James Bond für Besserwisser. Danny Morgenstern
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу James Bond für Besserwisser - Danny Morgenstern страница 26
Elliot Carver besitzt in seinem Stealth-Schiff eine mächtigen Unterwasserfräse, die Sea-Vac, mit der Löcher in die Schiffe gefräst werden können, die er versenken will. Diese Waffe kommt gegen Carver zum Einsatz, und Bond zerhäckselt ihn damit. Carvers Handlanger Stamper will unbedingt erreichen, dass die Bombe seines Bosses noch planmäßig abgefeuert wird. Während einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit Bond wird Stamper durch die Bombe eingeklemmt und explodiert mit ihr.385
Die Abnormität Elektra Kings in „Die Welt ist nicht genug“ (1999) ist neben einem entstellten rechten Ohr mehr psychischer Natur: Sie leidet - so heißt es im Film fälschlich - am Stockholm-Syndrom386. Renard dagegen darf wieder etwas auffällig Abstoßendes an sich haben. Er ist völlig gefühllos, da eine Pistolenkugel in seinem Gehirn steckt. 009 hat sie dort hineingeschossen, und sie wandert, was das oben beschriebene Symptom auslöst.387 Renard versucht, mit einem Plutonium-Stab eine Atomexplosion in einem U-Boot auszulösen. Das ist seine Waffe, durch die er stirbt: James Bond schießt Renard den Plutonium-Stab mit Druckluft in den Brustkorb.388
Zu erwähnen wäre noch Bull, ein abtrünniger Angestellter Valentin Zukowskis (Robbie Coltrane389). Die Merkmale der Figur gehören zum Darsteller selbst: Goldie390 hat Goldzähne und wurde deshalb von vielen Bond-Fans als Anspielung auf das silberfarbene Gebiss Beißers angesehen.391
[no image in epub file]Goldie heißt in Wirklichkeit Clifford Joseph Price. Er spielte in „Die Welt ist nicht genug“ (1999) Mr. Bull
Ein außergewöhnlicher Schurke ist Zao (Rick Yune392) in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002). Er sieht zunächst ganz menschlich aus, entwickelt aber im Verlauf des Films ein Aussehen, das laut den Drehbuchautoren Purvis und Wade einem Insekt nachempfunden wurde. Zunächst fliegen Zao bei einer durch Bond ausgelösten Explosion zahlreiche Diamantensplitter ins Gesicht, die - trotz eines Klinikaufenthaltes - den gesamten Film über nicht entfernt werden, und zum anderen unterzieht er sich einem DNA-Austausch, der jedoch vor der Beendigung von Bond unterbrochen wird. Zao ist also ein halbfertiges Wesen mit Diamanten im Gesicht und damit weiter von der Realität entfernt als etwa Beißer.393
Im selben Film wird der DNA-Austausch auch bei General Moon durchgeführt, dessen Metamorphose schließlich in der Figur Gustav Graves endet. Graves lässt sich im Film durch Vlad (Mikhail Gorevoy) eine ganz besondere Waffe bauen: einen gepanzerten Anzug im Robocop-Stil394, der Stromstöße aussendet und mit dem man den Ikarus-Satelliten steuern kann. Graves stürzt in eine laufende Flugzeugturbine, nachdem er durch seinen eigenen High-Tech-Anzug einen Stromschlag erhalten hat.
Vernarbte Gesichter gibt es wieder in „Casino Royale“ (2006): Der Bombenleger Mollaka (Sébastien Foucan), den James Bond und Carter (Joseph Millson395) am Anfang des Films jagen, hat sogar einen komplett vernarbten Körper. Le Chiffres Narbe am linken Auge (396) verursacht, dass gelegentlich Blut aus dem Auge läuft.
Le Chiffre ist außerdem Asthmatiker und benutzt im Film viermal sein Asthmaspray, so vor der Geldübergabe von Obanno (Isaach De Bankolé397), als er die Nachricht erhält, dass ein britischer Agent (Bond) einen seiner Attentäter eliminiert hat, als James Bond im Casino Royale das Poker-Spiel verzögert, indem er einen komplizierten Wodka-Martini bestellt, und als 007 nach der Vergiftung durch Digitalis unerwartet wieder am Pokertisch erscheint und den Big Blind auf eine Million Dollar erhöht.
James Bond versteckt in der Spraydose mit Le Chiffres Medikament eine Wanze mit Ortungssender. So kann er seinen Gegner in dessen Hotelzimmer nicht nur abhören, sondern auch über die Wanze orten.
Gettler hat in „Casino Royale“ (2006) ein schwarzes Brillenglas, das man heutzutage selten zu sehen bekommt. Es wird aus ästhetischen Gründen eingesetzt, wenn jemand auf einem Auge erblindet ist. Schwarze Brillengläser können auch zur Schonung eines in Mitleidenschaft gezogenen Auges eingesetzt werden. Gettlers Auge wird von Bond nicht geschont: 007 schießt einen Nagel durch das Glas in das Auge seines Gegners.
Dominic Greene sorgt in „Ein Quantum Trost“ (2008) dafür, dass die Agentin Strawberry Fields mit Öl überzogen wird (laut „M“ fand man es auch in ihrer Lunge398). Als er schließlich Bond in der Wüste gegenübersteht, wirft dieser Greene eine Dose Motoröl vor die Füße und lässt ihn in der Wüste zurück.399
Zahlreiche E-Mails erreichten mich, als ich in „James Bond XXL“ bei der Homosexualität von Mr. Wind und Mr. Kidd aus „Diamantenfieber“ (1971) als Abnormität sprach. Heutzutage ist gleichgeschlechtliche Liebe nichts Besonderes mehr, doch sollte man Wint und Kidd als erstes schwules Pärchen auf der Leinwand vor dem Hintergrund der 1970er Jahre sehen, als Homosexualität strafbar war. Der Kontrast zum Frauenverführer Bond war sehr deutlich, und als Wint und Kidd in ihrer ersten Szene händchenhaltend durch die Wüste spazierten, war jedem Zuschauer klar, dass es sich um Bonds Gegner handelt. Und auch hier stimmt das Muster, nach dem Wint und Kidd durch ihre „Andersartigkeit“ im Vergleich mit 007 Nachteile haben, die zu ihrem Tod führen: Bond erkennt das Parfüm von Wint wieder, als dieser mit einer Weinflasche neben ihm steht: „Riecht ziemlich kräftig. Nicht der Korken. Ihr Aftershave. Zu süß und zu schwul. (...) Ihr Aftershave habe ich schon mal gerochen und beide Male sah ich eine Ratte.“ Die Killer sind enttarnt und werden abserviert. Hinzu kommt, dass Bond Wint zunächst mit einer Bombe die Hoden einklemmt, bevor er ihn tötet, was sich wieder mit dem deckt, worum es in diesem Kapitel geht: Die „Abnormität“ (nach damaliger Ansicht) wird dem Schurken zum Verhängnis.
Über Wint und Kidd kann man heutzutage eher lachen als sie als bedrohlich zu empfinden. In einer repräsentativen BRAVO-Umfrage (Ausgabe 14/1997) heißt es, 25 Prozent aller Jungen zwischen 14 und 17 hätten schwule Erfahrungen gemacht. Zwei Prozent gaben an, sie seien schwul, 68 Prozent hätten nichts gegen Schwule. Der Kinsey-Report400 stufte 1948 zwischen 90 und 95 Prozent der Bevölkerung als „bis zu einem gewissen Grad bisexuell“ ein. Vielleicht sehen wir James Bond - der bekanntermaßen immer der Zeit voraus ist - in einem folgenden Film auch mal einen Mann küssen („Für England, James.“).401
Einen kleinen Schritt in diese Richtung ist man schon gegangen. In „Skyfall“ (2012) beginnt der Schurke Raoul Silva damit, James Bond, der an einen Stuhl gefesselt ist, zu streicheln. Silva meint zu 007: „Irgendwann ist immer das erste Mal.“ Bond reagiert unerwartet: „Wie kommen Sie auf die Idee, das wäre mein erstes Mal?“.
Schon in Flemings Romanen war Homosexualität ein Thema. In „Liebesgrüße aus Moskau“ diskutiert 007 mit Captain Troop darüber, mehr Intellektuelle beim MI6 zu beschäftigen. Troop daraufhin zu Bond: „Sie schlagen also vor, dass wir die Organisation mit langhaarigen Perversen besetzen sollen. (...) Ich dachte, wir wären uns einig, dass Homosexuelle das größtmögliche Sicherheitsrisiko darstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner einer Gruppe parfümierter Schwuchteln Atomgeheimnisse anvertrauen würden.“
Bond: „Nicht alle Intellektuellen sind homosexuell. Und viele von ihnen haben eine Glatze.“
(Ian Flemings Nachbar auf Jamaika, Noël Coward402, war homosexuell und hatte eine Glatze.)
Dieses Kapitel will ich nicht abschließen, ohne auf die Leiden einzugehen, die Bond ertragen muss, wenn er mit seinen brutalen Gegnern konfrontiert wird.
Dass James Bond Schmerzen kennt, kann man sich bei dem, was er in den Filmen und in den Romanen durchmacht, gut vorstellen. Dennoch kann man ihn nicht als Masochisten bezeichnen. Besonders in den Filmen mit Pierce Brosnan ist das Thema Folter gegenwärtig. Als 007 und Xenia Onatopp in „GoldenEye“ (1995) in einem türkischen Bad aneinander geraten, ist die Konfrontation eine Mischung aus sexueller Anmache und Kampf. Beide küssen sich, dann wieder beißt Onatopp Bond