Die Eissphinx. Jules Verne

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Die Eissphinx - Jules Verne

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an Bord der »Halbrane« einzuschiffen wünschte?...

      – Jawohl.

      – Und wie fiel seine Antwort darauf aus?

      – Nicht so wie ich es wollte und wie Sie es wünschen, Herr Jeorling.

      – Er schlägt es ab?...

      – Ja, wenn man das dafür ansieht, daß er mir sagte: »Atkins, meine Goëlette ist nicht darauf eingerichtet, Passagiere mitzunehmen... Ich habe solche noch niemals aufgenommen und denke es auch später nie zu thun«.

      Drittes Capitel

      Der Kapitän Len Guy

      Ich schlief ziemlich schlecht. Mehrmals »träumte ich, daß ich träumte«, Edgar Poe hat übrigens schon beobachtet, daß man, wenn man zu träumen vermuthet, meist gleich aufwacht.

      Ich erwachte also, und zwar ziemlich mißgestimmt gegen den Kapitän Len Guy. Der Gedanke, mich bei ihrer Abfahrt auf der »Halbrane« einzuschiffen, hatte sich in meinem Kopfe nun einmal festgesetzt. Meister Atkins hatte mir ja gerade dieses Schiff, das Christmas-Harbour alljährlich als das erste anlief, ganz besonders empfohlen. Die Tage und die Stunden zählend, hatte ich mich im Geiste schon so oft an Bord dieser Goëlette gesehen, während sie, draußen vor dem Archipel den Vordersteven nach Westen gewendet, der amerikanischen Küste zusteuerte. Mein Gastwirth setzte keinen Zweifel in das Entgegenkommen des Kapitän Len Guy, das ja eigentlich in seinem Interesse lag. Es kommt sonst fast nie vor, daß ein Handelsschiff die Aufnahme eines Passagiers verweigert, wenn es dadurch nicht gezwungen wird, von seinem Reisewege abzuweichen und jener die Mitfahrt gut bezahlt. – Wer hätte auch etwas anderes glauben sollen?...

      Allmählich ergrimmte ich wirklich gegen den ungefälligen Mann. Die Galle lief mir über und meine Nerven singen an, sich zu spannen. Hier stellte sich mir ein Hinderniß in den Weg, vor dem ich mich aufbäumte.

      Bei meiner fieberhaften Erregung hatte ich eine sehr schlechte Nacht und fand erst gegen Tagesanbruch einige Ruhe.

      Uebrigens blieb ich entschlossen, mich mit dem Kapitän über sein beklagenswerthes Benehmen gegen mich auseinanderzusetzen. Vielleicht richtete ich bei diesem Stacheligel gar nichts aus, mindestens aber sollte ausgesprochen sein, was ich auf dem Herzen hatte.

      Meister Atkins hatte sich im Gespräche mit jenem nur die schon erwähnte Antwort geholt. Ob der gefällige Hurliguerly, der es so dringlich zu haben schien, mir seinen Einfluß und seine Dienste anzubieten, es auch gewagt hatte, sein Versprechen zu halten, wußte ich nicht, da er mir noch nicht wieder zu Gesicht gekommen war. Jedenfalls würde er auch nicht glücklicher gewesen sein, als der Wirth vom »Grünen Cormoran«.

      Gegen acht Uhr früh ging ich aus. Es war abscheulich draußen, das reine Hundewetter, wie man zu sagen pflegt. Regen mit Schnee vermengt, der über die im Westen gelegenen Berge herübertobte, während aus den niederen Schichten Wolkenmassen herunterwirbelten – eine richtige Lawine aus Luft und Wasser. Daß der Kapitän Len Guy jetzt ans Land gegangen wäre, um bis auf die Knochen naß zu werden, war nicht anzunehmen.

      In der That befand sich keine Seele auf dem Quai. Einige Fischerboote mochten den Hafen schon vor dem Unwetter verlassen haben und hatten jetzt wahrscheinlich in einer der vielen kleinen Buchten, die gegen Wasser und Wind geschützt waren, Unterkommen gesucht. Um an Bord der »Halbrane« zu gelangen, hätte ich eines ihrer Boote herüberrufen müssen, und der Hochbootsmann würde es schwerlich auf sich genommen haben, ein solches zu senden.

      »Uebrigens – so dachte ich – auf dem Deck seiner Goëlette ist der Kapitän bei sich zu Hause, und für das, was ich ihm antworten möchte, wenn er bei seiner unhöflichen Weigerung beharrt, eignet sich ein neutrales Gebiet entschieden besser. Ich werde von meinem Fenster aus nach ihm ausschauen, und wenn sein Gig ihn am Quai landet, soll er mir nicht wieder entgehen!«

      Nach dem »Grünen Cormoran« zurückgekehrt, nahm ich hinter einer von Wasser überrieselten Fensterscheibe Platz, deren Beschlag an der Innenseite ich abgewischt hatte, und kümmerte mich nicht weiter um den Sturmwind, der sich im Schornstein fing und die Asche aus dem Kamine trieb.

      Hier wartete ich... nervös, ungeduldig, an meiner Trense nagend und in immer zunehmender Erregung.

      So verflossen zwei Stunden, und wie das bei der Unbeständigkeit der Winde an den Kerguelen vorkommt: das Wetter beruhigte sich eher, als ich mich fassen lernte.

      Gegen elf überwogen schon die hohen Wolken aus dem Osten und der Sturm schlief jenseits der Berge langsam ein.

      Ich öffnete das Fenster.

      In diesem Augenblicke wurde ein Boot der »Halbrane« zum Niederlassen zurecht gemacht. Ein Matrose stieg hinein und ergriff allein zwei Riemen, während ein Mann sich im Hintertheil niedersetzte, ohne die Ruderpinne anzufassen. Zwischen dem Schooner und dem Quai lag nur eine Strecke von fünfzig Toisen. Das Gig legte an, der Mann sprang ans Land.

      Es war der Kapitän Len Guy.

      Binnen wenigen Secunden hatte ich die Schwelle des Gasthauses überschritten und stand sehr bald vor dem Kapitän, der eine Begegnung mit mir, so wenig ihm daran gelegen schien, doch nicht zu vereiteln wußte.

      »Herr Kapitän...« begann ich trockenen und kalten Tones, so kalten, wie die Luft, seit der Wind nach Osten umgesprungen war.

      Der Kapitän Len Guy sah mich fest an, ich wurde aber betroffen durch den traurigen Ausdruck seiner nachtschwarzen Augen. Dann fragte er mit tiefer, nur flüsternder Stimme:

      »Sie sind ein Fremder?

      – Auf den Kerguelen... ja, gab ich zur Antwort.

      – Von englischer Nationalität?...

      – Nein... von amerikanischer.«

      Er begrüßte mich mit leichter Verbeugung und ich that desgleichen.

      »Herr Kapitän, fuhr ich dann fort, ich habe Ursache zu glauben, daß der Meister Atkins vom »Grünen Cormoran« Ihnen einen mich betreffenden Vorschlag unterbreitet hat. Dieser Vorschlag oder dieses Gesuch verdiente, meiner Meinung nach, wohl eine günstige Aufnahme bei einem...

      – Der Vorschlag, auf meiner Goëlette mitzureisen?... unterbrach mich Kapitän Len Guy.

      – Ganz richtig.

      – Ich bedauere, mein Herr, diesem Wunsche nicht entsprechen zu können...

      – Würden Sie mir auch mittheilen, warum?

      – Weil ich nie gewöhnt war, Passagiere an Bord zu haben – das der erste Grund.

      – Und der zweite, Herr Kapitän?

      – Weil die Reiseroute der »Halbrane« nie im voraus bestimmt wird. Sie segelt nach dem einen Hafen oder geht nach einem anderen, wie ich das eben für vortheilhafter erachte. Lassen Sie sich gesagt sein, mein Herr, daß ich nicht im Dienste eines Rheders stehe. Die Goëlette ist zum größten Theil mein persönliches Eigenthum und ich habe für ihre Fahrten von niemand Segelordre zu empfangen.

      – So hängt es also ausschließlich nur von Ihnen ab, mir die Mitfahrt zu gestatten.

      – Gewiß; doch ich kann Ihnen zu meinem größten Bedauern

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