König Heinrich IV. Erster Teil. William Shakespeare

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König Heinrich IV. Erster Teil - William Shakespeare

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Wir wollen früher oder später aufbrechen und ihnen einen Platz der Zusammenkunft bestimmen, wo es bei uns steht, nicht einzutreffen; dann werden sie sich ohne uns in das Abenteuer wagen, und sobald sie es vollbracht, machen wir uns an sie.

      PRINZ HEINRICH. Ja, doch es ist zu vermuten, daß sie uns an unsern Pferden, an unsern Kleidern und hundert andern Dingen erkennen werden.

      POINS. Pah! unsre Pferde sollen sie nicht sehen, die will ich im Walde festbinden; die Masken wollen wir wechseln, wenn wir sie verlassen haben, und hör' du! ich habe Überzüge von Steifleinen bei der Hand, um unsre gewohnte äußre Tracht zu verlarven.

      PRINZ HEINRICH. Aber ich fürchte, sie werden uns zu stark sein.

      POINS. Ei, zwei von ihnen kenne ich als die ausgemachtesten Memmen, die je Fersengeld bezahlt haben; und was den dritten betrifft, wenn der länger ficht, als ratsam ist, so will ich die Waffen abschwören. Der Hauptspaß dabei werden die unbegreiflichen Lügen sein, die uns dieser feiste Schlingel erzählen wird, wenn wir zum Abendessen zusammenkommen: wie er zum wenigsten mit dreißigen gefochten, was er für Ausfälle, für Stöße, für Lebensgefahren bestanden; und daß er damit zu schanden wird, ist eben der Spaß.

      PRINZ HEINRICH. Gut, ich will mit dir gehen: sorge für alles Nötige und triff mich morgen abend in Eastcheap; da will ich zu Nacht essen. Leb wohl!

      POINS. Lebt wohl, mein Prinz!

      Ab.

      PRINZ HEINRICH.

      Ich kenn' euch all' und unterstütz' ein Weilchen

      Das wilde Wesen eures Müßiggangs.

      Doch darin tu' ich es der Sonne nach,

      Die niederm, schädlichem Gewölk erlaubt,

      Zu dämpfen ihre Schönheit vor der Welt,

      Damit, wenn's ihr beliebt, sie selbst zu sein,

      Weil sie vermißt ward, man sie mehr bewundre,

      Wenn sie durch böse, garst'ge Nebel bricht

      Von Dünsten, die sie zu ersticken schienen.

      Wenn alle Tag' im Jahr gefeiert würden,

      So würde Spiel so lästig sein wie Arbeit:

      Doch seltne Feiertage sind erwünscht,

      Und nichts erfreut wie unverseh'ne Dinge.

      So, wenn ich ab dies lose Wesen werfe

      Und Schulden zahle, die ich nie versprach,

      Täusch' ich der Welt Erwartung um so mehr,

      Um wie viel besser als mein Wort ich bin;

      Und wie ein hell Metall auf dunkelm Grund

      Wird meine Beßrung, Fehler überglänzend,

      Sich schöner zeigen und mehr Augen anziehn,

      Als was durch keine Folie wird erhöht.

      Ich will mit Kunst die Ausschweifungen lenken.

      Die Zeit einbringen, eh' die Leut' es denken.

      Ab.

      Dritte Szene

      Ein andres Zimmer im Palast.

      König Heinrich, Northumberland, Worcester, Percy, Sir Walter Blunt und andere.

      KÖNIG HEINRICH.

      Zu kalt und zu gemäßigt war mein Blut,

      Unfähig, bei den Freveln aufzuwallen,

      Und ihr habt mich erkannt: deswegen tretet

      Ihr meine Duldung nieder; aber glaubt,

      Ich will hinfüro mehr ich selber sein,

      Mächtig und furchtbar mehr als meine Art,

      Die glatt wie Öl gewesen, weich wie Flaum,

      Und der Verehrung Anspruch drum verloren,

      Die Stolzen nur die stolze Seele zahlt.

      WORCESTER.

      Mein Lehnsherr, unser Haus verdient gar wenig,

      Daß sich darauf der Hoheit Geißel kehre,

      Und jener Hoheit zwar, die unsre Hände

      So stattlich machen halfen.

      NORTHUMBERLAND.

      Gnäd'ger Herr, –

      KÖNIG HEINRICH.

      Worcester, mach' dich fort, ich sehe dir

      Gefahr und Ungehorsam in den Augen.

      Wißt, Ihr benehmt Euch allzu dreist und herrisch,

      Und niemals noch ertrug die Majestät

      Das finstre Trotzen einer Dienerstirn.

      Ihr seid entlassen: wenn wir Euren Rat

      Und Hülfe brauc hen, woll'n wir nach Euch senden.

      Worcester ab.

      Zu Northumberland.

      Ihr wolltet eben reden.

      NORTHUMBERLAND.

      Ja, mein Fürst.

      Die Kriegsgefangnen, in Eu'r Hoheit Namen

      Begehrt, die Heinrich Percy hier, mein Sohn,

      Zu Holmedon machte, wurden, wie er sagt,

      Auf so entschiedne Weise nicht verweigert,

      Als Eurer Majestät berichtet ward.

      Neid also oder üble Deutung ist

      An diesem Fehler schuld, und nicht mein Sohn.

      PERCY.

      Mein Fürst, ich schlug nicht die Gefangnen ab

      Doch ich erinnre mich, nach dem Gefecht,

      Als ich, von Wut und Anstrengung erhitzt,

      Matt, atemlos, mich lehnte auf mein Schwert,

      Kam ein gewisser Herr, nett, schon geputzt,

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