Geliebter Unhold. Billy Remie

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Geliebter Unhold - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 4

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dachte er, schämte sich aber sofort. »Sie ist herrisch und kalt, aber sie ist nicht der Grund dafür, dass ich bin, wer ich bin.« Er sagte das aus purer Überzeugung, gewiss hatte sie seinen Charakter gefördert, aber vieles in ihm war bereits immer gegeben gewesen.

      Wexmell nickte langsam, die Stirn gefurcht. »Wir hätten es spüren müssen«, er sagte es selbst, »haben wir aber nicht. Wir haben darauf vertraut, dass es dir bei uns gut geht, und vergessen, genauer hinzusehen. So lass mich über die Frau richten, die all die Jahre unter meinem Dach lebte und es wagte, Hand an meinen Sohn zu legen.«

      Der Blick, den Wexmell ihm zuwarf, zeugte von einer fremdartigen Entschlossenheit, die keinen Zweifel daran ließ, dass er es ernst meinte.

      Riath wusste nicht, was er deshalb fühlte. Einerseits war er von Wexmells Wut und Geste gerührt, andererseits wollte er keine Wärme in sein Herz lassen.

      »Wie schade, dass ich ihr schockiertes Gesicht nicht sehen kann, wenn sie das Urteilt hört.«

      Zwei eisblauen Augen sahen ihn an, er blickte zurück.

      Wexmell sagte nichts mehr dazu, er hatte nicht annähernd so viel Freude an den Hinrichtungen seiner Feinde wie Riath sie hatte.

      »Ich kann dich nicht zwingen, Nohva zu dienen, du musst tun, was du selbst für richtig hältst. Wenn es die Magier sind, für die du kämpfen willst, verstehe ich dich, doch wenn du nur für dich kämpfst, erwarte nicht, dass ich dich unterstütze.« Wexmell zog die Reithandschuhe über die Hände, dann drehte er das Gesicht zu Riath um, der ihm stumm und nachdenklich zuhörte. »Aber denk daran, dass du schon einmal etwas Unverzeihliches getan hast, Riath, willst du mir mehr Gründe geben, dir die Krone abzusprechen? Oder holst du deine Brüder und kommst heim, lernst meinem Urteil zu vertrauen, damit wir gemeinsam deinesgleichen schützen können?«

      Er wartete keine Antwort ab, sah ihn nur sehr eindringlich an, und anhand seiner harten Miene war herauszulesen, dass es keine leere Drohung war. Dann wandte er sich ab und ging.

      »Kannst du mir je vergeben?« Riath sprach leise, gebrochen, wie ein Junge, der etwas ausgefressen hatte.

      Wexmell stockte kurz, warf einen geschielten Blick über die Schulter. »Das liegt bei dir, Riath, fang damit an, sie alle heim zu bringen, dann sehen wir gemeinsam weiter.«

      Er ging endgültig, mit langen, entschlossenen Schritten. Am Rande des Lagers stieg er auf ein weißes Pferd und warf ihm noch einen ernsten Blick zu.

      Riath sah ihm wie immer mit gemischten Gefühlen nach, er würde sich wohl nie entscheiden können, ob sie Feinde oder Familie waren.

      Doch wer wusste besser als er, dass das eine das andere nicht ausschloss.

      ~11~

      Vaaks war verschwunden.

      Es ging Xaith nicht mehr aus dem Kopf, den ganzen Weg zur Siedlung nicht. Eine brüllende Besorgnis setzte sich in seiner Brust fest, andererseits war er nicht sehr überrascht. Vaaks war nie ein Mann der Krone gewesen, hatte sich immer nur danach gesehnt, in den Orden einzutreten oder anderweitig ein Leben als Kämpfer zu führen. Nun, nach dem Tod des Königs und der Auslöschung des Ordens war auch seine Zukunft ungewiss. Vielleicht suchte er lediglich nach sich selbst, vielleicht wollte er Abenteuer erleben, vielleicht floh er genau wie Xaith vor der leeren Festung, wo in jedem Gang zu viele schmerzhafte Erinnerungen lauerten.

      Wäre Vaaks tot, beruhigte er sich, würde er es spüren, ganz gewiss, doch sein Echo war deutlicher als das aller anderen, als wollte es ihn zu sich locken. Wie ein ferner Stern am Nachthimmel, den man zwar sehen konnte, aber dennoch nicht wusste, wo er sich genau befand und wie man dorthin gelangte, so verhielt es sich mit dem Echo der göttlichen Magie, die sie beide in sich trugen. Sie verband sie, weil Xaith sie immer suchte. Alle anderen waren ihm gleich, er horchte immer nur auf Vaaks` Echo und bildete sich ein, dass auch Vaaks nur dem seinem lauschte, weshalb sie nur einander hörten und spürten.

      Kein Grund zur Sorge, sagte er sich vor, Vaaks ging es gut! Und so groß die Versuchung auch war, ihn suchen zu gehen, Xaith hatte andere Pflichten. Wichtigeres als seine eigene Sehnsucht.

      Sie staksten fern der Wege und Pfade durch das dichte Unterholz wie sie es auf ihrer Reise immer taten. Langsam schlugen sie sich durch Hecken und Sträucher, gingen Umwege und redeten Baron gut zu, damit er über Wurzeln sprang. Sie kamen langsam voran, gewiss, aber ihre Verfolger ebenso.

      Immer wieder blickte Siderius ihn fragend an, doch Xaith ignorierte ihn und zeigte deutlich, dass ihm an keinem Gespräch gelegen war.

      Dennoch platzte der Junge irgendwann und holte auf, um neben ihm her zu stolpern, trotz des Astes, den er als Stock und Stütze benutzte. »Ist dieser Vaaks, von dem er sprach, der, den du meintest, den du liebst?«

      Xaith brummte.

      »Der, den du oft zusammen mit dem Rothaarigen gezeichnet hast?«

      Statt zu antworten, blickte er stur nach vorne und wich den Fragen aus. »Wir müssten bald die ersten Dächer im Dickicht sehen, schau, da vorne ist ein überwucherter Zaun. Der soll wohl ein paar Raubtiere fernhalten. Lächerlich, wenn man bedenkt, dass Jaguare sich einfach von den Bäumen auf ihre Opfer stürzen können.«

      Sein Neffe, den er sich selbst umgebunden hatte, erwachte mit einem fröhlichen Quieken und strampelte so kräftig, dass Xaith ihn mit der freien Hand festhalten musste. Mit der anderen führte er Baron am Zügel neben sich her. Der rote Hengst streckte hin und wieder den Kopf und hob die Lippe, als witterte er etwas. Vielleicht frisches Heu oder andere Pferde. Oder er hatte einfach keine Lust mehr darauf, zu laufen, und versuchte, Xaith zu drohen.

      Er wettete auf letzteres.

      »Also ja«, gab sich Siderius selbst die Antwort.

      Genervt schielte Xaith ihn an, hüllte sich aber bezüglich seiner Neugierde noch immer in Schweigen.

      »Ich verstehe.« Siderius machte ein einsichtiges Gesicht. »Du liebst diesen Vaaks, aber er liebt diesen Rotschopf. Deshalb bist du von Zuhause abgehauen, man hat dir das Herz gebrochen.« Aber dann schien ihm plötzlich ein weiterer Geistesblitz zu kommen. »Moment!« Er ergriff Xaiths Arm, als müsste er sich festhalten. »Ist Vaaks nicht dein Bruder?«

      »Nein, ist er nicht.« Doch, ist er. »Ziehbruder«, lenkte er ein, als Siderius ihn argwöhnend musterte. Seufzend blieb Xaith stehen und wandte sich ihm zu. »Hör gut zu, ich rede nur einmal darüber, danach schweigen wir über dieses Thema, kapiert?«

      Der Junge nickte eifrig, voller Begeisterung darüber wieder einmal mehr über Xaith zu erfahren, wobei Xaith sich beim besten Willen einfach nicht erklären konnte, womit er das überschwängliche Interesse dieses Straßenjungen verdient hätte.

      »Vaaks ist der leibliche Sohn von Cohen, einem gefallenen Gefährten meines Vaters, und von Sigah, Lady des Schwarzfelsgebirges, er ist der kleine Halbbruder von Marks und dessen Schwester Ilsa. Marks kennst du, er gehört zu Riath.« Xaith hatte ihn erwähnt. »Aber Vaaks wuchs bei uns auf, Vater sah ihn als Sohn, vor allem, nachdem Cohen sein Leben für meinen Vater gab. So kam Vaaks zu uns, er ist auch ein Prinz. Aber er ist nicht mein leiblicher Bruder.« Er wartete, bis Eri verstehend nickte, und als er fortfuhr, musste er den Blick in die Wildnis richten, weil er dem Jungen dabei nicht in die Augen sehen konnte. »Und ja, ich habe sehr früh mein Herz an Vaaks verschenkt, er hatte aber oft nur Augen für Jin. Sie waren beste Freunde oder vielleicht noch mehr. Es gab eine Zeit, als

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