Die Eissphinx. Jules Verne

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Die Eissphinx - Jules Verne

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solchem Lärm auch nicht sein?

      – Sechs Meilen weit draußen, im Nordosten ist ein Schiff sichtbar, das auf Christmas-Harbour zusteuert!

      – Sollte es die »Halbrane« sein? rief ich und warf schnell die Kleider über.

      – Das wird sich in wenigen Stunden zeigen, Herr Jeorling. Jedenfalls ist es in diesem Jahre das erste Fahrzeug, das unbedingt einen guten Empfang verdient.«

      Ich kleidete mich im Handumdrehen an und trollte mit Fenimore Atkins nach dem Quai an eine Stelle, wo sich der Horizont zwischen den beiden Landspitzen von Christmas-Harbour unter weitem Winkel öffnet.

      Das Wetter war ziemlich klar, die Dünste über dem Wasser fast verschwunden und ein leichter Wind strich über das weite Meer. Infolge ziemlich regelmäßiger Winde ist der Himmel über dieser Küste der Kerguelen meist reiner als über der entgegengesetzten.

      Etwa zwanzig Einwohner, meist Fischer, umringten Meister Atkins, der ohne Widerrede die bedeutendste und geachtetste Persönlichkeit der Insel war und dessen Worten man hier am meisten lauschte.

      Der Wind begünstigte gerade die Einfahrt in die Bucht. Bei der eben herrschenden niedrigsten Ebbe aber manövrierte das gemeldete Schiff – ein Schooner – ohne Eile, um jedenfalls die Fluth abzuwarten.

      Die Männer tauschten ihre Ansichten aus und ich folgte sehr gespannt dem Gespräche, ohne mich einzumischen. Die Meinungen erschienen getheilt und wurden von beiden Seiten mit großer Hartnäckigkeit vertheidigt.

      Ich muß freilich gestehen – und das bekümmerte mich etwas – daß die Mehrheit der Ansicht war, in jenem Schooner die Goëlette »Halbrane« nicht vor sich zu sehen. Nur zwei oder drei, und darunter der Besitzer des »Grünen Cormoran«, glaubten diese darin zu erkennen.

      »Es ist doch die »Halbrane«! wiederholte Atkins. Der Kapitän Len Guy sollte nicht als Erster nach den Kerguelen kommen... Das wäre mir! Er ist es, dessen bin ich so sicher, als wenn er schon hier wäre, seine Hand in die meine legte und zur Erneuerung seines Proviants um hundert Piculs Kartoffeln handelte!

      – Ihre Augen sind wohl heute nicht ganz klar, Herr Atkins, ließ sich ein Fischer vernehmen.

      – Jedenfalls klarer als Dein Gehirn! erwiderte der Gastwirth beleidigt.

      – Das Schiff dort hat gar nicht den Rumpf eines Engländers, erklärte ein Anderer. Bei seinem schlanken Vordertheile und der starken Ausbauchung des Mitteltheils würde ich es für ein amerikanisches halten.

      – Nein, es ist ein englisches, widersprach Atkins, und ich möchte mich fast anheischig machen, zu sagen, wo es vom Stapel gelaufen ist... ja, an den Werften von Birkenhead bei Liverpool, wo die »Halbrane« gebaut wurde!

      – Nichts da! versicherte ein alter Seemann. Der Schooner da draußen ist in Baltimore bei Nipper und Stronge auf Stapel gelegt worden und das Wasser des Chesapeake hat seinen Kiel zuerst aufgenommen.

      – Sag' doch, das Wasser der Mersey, Du Tropf! erwiderte Meister Atkins. Putz' einmal Deine Fernrohrgläser und sieh zu, welche Flagge nach der Gaffelspitze emporsteigt.

      – Die englische!« riefen jetzt alle Versammelten.

      In der That entfaltete sich eben das rothe Flaggentuch des Vereinigten Königreichs mit dem britischen Jack in der oberen inneren Ecke.

      Jetzt schwand jeder Zweifel, daß es ein englisches Schiff war, das auf die Einfahrt nach Christmas-Harbour zuhielt; doch wenn das auch feststand, so folgte doch noch nicht, daß es die Goëlette des Kapitän Len Guy sein mußte.

      Zwei Stunden später wäre darüber nicht mehr zu streiten gewesen. Vor der Mittagszeit lag die »Halbrane« schon bei vier Faden Wasser inmitten des Hafens vor Anker.

      Meister Atkins begrüßte mit Handbewegungen und lauten Zurufen den Kapitän der »Halbrane«, der sich mir dabei kühler zu verhalten schien.

      Als ein guter Vierziger von sanguinischem Temperament, von ebenso solidem Bau wie seine Goëlette, schon ergrauendem Barte, mit schwarzen Augen, deren Pupille unter den dichten Brauen in dunkler Gluth leuchtete, gebräunter Haut, schmalen, scharf geschnittenen Lippen, die eine in der mächtigen Kinnlade fest eingewurzelte Zahnreihe erkennen ließen, mit einem durch einen noch röthlichen Knebelbart verlängerten Kinn und kräftigen Armen und Beinen – so erschien mir der Kapitän Len Guy. Sein Gesichtsausdruck war etwas hart, oder mehr kalt, wie der eines verschlossenen Individuums, das seine Geheimnisse nicht leicht preisgiebt – das wurde mir noch am nämlichen Tage von einem Manne hinterbracht, der darüber offenbar besser unterrichtet war als Meister Atkins, obgleich der Gastwirth sich als vertrauter Freund des Kapitäns aufzuspielen liebte. Im Grunde konnte sich eigentlich niemand schmeicheln, diese etwas widerspenstige Natur ganz durchschaut zu haben.

      Hier sei gleich eingeschoben, daß der von mir erwähnte Mann der Hochbootsmann der »Halbrane« war. Hurliguerly mit Namen, stammte er von der Insel Wight, war vierundvierzig Jahre alt, mittelgroß, untersetzt und kräftig, hatte vom Brustkasten abstehende Arme, etwas gekrümmte Beine, einen kugelrunden Kopf auf einem Stiernacken, sehr breite Brust, die gleich zwei Lungen hätte aufnehmen können – und ich fragte mich, ob er die nicht besäße, so verschwenderisch ging er mit der Luft beim Athmen um – immer blasend, immer schwatzend, mit listigen Augen, lachender Miene, und dabei breitete sich unter den Augen ein Netz von Furchen aus, das von der immerwährenden Zusammenziehung des großen Jochbeinmuskels herrühren mochte. Auch eines Ohrrings – eines einzigen – der vom Ohrläppchen linkerseits herabhing, sei hier erwähnt. Welch ein Unterschied von dem Befehlshaber der Goëlette, und wie konnten zwei so verschiedene Wesen miteinander auskommen! Und doch war das der Fall, denn schon seit fünfzehn Jahren segelten sie miteinander und zwar zuerst auf der Brigg »Power«, die sechs Jahre vor Anfang unserer Geschichte gegen den Schooner »Halbrane« vertauscht worden war.

      Hurliguerly erfuhr gleich bei seiner Ankunft durch Fenimore Atkins, daß ich mit dem Kapitän Len Guy, wenn dieser damit einverstanden wäre, abzureisen gedächte. Ohne Vorstellung oder sonstige Umschweife trat der Hochbootsmann noch am ersten Nachmittage an mich heran. Er kannte bereits meinen Namen und begann ohne Zögern:

      »Guten Tag, Herr Jeorling!

      – Schönen Dank, guter Freund! antwortete ich. Was wünschen Sie?

      – Ihnen meine Dienste anzubieten...

      – Ihre Dienste?... Wozu denn?...

      – Nun, wegen Ihrer Absicht, sich an Bord der »Halbrane« einzuschiffen....

      – Wer sind Sie denn?

      – Der Hochbootsmann Hurliguerly, so bezeichnet und in der Stammrolle der Besatzung aufgeführt, außerdem ein getreuer Gefährte des Kapitän Len Guy, der gern auf ihn, das heißt auf mich, hört, obwohl er sonst dafür bekannt ist, daß er auf niemand hört.«

      Da kam mir der Gedanke, daß es gut sein möchte, mich dieses sich so gefällig erweisenden Mannes zu bedienen, der seinen Einfluß auf den Kapitän Len Guy gewiß nicht bezweifelte. Ich antwortete also:

      »Schön, lieber Freund, so sprechen wir darüber, wenn Sie Ihre Pflicht augenblicklich nicht in Anspruch nimmt.

      – Ich habe zwei Stunden freie Zeit, Herr Jeorling, und heute überhaupt nicht viel zu thun. Morgen sind einige Waarenballen zu löschen, etwas Proviant zu fassen... doch das ist für die Mannschaft so gut wie eine Ruhezeit. Im Fall Sie eben so frei sind... wie ich...«

      Dabei

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