Der Kampf ums Recht oder Das unsichtbare Böse , 1. Band. Walter Brendel
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Es ist allerdings bemerkenswert, dass viele dieser Mörder und Folterer eine Notwendigkeit spüren, zumindest so zu erscheinen, als täten sie Gutes, während sie ihre Schreckenstaten begehen. Die Motivation, die den modernen Terroristen oder ethnischen Säuberer dazu bringt oder die alten Hexenjäger dazu brachte, Menschen zu vernichten, scheint dieselbe zu sein, die die frommen Killer der Inquisition antrieb. Vielleicht gibt es Satan ja doch – in den Seelen dieser guten Menschen, die für ihre noble Sache kämpfen.
Aus philosophischer Perspektive betrachtet basiert der universelle Glaube an böse Dämonen auf dem Bedürfnis, die ungeheure Menge an moralischem und physischem Bösen zu erklären, das den Menschen durch seine ganze Geschichte begleitet hat. Ich vermute auch, dass Teufel auf ihre Art dazu dienen, unsere eigenen bösen Handlungen zu entschuldigen und unser Verantwortungsgefühl für den Schaden, den wir anrichten, abzuschwächen. Psychologisch gesehen könnten Dämonen eine Projektion unseres Selbst sein, der schlimmste und/oder meistgefürchtete Teil unseres Wesens. Aus literarischer Sicht müssen Dämonen existieren; gäbe es sie nicht, müssten wir sie erfinden. Sie scheinen grundlegend für einen großen Teil unserer Erzählungen zu sein – grundlegender vielleicht als ihre guten Gegenstücke.
Das Schwachwerden der christlichen Religion hat auch Satan erfasst. Es ist kein Zufall, dass Satan den Zenit seiner Macht im dreizehnten Jahrhundert erreichte, als die Kirche auf dem Höhepunkt war. Im Mittelalter nahm man an, der Teufel habe den Hadrianswall zwischen Schottland und England errichtet, riesige Steine für den Bau von megalithischen Steinkreisen und Dolmen bewegt oder Brücken wie die von Saint-Cloud und die Pont de Valentre bei Cahors gebaut – für den Preis der Seele desjenigen, der als erster die Brücke überschreite. Satan konnte Magie wirken, aber man darf dabei nicht vergessen, dass die ganze christliche Religion magisch ist mit ihren Sakramenten, die vor Satan schützen und die Brot und Wein in Jesus Körpersubstanz verwandeln, Wundern, die die natürliche Ordnung zum Guten wie zum Bösen auf den Kopf stellen, oder mit der Wiederauferstehung der Toten und dem Versprechen des ewigen Lebens. Satan repräsentiert das Gegenteil dieser Ordnung: Schwarze Magie, Pakte mit dem Teufel, Wunder gegen die natürliche Ordnung, das Versprechen ewiger Jugend und wundersamer Superkräfte. Diese satanische Ordnung war die Schöpfung der Kirche, notwendig zur Festigung ihrer eigenen Macht über die Welt. Ketzer, Hexen und Zauberer waren eine Bedrohung der von der Kirche angestrebten Herrschaft. Sie mussten ausgelöscht werden. Mit der Zunahme der Zahl und der Macht der Kirchenfeinde nahm auch der Terror zu, und der Einfluss der Kirche wurde fester und fester etabliert.
Als die Macht des Christentums als dominanter sozialer und politischer Kraft in der westlichen Kultur nachließ, geriet auch Satan in eine Krise. Im achtzehnten Jahrhundert waren, zumindest in Europa, die Scheiterhaufen für die Hexen und Ketzer beinahe erloschen. Heutzutage würden es die meisten Menschen in der christlichen Welt für primitiv und barbarisch halten, einen Menschen dafür zu verfolgen oder zu töten, dass er mit Satan Umgang hat. Auch diejenigen, die angeblich Böses im Namen Satans tun, werden wegen des Bösen verfolgt, das sie tun, nicht wegen ihrer teuflischen Verbindungen. Die meisten Polizeibeamten würden heutzutage, wenn konfrontiert mit einem von Satanisten begangenen Verbrechen, die Straftäter als geistig gestört betrachten und nicht davon ausgehen, dass sie wirklich mit jenseitigen Kräften zu tun haben.
Wenn man davon ausgeht, dass der Aufstieg der modernen Natur-wissenschaften viel mit dem Sturz der christlichen Kirche von ihrer einflussreichen Position innerhalb der westlichen Kultur zu tun hatte, dann muss man es zum Teil der Wissenschaft anrechnen, dass Satan aus dem westlichen Bewusstsein exorziert wurde. Natürlich ist der Teufel noch nicht erledigt: Er erhält seine Macht von Gott, und mit Gottes Schwächerwerden geht auch Satans einher. Eines Tages werden Gott und Satan vielleicht nur mehr machtlose Fremde für die menschliche Phantasie sein. Aber man sollte sich nicht darauf verlassen. Viele Theisten glauben auch heute noch, dass die Übel der modernen Welt – von denen es reichlich gibt, wie wir alle wissen – zurückzuführen sind auf das Erstarken Satans und den Rückgang des religiösen Denkens. Wenn es nach ihnen ginge, würden wir alle mehr und häufiger beten, um gegen die Schlingen des Teufels vorzugehen. Andere Menschen – etwa der Autor – sind eher der Meinung, dass wir mehr von diesen frommen Menschen zu fürchten haben als von Satan und seinen Bewunderern. Einige könnten sich versucht fühlen, diese frommen Anhänger des gesetzlich verordneten Schulgebets für Teufel in Verkleidung zu halten. Soweit würde ich nicht gehen, doch wenn man an diejenigen Kinder Gottes denkt, die Menschen in Abtreibungskliniken ermorden, dann stellt sich die Frage, wozu Satan eigentlich noch gebraucht wird. Tatsächlich würden Satan und seine Truppe, kehrten sie denn zur Erde zurück, herausfinden, dass viele gute Jobs für Teufel jetzt von den Frommen dieser Welt übernommen wurden.
Schließlich gibt es noch die modernen Satanisten, die Trost und Machtgefühl in okkulter Magie finden, vor allem aber in allem, was irgendwie antichristlich ist. Sie beziehen ihre Anregungen aus den großen Werken der Kunst, Literatur und Dichtung, die vor allem von frommen Christen geschaffen wurde, um sie in ihrem eifrigen Kampf gegen ihre Feinde zu unterstützen, aber auch aus vorchristlichen Kulten wie dem ägyptischen Set-Kult oder aus den Werken nichtchristlicher Okkultisten wie Aleister Crowley und Anton La-Vey.
Die Satanisten des 21. Jahrhunderts werden von frommen Christenmenschen gelegentlich beschuldigt, rituell Kinder zu ermorden, Tiere zu verstümmeln und zu töten, Rückwärtsbotschaften auf CDs zu verstecken, mit denen Menschen zum Töten programmiert werden, subliminale oder geheime Botschaften in teuflischen Symbolen auf Pizzaschachteln und Seifenkartons zu verbergen, etc etc, alles mit dem Zweck, Moral und Zivilisation endgültig in die Knie zu zwingen. Die Beweise dafür, dass Satanisten so böse und mächtig sind, wie ihre Feinde behaupten, sind nicht sehr gut, diejenigen für die Macht und Verruchtheit der Frommen allerdings schon. Man erinnere sich an die Hexenjagden der letzten Jahre gegen Erzieher, Eltern und Verwandten von Kindern. Die Beweise sprechen dafür, dass diese Frommen häufig und zu Unrecht viele Menschen des satanischen rituellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt haben. Dabei wurden sie unterstützt von hingebungsvollen Therapeuten und gläubigen Polizeibeamten und Staatsanwälten.
Die Möglichkeit des Hexenwahns wird immer bei uns bleiben und darf niemals als „überwunden“ angesehen werden. Als Mischung aus Angst, Fremdenhass, Gier, sexueller Unterdrückung, Freude am Schauspiel, Neigung zu blindem Gehorsam und zu religiöser Überzeugung ist er sozusagen eine Synthese von Eigenschaften, mit denen der Mensch von Haus aus leben muss..........( der Verstand ist eine Ansammlung von informationsverarbeitenden Systemen, die von der natürlichen Selektion entworfen wurden, um adaptive Probleme zu lösen, die sich unseren Jäger-Sammler-Vorfahren stellten.
Die Jungfrau von Orleans
Über 500 Jahre sind seit der Hinrichtung der Jungfrau Jeanne d'Arc verflossen. Heute wie nie steht sie uns in überzeitlicher Verbundenheit so nahe. Ihr kurzes Leben war Kampf und Opfer, war Sieg, Martyrium durch den Neid und den Wankelmut der Menschen. Tief ergreifend sind die historischen Quellen. Sie sind ursprünglich, sie sind kritisch, sie sind mannigfaltig, sie sind verbürgt: Ursprünglich, da die Aussagen von ihr selbst und den Zeitgenossen stammen; kritisch, da es Zeugnisse aus harten Prüfungsstunden sind; mannigfaltig, da ihre Träger aus Volk und Adel und der Geistlichkeit, Vertreter vieler Berufe sind; verbürgt, da die Jungfrau selbst zum Zeugnis der Wahrheit das Leben hingab und die Makellosigkeit der Urteile standhielt vor lauteren Gewissen der Ritenkongregation.
Aus den festbewehrten Städten des 15. Jahrhunderts ragen allerorts in Frankreich die hohen Türme gotischer Kirchen und weitläufiger Klosterbauten hervor. Wie abgeschlossene Inseln muten sie an, diese Städte mit Mauerkranz und Wachttürmen, mit Laufgräben und Zugbrücken. Starke, schöne Einheit des Stils! Schon dräuen Wetterwolken all überall! Traurige Kunde vom abendländischen Schisma dringt nach Frankreich