Geliebter Unhold. Billy Remie

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Geliebter Unhold - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 4

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Haar klebte in seinem schmutzigen, zerschlagenen Gesicht. Die Angreifer hatten ihren Spaß mit ihm gehabt, ihn fast bis zur Unkenntlichkeit verprügelt.

      Das Schlimmste an dem Anblick des abgeschlachteten Gasthofes war jedoch nicht die Grausamkeit, mit der jedes Leben hier einfach ausgelöscht worden war, sondern dass Xaith bei diesem Anblick nichts fühlte. Kein Bedauern, keine Empörung, keinen Ekel. Vielleicht ein wenig Mitleid, aber das brachte den Opfern weder Gerechtigkeit, noch schenkte es ihnen Trost. Und… nun ja, wer so fern jeglicher Städte und deren Schutz lebte und auf Besuch von Fremden angewiesen war, musste wohl mit Marodeuren rechnen.

      War er wirklich schon so kalt?

      Ein Schatten fiel auf die offenen, starren Augen des Wirts, als Siderius neben ihn trat und hörbar schluckte.

      »Wieso klingst du so überzeugt?«, fragte der Junge unsicher.

      »Hier.« Xaith ergriff das dicke Stück Holz, das aus dem einfachen Wams des Wirts ragte, und riss es mit einem Ruck heraus. Der Körper bäumte sich kurz auf, aber nur durch die Gewalt, mit der er von dem tödlichen Werkzeug befreit wurde. »Ein Armbrustbolzen. Ich habe seine Spitze aus dem Rücken ragen gesehen.«

      Er hielt den Bolzen, an dem das Blut frisch schimmerte, in die Sonne und Siderius unter die Nase.

      Der Junge sah bleich aus und er drehte sich weg, als sei ihm übel. »Barbaren«, hauchte er dann verstehend.

      Xaith nickte und sah sich um. »Carapuhrianer.«

      Der Junge schüttelte den Kopf. »Aber wieso? Was wollten sie hier? Banditen? Deserteure? Carapuhr und Elkanasai sind doch verbrüdert, oder bedeutet ein Friedensbündnis auf dieser Seite der Welt etwas anderes als bei uns?«

      »Nein.« Xaith warf den Bolzen auf die Brust des toten Wirts, seine Lippen waren ein dünner, grimmiger Strich. »Sie sind hier, weil sie nach etwas suchen, und Barbaren sind nun mal … barbarisch. Wobei du deine nächste Frage vermutlich schon selbst beantwortet hast.«

      Er sah zu Siderius auf, der fragend den Kopf schief legte. Unter seiner Fischermütze schwitzte er, seine grünen Augen leuchteten in der Sonne wie zwei Tümpel.

      »Sie sind hier, weil sie mich suchen. Jedenfalls gehen sie davon aus, dass wir zum nächsten Hafen wollen, womit sie recht haben.« Er verengte die Augen und überblickte den blutgetränkten Innenhof. Bald würde es hier nur so von Aasfressern wimmeln. »Ich möchte wetten, sie haben im näheren Umkreis alle Gaststätten geplündert, um uns aufzuhalten. Oder sie lauern uns dort auf.«

      Siderius kratzte sich unter der Mütze, er wirkte ratlos. »Du meinst, um dich aufzuhalten?«

      Er bezweifelte, dass Melecay wusste, oder dass es ihn überhaupt interessierte, was er vorhatte. Nein, es ging ihm nicht darum, ihn von irgendeinem Plan abzuhalten, er verfolgte lediglich seinen eigenen.

      »Weil Melecay mich gegen Riath einsetzen will«, erklärte Xaith und streckte die Hand nach dem Wirt auf, legte sie ihm auf die Brust und konzentrierte seine Macht auf seine Fingerspitzen. »Er will mich in seine Gewalt bringen, um Riath anzulocken – um uns dann beide zu töten.«

      Mit ausgestoßenen Atem setzte er den Leichnam in Brand und zog dann die Hand zurück, er stand auf. Sie traten zurück und sahen zu, wie der Körper in Windeseile von den magischen Flammen restlos verbrannt wurde. Das war alles, war er hier noch tun konnte.

      Säuberung und Sorge dafür tragen, dass diese Unschuldigen wenigstens zu Asche wurden, die der Wind wegtrug, statt Raubtierfutter zu werden.

      »Der Großkönig ist clever, er weiß, wie er Riaths Schwächen ausnutzen…« Xaith brach mitten im Satz ab und runzelte die Stirn. Nur ein nachdenkliches, ärgerliches »Hmmm«, entkam ihm, er kaute auf der Unterlippe.

      Siderius sah ihn von der Seite an. »Wenn sie den Händler finden, könnten sie ihn auch gegen dich verwenden, habe ich Recht?«

      Unheimlich dieser Straßenjunge, seit wann konnte er Gedanken lesen?

      »Ist mir egal, er bedeutet mir nichts.«

      Aber er bedeutet Vaaks etwas, und auch wenn dieser verschwunden war, wusste er so sicher wie er wusste, dass hier Barbaren am Werk waren, dass Vaaks es weder sich noch ihm verzeihen würde, wenn Jin etwas zustieß, während er ihm ungefragt nachreiste.

      Fluchend griff Xaith nach den Stoffbahnen, mit denen er sich das Kind umgebunden hatte. Sein Neffe zog protestierend die Fänge aus seiner Brust und hinterließ einen kreisrunden, leuchtend roten Zahnabdruck in der Mitte seiner Brust. »Bleib hier. Und diesmal meine ich es ernst!«, wies er Siderius an, als er ihm das Kind in die Arme drückte und losließ, sodass der Junge schnell zugreifen musste, damit das Bündel nicht zu Boden fiel. »Versteckt euch, bis ich zurück bin.«

      Er machte sich keine Sorgen um die Jungen oder um Baron, sie wussten was zu tun war, wenn er sie allein ließ, hundertfach hatte er Siderius auf diese Situationen vorbereitet und dieser hatte bewiesen, dass er imstande war, sich zu verstecken.

      Nein, seine Sorge galt allein einem närrischen Kauffmanns Sohn.

      *~*~*

      Er hatte nicht den Wunsch verspürt, an jenem Tag noch weit zu reisen. Der Mut war ihm entflohen und nur matte Trostlosigkeit war zurückgeblieben. Schließlich hatte er das schwere Reisebündel von seiner Schulter gleiten lassen und in der Nähe der Quelle ein winziges Lager aufgeschlagen.

      Als Kaufmann war er zwar kein Kämpfer, kein Krieger, aber sein Vater und er hatten immer gewusst, wie man ohne Dach über dem Kopf überlebte, man musste nur gut vorbereitet sein. Jin war kein Jäger, doch er hatte genügend Vorräte dabei, Wegzehrung, die er sich gewissenhaft einteilte. Sauberes Wasser, es war sogar noch ein Schlauch Wein da, gepökeltes Fleisch, hartes, aber haltbares Brot, stinkender Käse und ein paar Früchte, die er kannte und aufgesammelt hatte.

      Er hatte jedoch keinen Appetit, und das kleine Lagerfeuer entzündete er nur, um etwas zu tun zu haben, er hatte eine Fackel danebengelegt. Tatsächlich war Feuer sehr erfolgreich, um einige Raubtiere zu vertreiben, erfolgreicher als eine blank gezogene Klinge, denn Tiere wichen instinktiv vor den heißen, zuckenden Flammen zurück.

      Einzig und allein fürchtete er sich vor Schlangen und Insekten, die giftig waren und unheimlich gerne nachts in die Decken krochen. Es war nicht ratsam, auf dem Boden zu schlafen, wenn man ein einfacher Mensch war, weshalb Jin stets eine kleine, aber nützliche Hängematte bei sich trug. Sie war aus robustem Bullenleder, starken Seilen und diente tagsüber als Schutz seines Reisebündels, am Abend rollte er sie auseinander und spannte sie zwischen zwei eng stehenden Bäumen.

      Es war ein kleiner Aufwand, aber bisher hatte ihn keine giftige Schlange gebissen.

      Was Räuberbanden betraf, so gab es für ihn nur zwei Möglichkeiten, entweder er rannte weg oder er gab ihnen alles, was wertvoll war. Am klügsten war es, nicht bewaffnet zu sein, das lockte sie zwar an, aber es reizte sie nicht, zu Mördern zu werden. Vielleicht hatten sie auch Mitleid.

      Jedenfalls war nicht jeder Räuber auch gleich ein Mörder, meistens begnügten sie sich damit, einsame Reisende zu bedrohen, bis sie ein oder zwei wertvolle Güter oder einen Beutel Silber ergattern konnten, dann machten sie sich schnell vom Acker, um nicht erwischt oder eingeholt zu werden. Tatsache war, Diebe wurden nicht so vehement verfolgt wie Mörder, das wusste auch jeder Bandit. Jin konnte wohl von Glück sprechen, denn als Nicht-Magier hatte er in Nohva keine unangenehmen Begegnungen gehabt, auch in Elkanasai waren ihm bisher vergleichsweise

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