Geliebter Unhold. Billy Remie
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Geliebter Unhold - Billy Remie страница 50
Nein, er würde nicht weinen, er würde nicht einmal klagen oder sich auch nur für den Bruchteil eines Augenblicks selbst bemitleiden! Es führte zu nichts und er hatte kein Recht dazu, nach all den Leben, die er genommen hatte. Kein Recht, zu fühlen, er war der Böse, hatte sich dazu gemacht. Kein Recht, zu atmen, zu existieren, zu leiden oder zu lieben.
Er war der dunkle Hexenprinz, das schwarze Schaf des königlichen Geschlechts.
Aber dennoch würde er sich nicht mit einer Niederlage abfinden, nur weil er es vielleicht sollte. Ob er sie nun verdiente oder nicht, er würde seine Rache bekommen. Das war alles, was zählte, alles, was jemand wie er fühlen durfte.
Ein Schatten fiel auf ihn und er hob den Kopf. Wexmell stand dicht vor ihm, sodass er ihm nicht entkommen konnte. Sein Blick bohrte sich in Riaths Augen.
»Es macht dich nicht zu einem besseren Mann als er es ist, wenn du ihn bekämpfst. Überlass die Angelegenheit mit Melecay und Eagle ab jetzt mir, Riath, such du nach Xaith.«
Riath sagte nichts, starrte ihn nur ernst an.
Wexmell verzog den Mund, ein wenig Wärme trat in sein Gesicht. Wohltuende, heilende Wärme. Er hob eine Hand und berührte Riaths Wange, legte den Kopf schief und blickte ihn an, als könnte er nicht glauben, was aus ihnen geworden war. Aus ihnen beiden.
»Es ist nie zu spät, in den Spiegel zu sehen und das zu erkennen, was man ist – und es dann zu ändern, mein Sohn. Kehr um, hol deine Brüder und komm nach Hause, komm zur Krone zurück, wir überwinden diese Krise gemeinsam – oder wir fallen beide allein.«
Riaths Sicht verschwamm, seine Kehle wurde eng, aber sein Gesicht blieb grimmig.
»Vergebung«, flüsterte Wexmell und zog seine Hand zurück, »ist etwas, das man sich erkämpfen kann. Denk darüber nach.«
Riath blickte auf und lächelte kalt. »Ich will Rache«, sagte er rau, »und ich will verdammt noch mal der berühmteste Bastard dieser Welt werden. Genau wie Vater. Ganz genau wie er!«
Das war es, was sein Herz am meisten begehrte, Ruhm. Und dass sein Name alle Zeitalter der Welt überdauern würde.
Enttäuschung trat auf Wexmells zartes Gesicht, er trat zurück, als würde ihn eine unsichtbare Barriere rückwärts drängen. Dann war da diese Schlucht zwischen ihnen, die immer größer wurde.
Bevor Wexmell noch etwas sagen konnte, wurde die Zeltplane aufgeschlagen.
Sie fuhren herum.
Marks sah zwischen ihnen hin und her und schien nicht erfreut ob des hoheitsvollen Besuches, dennoch neigte er den Kopf zu einer Verbeugung. »Mein König.«
Wexmell lächelte sanft und nachsichtig, so wie er seinen Untertanen immer begegnete. »Marks.«
Marks wandte sich an Riath. »Mein Prinz, was wünscht Ihr zu speisen? Und leistet der König Euch Gesellschaft?«
»Oh nein, wir brechen sofort wieder auf«, antwortete Wexmell. »Aber habt Dank.«
»Lass uns allein, Marks«, befahl Riath abweisend. Er wollte nicht in dieser Verfassung gesehen werden.
Wieder sah Marks von einem zum anderen, dann rang er sich ein Lächeln ab, neigte erneut das Haupt und zog sich zurück.
Wexmell starrte noch auf den Ausgang, der nach Marks Verschwinden noch immer leicht wehte, und seufzte leise. »Er kann mich nicht ausstehen.«
Riath winkte ab. »Interpretiere da nichts hinein, vielleicht steckt ihm nur was queer.«
Wexmell sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an, sein Blick sagte, dass Riath ihn nicht für dumm verkaufen sollte, und genau das unterließ er auch.
»Ich weiß, was er und viele andere denken, vor allem die Luzianerlords.« Wexmell richtete seinen Umhang, zog ihn über die Schultern und holte seine schwarzen Reithandschuhe hervor. »Ein paar erinnern sich zu gut an die Geschichten über meinen Vater, und sie denken, ich sei wie er. Entscheidungsscheu, abwartend und schwach.«
Riath schnaubte. »Davon weiß ich nichts, ich höre immer nur, dass ich nicht wie mein Vater wäre.«
Ein leichtes, melancholisches Lächeln trat auf Wexmells Züge. »Sie kannten deinen Vater nicht so wie ich, und glaub mir, er war nicht immer der Mann, den du kanntest.« Er sah Riath an, der überrascht dreinblickte. »Du bist ihm ähnlicher, als dir guttut, befürchte ich.«
Damit ließ er ihn stehen, bevor Riath etwas erwidern konnte, und trat aus dem Zelt.
Grübelnd folgte Riath ihm nach draußen, wo Wexmell seinen Wachen das Zeichen zur Abreise gab.
»Ich bin hergekommen, um dir persönlich mitzuteilen, dass es einen Vorfall gegeben hat und ich deine Mutter auf Drängen ihrer eigenen Zirkelschwestern« - Sarsars und Mays Mütter - »in den Turm sperren ließ.« Er sah Riath fest in die Augen. »Sie hat versucht, eine Intrige gegen mich zu planen, aber ihre Schwestern wandten sich gegen sie.«
Dieses verdammte Weib, unendliche Weiten von ihm entfernt und noch immer machte sie ihm Ärger. Er hörte noch ihre letzten Worte an ihn, vor der Abreise: »Wexmell war das, er hat versucht, dich töten zu lassen, und verschleiert seine Absicht hinter seiner Empörung. Du kannst jetzt nicht wegreisen, du musst ihn töten und dein Recht einfordern, Riath! Hörst du, du dummer Junge?«
Er war natürlich gegangen, hatte ein müdes Lächeln für die alte Hexe übriggehabt.
»Deinetwegen habe ich schon einmal getötet, um an diese Krone zu kommen«, hatte er zum Abschied gesagt, »aber das habe ich gar nicht nötig, ich werde mir mein Recht, zu herrschen, nicht stehlen, ich werde es mir erkämpfen.«
Sie hatte ihn immer zu einem kaltherzigen, berechnenden und machthungrigen König erziehen wollen, all das hatte er ihr mit Freuden gegeben – und sich gegen sie gestellt.
Wer seine Feinde waren und wer hinter welchem Anschlag steckte, wusste er selbst, er brauchte keine Mami, die ihm alles vorsagte. Er hasste es, wenn andere versuchten, ihn wie einen Hund an der Leine zu führen. Nein, dieser Köter hatte sich gegen die Frau gestellt, die ihn hatte führen wollen, und zugebissen.
Intrige? Vermutlich hatte sie das vorgehabt, aber besser, man half nach, indem man einen falschen Brief verfasste und eine Unterschrift fälschte – und dafür sorgte, dass sie in die richtigen Hände geriet. Es kostete ihn Mühe, nicht hinterhältig zu grinsen.
Es war zu gefährlich gewesen, sie in Wexmells Nähe frei herumlaufen zu lassen, sie musste verschwinden.
»Bin ich jetzt dein Feind?«, fragte Wexmell und betrachtete ihn eingehend.
»Lass mich über sie richten«, bat er, statt einer Antwort.
Wexmell betrachtete ihn noch einen Moment länger, dann wandte er das Gesicht unglücklich ab und seufzte. »Das halte ich für keine gute Idee.«
»Wir wissen doch beide, dass du nicht imstande bist, ein gerechtes Urteil zu fällen.«
Darauf antwortete er nicht, er blickte durch das Lager, schien aber etwas völlig anderes zu sehen. »Du hättest mir und deinem Vater sagen müssen,