammt lange Zeit, in der sich viele Gelegenheiten zum Nachdenken und Umdenken boten. Vielleicht hatte auch er sich verändert, ohne es zu wissen. Vielleicht würden sich die Veränderungen auch erst zeigen, wenn er sich wieder in die Weltordnung eingliederte, statt nur wie ein Schatten durch den Dschungel zu streifen.
Er wusste gar nicht so recht, wer er ohne Derrick war, und was er eigentlich jetzt tun sollte. Aber das schob er von sich. Im Moment war er nur im Bett mit Vynsu. Alles andere ließ er nicht an sich heran.
»Meine Mutter schenkte mir dieses Schmuckstück«, erwiderte Vynsu, als würde das alles erklären. Er wurde regelrecht ehrfürchtig. »Sie hatte einen Traum von mir, sagte sie. Sie hätte gesehen, wie der Gott des Krieges mich erwählte.«
Desith runzelte die Stirn. »Einen Traum?«
»Sie kann sehen, was passiert, weißt du nicht mehr? Sie kann in viele kommende Zeiten vorausblicken und miterleben, was geschieht.«
Desith erinnerte sich, er zweifelte nicht an den Fähigkeiten der Hexe, aber an der Glaubwürdigkeit einer stolzen Mutter.
»Gott des Krieges klingt mehr nach einem unserer Götter, als nach deinem Gott«, warf Desith skeptisch ein und hob wieder seine gierigen Fingerspitzen, um zwischen Vynsus Brustmuskeln hindurchzufahren.
»Vielleicht sind eure Götter und mein Gott nicht zwingend verschiedene Gottheiten«, wagte Vynsu zu äußeren und legte seine Hand über Desiths, damit er aufhörte, seine Muskeln zu liebkosen. »Vielleicht nennen wir sie nur anders.«
Desith kämpfte mit einem Schmunzeln, weil er Vynsus Gänsehaut bemerkte.
»Mutter kommt aus Nohva. Sie kennt eure Götter und sie glaubt, mit deren Verbannung würden sich irgendwann neue Götter erheben, die die alten ersetzen.«
»Und der Gott des Krieges wird nach Carapuhr kommen und dich erwählen, für ihn zu kämpfen?«
Vynsu nickte bedächtig. »Um an seiner Seite zu stehen.«
»Der Traum eines jeden Barbaren...« Ob er das glauben sollte, wusste Desith nicht so recht, aber er erinnerte sich daran, wie abergläubisch die Menschen aus Carapuhr sein konnten, und ließ Vynsu seine Träumerei.
»Ich weiß, dass es albern ist«, seufzte Vynsu jedoch und starrte kummervoll an die Decke, »und vermutlich hat sie mir diesen angeblichen Traum nur aufgetischt, damit ich mich stark und besonders fühle. So besonders, wie ich für sie schon immer war. Aber weißt du… der Gedanke, dass meine Stärke einer Gottheit imponieren könnte, ist schlicht und ergreifend zu schön, um ihm nicht manchmal nachzuhängen.«
Ein leichtes, beinahe niedliches Lächeln schlich sich auf seine Züge, das Desith sich wünschen ließ, er könnte Träume in Wirklichkeit verwandeln.
Aber eines konnte Desith sich trotzdem nicht verkneifen: »Vielleicht will er nicht nur, dass du für ihn kämpfst.«
Vynsu drehte ihm aufmerksam das Gesicht zu.
Desith schmunzelte kühl. »Vielleicht will er dich zu seinem Lustknaben machen.«
Grunzend drehte Vynsu ihm den breiten, nackten Rücken zu, dabei ging eine Welle durch das Bett, die Desith beinahe über die Kante auf den Boden katapultierte. Zwei beleidigte Schultern starrten ihm entgegen.
Er lachte über den Barbaren und legte sich glucksend in die Kissen, betrachtete voll Verlangen das Muskelspiel direkt vor seiner Nase. »Obacht vor dem Willen der Götter«, scherzte er, »denn er liegt nie so offen da, wie es scheint, und oft verlangen sie einen blutigen Preis für den Ruhm, den sie für uns bereithalten.« Leise, nur für sich, fügte er ernst hinzu: »Bist du bereit, den Preis in Blut zu zahlen, den Krieg von dir verlangen wird, Vyn?«
Kapitel 12
Der Morgen dämmerte noch nicht richtig, als er bereits mit einer Spitzhacke auf schwarzes, hartes Gestein einschlug. Seine schwachen und dünnen Arme schmerzten, die Muskeln brannten, und sein Rücken tat so weh, dass ihm Tränen in die Augen traten.
Trotzdem machte er weiter, so gut er konnte. Sarsar spürte die Blicke der anderen Sklaven. Obwohl er einer von ihnen war, schlossen ihn seine helle Haut und die runden Ohren von ihrer Gemeinschaft aus. Erst hatten sie ihn feindselig durchbohrt, aber je deutlicher seine Schwäche wurde, je belustigter betrachteten sie ihn. Tuschelten. Stießen ihren Nebenmann an und nickten in seine Richtung, lachten. Sie erfreuten sich an seinem Scheitern. Vor allem wenn die Wärterin auf ihrem Rundgang mit der Peitsche vorbeischlenderte und sein Schwächeln bemerkte. Sie brüllte etwas in ihrer fremden Sprache und peitschte ihm zweimal den Rücken, auf dass sein Hemd und die Haut darunter aufplatzten, als hätte sie ihn mit Krallen aufgeschlitzt. Mit der Peitsche konnten die Kriegerinnen umgehen wie ein Fleischer mit dem Schlachtmesser, sie hatten ein Leben lang Übung darin, hinzukam, dass ihre Oberarme dick wie Baumstämme waren, mit denen sie so fest zuschlagen konnten, dass es einem Sklaven die Haut abzog.
In den ersten Tagen hatte das Auspeitschen nichts gebracht, die Peitsche konnte keine Stärke hervorlocken, wenn keine Stärke vorhanden war. Sie waren jedoch nicht skrupellos, diese Frauen, sie schleppten die müden und verletzten Sklaven zurück in ihre Unterkünfte, die Kranken bekamen sogar Heilung, wenn sie kurz vor dem Tod standen. Trotzdem starben auch Männer in den Zellen, oft an Altersschwäche oder Erschöpfung. Denn um zu verhindern, dass ein Sklave Schwäche nur vortäuschte, wurde er solange gepeitscht, bis deutlich wurde, ob noch ein Funken Leben in ihm steckte, oder ob er wirklich bis zur Schmerzgrenze erschöpft war und ausruhen musste.
Sarsar hatte geschuftet, bis seine Arme sich nicht mehr hatten heben lassen. Die gekrümmte Haltung schmerzte in seinem Rücken, als bestünden seine Knochen plötzlich aus erhitztem, brennendem Eisen, seine Muskeln waren weich und unbrauchbar wie nass gewordenes Pergament.
Sie hatten ihn oftmals bereits wieder in seine Zelle bringen lassen, als die Sonne noch nicht an ihrem höchsten Punkt am Himmel stand, lange vor Mittagstunde. Nicht, dass er die Sonne in den Minen gesehen hätte, aber sie wurden an jedem Morgen und an jedem Abend an die Oberfläche und durch eine Bergbaustadt aus spitzen Zelten von ihren Zellen zu ihrer Arbeitsstätte getrieben. Wenn er zurück zur Zelle geschleift wurde, konnte er gelegentlich die Sonne erspähen, doch dann war er so erschöpft und kurz vor einer Ohnmacht, dass er alles nur verschwommen wahrnehmen konnte.
Das Auspeitschen war jedoch nicht das Schlimmste. Schlimm waren die anderen Sklaven, wenn sie nach einem Tag harter Arbeit in die Zellen zurückgetrieben wurden, wo er seit Stunden lag und sich ausruhte.
Sie waren neidisch und wütend. Natürlich waren sie das, er konnte es ihnen nicht verübeln. Glücklicherweise waren sie durch ihre harte Arbeit derart erschöpft, dass ihre Tritte und Schläge zwar wehtaten, aber ihm nicht gefährlich wurden. Sie ließen nur ihre Wut an dem Fremdländer aus, der sich eine Sonderbehandlung erschlichen hatte. Chusei, der Halbpanthermensch,